Was ist neu

Krank

Mitglied
Beitritt
25.08.2003
Beiträge
40

Krank

Krank, Krank, Krank, immer dieses Gefühl in meinem Kopf. Warum kann es nicht einmal für eine Minute ausbleiben, Krank Krank, Krank. Angefangen hat es vor 17,8 Jahren als ich noch ein kleines Neutrum war, dass sich nicht entscheiden konnte ob es lieber Mann oder Frau werden wollte, Krank, Krank, Krank. So entschlüpfte ich eben dem Mutterleib als beides, halb Mann halb Frau, Krank, Krank, Krank. In einem Schwall aus Schweiß, Blut, Urin und sonstigen nicht näher erwähnenswerten Sekreten kam ich auf die Welt, welch ein unglückseliger Tag für die Menschheit, Krank, Krank, Krank. Die Hebamme die mich aus meiner Mutter zog, erlitt einen Schreikrampf, worauf die versammelte Belegschaft inklusive meiner Eltern einstimmten als sie sahen, was aufgrund meiner Unentschlossenheit im Mutterleib, passiert war, Krank, Krank, Krank. Ein Zwitter, eine Laune der Natur, die Bestrafung Gottes? Krank, Krank, Krank. Ausgestattet mit einem funktionstüchtigen Penis sowie einer gefühlsechten Vagina. 17.8 Jahre, viele sexuelle Erfahrungen und Experimente später stehe ich vor dem Scherbenhaufem meiner grotesken Existenz. Krank, Krank, Krank. Immer wieder dieses Gefühl in meinem Kopf. Was habe ich nur falsch gemacht? Krank, Krank, Krank. Ich werde es wohl nie mehr erfahren, denn jetzt ist Schluss. Endgültig, Fertig, Aus. Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr. Ende. Krank, Kraank, Kraaank. Amen

 

Hallo El Loco

Für mich liest sich dieser Text wie ein Abschiedsbrief. Er ist im Prinzip nicht erzählend sondern entschuldigend/erklärend.
Das Neue dieses tausend-und-ersten-Selbstmordtextes( behaupte ich einfach mal ;) ) ist die Begründung der seelischen Qualen des Leidenden.
Leider gelingt es mir als Leser keine meotionale Beziehung zu deinem Prot aufzubauen, was an der Kürze und dem gewählten Erzählstil der geschichte liegen mag.
Eine richtige Geschichte wäre mEn besser gewesen.

mfg Hagen

PS: Ich glaube nicht,dass das Personal moderner Krankenhäuser mit purer Panik auf die Geburt eines zwittrigen Kindes reagiert. Außerdem lässt sich heute so etwas bestimmt schon frühzeitig diagnostizieren.

 

Hallo Hagen,

danke für deine Bewertung. Du hast schon Recht mir der Küze des Textes, aber das war gewollt. Die Kürze des Textes spiegelt das trostlose Leben des Protagonisten wieder. Was die emotionale Beziehung angeht, ist es natürlich auch schwer bei so einer kurzen Geschichte eine Beziehung entstehen zu lassen. Evtl. gelingt es mir ja in Zukunft einmal.

Bezüglich des Krankenhauses, denke ich das es solche und solche geben wird.

Ciao

El Loco

 

Selten sowas oberflächliches gelesen. Man könnte es fast als diskriminierend bezeichnen, weil es undifferenziert ein komplexes Thema unzulässig vereinfacht und eine banale Selbsthassgeschichte daraus macht.

Natürlich "ist es natürlich auch schwer bei so einer kurzen Geschichte eine Beziehung entstehen zu lassen". Hättest Du mal eine längere Geschichte geschrieben.

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für deine Kritik Uwe Post. Hätte ich eine längere Geschichte geschrieben, wäre der Sinn und Zweck meiner Geschichte verloren gegangen.

El Loco

Oberflächlichkeit ist meiner Meinung eine Frage des Geschmacks und über Geschmack sollte man nicht streiten finde ich! :)

 

Hallo!

Danke für deine Beurteilung der Story. Wie bereits bei meinen anderen Texten auch, möchte ich darauf hinweisen das ich bewusst die Rubrik "Seltsam" gewählt habe für meinen Text. Sinn und Zweck müssen nicht immer im Vordergrund stehen.

Viele Grüße

El Loco

 

Sinn und Zweck müssen nicht immer im Vordergrund stehen.
Für mich hat eine Kurzgeschichte schon einen Zweck, selbst wenn das nur Unterhaltung ist. Immerhin ist der vorliegende Text von Dir mehr eine Kurzgeschichte als einige andere, immerhin hat er eine Handlung. Das ändert aber nichts an meiner Beurteilung.
Achja und Oberflächlichkeit liegt immer im Auge des Betrachters.
In diesem Fall: Des Lesers, ja. Und Leser beurteilen Geschichten. Nicht Autoren.
In 13 Zeilen lässt sich schwer sowas wie Tiefgang (=Gegenteil von Oberflächlichkeit) packen. Es geht, aber es ist schwer. Du hast es in diesem Text nicht geschafft, und falls ich mich da irren sollte, lasse ich mich gerne aufklären. Ich finde die Umsetzung dem Thema nicht angemessen:

Die Kürze des Textes spiegelt das trostlose Leben des Protagonisten wieder.
Der Inhalt spricht aber nicht von Trostlosigkeit, sondern von Selbsthass. Und das passt nicht zusammen, es sind zwei Themen. Deshalb meine Aussage, die Umsetzung (=Kürze (=trostlos)) passt nicht zum Thema (=Inhalt (=Selbsthass)).

17.8 Jahre, viele sexuelle Erfahrungen und Experimente später
Klingt ehrlich gesagt auch nicht trostlos. Passt also auch nicht zusammen.

Hoffe, ich konnte meinen Standpunkt durch diese Konkretisierung klar machen.

 

Vielen Dank für deine ausführliche Standpunkterklärung. Habe inzwischen meinen bissigen Kommentar bezüglich der Oberflächlichkeit abgeändert, war nicht angebracht von mir, sorry.

Bis bald

euer seltsamer El Loco

 

Naja, auffallend ist, dass der Prot sich selbst die Schuld an seinem Zwitterdasein gibt ("das sich nicht entscheiden konnte", "aufgrund meiner Unentschlossenheit", später: "Was habe ich nur falsch gemacht?"). Zusätzlich werden die Reaktionen der Andernen, derjenigen die sich um das kleine Ding hätten kümmern müssen, wie plötzliche Anfälle/Krankheiten geschildert ("erlitt einen Schreikrampf").

Woher dieses ständige Gefühl (krank) kommt, ist ja dann klar. Es kommt von den Anderen, die ihn als krank empfinden, sich dementsprechend verhalten und ihm dieses Gefühl so vermitteln.

Ich weiß nicht, aber muss es unbedingt Selbstmord sein? Sicher ist, dass Schluss ist, doch nicht womit. Schließlich endet der Text mit einem "Amen". So beendet man ein Gebet. Ein Gebet hat immer denselben Ton und bedeutet immer die gleiche Leier. Es ist Schluss mit der immer gleichen Litanei. Natürlich könnte es auch des Prots Leben sein. Denn das bildet ja immer die gleiche Leier. Aber ich mag solch endgültiges gerade gar nicht, also ist für mich Schluss mit dem Selbstmitleid.

Oberflächlich oder nicht, kommt drauf an, worum es hier geht. Die "Zwittergestalt" ist für mich ein Bild für jemanden, der nicht der Norm entspricht. So gesehen warnt der Text davor, sich allzu sehr dem Urteil Anderer auszusetzen. Der Mensch ist frei und hat die Wahl. Hier fiel die Wahl laut Autor auf den Selbstmord. Hier setzt meine Kritik an. Für mich ist der Prot viel zu sehr als Opfer dargestellt. Sicherlich ist er das. Aber er macht sich auch selbst dazu. Mir hätte ein anderer Schluss, der die Entscheidungsfreiheit des Individuums mehr betont, besser gefallen. Aber vielleicht wäre das ja nicht in Deinem Sinne gewesen.

Ich finde das Thema interessant.

 

Einer, der beides gleichzeitig und gleichzeitig keins von beiden ist. Für sowas hab ich ne Schwäche.

Hmm, der Prot ist ja offenbar gelähmt. Die alte Leier ist auch: Er hat ja gar kein Recht, um Vergebung zu flehen. Wenn er von Anfang an entschlossen gewesen wäre... aber so. Selbst Schuld.

Das ist ein interessanter Anfang, aber eine gute Geschichte wäre es erst dann, wenn Dein Prot vor dem Ende auch einen Weg geht.

Wenn Du unbedingt die letzte Katharsis willst, fehlt noch ein bißchen was an Fallhöhe, damit es wirkt und nicht nur kitschig (oder oberflächlich) rüberkommt. Die schuldlose Schuld hast Du ja schon, aber steril, als Beschreibung, weniger als gefühlte Herleitung. Versuch doch, sie spürbar zu machen. Kannst ja mal die Verwandlung vom Kafka lesen.

Das wäre dann so, für Deinen Prot einen Weg zu finden, von seiner Schuld geheilt zu werden. Eine Erfahrung, die ihm die Entscheidungsfreiheit, von der Zaza spricht, überhaupt erst zugänglich macht. Oder an der er dann eben vollends scheitert.

Nochwas anderes:
Die Stelle mit den "sonstigen nicht näher erwähnenswerten Sekreten" hat mir nicht gefallen, da passt was nicht zum Rest. Lass weg.
Die Kürze des Textes spiegelt so einiges wider, sicherlich aber nicht das trostlose Leben des Prot. Wenn Du dafür ein Gefühl herstellen willst, versuch es über die Sprache, das ist ne Stilfrage.

 

hi el loco,

ich muss dir sagen, dass es dein text wohl geschafft hat bei mir eine stimmung zu erzeugen. vielleicht deshalb, weil ich mich mit diesem thema (sicherlich randthema in unserer gesellschaft - leider immer noch) beschäftigt habe. auslöser dafür waren die sich wiederholenden wörter "krank, krank, krank". (diese wiederholende anwendung finde ich überhaupt ein interessantes und wirksames stilmittel.) und diese wiederholung zeigt einfach, dass der/die protagonistIn seine situation als krankheit ansieht - die mensch immer loswerden will und das leben unerträglich macht. nur dass es in diesem fall aber keine krankheit sein sollte - akzeptanz hat er/sie ja nie erreicht und das wirkt auf jeden fall auf emotionaler ebene - bei mir jedenfalls.

lg sabine

 

Hallo,

Ich würde sogar , obwohl es nicht direkt im Text steht, interpretieren, dass der "kranke" Charakter seines Daseins dem Protagonisten erst vom "Mob" eingeredet worden ist. Dazu paßt auch der Abschluß mit dem "Amen", wie bei einem Gebet, eben etwas nachgeplappertes, das man schon tausendemale so gehört hat, so oft, dass er es nun selber glaubt, und selbst ausführt, was "die Gemeinschaft" sich wünscht (Selbstmord).

Gruß

MisterSeaman

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom