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Kuh-Leasing

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03.06.2004
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Kuh-Leasing

Kuh-Sharing

Sauber und ordentlich hatte Heidi ihre Einkäufe im Einkaufswagen untergebracht: Schweizer Butter und Käse, Obst, Klopapier, einen neuen Putzlappen - und natürlich ein gutes Steak für ihren Bernhard.
Jedes Produkt fand seinen eigenen Platz. Bei den Milchprodukten hielt sie sich natürlich bewusst an das Sortiment aus dem Hause „Heidi“ – schließlich hatte sich Bernhard doch so sehr an sie gewöhnt.
Zielstrebig, wie eine Musterschülerin, ging Heidi durch die Gänge und griff nach den vertrauten Produkten in den Regalen. Jetzt nur noch zahlen, alles ins Auto packen, dann losfahren.

Komfortabel war er ja der Mercedes. Bernhard hatte ihn erst letzten Sommer erstanden. „Eine Investition in einen qualitativ enorm hochwertigen und sicheren Wagen“, hatte der Verkäufer gesagt und Bernhard die Hand gereicht.
Heidi war keine gute Fahrerin. Sie hatte nicht viel Zeit mit dem Wagen rum zu fahren. Die „Pflege des Heimes“, wie Heidi es gerne nannte, nahm zuviel Zeit in Anspruch.
Kinder? Hatten sie zum Glück noch keine. Sie gaukelte Bernhard vor es klappe einfach nicht und nahm dabei heimlich die Pille. Tatsache aber war: Kinder hätten sie schlicht überfordert. Zuviel Zeit verbrachte sie schon damit ihr Äusseres zu perfektionieren. Zweimal die Woche ging sie ins Fitnessstudio, einmal zur Maniküre. Ihr Haar wusch sie jeden Tag. An ihr perfektes Äusseres zu denken tat gut und ihre perfekt geschminkten Lippen formten sich zu einem Lächeln. Sie mochte es, wenn alles perfekt wirkte, dass hatte sie von ihrem Bernhard gelernt. „Immer ans Image denken!“, pflegte er zu sagen.

Zuhause angekommen räumte sie den Einkauf in die Schränke. Sie duschte, zog sich etwas Frisches über, deckte liebevoll den Tisch und bereitete das Abendessen vor.
Bernhard hätte längst da sein müssen. Aus Sorge und Langeweile fischte sie einen hellblauen Zettel aus der Einkaufstüte, welche noch in der Küche stand. „Gewinnen sie eines von 10 Kuh-Sharings und Ihnen gehören bald 70-120 kg bester Bergkäse“, schrieben die Inhaber der Firma „Heidi-Milchprodukte“. Die Wettbewerbsfrage war einfach: „Woraus werden Heidi Milchprodukte hergestellt? a) Sojamilch b) Schweizer Bergmilch c) Kondensmilch“.
Heidi setzte ihr Kreuz bei „b) Schweizer Bergmilch“.
Um sieben Uhr kam Bernhard endlich, gab ihr einen Kuss, setzte sich an den Tisch und begann sofort sein vielleicht etwas zu zähes Steak zu essen, welches Heidi wieder hatte aufwärmen müssen.
Heidi betrachtete dabei seine Hände und spürte ein leichtes Brennen in ihrer Magengegend. Seine Hände waren lang, blitzsauber und aalglatt.

Tage später lag ein hellblauer Briefumschlag von der Firma „Heidi-Milchprodukte“ im Briefkasten. Heidi hatte gewonnen. Am folgenden Montag durfte sie „nach einem gemütlichen Mittagessen auf einer Alp im Bündnerland“ eine Kuh auswählen, die dann den Sommer über versorgt und mit besten Bergkräutern gefüttert wurde. Aus der Milch der Kuh würde der Senn erstklassigen Bergkäse machen, den sie sich dann im September beim „Käseteilet“ abholen könnte.
Bernhard konnte sie nicht begleiten. Er müsse arbeiten, erklärte er ihr nachsichtig. Also fuhr Heidi mit dem neuen Mercedes auf die Alp im Bündnerland. Allein.

Eigentlich war ihr all dies schon etwas zuwider. Alp, Kuh – schon diese Worte erschienen ihr schmutzig und auch hier im Auto schien es nun übel zu riechen.
Kaum auf der Alp angekommen wurde sie sogleich von Leuten umzingelt, freundlich begrüsst, herumgeführt und fotografiert. Sogar einer der Geschäftsführer von „Heidi-Milchprodukte“ war anwesend und hatte umgehend seine Freude über die Namensverwandtschaft der Gewinnerin kund gegeben. Trotz der anfänglichen Bedenken strahlte die geschmeichelte Heidi nun über das ganze Gesicht - und gab damit beim anschließenden Foto-Shooting in ihrem frühlingsweißen Kleid ein wunderschönes Bild neben einer gefleckten Kuh ab

Auch Simon, der Senn, war anwesend und betrachtete diese strahlende Frau mit einem leisen Lächeln.

Heidi aber wusste noch nicht, dass sie heute mit nackten Füssen unter dem Sternenhimmel tanzen würde. Noch nichts wusste Heidi von schmutzigen Füssen und verschmiertem Lippenstift. Nichts von Simons grossen, rauhen Händen.
Doch hätte sie es geahnt – Ihr Lächeln auf dem Foto, neben der gefleckten Kuh wäre mehr als glücklich gewesen.

 

Hallo lorelei und herzlich willkommen :)

netter Einstieg, wenn auch nicht überragend.
Stilistisch hast Du einige umgangssprachliche Forumlierungen drin, die den Text etwas ungelenk erscheinen lassen, sowie Wortwiederholungn.
Inhaltlich ist die Geschichte nicht ganz stimmig aufgebaut, der Schluss legt nahe, dass sie ausbrechen will aus all dem Perfekten, allerdings will sie ja von sich aus auch perfekt sein, nicht nur weil Bernhard es will - zumindest kommt das bei mir nicht an.
Die Charakterisierung von Heidi, Bernhard und ihrer Beziehung ist mir noch viel zu oberflächig, bis auf äußerliche Kleinigkeiten weiß man kaum etwas. Somit zuckt der Leser nur mit den Schultern, er ist Beobachter von etwas, das ihn absolut nichts angeht, und das er, 2 Minuten nach dem Lesen wieder vergessen hat.
Die Idee vom "Kuhleasing" an sich find ich nett. ;)
Ich denke, die Geschichte würde einiges gewinnen, wenn Du stilistisch überarbeiten würdest, und die Charaktere glaubhafter und lebendiger zeichnen würdest.

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Maus

Ich danke dir für die hilfreichen Tipps!
Ich werde nun versuchen die Caraktere etwas tiefgründiger zu beschreiben. Dass sie so oberflächlich geworden sind liegt wohl vorallem daran, dass ich die Geschichte für die Schule geschrieben habe und somit der Umfang auf zwei Seiten begrenzt war. :rolleyes:
Ich habe nun auch selbst bemerkt, dass ich Heidi am Anfang als Perfektionistin beschrieben habe und es deshalb nicht ganz logisch ist, dass sie aus der perfekten Welt, in der sie und Bernhard leben, ausbrechen will.
Ich habe mir einfach gedacht, dass sie die Art wie Bernhard denkt schon so sehr übernommen hat, dass ihre geheimen Wünsche nach unperfekten Dingen nur noch ganz tief in ihrem Unterbewusstsein existieren.

Sommerlicher Gruss, lorelei

 

Lieber Marius Manis

Habe nun meinen Text nochmals überarbeitet und konnte dabei viele deiner Tipps gebrauchen! Danke.

LG
Lorelei

 

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