Letzte Burg
Gestern fiel die letzte meiner Burgen.
Ich sehe mein Herz; umrundet von Festungen, die nur zu einem Zweck errichtet wurden: um das Herz zu schützen. Zehn mal tausend Krieger standen auf den wehrhaften Zinnen der Festen. Und bei der letzten waren es sogar zwanzig Mal tausend Mannen, die ihr Leben in meine Hand gaben. Die Mauern waren stark, doch die Krieger, sie waren nicht geschult und hatten wenig Erfahrung. Was nützen die vielen Kämpfer, wenn niemand weiß, auf was man gefasst sein muss? Sie erwarteten das Schlimmste. Doch was dann tatsächlich in wogenden Wellen auf meine Burgen zustürmte, damit konnte niemand rechnen.
Die mächtigen Armeen der Feinde, derer Zahl plötzlich und ohne Vorwarnung Legion war, hatten es auf mein Herz abgesehen. Und die Soldaten der Gegner waren erfahren. Sie wussten, wie Männer getötet und Mauern niedergerissen werden mussten.
Und so standen sie da: Die Armeen des Kummers, der Eifersucht und des Hasses. Bald vereinigten sie sich mit den Legionen der bitteren Verzweiflung.
Die Burg des Glaubens war die Erste, deren Mauern zu Trümmern sanken. Meine Festungen der Freunde und die, der guten Ratschlägen folgten ihr aber bald auf den Fuß. Nichts vermochte den orkanartigen Sturm des Bösen aufzuhalten.
Angst und Bang standen die Männer auf den Zinnen meiner letzten Burg und erwarteten den Feind. Sie hofften inbrünstig und glaubten fest daran, dass die Armee der Liebe zur Unterstützung eilen würde.
So wie ich.
Doch nichts kam.
Nicht ein einzelner Kämpfer erschien. Nur ein Bote, der uns die Nachricht überbrachte, dass die Liebe hier wenig Chancen hätte. Man ließ uns alleine.
Ja, gestern fiel die letzte meiner Burgen.
Und ihr Name war Hoffnung.