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Lilly fängt Träume

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18.08.2002
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Lilly fängt Träume

Lilly fängt Träume [überarb.]

Tim kann nicht schlafen. Immer wieder wälzt er sich im Bett herum, bald nach rechts, bald nach links – müde wird er nicht. Ganz im Gegenteil, das muntert ihn auf, was ihn um so mehr ärgert. Er will endlich einmal vom Sandmännchen träumen, das von Land zu Land und von Ort zu Ort reist, um allen Kindern Schlaf zu schenken, und viele aufregende Geschichten hört.

Seufzend stützt Tim den Kopf auf die Hände und betrachtet den Sternenhimmel. ‚Wie wär es erst, wenn der Sandmann von da oben hinunter kommen und mir Gute Nacht wünschen würde?’, denkt er. Es wäre ein wahres Glück, und seine Freunde würden bestimmt staunen.

Da bemerkt Tim einen Stern, der sich bewegt und irgendwie näher kommt. Was ist das? Der Stern scheint wirklich zu ihm hinunter zu schweben, nein, er fliegt sogar atemberaubend schnell. Ist es wahrhaftig das –? Tims Herz beginnt zu pochen. Bald erkennt er, dass in diesem Stern etwas ist, etwas Lebendiges. Tim strahlt übers ganze Gesicht. Egal, wie sein Wunsch auch in Erfüllung gegangen sein mag, jetzt ist er gespannt wie ein Flitzebogen.

Dann ist Tim doch verdutzt, um nicht zu sagen, sogar ein bisschen enttäuscht. Es ist nicht das Sandmännchen, sondern ein Mädchen in einem weißen Kleide, das wie ein Gespenst durch das Glas schlüpft und sich auf den Fenstersims setzt. Es lässt seine Füße baumeln und scheint ein bisschen zu verschnaufen. Aber dann sagt es mit einer lieblichen, samtenen Stimme: „Hallo!”

„Hallo ... Wie heißt du?”, fragt Tim.

„Ich heiße Lilly!”, sagt es freundschaftlich und fügt dann hinzu: „Ich bin gekommen, um mich bei dir zu entschuldigen.”

„Warum willst du dich bei mir entschuldigen?”, fragt Tim verwundert.

„Weil ich dir keine Träume mehr fangen kann”, sagt Lilly mit dem Blick nach unten. „Mein Kescher hat ein Loch”, erklärt sie und zaubert flugs ein kescherartiges, glitzernes Dingsbums hervor, das ganz offensichtlich ein Loch hat, ein ziemlich großes dazu. Wahrhaftig, damit kann sie keine Träume mehr fangen.

Tim wird einiges klar. „Ich verstehe jetzt unser Problem”, sagt er. Aber plötzlich kommt ihm eine Idee, und gespannt fragt er: „Kennst du das Sandmännchen?”

„Na klar!”, ruft sie, „Das ist mein neuer Kollege. Ich bin ja erst seit Kurzem bei der Traumfängerei, und er hat sich mir sehr freundlich vorgestellt.”

„Er ist nicht nur nett, sondern soll auch sehr weise sein”, erklärt Tim, „Vielleicht weiß er Rat, wie der Kescher zu flicken ist.”

„Na, worauf warten wir dann noch?”, freut sich Lilly und verwandelt den kaputten Kescher geschwind in eine Art Fluggerät.
Lillys Zauberkünste überraschen Tim schon genug, doch die plötzliche Erscheinung verwirrt ihn völlig: Zwei Polstersitze, die an einem Paar Flügel festgebunden sind.
„Damit kann man fliegen?”, fragt Tim argwöhnisch, aber Lilly lacht nur.

Es geht hoch hinauf. Über die lichterne Stadt, über Feld und Länder, und das weite, schwarze Meer. Es ist so windig, dass es Tim und Lilly das Haar zerzaust. Aber bald ist Stille; um sie herum stehen Millionen von Sternen. Jeder von ihnen, das erkennt Tim plötzlich, enthält irgendetwas Merkwürdiges: Reigen tanzende Musiknoten, verknotete Fieberthermometer, Regentonnen mit Zipfelmützen, Hundskatzen mit Schweinsnasen, gefesselte Grabwichte, Hexengestalten, Teddybären, kurzhalsige Kuschelgiraffen, Pfeife rauchende Elfen, rosablaue Kaugummibäume und was weiß der Himmel noch alles.

„Das alles sind Träume, die wir fangen”, erzählt Lilly stolz, während Tim sich umsieht und Bauklötze staunt.
„Und meine, meine Träume sind auch darunter?”, ereifert sich Tim. „Alle Träume”, versichtert Lilly geheimnisvoll und dann, kichernd, ruft sie: „Gleich sind wir da!”
Es dauert aber noch ein ganze Weile, bis sie die weiße Hütte des Sandmännchens auf einer Wolke vorfinden. Und Tim hickst vor Freude, denn auf der Bank vor dem Häuschen sitzt dasselbe gerade und strickt.

Da blickt der kleine Mann schon auf und erhebt sich lächelnd zur Begrüßung.

„Hallo, meine Lilly”, brummt er, als sie gelandet sind. „Wen hast du uns da mitgebracht?”

„Ich bin Tim!”, nimmt dieser das Wort an sich, schließlich ist er glücklich und da darf man das.

„Er kann nicht schlafen”, erzählt Lilly, „und das hat mir leidgetan. Mein Kescher hat nämlich ein Loch und so kann ich für Tim natürlich keine Träume fangen.”
„Ach...”, erwidert der Sandmann und legt den Kopf schief. Er schaut in die Ferne und murmelt vor sich hin, während er sein Barthaar um die Stricknadel zwirbelt. Aber plötzlich kommt ihm wohl ein guter Gedanke. Er strahlt über das ganze Gesicht und bricht schließlich in ein schallend' Lachen aus.

„Ja natürlich!”, ruft er freudig aus. „Wie kann es anders sein? Was meint ihr denn, wie ich mich darüber gewundert habe. Literweise Schlafsand habe ich auf dich geschüttet, Tim. Aber nach jedem Handvoll musste ich feststellen: ‚Potzblitz, ist der Junge denn immer noch wach!?’ Leider hatte ich irgendwann den ganzen Sand verbraucht, und aus Wut habe ich den Sack in eine Mülltonne geworfen. Deswegen sitze ich ja nun hier und stricke mir einen Neuen.”

„Warum konnte ich denn nicht schlafen?”, will Tim endlich wissen.

„Ach, das ist ganz einfach, komm einmal her. Lilly, gib mir doch kurz deinen Kescher... Danke. Also schau: Hier, die kleinen glitzernden Fäden, die ganz dicht und fein wie Seide miteinander verwoben sind, siehst du sie? Was meinst du, wie sie heißen?” Da Tim nur mit den Schultern zuckt, sagt es das Sandmännchen selbst: „Das sind Glückssträhnen.”
„Glücksträhnen?!”
„Ja. Das Netz besteht also aus Glück.”
„Und warum hat das Glück ein Loch?”, fragt Tim staunend.
„Das kann nur eines sein:”, erwidert der Sandmann mit dem Brustton voller Überzeugung. „Der unbeugsame Wille! Wolltest du nicht unbedingt einschlafen, um von mir zu träumen? Wolltest du die Müdigkeit nicht buchstäblich herbei zerren?”
„Ja, das wollte ich”, murmelt Tim, ein bisschen betreten. „Aber das habe ich doch nicht gewusst!”
Da lacht der Sandmann abermals. „Ja, freilich! Und dieses Problem ist gar nicht mal so selten, ich habe schon einige Träumekescher flicken geholfen. Das Ding ist eben, dass das Glück den Willen meidet wie Katzen das Wasser.”
Tim und Lilly sehen sich an. Das ist nicht leicht zu verstehen.

Der Sandmann nimmt das Strickzeug wieder zur Hand, das er vorher kurz abgelegt hat, und fährt fort:
„Ihr wisst ja, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Das gilt für die Schule, das gilt manchmal fürs Spiel. Aber eben nicht immer, vor allem, wenn es ums Schlafen geht –”
„Dann müssen wir Glück haben!”, unterbricht Tim eifrig.
„Aber nein, nein, wo denkst Du hin! Das Glück mag kein Muss im selben Satz, ist es doch scheu und lässt sich nicht bitten. Sag einfach: Du hast Glück, wenn du Glück hast. Nicht mehr und nicht weniger.”
„Ahja, hmm...”, sagt Tim nachdenklich.

Dann kommt der Sandmann beschwörend mit dem Gesicht an Tims und raunt: „Das beste ist, du willst gar nicht schlafen! Dann wachst du gewiss morgens auf und erkennst, dass du es dennoch getan, und vielleicht sogar geträumt hast. Das Loch in Lillys Kescher wird zuwachsen und sie kann dir wieder schöne Träume bringen.”

Da fasst Tim Hoffnung und muss lächeln. „Das werde ich tun!”, ruft er, „Ich werde wieder nach Hause fahren. Und wenn ich im Bett liege, werde ich nicht auf mein Glück warten und einschlafen wollen, damit ich von dir träume. Der Schlaf soll kommen oder auch nicht, auch wenn ich die ganze Nacht wach liege.” Und kichernd fügt er hinzu: „Dann muss ich am nächsten Tag vielleicht nicht in die Schule...”

Und so beenden sie die Zusammenkunft. Der Sandmann zeigt Tim noch den Schlafsand in dem großen Kristallkübel, in welchem er ihn zubereitet, und dann verabschiedet er die Kinder. Er winkt ihnen noch ein Weilchen, während sie zur Erde zurück kehren.

Allmählich verblasst alles. Schließlich öffnet Tim die Augen und blinzelt der Sonne zu. ‚Heute werde ich doch zur Schule gehen’, sagt er zu sich selbst. Er reckt und streckt sich, der Tag kann kommen.

[highlight]Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE (s. Profil)[/highlight]​

 

Hallo Florian,

in Deiner Geschichte hast Du viele sehr niedliche Ideen verarbeitet. Mir gefällt z.B. die Traumfängerin Lilly mit ihrem löcherigen Kescher und das strickende Sandmännchen, das sich den Bart um die Stricknadel zwirbelt. Auch über die Sterne, die all die seltsamen Träume enthalten, zweifach verknotete Fieberthermometer, etc, habe ich lachen müssen.

Und die "Moral" der Geschichte, nämlich dass Tim lernt, dass man das Glück nicht zwingen kann, sondern dass man es dankbar hinnehmen soll, wenn es einem geschenkt wird, kann von Kindern durchaus verstanden werden.

Was mir nicht so gut gefiel, war, dass ich das Gefühl hatte, dass Du eine gewollt kindliche Sprache wählen wolltest. Und dabei sind mir etliche Stellen aufgefallen, an denen Dir das nicht so richtig geglückt ist, an denen Dir der Text eher umständlich geraten ist. Ein Beispiel dafür ist Dein letzter Satz, warum schreibst Du da nicht einfach: "Heute wird er doch zur Schule gehen."?

Oder ein weiteres Beispiel:
"Er will endlich mal von dem Sandmännchen träumen, welches von Land zu Land, von Ort zu Ort reist, um allen Kindern Schlaf zu schenken und es dafür viele aufregende Geschichten erzählt bekommt." Hier habe ich erstens zu bemängeln, dass Du das umgangssprachliche "mal" verwendest, wo doch "einmal" für meinen Geschmack viel schöner klingt und zweitens liest sich Dein letzter Satzteil "um ..." ganz holperig. Ich würde da das Wort "es" ganz weglassen. Und ich würde mir eine andere Formulierung für "erzählt bekommen" überlegen. Die Umschreibung mit "bekommen" gefällt mir nämlich überhaupt nicht.

Lieber Florian, leider bin ich ziemlich unter Zeitdruck, deshalb möchte ich jetzt nicht so gerne weitere Textstellen heraussuchen, die meiner Meinung nach verbessert werden könnten. Vielleicht haben ja andere Kritiker auch Vorschläge? Und sonst, wenn Du es möchtest, schreibe ich demnächst noch mehr. :)

Liebe Grüße
Barbara

 
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Hallo al-dente,


herzlichen Dank für deinen Kommentar, für das Lob genauso wie auch für die Kritik.

Der Sprachstil ist für mein Auge zwar flüssig, doch war ich mir bewusst, dass das nicht für jeden anderen gilt. Das ist hier schließlich meine erste Kindergeschichte, und da beherrsche ich es natürlich noch nicht so gut wie ihr Profis ;).
Umso mehr bin ich für deine Bemerkungen dankbar und werde in nächster Gelegenheit die entsprechenden Stellen revidieren.

Du eine gewollt kindliche Sprache wählen wolltest.
Eine gewollt kindliche nicht, eine natürliche, kindliche hingegen. Ist mir wohl nicht immer gelungen?

"Heute wird er doch zur Schule gehen."
Die Klausel "..., sagt er sich." muss ich aber trotzdem anhängen, sonst ...die Perspektiv. Aber mit dem "wird" hast du sehr recht.

Ich würde da das Wort "es" ganz weglassen.
Würde ich den Rest so lassen und nur das "es" streichen, wäre das auf jeden Fall grammatisch falsch, da das "um zu" kein Subjekt implizieren kann und somit dem Satz etwas fehlen würde. Ich werde mir den Satz trotzdem nochmal überdenken. Bzgl. "erzählt bekommen", liebäugle ich noch mit "lauschen kann". Mal sehen...

Lieber Florian, leider bin ich ziemlich unter Zeitdruck, deshalb möchte ich jetzt nicht so gerne weitere Textstellen heraussuchen, die meiner Meinung nach verbessert werden könnten. Vielleicht haben ja andere Kritiker auch Vorschläge? Und sonst, wenn Du es möchtest, schreibe ich demnächst noch mehr.
Nur mit der Ruhe, läuft Dir ja nicht weg. Aber immer zu, kannst mich ruhig ärgern ;).

Ciao.

 

Hey Floh!
Hm, obwohl ich deine Geschichte sehr schön finde und sie thematisch auch sehr kindgerecht ist, muss ich einige Dinge kritisieren.
Zum einen wäre da die Sprache deines Textes, die ich zu schwer weil zu kompliziert für Kinder finde(wobei man dabei auch das Alter des Kindes nicht aussser Acht lassen darf, denn ein halbwegs intelligentes Kind über zehn verstände die Sprache, denke ich). Das klingt vielleicht ein wenig merkwürdig, aber man merkt, dass die geschichte von einem Erwachsenen und nicht von einem Kind geschrieben wurde. Um den Effekt einer kindlichen Sprache zu erreichen, müssten Satzkonstruktionen und Wortwahl klarer und einfacher sein.Ausdrücke wie "merkwürdig anmutet" und "...sitzt dasselbe..." würden ein Kind sicherlich nur verwirren.
Ja. Also. ich finde, du könntest deine Geschichte auch als eine für Erwachsene ausgeben und sie unter "Seltsam" oder "Philosphisch" einordnen (Wenn es auch keine sehr tiefgründige Philosophie ist).
Naja. Vielleicht ließt du diese meine Kritik ja auch gar nicht mehr, weil die Geschichte schon etwas älter, jedenfalls nicht deine neuste, ist.
Wie auch immer, ich kann es nur wiederholen: ich finde deine Story von der Idee her wirklich schön und an sich nur die Zuordnung zu "Kindergeschichten" nicht gut.
Liebe Grüße,
Tröpfchen

 

Hallo kleines Tröpfchen,

mit deinen Kritikpunkten hast Du natürlich Recht, irgendwie jedenfalls. Die "kindgerechte Sprache" liegt mir noch nicht so gut. Wenn ich das mal perfektionieren will (habe aber Zweifel, ob ich in Kindergeschichten jemals so werde aufgehen können), muss ich das jedenfalls vorsichtig angehen (s. al-dente, die genau das Gegenteil sagt, und zwar, dass ich eben besonders "kindgerecht" schreiben wollte).


Schöne Grüße und ein Frohes Neues,

FLoH.

 
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Lieber FLoH,

nun melde ich mich noch mal. Ich habe die Geschichte noch einmal so gelesen, als läse ich sie zum ersten Mal und die Dinge aufgelistet, die mir auffielen. Deshalb kommen diese Punkte nun zuerst:

"Egal wie sein Wunsch auch in Erfüllung gegangen sein mag, jetzt war (ist, Du schreibst bisher im Präsens) er gespannt wie ein Flitzebogen."

"Nein, damit kann sie wahrlich nicht mehr Träume fangen." --> ich fände: "damit kann sie wahrhaftig keine Träume mehr fangen" schöner.

"Da kommt der Sandmann sehr ins Grübeln. Er schaut nachdenklich in die Ferne und murmelt vor sich hin, während er sein Barthaar um die Stricknadel zwirbelt. Aber plötzlich kommt ihm wohl ein guter Gedanke. " --> Hier fiel mir die Wiederholung des Wortes "kommt" auf, vielleicht lässt sich da noch etwas ändern?

""Ja natürlich!", ruft er freudig heraus." --> Das ist so eine Stelle, die ich "gewollt kindgerecht" fand. Er ruft heraus? Warum nicht "er ruft aus"?

" Aber nach jedem Handvoll " --> Heißt es nicht "die Handvoll? Ich bin unsicher.

""Ja, aber warum denn konnte ich nicht schlafen?"," --> ein Kind würde fragen: "Warum konnte ich denn nicht schlafen?"

"Siehst du die kleinen glitzernen Fäden" --> glitzernden

"Was meinst du denn, was das ist für ein Stoff? " --> Solche, für mein Gefühl etwas schwerfälligen Formulierungen sind es, die ich für "gewollt kindgerecht" gehalten habe. Ich würde schreiben: "Was meinst du denn, was das für ein Stoff ist?"

" "Und warum hat das Glück ein Loch?", fragt Tim, dem ist, als wäre es das letzte Puzzleteil zur Lösung seines Rätsels." --> Hier ist mir nicht ganz klar, worauf sich das Wort "es" bezieht. das Glück? das Loch? oder die Antwort auf Tims Frage?

"Da lacht der Sandmann herzlich auf " --> finde ich auch wieder etwas schwerfällig, es reicht doch "da lacht der Sandmann herzlich".

"Tim und Lilly werden etwas nachdenklich. Das ist wahrlich nicht leicht zu verstehen." --> Hier würde ich die Worte "etwas" und "wahrlich" ersatzlos streichen, weil ich finde, dass das ganze dann natürlicher klingt. Das Wort "wahrlich" würde gut in ein altertümliches Märchen passen, aber in so einem Stil schreibst Du Deine Geschichte ja nicht.

"Lilly sieht den Sandmann etwas ungläubig an, aber schweigt." --> Noch ein Satz, den ich unter die "schwerfälligen" einordnen würde. Warum nicht schlichter: "Lilly sieht den Sandmann ungläubig an, schweigt aber.

"Der Sandmann kam beschwörend mit dem Gesicht an Tims und raunte" --> Warum springst Du plötzlich ins Imperfekt? Ich sehe dafür keinen Grund.

""Das werde ich tun!", ruft er erquickt," --> die Wahl des Wortes "erquickt" wirkt irgendwie übertrieben niedlich (kindgerecht?) auf mich.

Vielleicht habe ich Dir ja in meiner ersten Kritik mit der Behauptung, du hättest "gewollt kindgerecht" formuliert, Unrecht getan. Beim heutigen Lesen fiel mir für diese Formulierungen eher das Wort "schwerfällig" ein.

Insgesamt gefällt mir die Geschichte nach wie vor gut. Ich musste an etlichen Stellen schmunzeln und auch die Botschaft, die Du den Kindern übermittelst, gefällt mir.

Im Gegensatz zu Kleines Tröpfchen kann ich nicht finden, dass Deine Sprache zu kompliziert für Kinder ist. Ich bin der Meinung, dass es keinem Kind schadet, wenn es die Formulierung "merkwürdig anmutet" nicht versteht, die vorlesenden Mutter oder den vorlesenden Vater danach zu fragen. Nur auf diese Weise vergrößern wir den Wortschatz unserer Kinder. Deine Geschichte ist eindeutig eine Kindergeschichte und die werden in der Regel von Erwachsenen geschrieben.

Liebe Grüße und ein grandioses Jahr 2004
Barbara

PS Der Anfang, den Du nach meinen Anregungen geändert hast, gefällt mir jetzt sehr viel besser. :)

 

Herzlichen Dank, Barbara. Viele deiner Verbesserungsvorschläge waren für mich so einleuchtend, dass ich mich zu einer 1:1-Übernahme habe hinreißen lassen. Den "Puzzelteil"-Satz habe ich rausgenommen, erstens war er ziemlich überflüssig und zweitens fiel mir keine andere Möglichkeit ein :D.

Man merkt, dass Du viel tiefer in der Materie steckst, als ich (der eigentlich noch gar nicht darin steckt). Ich sollte mich wohl noch an weiteren Geschichten für Kinder versuchen, und sei es - neben den Botschaften - nur zum Sprachtraining.
Komplizierte Gedanken in einfache und nicht allzu bildliche Sprache zu kleiden, hat gewiss seinen Reiz, zumal es sich sowieso um eine "menschenfreundliche" Fähigkeit handelt. Woran könnte man das besser üben, als an Kindergeschichten?

Wohl an, das Jahr ist ja noch lang :D,

FLoH.

 

Hi FLoH,

mach das unbedingt! Schreib mehr Kindergeschichten - die Ideen dafür hast Du ja offensichtlich! :)

Liebe Grüße
Barbara

 

Hallo floh,
Zunächst der erste Eindruck:
Vom Ansatz her eine Geschichte, die man Kindern vorlesen kann, wenn sie sich mit Schlafproblemen herumschlagen müssen. Insofern eine gelungene Absicht.

Ich habe mir deine Geschichte recht gründlich vorgenommen und habe viel in Einzelheiten aber auch im Groben zu kommentieren. Ich werde hier nur die wesentlichen Punkte angehen, andernfalls würde eine Geschichte herauskommen, die ich umgeschrieben hätte. Aber keine Angst, die Anmerkung oben bleibt erhalten.

Ich fürchte, Glück ist etwas zu hoch gegriffen. Es geht hier ‚nur’ um Schlaf. Ich schlage vor, hier ‚Traumglück’ einzuführen, das klingt dann nicht gleich so umfassend. Hinzu kommt der ‚unbeugsame Wille’: das könnte für Kinder ein schwer zu verstehender Begriff werden, die Begründung der Schlaflosigkeit ist so schwer zu erklären. Tim scheint mir etwas dickschädelig zu sein. Warum dann nicht hier einsteigen und seine Dickschädeligkeit zum Anlass dafür nehmen, dass er dieses merkwürdige Schlafproblem hat. Das ist für Kinder sicher verständlicher und für Eltern leichter zu vermitteln.

Soweit meine wesentlichen Punkte zum Inhalt.

Zur Ausführung hätte ich sehr viele Details, die ich hier nicht einbringen möchte. Wenn es dich interessiert, würde ich deine Geschichte gern umschreiben und könnte sie dir dann zusenden. Du kannst das dann beurteilen.

Die Probleme liegen für mich in manch einer Wortwahl, insbesondere bei recht vielen Füllwörtern wie ‚immer wieder’, ‚bald’, ‚gelangweilt’, ‚irgendwie’, ‚wirklich’, ‚aber’, ‚plötzlich’, ‚natürlich’, ‚sehr’, ‚ja’, ‚denn’, ‚ein bisschen’. Versuche einfach, sie zu streichen.

Ob es richtig ist, den Teufel mit dem Weihwasser für einen Vergleich heranzuziehen, würde ich verneinen.

Es gibt für mich einige Sätze, die ich anders formulieren würde.

Zitat:
Der Sandmann kam beschwörend mit dem Gesicht an Tims und raunte:
Würde ich ändern in:
Der Sandmann beugte sich verschwörerisch zu Tim:
(Ändert zwar auch den Sinn: aber ‚beschwörend’ klingt so gewaltig.

Es gibt auch Sätze, die ich ganz streichen würde. Z.B.
Und so beenden sie die Zusammenkunft.

Deine Geschichte ist sinnvoll und richtig. Allerdings denke ich, dass du in den Details auch zu deiner eigenen Zufriedenheit noch mehr Selbstkritik anbringen könntest.

Ich hoffe, ich habe dir etwas helfen können und bleibe weiter bei meinem Angebot.

Viel Glück

Peter

 

Hallo Peter :),


auch Dir herzlichen Dank für deine Kritik. Dein Angebot wirkt zugegeben etwas merkwürdig auf mich. Ich habe Zweifel, ob ich das so offenherzig entgegen nehmen würde. Das erkläre ich mir so: Wenn es eine "bessere" Version einer Geschichte, aber von einem anderer Autor gibt, welchen Sinn soll der ursprüngliche Autor in seiner Version noch sehen? Also, nett gemeint sicherlich, aber ...-

Auch werde ich die Abstraktion 'Traumglück' => Glück so lassen. Die Abstraktionsfähigkeit ist ein wahnsinnig wertvolles Gut. Und das Sandmännchenalter macht sich für die ersten Schritte der Förderung ganz gut, vermute ich mal. - Meine Meinung.

Mit den Füllwörtern hast Du sicherlich Recht. Ein paar werde ich noch streichen, mal sehen :). Doch manchmal, so meine Erfahrung, sind bestimmte Füllwörter gerade das Salz in der Suppe, wovon man mal zuviel nimmt.

Auch Deine Kritik bzgl. "beschwörend" <=> "verschwörerisch" werde ich prüfen. Auf den ersten Blick klingt "verschwörerisch" nach dunklen Mächten. Vielleicht gibt es da noch etwas besseres.

Es gibt auch Sätze, die ich ganz streichen würde. Z.B. Und so beenden sie die Zusammenkunft.
Davon werde ich allerdings absehen. Ohne diesen Satz würde ich es selbst als eine Art Bruch empfinden.

Alles in Allem liegt es mir fern, einer Kurzgeschichte nur das wirklich Wesentliche mitzugeben. Sie braucht auch eine gewisse Athmosphäre, welche vor allem für den eher unerfahrenen Autor, wie ich glaube ich noch einer bin, durch beigefügte Wörter bzw. Sätze geschaffen wird. Ich versuche aber nach und nach, die Athmosphäre auf die Sinnwörter zu verlegen; zur Zeit würde ich bestimmt nur verschlimmbessern ;).

In nächster Gelegenheit werde ich die Geschichte überarbeiten und als Beitrag diesem Thread anfügen.

Also nochmal danke für Deine Kritik und weiterhin frohes Schreiben/Kommentieren auf kg.de (herzlich Willkommen übrigens),


FLoH.

 

Geschichte an zahlreichen Stellen verändert. Kommentare sind herzlich willkommen. Die ursprüngliche Version habe ich gesichtert, also wenn Interesse besteht: PM.

FLoH.

 

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