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Marinade
Marinade
Die Stille der Jugend. Solche, die sich meist in Depression verliert. Mädchengefühle. Selbst ich kann nicht genau sagen, was in ihr vorgeht. Obwohl ich nicht weit von ihr sitze, bin ich weit weg. Ihre Gedanken sind Geflüster oder leise Folgen. Sie raucht. Bedächtig zieht sie den Rauch in sich und bläst ihn hinaus. Schneller strömt er aus ihrem Mund oder aus ihrer Nase, nach der Vermischung mit ihren Gedanken. Ihre Ruhe ist magisch. Sie macht mich unruhig, fast nervös. Ich sitze ihr gegenüber, und es drängt mich, etwas zu sagen. Ein primitiver Reim schießt mir in den Sinn: Words like violence break the silence ... wie ärgerlich! Puh. Es regt mich so sehr auf, dass meine Unruhe in einem Hochpunkt des vergeblich nach Ruhe schnappenden Ausatmens gipfelt. Würde Madame es nicht so ausdrücken? Meine Dame, meine Dame, meine Dame, meine Dame ... es wirkt und wirkt nicht. Rauchende, wild gestikulierende Bekannte überall. Diese Menschen! Lachen, Glasgeklimper, Sportseitengeraschel ... Interesse, Bestätigungen, Witze plus zugequalmte Frische der Luft. Diese fühlenden Augen hinter ihr! „Marinade.“ Ich versuche dabei gefasst und Herr-meiner-Sinne zu klingen. Sie erwacht aus ihrer Isolation, und ihr Kopf rattert. Dann blickt sie regungslos auf und schaut mich an. Lächelnd sagt sie: „Ich wusste doch, dass du es nicht schaffst länger als zwei Minuten, zu schweigen.“ Sie drückt die Zigarette aus, zündet sich eine neue an und lacht siegreich. Ja ... sie hat einmal mehr gewonnen.
Hm. Schon wieder ein hoffnungsloser Versuch, mir zu imponieren. Schwachkopf. Wenn der Regen fällt, der Boden in die Nässe schnellt. Und auch ich kann nicht entkommen.
Words like violence ... break the silence … come crashing in … into my little world – damals erhoffte ich mir noch Nähe und Verständnis. Und jetzt ist Toris Satz Gesetz – und immer folgt er diesem, ohne es ausreichend zu würdigen.
Da spielt er mit meinen Streichhölzern und schnappt nach Ruhe.
Ich mag ihn nicht. Zu viele Komplexe. Keine Lust, mich mit so etwas zu beschäftigen. Immer dieses Zuhören-Müssen und dieses Zurückstellen des eigenen Egos, nur um anschließend Kopfschmerzen zu bekommen. Danke. Die Welt erlahmt angesichts deiner Probleme. Und ich schlafe ein.
Wie erbärmlich! Ich sehe doch, du hast genug. Wie eine Mäusejagd! Irgendwann flitzt die Maus hin und her, ganz panisch. So jetzt du und deine Augen.
Warum darf ich ihm seine Erbärmlichkeit nicht auf die Nase binden? Und dann ein gesprächiger komplexgeplagter Pseudo-Kluger. Bla bla bla. „Marinade.” Detailgetreu … oh, ich habe ihn aus den Augen verloren. Detailgetreu schildert er mir unermüdlich oft sein ach so einzigartiges Pech. Oh, wie süß diese gespielte Ruhe! Selbst das kann er nicht ... hoffentlich bleibt mir nur sein Selbstmitleid erspart oder die idiotischen Rechtfertigungen und Selbsttäuschungen, denen er selbst nicht glaubt.
„Ich wusste doch, dass du es nicht schaffst länger als zwei Minuten, zu schweigen.“ Ha! Oh, der Weltranglistenletzte hat wieder verloren! Hm!
[ 18-05-2002, 13:06: Beitrag editiert von: Zaza ]