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Markus

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21.08.2004
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Markus

Markus

Es klingelte zum wiederholten Male an der Tür und es sah nicht danach aus, als ob sie jemand öffnen würde. Seine Eltern saßen gemütlich in ihrem alten Sofa und er, Markus, vor seinem Computer. Als er gerade aufstehen wollte, öffnete sich unten die Tür zum Wohnzimmer und er hörte leise Schritte, die sich in Richtung Haustür bewegten. Die Schritte stammten von seiner Mutter Barbara. Nach gut dreiundzwanzig Jahren, die er mit seiner Familie unter diesem Dach verbracht hat, wusste er welches Geräusch zu Ihr gehörte.

Die Tür wurde geöffnet und er hörte ein Kind, dass dem Lachen nach zu urteilen, nur seine Nichte Jasmin sein konnte. Sie lachte vergnügt als seine Mutter sie umarmte. Mit ihren fünf Jahren, war sie der Liebling seiner Eltern, die sich schon immer eine Enkelin gewünscht hatten. Im Hintergrund hörte er seine Schwester reden. Barbara freute sich immer sehr, wenn sie von den beiden besucht wurde.

Manchmal war es einfach nicht zum aushalten und dann gab es wieder Tage, an denen er froh war eine kleine Nichte zu habe, damit sich seine Eltern auf sie konzentrieren konnten. Nicht das es gereicht hätte ihn langsam immer stärker an Sie zu fesseln und jeder Selbstständigkeit zu berauben. Nein, das reichte ihnen nicht. Je älter Markus wurde desto abhängiger wurde er von seinen Eltern. Wenn er diese Entwicklung früher kommen gesehen hätte, dann wäre er jetzt nicht in dieser aussichtslosen Lage. Es kam ihm vor, als ob er in einem Gefängnis ohne Mauern sitzen würde. Ständig wollten seine Eltern wissen was er wann, wo, wie machte und wenn er von seiner Routine abwich und einfach nur diesem monotonen Trott entfliehen wollte, dachten sie immer nur an das schlimmste. Drogen und Alkohol waren ihre stärksten Bedenken. Natürlich gingen sie davon aus, dass er wie sein Bruder enden würde. Sein Bruder, Gott hab ihn selig, ist damals an einer Alkoholvergiftung gestorben. Barbara fand ihn eines Mittags in seinem Bett und der Verwesungsgeruch war so stark, dass sie sich übergeben musste. Verändert hat sich seit dem Tod seines Bruders nichts. Sie schienen ihn aus ihren Herzen verbannt zu haben. Seine Eltern wussten das er sich mit dem Alkohol kaputt machen würde aber sie haben nicht versucht ihm zu helfen. Seine beiden Schwestern zogen schon sehr früh von zu Hause aus, so das er hier jetzt auf verloren Posten steht.

Schlafenszeit um zweiundzwanzig Uhr und ganztägiger Psychoterror sind nicht jedermanns Sache aber man kann sich, mit der Bequemlichkeit eines Faultiers, daran gewöhnen. Das Ergebnis dieses Terrors war das schrumpfen seines Selbstwertgefühls auf Erbsengröße und seine Hände zittern sobald er überfordert ist. Er kann nicht einmal ohne zittern eine Fahrkarte beim Busfahrer kaufen.

Sobald seine Mutter Wochentags von der Arbeit nach Hause kommt, versucht er ihr den Rest des Tages so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Aufeinandertreffen enden meistens in einem heftigen Streit, der einer Atomexplosion gleicht.

Einerseits kann er seine Eltern verstehen. Sie wollen nur das beste für Ihn und haben Angst, das er sich so entwickelt wie sein Bruder. Damit erzeugen Sie allerdings soviel Druck, dass er droht, verrückt zu werden.

Sein Inneres gleicht einem Kessel, der kurz davor steht, wegen Überdruck zu explodieren. Er weiß das nicht mehr viel fehlt und er dann explodieren wird und bei dem Gedanken daran sträuben sich vor Angst seine Nackenhärchen. Zum Glück hat er ein Hobby das ihm hilft, diesen Druck etwas zu mildern und Ihn seine Eltern für kurze Zeit vergessen lässt. Im Alter von neun Jahren bastelte er sich seinen ersten Computer aus einem Stück Pappe. Heute ist er schon seit Jahren ein Crack auf dem Gebiet und ein Leben ohne Computer, ist für ihn unvorstellbar.

Seine Zimmertür öffnete sich und seine Mutter betrat sein Zimmer.

"Sitzt du schon wieder nur den ganzen Tag vor dem Ding und machst nichts anderes?" raunte sie ihn an.

"Den ganzen Tag? Das ich nicht lache. Nur weil ich mit euch nicht rund um die Uhr Fernsehen schaue, maulst du mich an?" gab er zurück.

"Schrei mich nicht an, wenn ich mit dir rede. Schreien ist ein Zeichen von Schwäche! Mit deinen Dreiundzwanzig Jahren solltest du langsam vernünftige Sachen machen und nicht diese ständige Spielerei", sagte sie.

"Wer hat denn damit angefangen? Und außerdem, falls du es noch nicht mitbekommen haben solltest, ich bin keine Sechzehn mehr und das sollte Euch langsam mal klar werden.", sagte er.

"Sei nicht so frech. Du wohnst noch immer bei uns und hast unsere Regeln zu befolgen. Ich werde deinem Vater sagen, das er dir den Strom abstellen soll, dann kannst du dir mal überlegen was du so von dir gibst."

"Das wagt ihr nicht! Wenn ihr das tut, seid ihr für mich gestorben."

"Drohst du mir? Wie sprichst du eigentlich mit deiner eigenen Mutter? Na warte, du wirst ja sehen was du davon hast.", sagte sie.

Mit einem lauten Knall flog die Tür hinter ihr zu.

Er dachte schon, seine Mutter hätte ihm nur eine leere Drohung entgegen geworfen. Eine halbe Stunde nachdem seine Nichte und Schwester wieder gefahren waren, gingen sämtliche elektronischen Geräte in seinem Zimmer aus. Das Radio verstummte, die rote standby Lampe vom Fernseher erlosch und eine halbe Sekunde später gab sein Computer keinen Mucks mehr von sich. Sein neuer Punkterekord, bei seinem Lieblingsspiel konnte er nun vergessen.

Im ersten Moment wusste er nicht was es war aber dann erinnerte er sich an die Worte seiner Mutter. Wütend rannte er nach unten in den Keller, zum Sicherungskasten. Dieser war verschlossen. Das ließ wiederum nur darauf schließen, das sein Vater Ihm tatsächlich den Strom abgestellt hatte, denn der Schlüssel lag sonst immer auf dem Sicherungskasten. Im ersten Moment wollte er diesen mit dem Beil aufschlagen, dass er sich aus dem Keller geholt hatte, aber dann entschied er sich doch anders und ging die Treppe hoch, Richtung Wohnzimmer, wo er den Fernseher seiner Eltern hören konnte.

Mit einem Knall flog die Tür auf und er stand im Wohnzimmer. Seine Eltern saßen in ihrem alten Sofa, das noch genauso bequem war wie früher. Mit weit aufgerissenen Augen starrten sie Markus fassungslos an.

"Ihr seid wirklich das letzte! Wie könnt Ihr das tun? Ich bin schließlich kein kleines Kind mehr!", sagte er.

"Jetzt beruhige dich erst mal! Was ist denn nur mit dir los?", versuchte seine Mutter Ihn zu besänftigen.

"Das wisst ihr beide ganz genau! Ständig terrorisiert ihr mich. Ich mache das nicht richtig, ich mache dies falsch. Aber nun ist endgültig Schluss damit!", schrie er Sie beide an.

"Markus, Markus was hast du vor? Was hast du mit dem Beil vor?" sagte sein Vater.

Markus Augen blitzten bösartig auf.

"Ich werde euch für immer zum Schweigen bringen!", sagte er.

Die Farbe schwand aus dem Gesicht seiner Eltern und Ihre Gesichtszüge erstarrten zu Stein.

"Mein Sohn, ist dir denn klar was du da redest? Wir sind deine Eltern, wir lieben dich!", schluchzte seine Mutter.

"Das kann nicht dein Ernst sein!", stammelte sein Vater und schüttelte dabei langsam wie in Trance den Kopf.

Blanker Wahnsinn stand in seinem Gesicht geschrieben. Sein Blick war fest und kalt auf seine Eltern gerichtet. Er sah, wie sich sein Vater schützend vor Barbara stellte. Das ließ Markus allerdings eiskalt. Er hatte sich entschieden und nun gab es kein zurück mehr. Er würde die sich und die Welt von diesen beiden Tyrannen befreien.

Drohend schwang er die Axt und näherte sich ihnen. Seine Eltern, die starr vor Schreck waren, bewegten sich kein Stück und sahen Markus nur ungläubig an.

Als er zum Schlag ausholte, konnte sein Vater nur schützend den rechten Arm vor sein Gesicht halten. Dieser fiel eine Sekunde später zuckend zu Boden. Das Beil schnitt sich durch das Fleisch und als es auf den Knochen traf, hörte man ein lautes Knacken. Es hörte sich so an, als ob jemand einen kleinen Ast in der Mitte durchbrechen würde. Aus dem Stumpf schoss eine Blutfontäne empor, die das Sofa in dunkelrote Farbe tauchte. Es sah so aus, als wenn seine Nichte es rot mit ihrem Malkasten angemalt hätte. Sein Blick fiel auf seinen, auf dem Boden tanzenden Arm und seine Augen traten aus den Augenhöhlen hervor. Er wollte schreien aber die Schmerzen waren so stark das nur ein fast lautloses Wimmern seinen Mund verließ. Barbara sah den Arm ihres Mannes, wie dieser sich wild zuckend ein paar Zentimeter bewegte, dann liegen blieb und sich nur noch sein Zeige- und Mittelfinger einmal streckten und dann in ihrer Bewegung erstarben.

Barbara stand dicht hinter ihrem Mann und wollte nicht glauben was gerade geschehen war. Sie sah nun aus wie eine Leiche. Ihr Gesicht hatte innerhalb von drei Sekunden jede Farbe verloren. Sie stammelte nur unverständliche Wortfetzen vor sich hin, die weder ihr Mann noch Markus verstehen konnten.

Er holte zum zweiten Schlag aus und diesmal reagierte sein Vater nicht mehr. Das Beil schlug direkt durch den Kopf, tief in das Gehirn. Weiße Gehirnflüssigkeit spritzte Markus ins Gesicht und an die Tapete. Als er es aus dem Gehirn seines Vaters gezogen hatte, zuckte dieser zweimal, fiel dann leblos in seine Blutlache, in der er zu versinken schien.

Seine Mutter sank neben ihn zu Boden, saß im Blut und hielt seine Hand. Als Sie ein pfeifendes Geräusch von oben auf sich zukommen hörte, richtete Barbara kurz den Blick auf Markus, sah das Beil und schloss die Augen. Das Beil traf mittig ihren Schädel und sie sank leblos zu Boden.

Da lagen Sie nun, seine Eltern. Jedenfalls das, was noch von Ihnen übrig war. Ihre toten Hüllen, die jetzt niemanden mehr Schaden und terrorisieren konnten. Zufrieden setzte er sich in das Sofa, in dem früher immer seine Eltern saßen. Das Beil neben ihm am Sofa gelehnt und im Blut stehend.

Ein paar Minuten, die ihm wie Stunden vorkamen, betrachtete er die Überreste seiner Eltern. Dann stand er auf, traf einen Entschluss und ging fröhlich pfeifend unter die Dusche. Zwei Wochen später hatte er durch die Nachrichten erfahren, das man sie vor ein paar Tagen gefunden hatte.

Seine Schwester wollte sie mit Ihrer Tochter überraschen. Als keiner die Tür öffnete, suchte Sie ihren alten Haustürschlüssel und öffnete dann die Tür. Als Sie eintrat hatte Sie schon ein komisches Gefühl in der Magengegend und als sie an der Wohnzimmertür stand, nahm Sie einen Gestank war, der zum einen Blut war und zum anderen etwas viel ekligeres. Ihre Tochter setzte Sie daraufhin vor die Haustür, die gut gelaunt etwas trank. Als sie endlich den Mut zusammen nahm und ins Wohnzimmer ging bot sich Ihr ein Bild des Schreckens. Alles war voller Blut und Ihre Mutter lag auf etwas, das wie Ihr Vater auszusehen schien und sich auch bei näherer Betrachtung als dieser herausstellte. Über dem Sofa an der Wohnzimmerwand stand etwas geschrieben. Ein einziges, verkrakeltes Wort. Es lautete "Freiheit!". Daraufhin lief Sie schreiend aus dem Wohnzimmer, den Flur entlang ins Freie und übergab sich in den Rosen ihrer toten Eltern.

Markus hatte sich in der Zwischenzeit all sein Erspartes genommen und war nach Spanien gegangen. Dort ließ er sich die Sonne auf den Bauch scheinen und wartete darauf, dass sich die Lage in seiner Heimat beruhigen würde.

Hier hatte er eine Deutsche Familie, mit drei Töchtern kennen gelernt. Nach außen wirkte diese nett und freundlich aber er wusste es natürlich besser. Zum Glück konnte er sich bei den Eltern einschmeicheln, dass Sie ihm ihre Adresse gaben. Die Kinder mussten von der Schreckensherrschaft Ihrer Eltern erlöst werden. Sie werden in einer Woche schon wieder in Deutschland sein und bald darauf er. Dann wird er da weitermachen wo er bei seinen Eltern aufgehört hatte. Freiheit für alle Kinder der Welt. Nieder mit ihren teuflischen Eltern.

Sein Beil wartet schon, gut verstaut im unteren Teil seiner Reisetasche auf ihn. Bald, schon sehr bald wird er wieder zu Hause sein.

 

Hi Lukas!

In dem Kontext habe ich das gar nicht gesehen. Die Geschichte war auch für eine Anthologie zum Thema Terror gedacht aber leider wurde sie nicht genommen.
Das mit dem Jungen habe ich auch nur über fünf Ecken mitbekommen. Letztendlich hat sich diese Geschichte auch ganz anders entwickelt als es geplant war.
Ich wollte diesen Konflikt zwischen Markus und seinen Eltern darstellen und das Gewalt immer Gewalt als Antwort hat. Eigentlich wussten seine Eltern aber auch nicht wie sie ihm letztendlich zusetzen und das ist wahrscheinlich auch in einigen Familien der Fall.
Den Schluss habe ich auch nur auf die schnelle zusammen gezimmert, da hätte ich vermutlich noch mehr drauss machen können.

Ich finde die Geschichte nicht sonderlich gut. Die Dialoge sind ziemlich flach wie ich finde und der Text ist ziemlich steril gehalten. Ich gehe nicht auf seine Sinne ein und auf seine Umwelt aber das hätte vermutlich den Textrahmen gesprengt.

Dieses ist auch erst, nach "Der Leuchtturm", meine zweite Geschichte und ich hoffe das die Länge diesmal etwas akzeptabler ist.

Gruß

TwoFaZe

 

hi twofaze

so schaurig und schrecklich diene Geschichte ist, so vermisse ich doch die Tiefe in der Person. Ich kann nicht verstehen, warum er sie umgebracht hat. Gut, du beschreibst, dass sie ihn nerven, nur konnte ich ihr Generve nicht fühlen. Die Mordlust sah ich vorher nicht kommen. Es gibt für mich keinen plausiblen Grund, warum er es plötzlich tut. Er scheint passiv und hat sich mit seinem Schicksal abgefunden. Wie wäre es, wenn er vorher schon einen Wutausbruch hat, und dafür schändlich bestraft wird?
Der Mord mit dem Beil wirkt etwas konstruiert. Einmal würde ein Beil, auch wenn es noch so scharf ist, kaum durch Elle und Speche im Unterarm gehen und die HAnd abtrennen und dann sind mir auch seine Eltern zu passiv. Sie müssten mehr schreien, sie müssten versuchen zu fliehen.

Noch ein paar Details:

Seine Eltern saßen gemütlich in ihrem alten Sofa und er, Markus, vor seinem Computer.
Nachdem später Markus die Hauptperson ist, würde ich ihn hier vorreiehen: MArkus saß vor seinem...

Drogen und Alkohol waren ihre stärksten Bedenken.
stimmt gramatikalisch nicht. Wenn schon, ihre Größte Angst galt...

in einem heftigen Streit, der einer Atomexplosion gleicht.
nur ihr letzter Streit glich einer Atomexplosion, obwohl mir selbst hier der Vergleich nicht gefällt

hörte man ein lautes Knacken
hörte er eine lautes...

und übergab sich in den Rosen ihrer toten Eltern
übergab sich über den

Grüße
Bernhard

 

Hi Bernhard!

Wäre ich anfangs genauer auf die Situation eingegangen, hätte sich das vermutlich wie Kaugummi gezogen, dass ist jedenfalls mein Gefühl.

Sie sind Dir zu passiv? Sie waren halt starr vor Schreck. Ich denke beides geht, aber es kommt immer auf den einzelnen Menschen an. Jeder reagiert in so einer Situation vermutlich anders.

Danke für die Korrekturen. :-)

 

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