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Messias

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03.09.2001
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Messias

Messias

Akzeptanz. Ich mag dieses Wort. Ich liebe es genauso, wie Dekadenz und Illusion. Ihr Klang bereichert meine Ohren, was ich selten bei anderen Wörtern fand.
Ich saß gestern auf dem gepflasterten Boden der Fußgängerpassage und beobachte, wie sie sich in ihrer Dekadenz hingaben, die Menschen, und auf mich herab schauten; wie sie der Illusion erlagen, glaubten mein Tun hätte einen Sinn und sie müssten sich nun deshalb nach außen hin in Akzeptanz üben.
Ich hörte ihr Flüstern trotzdem. Hinter vorgehaltenen Mündern diskutierten sie, was ich bezwecke, immer darauf bedacht so leise zu sprechen wie möglich. Sie hatten Angst. Vor einem Menschen, der einfach nur dasitzt? Sie unterhielten sich über die Möglichkeit, dass ich verrückt sein könnte, was passiert, wenn man versucht mich wegzubewegen. Freilich hat es keiner gewagt. Sie trauten sich doch nicht einmal mich anzusprechen. Sie gaben sich lieber dem Gerücht hin, den Vermutungen, der Illusion, sie könnten das Rätsel um mich ohne meine Hilfe lösen.
Noch immer wurde ich dezent ignoriert, keine Aufmerksamkeit, niemand darf wissen, dass ich Rätsel aufwerfe, dass ich etwas Unbekanntes bin. Schafe ohne Hirten.
Und als ich einen Notizblock heraus nahm und begann in fremden Schriftzeichen etwas niederzuschreiben wurden die Stimmen lauter. Die Schafe trauten sich immer näher an mich heran. Auch wenn sie es noch immer nicht wagten mich anzusprechen, lugten sie heimlich beim Vorbeigehen über meine Schulter, schüttelten die Köpfe und gingen weiter. Noch mehr Geschwätz. Immer mehr verloren sie ihre Angst, immer mehr ließen sie mich von ihrem Gerede mitbekommen. Sie fürchteten, ich könnte gewalttätig werden, wenn sie versuchten mich anzusprechen, sie hatten Angst - immer noch; noch mehr? Ich war verrückt, man sollte mich behandeln. Ich schreibe in fremden Zeichen, ich kann nicht bei Verstand sein. Jedes Mal, wenn einer an mir vorüber ging, erschlug mich fast der Gestank der Dekadenz.
Ich blieb auch bei Regen sitzen. Selbst noch, als er in feinen Hagel umschlug rührte ich mich nicht vom Fleck, versuchte vergeblich weiter auf dem aufgeweichten Papier meines Blocks meine Worte niederzuschreiben. Das Unwetter übertönte nun das Gerede, dennoch wusste ich, dass es mich noch immer umfing, mich umklammert hielt, als wollte es ein Teil von mir werden, und mich überall hin begleiten, wo ich auch war.

Sie war nicht älter als 4 Jahre, lächelte mir zu und wollte mir ihren kleinen Kinderregenschirm überreichen. Verstört schaute sie ihre Mutter an, als diese sie wegzog, beständig auf ihre kleine Tochter einredend, dass sie sich von mir fernhalten solle. Traurig sah das kleine Wesen mir nach. In ihren Augen las ich die Trauer darum, dass sie mich nicht vor der Nässe beschützen durfte. Akzeptanz fand ich in ihrer Unschuld.

13.09.2004

 

Sehr gute Geschichte, hab erstmal nichts auszusetzen. Muss erstmal nachdenken.
Schoen, wie du die Einleitung mit dem Rest vernuepfst. Sehr schoen!!!

Hmm, immer noch nichts. Warum aber sitzt die Person bei Hagel immer noch da? Okay, du brauchst ne Ueberleitung zu dem kleinen Maedel, aber ansonsten?

 
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ein übergang würde für mich bedeuten, dass das kleine mädchen einen bezug zu dem rest der menschen darstellt. da dem nicht so ist, fehlt ein übergang.
zwei erlebnisse, die zwar gleichzeitig, aber unabhängig von einander stattfinden.

bei dem hagel mache ich mir nochmal gedanken, ob ich nicht zu wenig hinweise für die eigene phantasie gegeben habe ...

danke übrigens für deinen kommentar.

[edit]ich hab übrigens den bruch bei dem kleinen mädchen mit dem rest des textes nachträglich noch durch eine leerzeile verstärkt.[/edit]

 

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