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Mondnacht

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04.05.2004
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Mondnacht

Mondnacht

Vorsichtig seinen Schritt im Dunkel suchend, bewegte er sich auf der im Dunkel liegende Terrasse, Tische und Stühle ausweichend, bis er das niedrigen Geländer, das vor dem Hineinstürzen in den künstlich angelegten See schützte, erreichte. Er lehnte sich an, schaute in den dunklen Himmel, an dem der Vollmond in den Kernschatten der Erde eindrang. Der Platz war weise gewählt. Nur wenige künstliche Lichtquellen waren von dem Ort zu sehen, und hinter den Hügeln beleuchteten die Lichter der Großstadt den Himmel, auf der anderen Seite der Blick in die Dunkelheit der Landschaft. Auf dem See ein einsames Licht, das auf und ab hüpfte, dann aus dem Blickwinkel verschwand.

Ein Streichholz, entflammt um eine Zigarette zu entzünden, blendete ihn. Hinterließ für kurze Zeit ein tanzendes Bild auf seiner Netzhaut, verschwand wieder. Rauch stieg in seine Nase. Die Dinge begannen wieder Gestalt anzunehmen, modellierten sich Tische, Stühle und unförmige Vasen aus der Dunkelheit, wirkten weniger bedrohlich.

Sonor antwortete er auf die angriffslustige weibliche Stimme, die einer jungen Frau gehörte, die neben ihn stand. Weit wurden die Stimmen in der Stille der Nacht über den See getragen. Fragen, Antworten. Pause. Nachdenken. Fragen. Nachdenken. Antworten. Pause. Eine Abfolge von Sätzen. Wer hat mehr, wer war weiter, wer ist oben. Provokationen, die ins Leere liefen. Ein Wettbewerb, um die Gunst der Enten und Schwäne, die geräuschvoll an ihnen vorbei schwammen. Geschwätzigkeit, um die Sprachlosigkeit zwischen den Beiden zu überdecken.

Vor seinem geistigen Auge formte sich, als einen Kommentar zu diesem kindischen Gespräch, der Zigarettenqualm zu einem Smiley mit ausgestreckter Zunge.

Der Mond wanderte aus dem Schatten der Erde heraus, es wurde heller. Das strahlende Licht durchwirkte den Himmel, wässrigblau um den Mond herum, ins dunkelblau übergehend. Er schien, als würde die Morgendämmerung vorweggenommen.

Die Kälte vertrieb sie vom See in eine Kneipe, in der man die Zeit bis zum Frühstück miteinander verbringen konnte, um gemeinsam ein Frühstückscafé aufzusuchen, dort gemeinsam den ersten Kaffee zu trinken, ohne gemeinsam im Bett gewesen zu sein. Der Schankraum verwaist. Viele freie Tische, an der Theke zwei Hocker belegt. Nahmen nebeneinander Platz. Führten das Streitgespräche weiter. Vergleiche. Erklärungen, wo keine Erklärungen notwendig waren. Es langweilte ihn. „Erzähl’ doch mal einen Schwank…“ – Endgültiges Eingeständnis ihrer Sprachlosigkeit.

Zigaretten, die hektisch in einem Aschenbecher zerdrückt werden.
Gelangweilte Blicke zu den anderen Gästen, die sich alkoholisiert lautstark Liebeschwüre entgegen lallten. „Letzte Runde“. Ein kurzer Blick. Noch eine Cola, einen weiteren Kaffee.

Ein Geldschein auf den Tresen. Abschied am Wagen. Kein Frühstück, keine Berührungen.

 

Hey Ganesha!
ich find deine Geschichte nicht besonders anregend muss ich sagen, obwohl sie so kurz ist. Man erfährt zu wenig von den Protagonisten, was für eine tiefere Beziehung führen sie denn? Insgesamt vielleicht einfach wegen der kühlen Erzählweise nicht mein Geschmack. :confused:
Auch hab ich mich beim Lesen manchmal von den Orten der Handlung weggerissen gefühlt...
Dein Stil mit den kurzen Sätze gefällt mir aber gut, läßt das ganze etwas lebendiger wirken und weil die Geschichte so kurz ist, kann man das ganz gut überblicken. :thumbsup:
(Im ersten Satz ist eine wortwiederholung "dunkel")

LG
Peanutmonster :)

 

Hallo Ganesha!

Sim wird mir sicher nicht böse sein, wenn diesmal ich dich begrüße. ;-)
Mein Eindruck von deiner Geschichte entspricht dem von peanotmonster. Du schilderst einen kurzen Ausschnitt aus der Kommunikation eines Paares, das offenbar Probleme hat. Eiine Geschichte mit Spannungsbogen und Schlusspunkt kann ich nicht erkennen. Ich würde "Mondnacht" eher der Kategorie "Experimente" zuordnen, zumal die Geschichte in meinen Augen weder erotisch noch romantisch ist; die Tatsache, dass es um ein Paar geht, reicht dafür nicht aus. Aber das soll ein Mod entscheiden.

Zum Stil: Kann es sein, dass du etwas zu lang an dem Text gebastelt hast? Viele Formulierungen kommen mir etwas überstilisiert und -konstruiert vor. Du hast doch erkennbar Sprachgefühl und -fantasie: Nimm dir den Text mit dem Abstand von ein paar Tagen noch mal vor und folge deinem Gespür, wo weniger mehr sein könnte.

Die kurzen Sätze sind für sich genommen in Ordnung, mir gefällt nur nicht der Kontrast zwischen diesen Fragmenten und den Satzungetümen, die du zum Teil direkt daneben baust:

Vorsichtig seinen Schritt im Dunkel suchend, bewegte er sich auf der im Dunkel liegende Terrasse, Tische und Stühle ausweichend, bis er das niedrigen Geländer, das vor dem Hineinstürzen in den künstlich angelegten See schützte, erreichte.
und
Die Kälte vertrieb sie vom See in eine Kneipe, in der man die Zeit bis zum Frühstück miteinander verbringen konnte, um gemeinsam ein Frühstückscafé aufzusuchen, dort gemeinsam den ersten Kaffee zu trinken, ohne gemeinsam im Bett gewesen zu sein.

zum Beispiel sind Sätze, an denen der Leser kaut wie an einem Stück zu gut durchgebratenem Steak. Und Partizip Präsens finde ich persönlich immer etwas gestelzt. Also: vereinfachen, Nebensätze auflösen, Satz teilen. Ich spreche da aus eigener Erfahrung, denn ich muss auch immer beim Feinschliff mit der Machete durch meine Sätze. ;-)

Ich hoffe, meine Kritik bekümmert dich jetzt nicht zu sehr, aber meine Veränderungsvorschläge machen keine große Mühe, das klingt nur im Moment so. Denk mal drüber nach.

LG, Chica

 

Hallo Ganesha,

und auch von mir noch mal ein herzliches Willkommen bei KG.de.

Es scheint mir eher der Wunsch nach Romantik zu sein, der aus deiner Geschichte spricht. Die Romantik selber bleibt irgendwo auf der Strecke. Dabei wäre das Ambiente doch angemessen.
In deinem dritten Absatz verschenkst du für mein Gefühl ein bisschen die Möglichkeiten. Da die angriffslustige weibliche Stimme kommt, nachdem dein Prot sich eine Zigarette angezündet hat, ging es mir so, dass ich automatisch eine militante Nichtraucherin und entsprechenden Gesprächsinhalt vermutet habe. Leider stellst du uns deine Prots aber nicht genügend vor, um eine Ahnung davon zu vermitteln, wie das Gespräch wohl ausgesehen haben könnte.
Hier wären inhaltliche Aspekte ratsam, die andeuten, wie sie über Fragen, Pausen und Antworten letzlich in einer Kneipe landeten. Um das langsame "sich erst näher kommen" und dann (frustriert) wieder auseinadergehen scheinst du dich zu drücken.
Aber woraus schöpfen deine Prots ihre illusorischen Hoffnungen?
So könntest du deine Geschichte romantisch gestalten und trotzdem entsprechend bitter enden lassen.

Es ist zwar immer gut, dem Leser seine eigenen Fantasien zu lassen, aber du gibst uns für mein Gefühl etwas zu wenig Futter dafür.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sim,
vielen Dank für Deine freundlichen Worte. Ich überlege mir, welche von den Vorschlägen ich mir so zu Herzen nehme, um die Geschichte entsprechend zu verändern, und werde dann die veränderte Geschichte erneut zur Diskussion oder einfach nur zum Geniessen veröffentlichen.

Liebe Grüße
Ganesha

 

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