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Moses

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21.05.2002
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Moses

Es war ein kühler Winterabend. Ernst wählte vorzugsweise einen Vorstadtpark aus, um in ihm die Nacht zu verbringen. Dieser war dunkel, und um diese Zeit waren keine Menschen mehr unterwegs. Es hätte Ernst auch nicht mehr gestört, denn er hatte sich schon längst mit Rotwein betäubt. So konnte er immer die ganze Nacht ungestört durchschlafen, bis Spatzengezwitscher und Hundegebell ihn allmählich in die nüchterne Welt zurückbrachten. Es war für ihn schon sehr wunderlich, als er dann doch in jener Nacht unerwartet aufwachte. Es war still und dunkel. Ernst fühlte, dass die Wirkung des Alkohols so langsam nachließ, denn er bekam Sehnsucht nach einer warmen Wolldecke. "Einfach weiterschlafen", murmelte er leise, aber irgendwie wollte ihm das nicht gelingen. Ernst versuchte sich aufzurichten, aber er scheiterte schon im Ansatz. Sein Körper fühlte sich vom Alkohol schwer an, als hätte es eines Krans bedurft, ihn aufzurichten.

"Na, dann bleibe ich halt liegen, ich muss sowieso nicht pinkeln", entschied er , als er im selben Moment Schritte vernahm. Ernst versuchte, sie zu deuten. Es waren leichte Schritte. Da war jemand, der versuchte, keine Geräusche zu machen. Ernst dachte, dass es Unsinn sei, zu schleichen, in diesem Park war sowieso keine Menschenseele. Auf einmal konnte er den Umriss einer Frau erkennen. Ja, es war eindeutig eine Frau, das sah Ernst an ihrer Bewegung. Sie näherte sich ihm und trug einen Korb in ihrem Arm. Ernst wusste nicht, ob er nun aufspringen sollte oder ganz ruhig liegen bleiben. Vielleicht war er ja auch gar nicht gemeint. Der Mann hielt seinen Atem an, die Frau schien ihn tatsächlich nicht gesehen zu haben. Sie ging geradewegs zu der Parkbank, die seiner versetzt gegenüberstand. Ernst sah, dass es kein Korb sondern ein Karton war, den sie auf die Parkbank stellte. Sie beugte sich über ihn. War es ein Kuss, den diese Frau dem Karton gab? Ernst war auf einmal hellwach. Die Frau wollte gerade gehen, als er aufsprang und laut rief:

„Was machen Sie da?“ In dem Moment fing eine kleine Babystimme an zu schreien. Die Frau erschrak heftig und wollte weglaufen.

„Wollen Sie wirklich, dass ich zur Polizei gehe? Reden Sie mit mir“, rief Ernst lauter. Die Frau blieb stehen, dachte einen Bruchteil von einer Sekunde nach und kam panisch und wild gestikulierend zurück.

„Nein, tun Sie das bitte nicht“, sprach sie in einem Akzent, der ihre südländische Abstammung verriet. „Sie werden mich töten!“

„Wer wird Sie töten?“, hakte Ernst nach, wobei er sich nun doch über seine leicht lallende Stimmer ärgerte.

„Meine Familie“, antwortete sie knapp.

„Nun setzen Sie sich erst einmal“, sprach der Mann beruhigend und deutete mit seiner Hand zu der Parkbank, auf der der Karton mit dem Neugeborenen stand. Das Babyweinen verstummte.
Die junge Frau setzte sich verkrampft, dabei klemmte sie ihre beiden Hände zwischen ihren Knien ein.

„Nun erzählen Sie mal“, forderte Ernst die Frau auf.

„Ich kann Ihnen das nicht erzählen, ich habe wirklich keine Zeit. Sie ahnen nicht, in welche Situation Sie mich bringen.“ Ernst sah die Angst in dem Gesicht der Frau.

„Was soll ich denn nun tun“, fragte er. „Ich kann doch die Kleine nicht so einfach hier zurücklassen.“

„Es ist ein Junge“, korrigierte die Frau kurzatmig.

„Ich kann aber nicht einfach so meine Augen verschließen!“ Die Frau sprang auf und erklärte:

„Gehen Sie zur Polizei, damit besiegeln Sie mein und sein Schicksal.“ Damit deutete sie auf das Baby in dem Karton und lief schnellen Schrittes in Richtung Ausgang des Parks.

„Aber was soll ich denn tun“, wiederholte Ernst seine Frage.

„Nehmen Sie ihn“, antwortete sie, ohne sich dabei umzudrehen.

„Sie haben ein gutes Herz, und vielleicht wird er Ihr eigenes Leben verändern.“ Ernst schüttelte ungläubig den Kopf, als er über diesen absurden Vorschlag nachdachte.

„Wie heißt er denn“, rief er der Frau hinterher, die nur ihre Arme emporhob und zurückrief:

„Geben Sie ihm einen Namen.“ Danach war sie nicht mehr zu sehen. Ernst setzte sich auf die Bank und nahm den Karton auf seinen Schoß. Das Baby schlief wieder. Der Mann nahm den Karton unter seine Jacke und achtete darauf, dass der Kleine genug Sauerstoffzufuhr hatte. Er musste ihn warm halten, das wusste er.

Ernst hatte die ganze Nacht so gesessen. Er hatte darüber nachdenken müssen, was er tun sollte. Wenn er zur Polizei geht, werden die Beamten ihm sehr viele Fragen stellen. Der kleine Mensch würde in ein Heim kommen. Bald würden die ersten Parkbesucher erscheinen. Er könnte den Karton hier abstellen und schnell verschwinden. Diese Idee gefiel ihm am besten, so hatte er bisher seine Probleme immer lösen können. Ernst stand auf und schüttelte wieder den Kopf. Er hielt den Karton fest unter der schmutzigen Jacke und verließ den Park. Er musste fast eine halbe Stunde laufen, bis er zu dem Supermarkt kam, auf dessen Parkplatz seine Freunde und er sich täglich treffen. Meistens war er der erste, aber an diesem Morgen waren schon Martha, Leonard und Ulf mit ihrem Frühstück beschäftigt. Ernst sah eine offene Schachtel Kekse, eine Tüte mit Brötchen und bereits zwei leere Bierflaschen. Ulf sah ihn als erster:

„Ah, der Ernst kommt, der Ernst kommt.“ Dabei bewegte er sich unruhig und ruderte mit seinen Armen, die in einem zerschlissenen Wintermantel versteckt waren. Leonard blieb dabei seitlich von Ernst stehen, ließ seinen Kopf nach vorne fallen und hob gleichzeitig seinen linken Arm kerzengerade zum Gruß in die Luft. Martha setzte sich desinteressiert auf den Mauervorsprung. Sie schien bereits wieder betrunken zu sein.

„Hallo Freunde“, begrüßte Ernst die Runde, „ich brauche Euren Rat.“

„Klar, Ernst“, rief Ulf spontan aus und schlug mit seiner flachen Hand gegen seine Brust, „du kannst mich alles fragen.“ Ernst setzte den Karton behutsam neben Martha ab. Die Frau riskierte einen Blick und vergrub danach müde ihren Kopf in ihre Hände. Leonard verkeilte seine beiden Daumen in den Mantelaufschlag und beugte sich vorsichtig über den Karton.

„Scheiße“, rief der große Mann aus. Ulf humpelte herbei und schaute neugierig. Als er sah, was es zu sehen gab, wendete er leicht geneigt den Kopf zu Ernst und fragte gedehnt:

„Weißt du, was das ist? Das ist ein Baby. Ein Baby ist das!“ Ernst blickte nur kurz zu dem kleinen Knaben und meinte:

„Ja, das ist ein Baby.“

„Wo zum Teufel hast du es her?“, fragte Leonard.

„Er wurde im Park ausgesetzt.“ Ulf sprang auf und ab und fuchtelte wieder wild mit seinen Armen:

„Pipo, Pipo, komm her, das musst du sehen!“ Ein kleiner Mann trat der Runde bei, blickte kurz in den Karton und meinte:

„Ihr müsst zu den Bullen gehen.“

„Nein“, erwiderte Ernst energisch.

„Nein?“ Leonard beugte sich zu Ernst hinunter: „Was gedenkt der Herr zu tun?“

„Ich werde ihn aufnehmen“, entgegnete Ernst knapp.

„Du hast deinen letzten Verstand wohl auch schon weggesoffen“, wusste Pipo.

„Du bist völlig übergeschnappt“, bestätigte Ulf, und Leonard erhob seinen Finger und sagte:

„Du kannst ihn nicht behalten, du kannst ihn doch nicht zu einem Pennbruder, wie wir es sind, aufwachsen lassen!“

„Ich werde aussteigen und versuchen, dem Kleinen ein Zuhause zu geben“, erklärte Ernst energisch.

„Das Baby braucht warme süße Milch“, meldete sich Martha zu Wort, ohne ihre Position zu verändern.

„Gib ihm eine Flasche Bier“, scherzte Ulf.

„Wartet“, rief Pipo, der sogleich den Supermarkt betrat.

„Es wird sehr schwer für dich werden, Ernst, wenn du versuchen möchtest, den Kleinen zu behalten“, belehrte Martha mit müder Stimme. „Er ist nicht registriert, er hat keine Krankenversicherung, er braucht aber Impfungen. Seine Schulpflicht beginnt mit sechs Jahren, spätestens dann hast du ein Problem.“ Ulf blickte Martha schief an und fragte:

„Wieso weißt du das alles? Hast Du selbst Kinder?“

„Ich war mal Hebamme“, war ihre Antwort, dabei stemmte sie sich hoch und grub das Baby aus dem Karton. Windeln müssen gewechselt werden, und der kleine Mann braucht eine ordentliche Wäsche. Pipo kam aus dem Laden und brachte eine Tüte Milch, ein Glas Honig und eine Babyflasche. Martha schaute auf den Sauger und nickte den Kopf.

„Ja, du hast gut aufgepasst, Pipo!“ Der kleine Mann lächelte stolz. Leonard brachte einen alten Topf mit Regenwasser und Ernst entfachte ein kleines Feuer. Es lag schon Routine darin, denn sie brauchten manchmal eine Feuerstelle für ein Mittagessen. Martha kramte einen Löffel aus ihrer Handtasche und bereitete dem Kleinen eine warme, süße Milch.

„Wie heißt er eigentlich“, wollte Ulf wissen. Ernst schwieg eine kurze Weile, bis er dann antwortete:

„Ich werde ihn Moses nennen.“

„Moses?“, fragten ungläubig Ulf und Leonard gleichzeitig.

„Ja, Moses. Weil ich ihn quasi gefunden habe, wie Jesus den kleinen Moses im Fluss gefunden hatte.“

„Das war nicht Jesus“, rief Leonard aus.

„Genau“, bestätigte Ulf sofort, „das war nämlich Johannes der Säufer.“ Dabei lachte er laut und rostig.

„Du kannst ihn nicht Moses nennen, kein Mensch hier heißt Moses“, erklärte Leonard, und Martha nickte leicht.

„Nenn ihn doch Moriz“, schlug Pipo vor.

„Er heißt Moses“, versteifte sich Ernst und ging zu Martha herüber, die gerade das Baby in ihrem Arm hatte und ihm die Flasche gab.

„Wirst du mir helfen Martha?“, fragte er. Martha hob ihren Kopf und zog eine Augenbraue hoch.

„Ich kann ihm aber nicht die Brust geben, Ernst“, antwortete sie.

„Danke Martha!“

„Scheiße, Ernst, Scheiße. Hier nimm erst einmal einen Schluck“, bot Ulf dem frischerklärten Vater an und reichte ihm die Flasche Rotwein, die sich Ernst ganz mechanisch griff. Er hielt sie in seinen Händen und starrte darauf.

„Nein“, sagte er dann bestimmt, „wenn ich jetzt davon trinke, werde ich es nicht schaffen. Mit diesen Worten stellte er die Flasche auf den Boden.

„Martha, bitte gib auf Moses acht, ich werde in ein paar Stunden zurück sein.“ Martha nickte.

Das Leben auf offener Straße hatte Ernst vergessen gemacht, wer er oder wie alt er war. Er wusste gerade noch seinen Namen und erinnerte sich an das Sparbuch, in dem sein Name stand und das er immer mit sich führte. Er wusste nicht einmal, wieso er dieses Sparbuch hatte. Auf ihm waren gut fünftausend Mark. Die Beträge waren natürlich noch nicht in Euro umgerechnet, und die Zinsen waren auch noch nicht vermerkt. In ihm war sein Personalausweis. Er schaute auf ihn und erkannte, dass er nächsten Monat ablaufen würde. Das Foto ähnelte ihm nicht mehr. Ernst ging in den nächsten Drogeriemarkt und kaufte einige Hygieneartikel. Mit diesen Errungenschaften besuchte er das städtische Schwimmbad. Die Badehose hatte er bereits angezogen, denn sie diente gleichzeitig als Unterhose, was sich als praktisch erwies, denn so konnte sie immer gleich mitgereinigt werden, wenn Badetag war. Ernst duschte diesmal besonders gründlich und putzte anschließend seine Zähne. Mit seinem Rasierzeug schloss er sich auf der Toilette ein, denn er benötigte den Spiegel dort.
Als der Mann das Schwimmbad verließ, steuerte er direkt eine Bekleidungsboutique an. Der Anzug würde nun den Hauptteil seiner Monatsunterstützung kosten. Ernst versuchte einen günstigen Anzug zu finden und kaufte gleichzeitig ein Paar Socken und einen Bund richtiger Unterwäsche. Auch ein Paar neuer, schwarzer und glänzender Schuhe mussten her. Es blieb sogar noch Geld übrig für einen anständigen Haarschnitt. Der Frisör hatte wahrlich ein Wunder vollbracht, als er das hoffnungslos zerzauste Haar in Form brachte. Ernst schaute abschließend zufrieden in den Spiegel. Die Spuren seines Daseins als obdachloser Trinker konnten natürlich nicht vollständig beseitigt werden, aber er sah jetzt schon ganz passabel aus. Ernst probierte sein neues Erscheinungsbild sogleich aus und eröffnete bei der Bank ein Konto. Der wache Bankangestellte vergaß nicht, Ernst daran zu erinnern, dass sein Personalausweis im kommenden Monat ablaufen würde, dennoch schrieb er die Zinsen gut, transferierte das Geld vom Sparbuch und ließ nur fünfzig Euro stehen und zahlte ihm abschließend fünfhundert Euro aus.
Zwei Stunden später hatte er eine möblierte Wohnung gefunden. Er hatte sich dem Vermieter als alleinerziehender Vater vorgestellt.

Die Sachbearbeiterin beim Sozialamt staunte nicht schlecht, und sie brauchte auch eine Zeit, bis sie Ernst erkannte. Sie sah, dass dieser Mann sich aufrappeln wollte. Sie telefonierte enthusiastisch mit der Arbeitsvermittlung und konnte für ihren Hilfesuchenden tatsächlich eine Tätigkeit für zu Hause erringen. Sie fragte Ernst auch gar nicht erst, wieso es unbedingt eine Heimarbeit sein musste; welche Gründe er auch gehabt hatte, es war für sie mehr als zweitrangig. Bei der Arbeitsvermittlung erklärte man ihm, dass die Arbeit, Kugelschreiber zusammenbauen, nach geleisteter Stückzahl bezahlt werden würde. Es war keine Arbeit, die ein großes Vermögen einbrachte.

Währenddessen beschäftigte sich Martha mit Moses. Sie vergaß für wenige Stunden, wer sie war und erinnerte sich mit einem Lächeln an eine Zeit, in der sie die Hebammentracht mit großem Stolz trug. Es war sehr lange her, dass sie ein Baby in ihren Armen hielt, und sie schaute unentwegt zu dem Kleinen.

Ulf konnte nichts mit Kindern anfangen. Er hatte früher auch schon keinen Bezug zu ihnen gehabt. Sein Leben war schon immer der Alkohol und nicht das nerventötende Geplärre verwöhnter Bälger. Es störte ihn jetzt eher, dass der Kleine Abwechslung und Aufregung in die Gruppe brachte, und so stand der magere Mann mehr unbeteiligt in der Runde.

Leonard war der stets Belehrende, er hatte zu jedem Thema ein umfangreiches Wissen zu präsentieren. Doch diesmal sprach er nicht so viel. Er bemerkte, dass Martha genau wusste, wie sie mit dem Baby umzugehen hatte. Leonard stiegen Bilder der Erinnerung an seine beiden Söhne in den Gedanken auf. Sie mussten nun erwachsen sein. Er hatte sie seit damals nicht mehr gesehen. Der große Mann wurde zunehmend ruhiger. Es gab für ihn nichts zu sagen. Er war beschäftigt mit seinen nebelhaften Erinnerungen, beschäftigt mit der Frage, wer er gewesen war; wer er gewesen war, bevor Linda ihn mit den Jungs verließ.

Pipo war erst seit einem guten Jahr in dem Freundeskreis. Er trank nicht einmal viel Alkohol und war meistens ziemlich besonnen. Martha fand in ihm einen Ansprechpartner. Sie erzählte ihm viel Fachliches über Kinder, während sie das Baby in ihren Armen wiegte. Pipo war ein interessierter Zuhörer, und als Moses gewickelt werden musste, ging er Martha zur Hand. Er hatte sich immer eine Familie gewünscht, und er hatte eine gefunden. Er hatte sich damals für zwölf Jahre bei der Armee verpflichtet und wurde zu den Pionieren versetzt . Er hatte eine Spezialausbildung bekommen und wurde sogar zum Feldwebel befördert. Nach den zwölf Jahren wurde sein Vertrag nicht verlängert, und er hatte sich verloren gefühlt. Jetzt waren die Pennbrüder seine Familie.

Ernst war fertig. Er hatte es geschafft, innerhalb von wenigen Stunden wieder zurück in der Gesellschaft zu sein. Er war verblüfft, wie schnell das ging. Die anderen würden staunen, wenn sie ihn sehen, und er beeilte sich, den Treffpunkt zu erreichen. Die Fahrt mit der U-Bahn zerrte an seinen Nerven. Was ist, wenn die Bande zur Polizei gegangen war? Er machte sich Sorgen, und die U-Bahn konnte nicht schnell genug fahren. Ernst hatte es noch nie so eilig gehabt. Buchhalter war er gewesen. Er erinnerte sich nun sehr gut. Fast zwanzig Jahre lang hatte er die Buchhaltung für seinen mittelständigen Arbeitgeber gemacht. Gewissenhaft! Das war seine Aufgabe gewesen. Eines Tages hatte dieser Computer vor ihm gestanden. Höllendinger! Junge aufstrebende EDV-Gelehrte waren gekommen, und hatten Frau Poncher, die Lohnbuchhaltung, und ihm in einer stürmischen Geschwindigkeit das neue Buchhaltungsprogramm erklärt.

„Wenn Sie Probleme haben, dann rufen Sie uns an. Wir werden Ihnen beistehen“, hatten die Computerwesire ganz einfühlsam gesagt. Nach zwei Monaten wurde der Lohnbuchhaltung und ihm gekündigt. Aus betrieblichen Gründen! Fünftausend Mark Abfindung für zwanzig Jahre!

Ernst wurde aus seinen Erinnerungen gerissen, beinahe hätte er die Haltestelle verpasst. Er rannte zu dem Supermarkt, und rennen war er gar nicht mehr gewöhnt. Er sah sie nicht. Sie waren alle weg. Seine Panik verdoppelte sich beim Laufen, bis er endlich die Bewegung von Martha hinter den parkenden Fahrzeugen wahrnahm. „Martha“, rief Ernst erleichtert, und die Frau kam mit dem Bündel im Arm auf ihn zu.

„Wo sind die anderen?“

„Weg! Sie sind abgehauen“, antwortete die frühere Hebamme, dann musterte sie ihren Gegenüber von Kopf bis zur Sohle und nickte leicht.

„Martha, komm, lass dir zeigen, was ich schon alles geschafft habe“, forderte Ernst, und sie machten sich auf den Weg. Sie brauchten fast eine dreiviertel Stunde, bis Ernst Martha stolz seine Wohnung präsentierte. Die Frau nickte ein weiteres Mal.

„Du wirst es schaffen, Ernst, du wirst es schaffen“, wusste sie und legte Moses auf das Bett.

„Nicht nur ich, Martha. Schau doch, du bist ganz vernarrt in den Kleinen. Komm zieh mit mir hier ein, und lass uns gemeinsam einen neuen Weg gehen.“ Ernsts Augen wurden ganz groß, als er so beschwörend auf die Frau einredete. Martha schwieg, sie schien nachzudenken, so glaubte der Mann.
Dann plötzlich drehte sie sich um und ging zur Ausgangstür.

„Martha!“, rief er ihr nachdrücklich hinterher. Sie drehte sich um, schaute ihm in die Augen und antwortete:

„Nein, Ernst. Das ist deine neue Welt.“ Damit machte Martha kehrt und verließ schnell die Wohnung und das Haus.

„Nie wieder“, so dachte sie und unterdrückte dabei ihre Tränen, „werde ich ein Baby auf den Arm nehmen.“ Und sie erinnerte sich an die schrecklichen Szenen, als sie damals die kleine Natalie auf der Station fallengelassen hatte.

Ernst blieb zurück. Neunundfünfzig Jahre war er, das hatte er nachrechnen müssen. Neunundfünfzig Jahre, und zum ersten Mal Vater. Er würde es schaffen. Endlich hatte er wieder eine Aufgabe, er wurde gebraucht, von dem kleinen Menschen in dem Bett vor ihm.
Er schaute Moses eine lange Zeit an. Viele Probleme lagen vor ihm, aber er vertraute darauf, dass er sie alle meistern werden würde.

 
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ich wünsche euch damit allen im voraus

frohe weihnachten

und einen guten rutsch!

barde

 

Okay Barde, ich versuch ´ne vernünftige Kritik.
Ich bin zwiegespalten, äußerst.

Zuerst der Hintergrund. Ein wenig Klischee! Wundersame Heilung, seelisch, geistig, körperlich! So mag es irgendwo einmal funktioniert haben, die Regel ist es nicht. Du erwähnst es selbst. Irgendwann kommen eine Menge Schwierigkeiten. Psychische Abhängigkeit, sie ist unvorstellbar, soll nicht heissen, dass Ernst es nicht schaffen kann.
Mir fiel nich ´ne Sache auf, die immer gerne geglaubt wird in der Öffentlichkeit, weil es eine Erklärung für Alkoholismus ist, eine einfache.
Job weg, Depris, Ertränken, Alkoholismus. Wie gesagt wird gerne geglaubt, ist so schön einfach. Stimmt meistens nicht. Jemand mit durchschnittlichem Konsum, der fängt meistens nicht an, meistens lag schon vorher eine sehr hohe Alkoholverträglichkeit vor.

Zur Story: Zynisch gesagt. "Süss" Nun im Ernst, zur Story von Ernst.

Die Geschichte ist gut , es ist dein flüssiger Stil, es ist die mittlere Tiefe, alles in Ordnung. Der letzte Satz im ersten Absatz, ich habe ihn schwer lesbar, in Erinnerung. Diese Story ist auch ein Herzwärmer, denn Wärme gibt es ja wirklich,....so viel nicht in dieser Welt...(jetzt fang ich auch schon wieder an!)
Nein, sie rührt sogar, dies, das ist dir gelungen, durchaus. In diesem Sinne.

Frohe Weihnachten

Stefan

 

Hallo Barde!

Mann, das ist ja mal was langes von Dir, bin ich ja gar nicht gewohnt...

wie realistisch oder auch unrealistisch das ganze ist, tja... ich kenn mich nicht besonders gut aus mit Abhängigkeit und der Situation von 59 jährigen Männern. LAss ich jetzt weg!

Denn auch wenns unrealsitisch ist, ist es schön geschrieben, flüssig zu lesen, man kann auch nicht aufhören. Am Anfang ist mir aufgefallen, dass Du sehr oft "Ernst", seinen Namen, geschrieben hast, später dann isses besser.
Ausserdem ist es eine -finde ich- nette Geschichte, ein kleines Kind, das die Welt eines Mannes verändert. Spannend und lebhaft geschildert, mir hats gefallen.

schöne Grüße, alles Gute, Barde...

Anne:xmas:

 

danke maus - du hast die intention wieder einmall 100%ig getroffen: nette geschichte

arch - du kannst doch deine kritiken an mich abspeichern und immer wieder kopieren! JAHAAAAA :) bardes geschichten = klischee. ich wiederhole mich gerne - es ist nicht immer schlecht, klischees zu verwenden - klischees haben auch etwas vertrautes.

achte bei deinen kritiken mehr auf deine gefühle - denn darin stecken die intentionen meiner geschichten.

bis bald

barde

 

Nee Barde, meine Kritiken kann ich nicht abspeichern.
Genau das habe ich empfunden. Ob dir das nun passt oder nicht. ;) (komm hier hast n smiley)
Ausserdem habe ich mich zu einem sozialen Hintergrund geäusserst. Das mach ich selten. Und....das Wort "Klischee" behaftest du gerade negativ, ich nicht. Habe es nur als Klischee empfunden. Und... ich sage ja "Ist okay" "Gut" So, und nun bau´ nen Tannenbaum auf!

liebe weihnachtsgrüsse Stefan

Man, ich lieb dich doch auch!

 
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Sag mal, du wohnst wohl noch zu Hause, oder?:D

Welcher Vermieter gibt denn, bitte schön, einem Penner einfach so 'ne Wohnung, noch dazu gleich den Schlüssel sogar? So ganz ohne Einkommensnachweis oder dergleichen. Hat Ernst dem sein neues Konto unter die Nase gerieben? Schon eher unrealistisch.
Und überhaupt in puncto Knete: Welcher Penner hat denn satte fünftausend Eier im Trocknen? Vielleicht sollte ich doch nicht studieren ... :D
Dagegen: Dein Nahkämpfer Pipo, zwölf Jahre beim Bund und jetzt blank. Ne, ne, ne, mein Lieber, so nicht. Weiß doch jeder, dass gerade die Zeitsoldaten erstens 'ne bombastische Abfindung einfahren und zweitens noch relativ rosige berufliche Chancen auf dem zivilen Arbeitsmarkt haben.

Und was die Badeszene betrifft: Glaube nicht, dass ein Penner mit entsprechendem Outfit einfach so mal in einem öffentlichen Schwimmbad reinfliegen kann. Da werden die Bediensteten sich auf irgendwelche Hygienerichtlinien zu berufen wissen und die persona ingrata an entsprechende Missionen verweisen. Weiß ich aber selber nicht genau. Nur so mein Dafürhalten.

Sind noch einige andere unrealistische Schnitzer drin, aber ich will auch noch was Positives posten:
Gut ist der flüssige Stil, obwohl du einige Szenen für meinen Geschmack schon zu detailliert ausmalst. Was mir wirklich gefällt, ist die Dialog-Szene mit den Pennern. Zwar mit einer Spur Zynismus erzählt, aber da wabbert wirklich der Alkohol-Dunst durch die Kulisse. Mit haarscharfer Beobachtungsgabe beschrieben auch die wichtigtuerische Begrüßungs-Gestik von Ulf. Wundervoll. Ein wenig befremdlich ist, dass dem doch wohl mehr oder minder eingeschworenen Freundeskreis der frühere Beruf von Martha nicht bekannt ist.


cu
luckyblue

 

ne arch - ich habe klischee nicht negativ behaftet!
ich meinte es ernst!
dir fällt in allen meinen geschichten auf, dass ich mich klischees bediene - und du hast ja auch recht damit. wenn ich mit den geschichten in die tiefe gehe, dann muss ich mit klischees vorsichtiger umgehen.
meine intention ist aber unterhaltung - deshalb bediene ich mich leicht (wenn auch nicht unbedingt gewollt) klischees.

 

Es ist okay, ...mein´s ja eh nicht bös.
übrigens hat lucky-blue recht. Die Dialog-Szene zwischen den nicht Sesshaften ist sehr gut. So ungefähr ist´s nämlich! frohe Weihnachten
stefan

 
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Hallo Barde,

ich fand die Geschichte unterhaltsam. Die Figuren sind in allen ihren Widersprüchlichkeiten interessant. Ob sie realistisch beschrieben sind, kann ich nicht wirklich beurteilen, aber ich denke, dass sich bei Nichtsesshaften alle Bevölkerungsschichten und die unterschiedlichsten Typen finden lassen. Insofern kann das alles gut sein.

Beim Sparbuch mit den 5000 DM dachte ich zuerst, das wäre zu unrealistisch. Aber dann hab ich mir gesagt: Wieso soll es das nicht geben, dass er dieses Sparbuch hütet und nicht alles versäuft. Ist zwar ungewöhnlich aber nicht unmöglich.

Sprachlich fand ich die Geschichte ganz in Ordnung. Allerdings könntest du da schon noch ein bisschen feilen. Einige Anmerkungen dazu:

Absatzgliederung:

„Nun erzählen Sie mal“, forderte Ernst die Frau auf. „Ich kann Ihnen das nicht erzählen
Ich würde jedem Sprecher einen eigenen Absatz geben. Das hat sich bei Prosatexten so eingebürgert und ist leichter zu lesen, weil man sofort weiß, wann der Sprecher wechselt. Ansonsten muss man das immer aus dem Sinn ableiten, und das ist auf Dauer mühsam.
dass die Wirkung des Alkohols so langsam nachließ
“so“ würde ich streichen. Ist eher umgangssprachlich und nicht nötig.
konnte er den Umriss einer Frau sehen. Ja, es war eindeutig eine Frau, das sah
Die Wortwiederholung könntest du vermeiden, indem du das erste „sehen“ durch „erkennen“ ersetzt.
die seiner versetzt gegenübersaß
Das könntest du bestimmt „schöner“ formulieren.
Die Frau erschrak sehr
evtl. „erschrak heftig“?
Er hatte darüber nachdenken müssen, was er tun wird
Tempuswechsel hast du öfters in deinem Text. Evtl. „was er tun sollte“.
Sie vergaß für wenige Stunden, wer sie ist
wer sie war
Meistens war er immer der erste
“meistens“ oder „immer“; beides gleichzeitig geht nicht und hört sich auch nicht gut an.
ließ nur fünfzig Euro auf ihm und zahlte ihm abschließend fünfhundert Euro aus.
“auf ihm“ klingt nicht gut; außerdem gibt es dann mit "ihm" ein Bezugsproblem; warum nicht „ließ nur fünfzig Euro stehen“?
Sie erzählte ihm viel Fachwissen
Fachwissen kann man vermitteln aber nicht erzählen
Er war verblüfft darüber, wie schnell das ging.
“darüber“ würde ich streichen
lass uns gemeinsam einen neuen Weg beschreiten
Über den Satz bin ich gestolpert. Ich fand ihn zu hochgestochen. Vielleicht kannst du das etwas „griffiger“ formulieren.

Ich hoffe, dass du mit meinen Anmerkungen etwas anfangen kannst.


Viele Grüße

Christian

 

Ich wünsche dir stille, schöne Weihnachtstage, Barde.
Mir wünsche ich, dass du weiter bei meinen Texten vorbeischaust.

Ganz liebe Grüße - Aqua

 

also chriss:

Zitat:

[dass die Wirkung des Alkohols so langsam nachließ

nein, das würde denn sinn ein wenig verändern. ich hoffe, dass "so" nicht gravierend stört

Zitat:

[konnte er den Umriss einer Frau sehen. Ja, es war eindeutig eine Frau, das sah]

ist "sehen" zu "sah" wirklich eine wortwiederholung? aber ein änderung zu "erkennen" schadet auf jeden fall nicht :)

Zitat:

[die seiner versetzt gegenübersaß]
öhm - in meinem text steht aber "gegenüberstand" - hast du einen kleinen geist in deinem pc? :D

Zitat:

[Die Frau erschrak sehr]

*hm* so ganz bin ich nicht überzeugt - ich änder das mal in "heftig" auf verdacht.
Zitat:

[Er hatte darüber nachdenken müssen, was er tun wird]
geändert!


Zitat:

[Sie vergaß für wenige Stunden, wer sie ist]

[wer sie war] geändert!
Zitat:

[Meistens war er immer der erste]

[“meistens“ oder „immer“; beides gleichzeitig geht nicht und hört sich auch nicht gut an.]

*hehe* - irgendwie hast du da recht! "immer" gestrichen!
Zitat:

[ließ nur fünfzig Euro auf ihm und zahlte ihm abschließend fünfhundert Euro aus.]

[“auf ihm“ klingt nicht gut; außerdem gibt es dann mit "ihm" ein Bezugsproblem; warum nicht „ließ nur fünfzig Euro stehen“? ] ja, genau!
Zitat:

[Sie erzählte ihm viel Fachwissen]

Fachwissen kann man vermitteln aber nicht erzählen - *hmmmh* "vermitteln" würde bedeuten, dasss pipo das wissen aufnimmt.
Zitat:

[Er war verblüfft darüber, wie schnell das ging. ]

[“darüber“ würde ich streichen ] gestrichen!
Zitat:

[lass uns gemeinsam einen neuen Weg beschreiten]
ich ersetze "bestreiten" mit "gehen", das könnte reichen!


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ich sage es dir gleich, ich kann mit deiner kritik sogar eine menge anfangen. sie hat hand und fuss, und sie motiviert, sich mit deinen vorschlägen auseinanderzusetzen.
mir gefiel ausserdem unheimlich gut, dass du unrealistisch nicht mit unmöglich verwechselst. das ist ein gerngemachter fehler. es ist zwar selten, aber es kommt vor, dass menschen soziale schlüsselerlebnisse haben, die sie an den rand der gesellschaft schubsen. es kam auch selten vor, dass ein obdachloser ein kleineres vermögen mit sich herumtrug. in der geschichte ist unrealistisches (nicht unmögliches!) m.e. erlaubt. das ist die phantasie der autoren - wenn ich auf reales achte - dann wird es eine sozialstudie. oh - darin bin ich gut - nur lesen wird das keiner *hehe*.
also - chriss, ich bedanke mich vom herzen, für deine kritik, du hast viel zeit und anstrengung investiert!

@luckystar der vergleich unrealistisch und unmöglich war auch für dich, es ist absolut unrealistisch zu behaupten, dass es meine personen unter den obdachlosen nicht gibt, denn bei der grossen zahl von ihnen werden sicherlich einige dabei sein, die aus schicksalsgründen obdachlos wurden. übrigens ist ulf ein schicksalsloser penner! die vielfalt der obdachlosen in meiner geschichte sorgt für farbe, verstehst du?
es steckt auch ein wenig kleider-machen-leute in der geschichte. wegen deinen anmerkungen, die ich ja auch schon vor der geschichte hatte, habe ich den prota zuerst anfangen lassen, sich äusserlich zu verändern.
natürlich ist es ein wenig weit hergeholt, dass ein verwildeter obdachloser sich in so kurzer zeit so gescmeidig hinkriegt - aber wenn ich nicht diese abkürzung gehe, die durchaus legitim ist, dann müsste ich es langwierig umschreiben, das zerstört die form der geschichte.
axo - was übrigens tatsächlich wahr ist - penner gehen in städtische badeanstalten für ihre reinigung. zumindest ist es in meiner stadt gang und gebe.
martha ist eine schweigsame - sie bricht nur aus sich heraus, als sie das kind im arm hat. deswegen ist es nachvollziehbar, dass die leutz nicht viel von ihr wissen. übrigens ist vergangenheit bei obdachlosen meistens kein gesprächsthema - zumindest kein elementares.
schön, dass dir die dialoge gefallen haben - es waren in der tat beobachtungen - und ich hätte sooo gerne mehr von ihnen eingebracht! ich glaube, diese beobachtung der gestiken verleitetesn mich zu dieser geschichte.
danke lucky,

@aqua wish granted!
ich wünsche dir auch eine schöne weihnacht. ich bin aber noch bis heiligabend online. ich weiss aber, dass viele von euch schon urlaub haben *seufz*

axo - criss. ich glaube, ich habs jetzt begriffen mit den absätzen.

bye
barde

 

Moin Barde.
Doch, doch...sie gefiel mir gut Deine Geschichte.
Auch wenn sie fast ein bischen konstruiert war, aber dennoch passieren so viele Dinge, von denen man sich denkt: "das gibts doch nur im Film"

Eine Anregung noch zu Abs. 1.
Sein Alkoholisierter Körper fühlte sich so schwer an, dass es eines Kranes bedurft hätte, um ihn aufzurichten.

Mögliche Variante???

Es bereitet mir zunehmend Freude, Deine Geschichten zu lesen(und zu kommentieren)

Lord

 
Zuletzt bearbeitet:

Sein Alkoholisierter Körper fühlte sich so schwer an, dass es eines Kranes bedurft hätte, um ihn aufzurichten.

hey lord, das ist ja noch mehr geschwafel, als in meiner geschichte. :D

kannst du mal kurz erläutern, welchen misston dein vorschlag ausbügelt?

Es bereitet mir zunehmend Freude, Deine Geschichten zu lesen(und zu kommentieren)

*hach* - es ist weihnachten - ich kann es fühlen *smile*. danke für dein kompliment lord.

ich arbeite nun die ganze zeit an meinen grauen zellen. kannst du dich noch erinnern, wann du das letzte mal etwas von mir kommentiert hast?
wenn ich mich nicht irre, war es im juni.
ich hatte nämlich eine längere pause aus tech. gründen!
schön, dass wir wieder aufeinandertreffen!

auf bald
barde

übrigens, wenn ich deinen namen so lese, erinner ich mich automatisch an die alte lukrezia *hehe*. die ist übrigens jetzt auch ein halbes jahr alt :) !

 

Stimmt Barde..Ich war übrigens auch aus Quasi Techn. Gründen länger nicht hier.

Warum ich mich an dem Satz störte??? weil die zeit in Deiner Version holpert...

Auf bald
Lord:-)

 

Lieber Barde!

Erst einmal: Alles Gute zum Geburtstag! :anstoss:
(Hab ein bisserl lang gebraucht...)

Was für eine schöne Geschichte! Gut, daß ich sie noch nicht gelesen hatte, sonst könnte ich sie jetzt nicht ausgraben… Und vielleicht läßt Du Dich ja dadurch wieder ein bisschen zum Schreiben animieren? ;)

Also, ich dachte am Anfang ja, er würde die Frau überreden, das Kind zu behalten, ihr vielleicht helfen, sich von der Familie zu lösen. – Das wäre der kürzere Weg zum positiven Ende gewesen, aber Du bist den längeren gegangen, und das macht die Geschichte meiner Meinung nach wirklich lesenswert.
Was ich negativ anmerken muß, sind die schon fast etwas zu glücklichen Zufälle, wie der Tatsache, daß Martha Hebamme war, oder daß er ein Sparbuch besitzt, weil sowas sich ja normalerweise nicht mehr lange hält, wenn man mal so weit unten in der Gesellschaft angelangt ist, und daß er sofort Arbeit bekam. Aber es stört mich nicht so, daß es meinen positiven Gesamteindruck schmälern würde. Wenn Du die Geschichte allerdings noch verbessern willst, dann laß ihn ein bisschen mehr kämpfen. Es reicht zum Beispiel, wenn die vom Sozialamt ihm Adressen und Telefonnummern geben, wo ihm weitergeholfen wird oder wo er Arbeit bekommen könnte, und einen neuen Termin, damit man erkennt, sie lassen ihn nicht hängen. Dann wärs nicht gar so rosig und damit etwas glaubwürdiger, meiner Meinung nach jedenfalls. :)

Ein paar Kleinigkeiten noch:

»Ernst wählte vorzugsweise einen Vorstadtpark aus, um in ihm die Nacht zu verbringen. Dieser war dunkel, und um diese Zeit waren keine Menschen mehr unterwegs.«
– Vorschlag: Ernst wählte einen dunklen Vorstadtpark aus, um in ihm die Nacht zu verbringen. Um diese Zeit …

»So konnte er immer die ganze Nacht ungestört durchschlafen, bis Spatzengezwitscher und Hundegebell ihn allmählich in die nüchterne Welt zurückbringen.«
– zurückbrachten

»Es war für ihn schon sehr wunderlich, als er dann doch in jener Nacht unerwartet aufwachte.«
– „dann doch“ würd ich streichen, eventuell auch „unerwartet“

»Der Alkohol ließ seinen Körper sich zu schwer anfühlen, dass es einen Kran bedurfte, um ihn aufzurichten.«
– wie wärs mit: Sein Körper fühlte sich vom Alkohol schwer an, als hätte es eines Krans bedurft, ihn aufzurichten.

»Ernst versuchte sie zu deuten.«
– versuchte, sie

»Ernst dachte, dass es Unsinn sei, zu schleichen, in diesem Park ist sowieso keine Menschenseele.«
– in diesem Park war sowieso keine Menschenseele

»Die Frau erschrak heftig und fing an wegzulaufen.«
– „fing an, wegzulaufen“ gefällt mir nicht besonders, würde schreiben: und lief los/weg

»„Wer wird Sie töten“, hakte Ernst nach, wobei er sich nun doch über seine leicht lallende Stimmer ärgerte.«
– Fragen sollten eigentlich immer ein Fragezeichen haben: töten?“, hakte …
– „nun doch“ würd ich streichen

»„Nun setzen Sie sich erst mal“, sprach der Mann beruhigend und deutete mit seiner Hand auf die Parkbank, auf der der Karton mit dem Neugeborenen stand.«
– schöner fände ich „erst einmal“ statt „erst mal“
– zweimal „auf“, Vorschlag: deutete mit seiner Hand zu der Parkbank, auf der …

»Ernst sah die Angst in dem Gesicht der Frau.«
– fände „die Angst in den Augen der Frau“ schöner, treffender, ist aber sicher Geschmacksache ;)

»lief schnellen Schrittes in Richtung des Ausgangs des Parks.«
– Vorschlag: in Richtung Ausgang des Parks

»„Nehmen Sie ihn“, antwortete sie, ohne sich dabei umzudrehen,«
– am Ende hast Du einen Beistrich statt einem Punkt

»Er hatte darüber nachdenken müssen, was er tun sollte.«
– gefiele mir besser ohne „müssen“: Er hatte darüber nachgedacht

»„Ah der Ernst kommt, der Ernst kommt.“ Dabei bewegte er sich unruhig und rudert mit seinen Armen, die in einem verschlissenen Wintermantel versteckt waren.«
– Ah, der Ernst
– rudertezerschlissenen

»Ulf humpelte herbei und schaute neugierig, als er sah, …«
– würde nach „neugierig“ einen Punkt machen

»„Wo zum Teufel hast du es her“, fragte Leonard..«
– besser mit Fragezeichen (her?“, frage) und nur einen Punkt nach Leonard

»„Nein?“ Leonard beugte sich auf Ernsts Höhe:«
– würde schreiben „beugte sich zu Ernst hinunter“, und die direkte Rede gleich in die selbe Zeile („Was gedenkt der Herr zu tun?“)

»„Ich werde ihn aufnehmen“; entgegnete Ernst knapp.«
– aufnehmen“, entgegnete

»„Es wird sehr schwer für dich werden, Ernst, wenn du versuchen möchtest, den Kleinen zu behalten“, belehrte Martha mit müder Stimme.«
– das klingt nicht nach dem Zustand, in dem Du Martha beschreibst, ich denke, sie würde nur sagen: „Das schaffst du nie, den Kleinen zu behalten, Ernst“

»er hat keine Krankenversicherung und er braucht aber Impfungen.«
– würde das „und“ streichen und stattdessen das „aber“ an die Stelle geben

»„Moses“, fragten Ulf und Leonard gleichzeitig.«
– unbedingt mit Fragezeichen: „Moses?“, fragten … (oder was hältst Du von: „Moses?“ Ulf und Leonard schauten sich/Ernst ungläubig an.

»„Ja, Moses, weil ich ihn quasi gefunden habe, …«
– würde nach „Moses“ einen Punkt machen

»„Wirst du mir helfen Martha“, fragte er.«
– hier bitte auch unbedingt ein Fragezeichen, sonst ist es ja eine Feststellung…

»Der Anzug würde nun den Hauptteil seiner Monatsunterstützung kosten.«
– daß er sich gleich einen Anzug kauft, finde ich ziemlich übertrieben, laß ihn doch einfach neue Jeans und so kaufen ;)

»Bei der Arbeitsvermittlung erklärte man ihm, dass die Arbeit, Kugelschreiber zusammenbauen , nach geleisteter Stückzahl bezahlt werden würde.«
– wie gesagt, würde ich das mit der Arbeit noch bleiben lassen, ansonsten ist nach „zusammenbauen“ eine Leertaste zu viel und den letzten Satzteil würd ich so schreiben: „pro Stück bezahlt würde.“

»Er bemerkte, dass Martha genau wusste, wie sie mit dem Baby umzugehen hat. Leonard kamen die Bilder seiner beiden Söhne in seine Gedanken.«
– wie sie mit dem Baby umzugehen hatte.
– Wdh. von „seiner“, Vorschlag: Leonard erinnerte sich an seine beiden Söhne, oder: Leonard stiegen Bilder der Erinnerung an seine beiden Söhne in den Gedanken auf.

»Es gab für ihn nichts zu sagen, und er war beschäftigt mit seinen nebelhaften Erinnerungen, beschäftigt, sich zu erinnern, wer er gewesen war; wer er gewesen war, bevor Linda ihn mit den Jungs verließ.«
– den Satz find ich zu lang, dadurch verliert er auch an Ausdruck – würde nach „nichts zu sagen“ einen Punkt machen und das „und“ streichen, weiters würde ich die Wdh. Erinnerungen/erinnern vermeiden: Er war beschäftigt mit seinen nebelhaften Erinnerungen, beschäftigt mit der Frage, wer er …

»während sie das Baby in ihrem Armen wiegte.«
– in ihren Armen

»Er hatte sich damals für zwölf Jahre bei der Armee verpflichtet und wurde zu den Pionieren versetzt . Er hatte eine Spezialausbildung bekommen und wurde sogar zum Feldwebel befördert. Nach den zwölf Jahren wurde sein Vertrag nicht verlängert, und er hatte sich verloren gefühlt.«
– da sind mir ein bisschen zu viele „hatte“ und „wurde“, vielleicht bringst Du da ja noch was weg? Den letzten Teil würde ich als eigenen Satz schreiben: Er hatte sich verloren gefühlt.

»Er hatte es geschafft, innerhalb von wenigen Stunden wieder zurück und stabil in der Gesellschaft zu sein.«
– also das „stabil“ würd ich auslassen, denn um wirklich stabil in der Gesellschaft zu sein, muß er sich erst einmal wieder einleben, stabil ist eine solche Situation nicht nach wenigen Stunden geändert…

»Was ist, wenn die Bande zur Polizei gegangen war? Er war in Sorge, und die U-Bahn konnte nicht schnell genug fahren.«
– zweimal „war“, Vorschlag: Er machte sich Sorgen. (würde da einen Punkt machen)

»Er rannte, und rennen war er gar nicht mehr gewöhnt, zu dem Supermarkt.«
– würd ich umstellen: Er rannte zu dem Supermarkt und war rennen gar nicht mehr gewöhnt.

»bis endlich er die Bewegung von Martha hinter den parkenden Fahrzeugen wahrnahm.«
– bis er endlich

»Die Frau nickte ein weiteres mal.«
– ein weiteres Mal

»… einen neuen Weg gehen“, Ernst Augen wurden ganz groß, …«
– gehen.“ Ernsts Augen …

»„Nie wieder“, so dachte sie und unterdrückte dabei ihre Tränen, „werde ich ein Baby auf den Arm nehmen“, und sie erinnerte sich …«
– dachte sie das nur oder sagte sie es?
– nach „auf den Arm nehmen“ würd ich einen Punkt machen und das „und“ streichen

»Neunundfünfzig Jahre, und zum ersten mal Vater.«
– zum ersten Mal

»Er schaute Moses eine lange Zeit an. Viele Probleme würden vor ihm liegen, aber er vertraute darauf, dass er sie alle meistern werden würde.«
– „eine“ würd ich streichen (Er schaute Moses lange Zeit an.)
– zweimal „würde“, wobei ich nach „Viele Probleme“ „lagen vor ihm“ schreiben würde


Liebe Grüße,
Susi :)

 

liebe susi,

danke für deine glückwünsche, für dein interesse und noch mehr danke für deine korrekturliste, die ich zum grossen teil übernommen habe.
natürlich kann man moses noch ausbauen. ursprünglich sollte die geschichte zeitlich viel weiter gehen. ernst sollte vor jedem problem und seiner lösung stehen, bis zum exitus der einschulung. dort hätte er vor einem unlösbaren problem gestanden - dann wäre er mit der mutter wieder zusammengetroffen, die ihm über diese hürde hilft. es gab noch viele ideen, aber ich musste erkennen, dass diese geschichte dann eher der stoff für einen roman ist. natürlich ist diese geschichte konstruiert. das ist beabsichtigt und mein stil, na ja - es war ja eine geschichte geschrieben zur weihnachtszeit *smile* - das erklärt den märchenartigen verlauf!
danke für deinen kommentar, dadurch hat sich die geschichte verbessert.
bis bald
barde

 

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