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03.09.2019
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1

Wir schreiben das Jahr 2018. Zwei alte Freunde unterhalten sich ununterbrochen
über die wichtigen Dinge des Lebens. Bei den meisten Themen sind sie sich einig,
doch nun entdecken sie einen Themenbereich, bei dem sie gegensätzliche
Meinungen vertreten. „Wir leben eigentlich in einer perfekten Welt oder?“, fragte der
ältere der beiden. Sein Freund schaute ihn zunächst einige Sekunden lang komplett
entsetzt an, da er gar nicht wusste, mit welchem Argument er die Frage zuerst
verneinen sollte. Nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, antwortete er
schließlich: „Perfekte Welt? Du glaubst, dass wir in einer perfekten Welt leben? Der
ganze Hass, Terrorismus, Gewalt und Kriege gehören also auch dazu? Was ist mit
Armut, Hunger und dem Klimawandel?“ Der ältere Freund erwiderte: „Komm erst mal
wieder runter und sieh nicht immer alles so negativ. Wir haben einfach nicht die Mittel
dazu, solche Dinge zu verändern. Aber immerhin läuft es in der Gesellschaft in
Deutschland und vielen anderen westlichen demokratischen Ländern wunderbar.“
Doch auch hier stieß der ältere der beiden auf wenig Verständnis: „Nein, hier läuft
gar nichts wunderbar. Viele Menschen sind arbeitslos, aber manchen ist es sogar
egal, da ihnen die finanzielle Unterstützung vom Staat ausreicht. Außerdem werden
unsere Kinder durch ein Schulsystem geprügelt, welches dazu führt, dass sie keine
Lust auf das Lernen neuer Dinge mehr haben und den Sinn und die Bedeutung von
Bildung nicht mehr verstehen. Die Demokratie ist auch völlig sinnlos geworden, wenn
kaum jemand die Konsequenzen der eigenen Stimmabgabe durchdenkt und sich
praktisch niemand mehr ein Wahlprogramm durchliest. Das Volk begreift doch
größtenteils gar nicht mehr, dass eine Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist!
Allgemein verblödet unsere Gesellschaft immer mehr. Damit meine ich nicht, dass
viele kein Mathe können, sondern, dass sie sich und ihre eigene Umgebung gar nicht
mehr bewusst wahrnehmen. Das bei vielen nicht vorhandene Allgemeinwissen
erschreckt mich natürlich auch. Im Internet genießen außerdem viele ihre Anonymität
und wollen mit erschreckender Kompromisslosigkeit ihre eigene Meinung in Form
eines Kommentars unter einem YouTube-Video als die Wahrheit verkaufen. Aber
auch im Bundestag vertreten Politiker ihre subjektiven Standpunkte als geltende
Fakten! Und anstatt diplomatisch Kompromisse zu suchen, machen sie durch
peinliche Zwischenrufe auf sich aufmerksam, wie ein Kleinkind, das noch nicht
gelernt hat, andere Menschen zunächst ausreden zu lassen. Aber das bekommt der
Bürger von heute ja gar nicht mehr mit, da er sich überhaupt keine Reden aus dem
Bundestag mehr anhört, obwohl es ihn doch betrifft! Das größte politische
Engagement was aufgebracht wird, ist doch im Moment, dass man sich im
Fernsehen eine Satireshow ansieht, dessen Meinung man daraufhin ohne weiteres
Hinterfragen einfach so annimmt. Die Spaltung der Gesellschaft, die durch die
Flüchtlingsthematik stark vorangetrieben wird, scheint niemanden zu kümmern,
jedenfalls unternimmt niemand etwas dagegen. Auch wenn es um belanglose
Aspekte geht, scheint niemand eine konstruktive Diskussion führen zu wollen. Wenn
man durch die Stadt geht, blickt man größtenteils in unfreundliche und gestresste
Gesichter. Hektik und Lärm dominieren einfach alles dort. Und was ist mit den
Drogen? Man kann ja mal auf Partys gehen und komplett betrunken zuhause
ankommen, man kann auch mal eine rauchen, aber muss das wirklich in diesem
Maße geschehen, wie es zurzeit passiert? Oder der komplette Gegensatz:
Menschen, die ihr ganzes Leben lang Computerspiele zocken, um schließlich zu
bemerken, dass sie ihr ganzes Leben verpennt haben. Warum soll das eine
wunderbare Gesellschaft sein?“ Der ältere Freund musste diese Worte, die aus
seinem Freund in einer unfassbaren Geschwindigkeit geradezu herausquollen, erst
einmal sacken lassen. Dann hatte er genug. Er begann damit sich anzuziehen und
sich somit auf den Nachhauseweg vorzubereiten und verabschiedete sich schließlich
folgendermaßen: „Dann ist es eben keine perfekte Gesellschaft, aber eine
menschliche. Menschen sind keine Roboter, die alle nach deinen Vorstellungen
tanzen.“ „Noch nicht!“, flüsterte der jüngere der beiden, doch sein Freund konnte ihn
schon nicht mehr hören.

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Kaum war sein Freund aus dem Haus, machte er sich wieder an die Arbeit. Er ist das
wohl größte Genie, das die Welt je gesehen hat, aber niemand wusste davon. Doch
genau dies konnte er sich zunutze machen. Er arbeitete an einem Mittel, das dazu in
der Lage sein sollte, sich schlagartig und unaufhaltsam auszubreiten. Keine
Ländergrenzen, Ozeane oder dichte Wälder sollten dazu in der Lage sein, dieses
Mittel aufzuhalten, sodass buchstäblich jeder Mensch die Wirkung des Mittels zu
spüren bekommen sollte. Jeder, außer der Erfinder, da er gleichzeitig an einem
Gegenmittel arbeitete, damit er selbst nicht betroffen sein würde. Durch die enorme
Geschwindigkeit, mit der sich das Mittel ausbreiten würde, sollte auch niemand dazu
in der Lage sein, zu merken, dass etwas nicht stimmt, geschweige denn an einem
Gegenmittel zu arbeiten. Die Wirkung des Mittels sollte daraus bestehen, dass sich
gewisse Grundbefehle in das Hirn jedes Menschen einspeichern sollten, über die
man sich ohne Gegenmittel auch nicht hinwegsetzen konnte, da man jegliche
Selbstbestimmung genommen bekam.
Der Grundbefehl war, den Erfinder des Mittels bei allen Bereichen des Lebens zu
unterstützen, zu beschützen und bedingungslos auf ihn zu hören. Sollte der Erfinder
gewisse Personen mit Befugnissen ausstatten, sollte man sich auch diesen
Menschen unterordnen.
Aufgrund seines Genies und der jahrelangen Arbeit an Mittel und Gegenmittel konnte
er diese so perfektionieren, dass sie genau seinen Vorstellungen entsprachen. Der
große Tag war gekommen. Er hatte sein Lebenswerk fertiggestellt. Nun war die Zeit
gekommen, dass Mittel wirksam und sich schnell verbreitend werden zu lassen, um
so die Welt zu verändern und zu einem besseren Ort werden zu lassen.

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Es lief alles nach Plan. Nach kurzer Zeit hatte sich das Mittel so gut verbreitet, dass
lediglich der Erfinder wegen des Gegenmittels nicht von ihm betroffen war. Er ließ
sich zur nächsten Bundestagswahl als Kanzlerkandidat aufstellen. Dies wollte er als
Test dafür nutzen, ob seine Macht und sein Einfluss tatsächlich grenzenlos geworden
waren. Der Grundbefehl wurde von allen Wahlberechtigten eingehalten und so wurde
er der neue Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Das gesellschaftliche Leben
veränderte sich weltweit zunächst nicht besonders. Einzig der Grundbefehl war in
allen Menschen präsent, sodass der Erfinder des Mittels ungestört und unkontrolliert
seine Macht ausüben konnte. Der Bundestag bestand nur noch aus seiner Partei,
aber aufgrund des Mittels schien dies niemanden stutzig zu machen. Seine
Parteimitglieder, deren Vorsitzender er war, waren natürlich auch von dem Mittel
betroffen und fungierten somit lediglich als Ausführer von Befehlen. Seine Partei war
alleinbestimmend und konnte das Grundgesetz dementsprechend ändern. Zunächst
schaffte er Artikel 79 ab, der die Änderung des Grundgesetzes sowie die
Unabänderbarkeit des Artikels 1 und 20 regelte. De facto war er also schon ein
Diktator, da ihm aufgrund des Grundbefehls niemand im In- oder Ausland
widersprach und er somit die Gesetze des Grundgesetzes komplett neu gestalten
konnte. Auch wenn ihm sowieso schon jeder gehorchte, schnitt er die Gesetze noch
passend auf sich zurecht. So veranlasste er zum Beispiel per Gesetz die Errichtung
sogenannter Testeinrichtungen. Da ihm alle Menschen der Welt unterworfen waren,
und somit auch alle Machthaber, konnte er die Testeinrichtungen in jedem Staat der
Welt erbauen lassen.
Jedem Menschen, auch Kindern, also wirklich jedem Menschen, wurde
vorgeschrieben, eine Testeinrichtung zu besuchen, aufgrund des Mittels hinterfragte
dies auch niemand. Die Einrichtungen stellten natürlich einen großen
Verwaltungsaufwand dar, aber der Erfinder des Mittels konnte so viele Menschen
rekrutieren wie er nur wollte, da alle das taten, was er befahl. Angekommen in einer
Testeinrichtung musste man zunächst einen simplen Allgemeinwissenstest
absolvieren, der jedoch von vielen gar nicht erst bestanden wurde. Bestand man den
Test nur knapp nicht, wurde man verhaftet, um Bildungsangebote im Gefängnis
wahrnehmen zu können, damit man den Test später wiederholen konnte.
Teilnehmer, bei denen keine Hoffnung bestand, dass sie den Test jemals bestehen
würden, wurden ermordet. Wenn das Allgemeinwissen für ausreichend befunden
wurde, kam man zur nächsten Station. Hier wurde man verschiedenen alltagsnahen
Situationen ausgesetzt. Wenn man sich freundlich verhielt, dann durfte man
weitergehen. Aggressive, gewaltbereite oder kompromisslose Teilnehmer wurden
hingegen verhaftet oder hingerichtet, je nachdem, ob Aussicht auf Besserung
bestand. In jedem Lebensbereich, sei es Bildung, Liebe, Politik, Freizeit,
Sozialverhalten oder Beruf wurde ein gewisses Standardverhalten ausgewiesen.
Diejenigen, die zu stark von der Norm abwichen, wurden umerzogen und
gegebenenfalls „aussortiert“. Dies betraf auch berühmte Persönlichkeiten, besonders
Musiker, die mit ihren Songs Hass verbreiteten und dadurch zur einstigen
Verblödung der Gesellschaft beigetragen hatten.

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Die neue Welt war nicht wieder zu erkennen. Nur noch ein Bruchteil der ehemaligen
Weltbevölkerung durfte weiterleben. Doch die Menschen waren glücklich, da sie alle
friedlich miteinander lebten und der ganze Hass ein Ende gefunden hatte. Strahlende
Gesichter hatte es zuvor meistens nur bei Menschen gegeben, die zu nah an einem
Atomkraftwerk gewohnt hatten. Die friedliebende Bevölkerung hatte auch zur Folge,
dass es keine Gewalt, keinen Terrorismus und keine Kriege mehr gab. Jeder
tolerierte von nun an jeden, auch wenn man mal nicht einer Meinung war. Die Welt
war gerechter geworden. Manche Staaten wurden aufgelöst und zu neuen
zusammengefügt, da es nun viel weniger Menschen gab. Früher hätten solche
Entscheidungen zu gewaltsamen Konflikten geführt, doch in der neuen Welt stellte
dies gar kein Problem mehr da. Armut und Hunger gingen immer weiter zurück,
Flüchtlinge gab es keine mehr, da es allen gut ging. Religionen gab es noch,
allerdings wurden diese friedlich ausgelebt und niemand hatte das Bedürfnis seine
Religion oder allgemein seine Weltanschauung jemand anderem aufzuzwingen. Da
es nun viel weniger Menschen gab, konnte der Klimawandel entscheidend gebremst
werden. Allgemein verhielten sich die Menschen viel umweltfreundlicher, da
umweltfeindliche Menschen im Zuge der Testeinrichtungen eliminiert worden waren.
Jeder Mensch war sich seiner Verantwortung für die Gesellschaft bewusst. Kinder
strengten sich in der Schule wieder an, aber nicht so extrem, dass man sie als
klassische Streber oder Nerds bezeichnen würde. Es gab genug Arbeit für alle, die
Menschen waren auch qualifiziert genug für ihre Berufe und verfügten alle über ein
gesundes Allgemeinwissen, dies stärkte auch das Gemeinschaftsgefühl. Die Diktatur
blieb erhalten, allerdings tat der Erfinder des Mittels alles dafür, dass es seinem Volk
gut ging und verzichtete auf jegliche Gewalt. Der Begriff Alleinherrscher, der zuvor
ausschließlich mit negativen Aspekten assoziiert wurde, erhielt eine positive
Bedeutung, da der Diktator eine glückliche, friedliche und wohlhabende Gesellschaft
erschaffen hatte. Das Internet bestand fort, allerdings hatte niemand mehr das
Bedürfnis, jedem zu jeder Zeit seine Meinung aufzuzwingen. Stattdessen wurden
ausschließlich sachliche und konstruktive Diskussionen geführt. Aber auch im realen
Leben kam es nie wieder vor, dass ein Streit lautstark beendet wurde. Stattdessen
setzte man sich in Ruhe zusammen, um Meinungsverschiedenheiten zu klären.
Wenn man vor die Tür ging, sah man nur noch in entspannte und freundlich
lächelnde Gesichter. Da die Menschen mit immer weniger Problemen zu kämpfen
hatten, wurden immer weniger Drogen konsumiert. Dies bedeutete natürlich nicht,
dass man zu gegebenen Anlässen nicht auch mal die alkoholische Sau rauslassen
durfte. Computerspiele, bei denen Gewalt verherrlicht wird, wurden immer weniger
gespielt. Allgemein hatten weniger Menschen das Bedürfnis, sich vor einem Monitor
abzuschotten, um der beängstigenden Gesellschaft zu entfliehen. Vielmehr spielten
soziale Kontakte und Treffen in der realen Welt eine wieder zunehmend
bedeutendere Rolle. Der Erfinder des Mittels stellte sich die Frage, ob im Leben
allgemein die Methoden oder das Ergebnis entscheidend seien. Um sein schlechtes
Gewissen zu unterdrücken, kam er zu dem Schluss, dass allein das Ergebnis zähle,
nämlich das einer perfekten Welt.

 

Hallo @young_writer_2000
und herzlich willkommen hier.

Ich habe Deinen Text zuerst auf dem Handy gelesen und muss Dir als vor allem etwas zur Form sagen: Die Zeilenumbrüche gehen gar nicht. Da kommen Zeilenumbrüche mitten im Satz, und da, wo man Zeilenumbrüche gern hätte, fehlen sie.
Wann kommt ein Zeilenumbruch? Ich habe mir gemerkt, wenn ein Perspektivwechsel stattfindet, hilft es dem Leser, wenn das durch einen Zeilenumbruch verdeutlicht wird. Z.B. findet in Deiner Unterhaltung im ersten Teil ein Perspektivwechsel statt, wenn der Sprecher wechselt. Da sollte dann auch ein Zeilenumbruch hin.

Ich kann mir vorstellen, dass du heiß drauf bist, endlich Kritik zum Inhalt zu bekommen, und dann kommt endlich eine Rückmeldung und dann fasselt der was von Zeilenumbrüchen. Aber das ist eine Lektion, die ich hier gelernt habe: Wenn die Form nicht passt, dann wird kaum über den Inhalt geredet. Das ist wie ein Gerichtsurteil aufgrund eines Formfehlers - egal wie der Sachverhalt ist, Völlig egal wer Schuld hat, der Formfehler zieht mehr. So ist das bei Texten oft auch.

Aber gut - ich will noch was zum Inhalt sagen: Der Text berichtet von einer Idee. Dabei ist "berichtet" das kritische Wort. Ich lese den Text fast als Nachrichten.
Dazu kommt: Der Protagonist bleibt namenlos und daher bleibt er mir als Leser auch sehr fern. Ich fiebere nciht mit, ob sein Mittel funkitoniert. Er will ein "guter Diktator" sein und scheitert kläglich. Die anderen Menschen gehen im wahrsten Sinne des Wortes im Bericht unter.

Ich hoffe ich demotiviere Dich nicht. Das sollte nicht sein. Du hast tolle Ideen und ich nehme an, Du bist noch am Anfang vom Schreiben. Das ist Handwerk, was man erlernen kann. Also mach weiter - lerne draus.
Es hilft auch mal andere Texte hier zu Lesen und zu kommentieren - mir zumindest öfnnet es oft die Augen und ich bin erstaunt, warum ich manchens bei anderen sehe - und bei meinen eigenen Texten dann versage.

Also: gern gelesen!
viele Grüße
pantoholli

 

Moin.

Ich kann nur was zu 1. sagen, da ich danach abgebrochen habe (2. bis 4. war mir zu extremer Infodump.) Wenn ich mit meinem Papa über die Welt rede, dann sagt der, dass wir, heutzutage, es verdammt gut haben.

Ich sage: recht hat er damit. Bei aller Arbeitslosigkeit, Anonymität im Netz und all diesen Youtubevideos, Terrorismus und anderen Scheußlichkeiten, die du da nennst. Wir leben in der bisher besten Welt. Ich für meinen Teil rieche kein Senfgas, habe ein Dach über dem Kopf, kann mich frei äußern und auch sonst so ziemlich alles machen, was ich möchte.

"Wir" ist natürlich auch Definitionssache. Wenn ich sage, "wir Menschen", dann grenze ich damit auch den allerletzten Berglaoten nicht aus. Wenn mein Papa aber nach einem Festmahl seufzt, "ach, was geht uns das gut", dann meint er damit die Tafelrunde, darüber hinaus aber keine Menschenseele. Der Ältere in deiner Geschichte redet wie mein Papa. Der Jüngere dagegen wie ein kleiner Krachmacher, und wirft mit Meinungssachen um sich.

Die beiden Freunde im ersten Kapitel deiner Geschichte haben vielleicht auch deshalb Probleme einander zu verstehen, weil sie, wie A.) mein Papa und ich und B.) deine Geschichte und du, vollkommen entgegengesetzter Meinung sind.

Gruß,
Analog

 

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