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Nicht Allein

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12.07.2004
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Nicht Allein

Nicht allein


Sie war nie allein. Immer war die Mutter bei ihr. Was sie tat oder nicht tat, sie begleitete sie, wie ein Schatten, wie der Schatten der Trauer, der sich seit jenem Tag über ihr Herz gelegt hatte. Sabrina gefiel sich, so geschminkt, mit dick umrandeten Augen und knallrotem Lippenstift. Aber die Mutter verspottete sie nur. „Was? So geschminkt willst du etwa auf die Straße gehen? Mal abgesehen, dass dir die Farbe des Lippenstifts ganz und gar nicht steht, hast du dich eigentlich schon mal gefragt, was die Leute draußen denken, wenn jemand so herumläuft? Und wegen Martin brauchst du dich doch gar nicht mehr zu schminken. Du interessierst ihn doch gar nicht mehr. Wie naiv bist du überhaupt?“ Sie lachte. Hämisch, wie Sabrina meinte. „Tut mir leid!“ schob die Mutter nach. Sabrina wollte ihr nicht sagen, wie sie sie hasste. Sie wollte nicht sagen, wie sie sich wünschte, einmal, nur einmal, allein zu sein, eigenständig handeln zu dürfen. Sie wollte nicht sagen, wie heuchlerisch dieses „Tut mir leid“ klang, dass sie immer sagte, wenn sie Sabrina kritisiert hatte. Noch schwieg Sabrina. Noch. Die Mutter setzte noch einmal nach: „ Irgendjemand muss es dir ja sagen.“ Aber Sabrina schwieg.

„Wir müssen reden“ hatte Sabrina gesagt. Die Mutter hatte nur milde gelächelt: „Das tun wir doch gerade, Liebling.“ Brennende Wut war in Sabrina hochgestiegen. Doch sie hatte sich beherrscht. Sie hatte solchen Hass in ihrem Herzen verspürt, sie konnte ihn nicht in Worte fassen. „Was verlangst du eigentlich von mir? Gebe ich dir nicht alles? Was willst du denn noch?“, hatte die Mutter plötzlich gefragt. „Ich will kein Geld, kein schönes Haus, ich will, was keine Sache der Welt ersetzen kann: Liebe, Vertrauen, eine richtige Familie.“, hatte Sabrina gesagt. „Soso, wenn du mir sagen kannst, wie deine poetischen Begriffe in der Realität aussehen, kann ich sie dir gern geben. Erklär mir mal was jemand hat, der geliebt wird.“, hatte die Mutter bissig gemeint. „Ich weiß nur, dass ich es nicht habe.“ Sabrina hatte diese Worte fast geschrieen, doch sie merkte, dass sie an ihrer Mutter abprallten. Irgendwann, das wusste sie, würde eine Zeit kommen, wo sie selbstständig sein würde. Irgendwann, ja das wusste sie genau, würde sie allein sein dürfen. Sie fragte sich nur, wann „Irgendwann“ war. War sie bis dahin schon in ihrem Selbstmitleid erstickt?

Damals waren sie eine glückliche Familie gewesen. Und - Papa hatte sie ernst genommen. Er hatte nie gesagt, ihr stände ein Kleid nicht, er hatte nie ihr Benehmen bemängelt. Dann war dieser unselige Tag gekommen. Ein kalter Novembertag. Die Mutter hatte sie von der Schule abgeholt. Den ganzen Weg hatte sie kaum ein Wort gesagt. Zuhause hatte sie Sabrina auf den Schoß genommen, als wäre sie ein kleines Kind und gesagt: „Dein Papa ist heute morgen gefunden worden.“ Sabrina hatte nicht verstanden. „Erschossen.“ Sie hatte es gefühllos gesagt, keine Spur von Kummer, kein Anflug von Schmerz. „Wir werden zu meinem neuen Freund ziehen“ Es hatte ein paar Sekunden gedauert, bis Sabrina den Sinn der gesagten Worte verstanden hatte. Sie hatte eine unbeschreibliche Trauer gefühlt, sie war zu traurig um zu weinen, zu traurig um zu schreien. Als ihr schwarz vor den Augen wurde, sah sie klarer als je zuvor, dass ihr nicht nur der Vater genommen worden war, nein auch ihre Mutter hatte sie an einen Gunther verloren – „ Wir könnten sie doch auf ein Internat geben.“ Ihre Seele blutete.


Sabrina konnte ihn von Anfang an nicht leiden. Sie hasste sein Aussehen, sie hasste die Worte, die er sprach, sie hasste die Art wie er mit anderen umging, und vor allem hasste sie es, dass sie ihn nicht hassen konnte, ohne die Mutter zu verletzen. Oft träumte sie, dass ein Engel mit Flügeln zu sprach. „ Sie braucht dich. Do bist das einzige was sie hat. Aber sie liebt dich nicht. “

Sie lies alles über sich ergehen. Nicht einmal die Einsamkeit war so schlimm, dass sie sie nicht ertragen konnte. Anfangs musste sie diskutiert haben. Musste geweint haben. Sie wusste es nicht mehr so genau. Nun lies sie alles ohne ein Wort über sich ergehen. Doch sie hatte nicht aufgegeben, keine Sekunde die Hoffnung auf ein eigenständiges Leben aufgegeben.
Das Schweigen, das die Mutter mehr als jedes böse Wort reizte, war Sabrinas stiller Widerstand, ihr stiller Triumph. Dieser Triumph lies sie nur kurz durch die Gitter der Realität in die Freiheit schauen, doch lange genug, um die Hoffnung auf ein Leben ohne die Mutter wieder aufleben zu lassen.
Martin war der, der ihr einen Rettungsring zugeworfen hatte, als sie fast in ihren heimlichen Tränen ertrunken wäre, der einzige Strohhalm an dem sie sich verzweifelt klammerte. Martin war diese Hoffnung.

Der Traum. Der Engel sprach zu ihr: „Hass ist das Salz des Lebens. Du empfindest nur Hass auf deine Mutter. Die Wunden in deiner Seele können nicht verheilen, solange das Salz des Hasses hineingestreut wird. “ Die Flügel des Engels waren schwarz wie jene kalte Novembernacht. Sie blickte durch seine Augen. Sie sah sich selbst in der Vergangenheit. Ein kalter Novembertag. Die Mutter holte sie von der Schule ab. Den ganzen Weg sagte sie kaum ein Wort. Dann wollte sie Sabrina in den Schoß nehmen. Dieses Mal aber wandte sich Sabrina ab. Und dann sah sie ihn. Er stand an der Absperrung, hatte eine unförmige Reisetasche in der Hand. Sabrina sah in ein vertrautes Gesicht. Sie rannte und rannte, spürte seinen Atem in ihrem Nacken, und fiel zu Boden. „Willst du nicht aufstehen?“ Es war eindeutig Gunthers Stimme. Sabrina wusste, es hatte keinen Zweck zu widersprechen.

„Steh sofort auf!“ hallte kurz darauf die befehlende Stimme durch die Wohnung. Aus dem Alptraum erwachend murmelte Sabrina: „ Warum gehst du mir nach? Verschwinde! ... Du machst mir Angst.“ „Was redest du da? Du solltest in die Psychiatrie mit deinem Verfolgungswahn!“, fuhr Gunther sie an. Er stand an ihrem Bett und wusste nicht, wie Recht damit hatte. Sabrina hatte sich immer wieder vor der Realität geflüchtet. Jetzt verfolgte sie deren Schatten. Sie musste wieder einmal einsehen, dass sie im Herzen der Mutter keinen Platz hatte, dass der Hass bleiben würde und dass sie nur noch hier lebte weil sie seine Tochter war, weil ER noch in ihrem Innersten war.

Widerstrebend kroch sie aus dem Bett und ging schlaftrunken in die Küche. Der Tisch von gestern war noch nicht abgeräumt. Auf ihrem Platz lagen Toast, Butter und ein Messer. Daneben lehnte an einer Tasse Kaffee ein Brief. Sabrina öffnete ihn. Es war Martins Handschrift, fast fünf Seiten. Sie las nur die letzten Zeilen:
„... Du musst lernen, dich selbst herauszuholen. Darum, mein Schatz, ist es sicher besser für uns, wenn wir ab jetzt getrennte Wege gehen. Ich wünsche dir noch viel Glück auf deinem weiteren Lebensweg und werde dich immer in guter Erinnerung behalten. Dein Martin.“
Eine Träne tropfte auf den Brief. „Du bist nicht allein“, waren die ersten Worte ihrer Mutter, „ Du bist ganz bestimmt nicht allein.“ Sabrina blickte auf das Messer.

 

Naja, meine erste KG, habe versucht (bzw aufgabenstellung in Schule) möglichst wenig Handlung zu brauchen. Vl etwas langatmig, aber ich will sie ja mit euch verbessern!

 

Ola!

Soso, deine erste KG? Dann erst mal herzlich willkommen auf kg.de :)

Nun zu deiner Geschichte.

Langatmig fand ich sie auf keinen Fall. Im Gegenteil. Deine Sprache ist flüssig und so gut zu lesen, dass ich überrascht war, als die Geschichte schon zu Ende war.
Die bedrückende Stimmung und das Dilemma, in dem das Mädchen steckt, hast du gut dargestellt, den Wunsch nach einem eigenen Leben, das ihr die Mutter nicht gönnt.

Was ich nicht so gut verstanden habe war die Geschichte mit dem Traum und dem Verfolgungswahn. Möchtest du damit andeuten, dass die Mutter gar nicht wirklich so anhänglich ist?

Ich weiß auch nicht ganz, was die Intention der Mutter ist. Zuerst hätte ich ja gesagt: erdrückende Liebe, v.a. wenn der Lebenspartner nicht mehr da ist, aber das scheint ihr ja nicht so wichtig zu sein. Eigentlich hätte ich bei ihrer "Gefühlskälte" ja eher erwartet, dass sie die Tochter vernachlässigt.

Wie auch immer, das ist eigentlich nur Kleinkram. Alles in allem fand ich deine Geschichte richtig gut und einen gelungenen Einstand auf dieser Seite. Mehr davon :thumbsup:

Liebe Grüße,

Felsenkatze

 

Erst mal Danke für das Lob - den Traum muss ich noch überarbeiten...
Die Mutter klammert so am Kind, weil es das einzige ist, was ihr noch bleibt
lg
flashing

 
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Moin!

Okay, die Katze war da - jetzt kommt der große böse Wolf! :D

Auch von mir noch mal ein Willkommen! :)

Und nu ans Eingemachte:

Sprachlich ist der Text okay. Du schreibst sehr flüssig und wortgewandt, zeichnest manchmal auch sehr ansprechende Bilder. Von dieser Seite gibt es wenig zu mosern. Lediglich ein paar kleine Tippfehler u.ä. sind mir noch aufgefallen (u.a. die Vergangenheit von lassen lautet "ließ"!).

Inhaltlich und strukturell ist bei dem Text für meine Augen allerdings noch einiges im Argen. Allem voran:

Das eigentliche Hauptmotiv, das ja schon im Titel angesprochen wird, finde ich in der eigentlichen Geschichte gar nicht wieder. Außer hin und wieder in einem Nebensatz erwähnt. Aber zeigen tust Du etwas ganz anderes! Was ich sehe, ist eine Mutter, die ihre Tochter durch ständiges Kritisieren und zunehmende Gefühlskälte von sich fortstößt. Sabrina hasst ihre Mutter, aber weswegen genau, das wird nur sehr undeutlich gezeigt. Überhaupt vermischt Du hier m.E. zu viele unterschiedliche Problemkomplexe zu einem wirren Mischmasch - in jedem Absatz gibt es plötzlich einen anderen Grund, warum Sabrina ihre Mutter hasst, nur der angeblich zentrale ist gar nicht darunter! Es gibt z.B. keine Szene, in der die Mutter ihr ein Rendezvous versaut, weil sie nicht von ihrer Seite weicht. Oder ihr kategorisch verbietet, das Haus zu verlassen. Oder sonstwas in der Richtung. Mir kommt die Mutter eher gleichgültig vor bzw. sie benutzt ihre ständige Kritik an ihrer Tochter als Ventil für ihren eigenen Frust. Das aber hat mit gluckenhafter Anhänglichkeit nun wirklich nichts zu tun.

So gesehen wirfst Du hier mit vielen unterschiedlichen Motiven um Dich und machst es Dir am Schluss etwas zu einfach. Wir bekommen bestimmte Konflikte immer nur angedeutet, niemals aber wirklich gezeigt. Der Text wirkt deshalb insgesamt sehr wirr und unkonzentriert.

Auch die Traumsequenzen und einige Dialoge tragen eher zur Verwirrung bei, als den Konflikt zu forcieren. Ich geh mal in den Text rein, da sieht man es u.U. besser:

Sie war nie allein. Immer war die Mutter bei ihr. Was sie tat oder nicht tat, sie begleitete sie, wie ein Schatten, wie der Schatten der Trauer, der sich seit jenem Tag über ihr Herz gelegt hatte.

Das ist zunächst mal klassisches "Tell don't show" - sollte man eigentlich vermeiden. Zudem ist es eine irrige Behauptung, da dieses angebliche Verhalten der Mutter im späteren Text nirgends mehr aufgegriffen wird. Eher im Gegenteil. Ich sehe da, wenn überhaupt etwas, dann eine Entremdung statt zu großer Nähe.

Sprachlich: Die Dopplung von "Schatten" ist unschön. Den Satz könnte man glätten: "...sie begleitete sie wie ein Schatten der Trauer."

Sabrina gefiel sich, so geschminkt, mit dick umrandeten Augen und knallrotem Lippenstift.

Das Komma kommt nach "so", nicht davor!

Der Rest des ersten Abschnittes ist für mich ein typischer Streit zwischen Mutter und Teenie-Tochter mit etwas überarbeitungsbedürftigem Dialog. Das eigentliche Thema wird hier in keiner Weise bearbeitet!

�Wir müssen reden� hatte Sabrina gesagt. Die Mutter hatte nur milde gelächelt: �Das tun wir doch gerade, Liebling.�

Wieso dieser Zeitsprung? Die Dramaturgie und Chronologie dieser Geschichte wirkt insgesamt sehr uneinheitlich und unüberlegt auf mich.

�Ich will kein Geld, kein schönes Haus, ich will, was keine Sache der Welt ersetzen kann: Liebe, Vertrauen, eine richtige Familie.�, hatte Sabrina gesagt.

Ich wage zu bezweifeln, dass ein Teenager - speziell in einer solchen Situation - eine solch geschliffene Formulierung von sich gäbe. Dieser ganze Dialog ist extrem hölzern und in Bezug auf den Konflikt wenig ergiebig. Auch hier purzeln wieder munter die Motive und Aussagen durcheinander, ein roter Faden fehlt leider weitgehend.

Irgendwann, das wusste sie, würde eine Zeit kommen, wo sie selbstständig sein würde. Irgendwann, ja das wusste sie genau, würde sie allein sein dürfen. Sie fragte sich nur, wann �Irgendwann� war. War sie bis dahin schon in ihrem Selbstmitleid erstickt?

Angesichts des vorangehenden Dialogs wirken diese Formulierungen recht zusammenhangslos. Es gibt keinerlei Entwicklung, die in dieser Erkenntnis gipfeln würde. Im Grunde sind es nur Textbrocken, die aufeinanderfolgen. Der Zusammenhang erschließt sich zumindest mir nicht so wirklich...

Damals waren sie eine glückliche Familie gewesen.

Wann damals? In Bezug auf welche Zeitebene springen wir hier? s.o.

Und - Papa hatte sie ernst genommen. Er hatte nie gesagt, ihr stände ein Kleid nicht, er hatte nie ihr Benehmen bemängelt.

"stünde"!

Und: Sorry, aber diese Passage ist irgendwie Mumpitz in meinen Ohren! Ich kann jemanden als Mensch erst nehmen und trotzdem der Meinung sein, dass ihm irgendwas nicht steht. Das eine hat mit dem anderen rein gar nichts zu tun! Und jemanden - noch dazu das eigene Kind! - nie zu kritisieren oder zurechtzuweisen, halte ich nicht nur für unglaubwürdig, sondern, sollte es stimmen, für alles andere als einen Beweis für Liebe oder "Ernstnehmen" des anderen... irgendwie scheint mir das gesamte psychologische und gedankliche Konzept der Geschichte spätestens an dieser Stelle doch sehr wirr und unausgegoren.

�Dein Papa ist heute morgen gefunden worden.� Sabrina hatte nicht verstanden. �Erschossen.� Sie hatte es gefühllos gesagt, keine Spur von Kummer, kein Anflug von Schmerz. �Wir werden zu meinem neuen Freund ziehen�

Öhm... sie zieht am selben Tag, an dem ihr geliebter Ehemann erschossen(!) aufgefunden wird, mit einem anderen Mann zusammen??? Sorry, aber da stimmt irgendwas ganz und gar nicht... :schiel:

genommen worden war, nein auch ihre Mutter hatte sie an einen Gunther verloren

Und schon wieder springst Du in einen völlig neuen Problemkomplex, ohne ihn dann näher zu beleuchten...

Oft träumte sie, dass ein Engel mit Flügeln zu sprach. � Sie braucht dich. Do bist das einzige was sie hat. Aber sie liebt dich nicht. �

"Du bist..."

Der Engel kommt irgendwie ziemlich unmotiviert daher - ein weiteres Motiv, das allerdings den Wust undurchsichtiger Erzählabsichten eher vergrößert, statt für Klarheit zu sorgen.

Sie lies alles über sich ergehen. Nicht einmal die Einsamkeit war so schlimm, dass sie sie nicht ertragen konnte. Anfangs musste sie diskutiert haben. Musste geweint haben. Sie wusste es nicht mehr so genau. Nun lies sie alles ohne ein Wort über sich ergehen. Doch sie hatte nicht aufgegeben, keine Sekunde die Hoffnung auf ein eigenständiges Leben aufgegeben.

Würdest Du an irgendeiner Stelle auch nur ansatzweise zeigen, in welcher Form ihre Eigenständigkeit beschränkt ist, ergäbe dieser Abschnitt irgendeinen Sinn. So liest es sich lediglich wie das x-beliebige unbegründete Gejammer eines weltschmerzenden Teenagers...
Zudem verdichtet sich der Eindruck, dass die Geschichte sich zunehmend selbst in den Grundlagen widerspricht. Mit einer Mutter, die sie angeblich nicht liebt und einem Stiefvater, dem sie eh scheißegal ist, scheint übertriebene Zuwendung eher ihr geringstes Problem darzustellen.

Martin war der, der ihr einen Rettungsring zugeworfen hatte, als sie fast in ihren heimlichen Tränen ertrunken wäre, der einzige Strohhalm an dem sie sich verzweifelt klammerte. Martin war diese Hoffnung.

Okay, sie klammert sich an einen Namen! Wer ist dieser Martin? Wie behandelt er sie? Wie sieht die Beziehung der beiden aus? Was gibt er ihr? Wieso ist er für sie der große Ausweg? Fragen über Fragen...

Der Traum. Der Engel sprach zu ihr: �Hass ist das Salz des Lebens...

Okay, hier wird's langsam etas hahnebüchen. Du vermischt ohne erkennbaren Sinn Zeit- und Wahrnehmungsebenen miteinander, würfelst achtlos Bilder und Motive zusammen, die leider in der Gesamtheit keinerlei Linie oder Absicht erkennen lassen. Dieser Abschnitt speziell schreit förmlich danach, weggelassen zu werden!

keinen Platz hatte, dass der Hass bleiben würde und dass sie nur noch hier lebte weil sie seine Tochter war, weil ER noch in ihrem Innersten war.

Wer ist in wem? Ist sie besessen? Die Bezüge, die Konflikte, der gesamte Sinn der Geschichte wird zusehends unklarer.

Daneben lehnte an einer Tasse Kaffee ein Brief. Sabrina öffnete ihn. Es war Martins Handschrift, fast fünf Seiten. Sie las nur die letzten Zeilen:
�... Du musst lernen, dich selbst herauszuholen. Darum, mein Schatz, ist es sicher besser für uns, wenn wir ab jetzt getrennte Wege gehen. Ich wünsche dir noch viel Glück auf deinem weiteren Lebensweg und werde dich immer in guter Erinnerung behalten. Dein Martin.�

Erstens: Einen solchen Brief findet man normalerweise nicht neben dem Kaffee. Zweitens: Wir wissen nichts über Martin. Trotzdem kommt mir der Tonfall des Briefes zu erwachsen und zu distanziert vor. "Darum, mein Schatz, ist es..." - sowas schreiben Teenager in Briefen? In dieser Form klingt es schon beinahe höhnisch. Und "auf deinem weiteren Lebensweg..." Diese Formulierung habe ich in letzter Zeit ein paar Dutzend Male in Ablehnungschreiben gelesen... hat sie sich bei ihm um eine Stelle als Kassiererin beworben?

Eine Träne tropfte auf den Brief. �Du bist nicht allein�, waren die ersten Worte ihrer Mutter, � Du bist ganz bestimmt nicht allein.� Sabrina blickte auf das Messer.

Dieser letzte Absatz wirkt im Hinblick auf die bisherige Geschichte irgendwie zusammenhangslos. Der Blick zum Messer ist in diesem Fall billige Spannungsmache ohne psychologische oder dramaturgische Basis. Ermordet jeder Teenager, der mit seinem Leben nicht klarkommt, irgendwann seine Mutter beim Frühstück?

Du siehst vielleicht schon: Da stecken vielleicht ein paar gute Ideen drin, aber die Umsetzung ist in meinen Augen gründlich mißlungen. Da fehlt ein roter Faden, die Figuren wirken seltsam wirr und schlecht motiviert, der gesamte Konflikt wirkt sprunghaft und konfus - es wäre besser gewesen, wenn Du Dich auf ein Kernmotiv festgelegt und dieses sorgfältig ausgearbeitet hättest.

Fazit: Sprachlich okay, inhaltlich leider zu viele und zu massive Mängel. Die ganze Geschichte steht ohne rechtes Fundament und ohne einen dramaturgischen roten Faden da und bibbert im Wind.

Mein Vorschlag: Überlege Dir ganz genau, was Du wirklich sagen willst. Wie die Charaktere dafür beschaffen sein müssen. Wie sie dafür miteinander reden/umgehen müssen. Welche Geschehnisse Deiner Aussage dienlich sind und welche nicht. An welchem "Ziel" die Geschichte am Ende ankommen soll. Und so weiter...

So, genug genörgelt? Ich hoffe, es hilft! ;)

Gruß,
Horni

Edit: Argh! Ich sehe gerade die ganzen komischen Fragezeichen in den Textauszügen - sorry, das war mein Firefox, keine Ahnung, was der für ein Problem hat... :dozey:

 
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Ola!

So viel hab ich übersehen, Horni?
Kann ja nich wahr sein....

Na ja, vielleicht habe ich einfach zu ähnliche Erfahrungn, um objektiv zu sein ;)

Also flashing: halte dich an Horni, der weiß, was er redet und hat meine Texte auch schon gut verbessert. Vielleicht bin ich vorbelastet.

Liebe Grüße,

Ronja

 

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