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Night Rose

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21.10.2003
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Night Rose

Night Rose
Capter I
Von Lestat

Sein Körper schoss durch das Kirchenfenster. Er fiel vom Fenster über den Altar bis zu den Altarstufen hinab. Zuerst blieb er noch liegen, doch als er die wütende Meute draußen vor der entweihten Kirche hörte, richtete er sich trotz der Schmerzen auf. Scherben hatten sein hübsches Gesicht zerschnitten, einige Splitter steckten noch in dem weißen Fleisch seiner Wangen, und nun, da er sich erhob, fielen die wenigen Glasscherben, die sich in seinen Kleidern verfangen hatten, zu Boden.
Das schwache Mondlicht, das durch die verrußten Fenster drang, lag schwer und bleiern in dem gigantischen Raum, doch konnte er alles erkennen. Sein Blick schweifte auf die große, gusseiserne Kirchentür. Dann polterte es auch schon an der schweren Kirchenpforte. Er schüttelte die letzten Scherben von seinen schwarzen Kleidern ab. Die langen blonden Haare waren zersaust von seiner hektischen und überstürzenden Flucht. Sie hingen in verfilzten Strähnen über seine Schultern und klebten in seinem Gesicht. Er atmete schwer, so schwer wie schon lange nicht mehr. Nun sah er sich um. Sein Blick fiel auf das Altarbild. Es war riesengroß und wunderschön. In der Mitte war ein dunkelroter Blutfleck. Er grinste teuflisch.
An dieser Stelle… Nein. Geh weiter. Sie werden dich töten, Celeste. Weißt du das? Also lauf, lauf davon.
Doch er sah noch einmal auf das Altarbild. Der Erzengel Michael stieß Luzifer sein Flammenschwert in die Brust, während die beiden umschlungen an unzähligen verlorenen Seelen in die Hölle fielen. Er erinnerte sich wieder an die Nacht, vor einigen Jahrzehnten…
Verflucht, Celeste, lauf!
Er lief die Altarstufen hinab. Die verdreckten, bunten Scherben des Kirchenfensters knirschten unter seinen schwarzen Schnallenstiefeln. Dann brach die Kirchentür auf. Ein Paar Bauern mit Sicheln, Sensen und Heugabeln in den Händen rannten zwischen den alten Bänken hindurch auf ihn zu.
„Verfluchter Nosferatu!!!“, rief der Erste. Celeste grinste ihn an, und über dem Gesicht des Bauern breitete sich blanke Todesangst aus, als er Celestes Eckzähne sah. Sie ragten, im Gegensatz zu den anderen, kurzen, unten abgerundeten Zähnen spitz und lang aus dem roten Zahnfleisch.
„Lauf, Bauer! Lauf um dein Leben!“, dröhnte Celeste ihm zu.
Doch der Bauer wurde nur umso wütender. Er hob die Sichel und rannte auf die dürre Gestalt vor ihm zu. Mit einem lauten Aufschrei ließ er seine improvisierte Waffe auf den Schemen vor sich hernieder fahren. Die Sichel schien geradewegs durch Celeste hindurch zu dringen, als wäre er Nebel. Volles, dröhnendes Gelächter hallte durch die alte Kirche. Die Sichel war dem Bauer vor Schreck aus den Händen geglitten und zu Boden gefallen. Nun drangen auch langsam die anderen von Celestes Verfolgen durch die alten, modrigen Bänke bis vor die Stufen, wo der alte Bauer gerade vor Angst einen Herzanfall erlitt. Er fasste sich an die Brust und sank mit weit aufgerissenen Augen und seltsam verzerrten Mundwinkeln auf den staubigen Boden nieder. Celestes Gelächter wurde nur noch lauter. Der zweite Bauer trug als Waffe eine Fackel- Feuer war eines der wenigen Dinge, die Celeste Angst machten. Doch ehe die Spitze der Fackel Celeste erreichen konnte, glitt er einfach mit einem Spitzbubenlächeln unter ihr hindurch und packte mit seiner ungewöhnlich großen Handfläche den Bauer am Oberarm. Die langen, weißen Finger schlangen sich problemlos um den ganzen Arm. Dann drückte er zu. Das Knacken der Knochen ertönte und wurde in dem alten, finsteren Kirchengewölbe zu einer widerhallenden spitzen Nadel, die sich in Celestes sensible Ohren bohrte. Doch hörte der elegante junge Mann noch nicht auf, den Arm des Bauern zu drücken. Nun fühlte Celeste, wie er die Arterien zusammendrückte und das Blut sich damit aufstaute. Als sie dem Druck nicht mehr standhielten, platzen sie. Der Bauer schrie auf und versuchte, Celeste von sich weg zu stoßen. Er blickte in das zerschnittene, lachende Gesicht vor ihm. Doch aus den Wunden lief kein Blut, das Lachen war diabolisch und das Gesicht so weiß wie polierter Marmor. Celestes Körper hob sich nun langsam in die Luft. Er stieg immer weiter gen Decke, ohne seinen Griff zu lockern. Ein entsetztes Stöhnen drang durch die Reihen der anderen Bauern, die nun innehielten und zusahen, wie der dürre junge Mann sich immer weiter in die Luft schwang und den armen Bauer fest am Arm umklammert hielt. Als sich Celeste in Höhe des Altarbildes befand, sah er auf die verstörten Bauern hinunter. Einer drängelte sich nach vorne und holte mit seiner Sichel weit aus. Celestes Gesicht verzerrte sich zu einer furchtbaren Maske des Hasses, ein flammender Hass in einem toten Gesicht. Der Narr warf die Sichel nun hoch in die Luft.
„Bauerntölpel!“, brüllte Celeste den Mann an, der die Sichel nach ihm geworfen hatte. Dann lachte er wieder. Ein boshaftes Lachen. Geschickt schwang er den Körper des Bauern, dessen Oberarm er immer noch im Griff hatte und der nun verrenkt wie eine Holzpuppe umherbaumelte, nach oben. Die Sichel drang am Oberarm, etwas über der Stelle, an der Celeste ihn gepackt hatte, in das Fleisch ein. Der Bauer brüllte laut auf, und für einen Moment war außer dem Geschrei nichts zu hören, alles und jeder verstummte. Da die Knochen bereits gebrochen waren, schnitt die Sichel durch das Fleisch wie durch Butter. Sie trat auf der anderen Seite wieder heraus und zog einen dunklen Blutstrahl hinter sich her. Nur beiläufig nahm Celeste war, dass die Klinge in dem Altarbild stecken blieb. Genau in das Herz des Erzengels Michael. Mit einem jämmerlichen Schreien und Kreischen fiel der Bauer nach unten, aus dem Armstumpf schossen Blutstrahlen empor zu Celeste, der noch immer den abgetrennten Arm umklammert hielt. Bei dem Aufschlag des Bauern auf den harten Steinboden vernahm Celeste ein leises Krachen, das für die Anderen nicht zu hören war.
„Komm herunter, du Teufel!“, schrie nun ein Weiterer, ein Jäger, zu Celeste hinauf. „Du hast meine Tochter getötet!“ An seinem Hals prangerte eine Schnittwunde. Seine Gurgel war ganz und gar mit Blut bedeckt, und sogar auf seinem Kinn fanden sich noch Blutstropfen. Er trug, im Gegensatz zu den Bauern eine richtige Waffe, eine Flinte. Wütend richtete er sie auf Celeste. Und dann drückte er ab.
Celeste sah mit seinen sensiblen Sinnen, wie sich die Kugel quälend langsam aus dem Lauf schob. Seine Sinne waren hoch geschärft, doch nun ließ er seine Konzentration wieder abfallen, und schon bewegte sich auch die Kugel für ihn wieder fast normal schnell. Bevor sie ihn erreichen konnte, hatte er seinen Körper schon nach unten sacken lassen. Die Kugel schlug in das Altarbild ein. Ein kleines Loch in Luzifers Bauch. Celestes Körper fiel weiter nach unten, kurz bevor er auf dem Boden auftraf ließ er ihn allerdings nochmals kurz aufsteigen, um sich beim Aufprall nicht zu verletzen. Für die Narren vor ihm war dies allerdings nicht wahrnehmbar. Dann setzte er mit den Füßen ohne ein Geräusch auf dem Boden auf. Er starrte auf die Leiche des Bauern. Aus dem Armstumpf floss noch immer Blut, auch wenn der Strom nun langsam versiegte. Dann warf er den abgetrennten Arm auf den Boden.
„Ich habe keine Lust mehr, mich mit euch zu beschäftigen. Ihr ödet mich an, Bauernpack!“, flüsterte Celeste. Wieder hörten es die Bauern natürlich nicht, doch der schemenhafte junge Mann scherte sich nicht darum. Sein Körper schnellte nach vorne. Mit einer geschickten Handbewegung riss er dem Jäger die Flinte aus den Händen. Lachend warf er sie zwischen die Bänke. Dann packte er den Jäger und grub seine Fänge in den unrasierten Hals. Wieder ging ein Stöhnen durch die Reihe der Bauern. Celeste jedoch konzentrierte sich voll und ganz auf den Jäger. Er durchbohrte mit seinen oberen Eckzähnen die Halsschlagader. Der Jäger jammerte und wimmerte. Doch Celeste ließ sich nicht beirren. Er legte seine weißen Lippen an die Wunde und saugte das Blut daraus. Dem Jäger drang ein Stöhnen aus der Kehle. Hochkonzentriert saugte Celeste das Blut in sich hinein, und schon verfärbten sich die Wunden in seinem Gesicht rosarot, bevor sich in ihnen das Blut des Jägers ansammelte und in kleinen Bächen heraus floss. Celestes Lippen färbten sich rot, die Haut sah aus, als würde sie leicht rosa leuchten. Und dann schlossen sich die Wunden plötzlich. Die Haut des Jägers hatte sich indes bläulich verfärbt. Er war bereits tot, und so ließ Celeste in los. Nachdem er sich vor den Augen der Bauern mit dem Ärmel seines schwarzen Mantels das Blut von den Lippen und aus dem Gesicht gewischt hatte, sah er wie ein normaler, junger Mann aus.
„Seht ihr, wie euer Blut auf mich wirkt?“, flüsterte er wieder, doch diesmal so, dass seine Verfolger, die nun starr vor Angst waren, es hören konnten. „Ihr habt Recht, ich bin das, was ihr glaubt, das ich bin. Nosferatu.“ Er wartete, sah sich die erschrockenen, verstörten Gesichter der Bauern im fahlen Mondlicht an. „Ein Vampir!“
Er ließ seinen Körper wieder in die Luft steigen. „Lauft!“, rief er ihnen lächelnd zu. Er schwebte bis zur Decke, die ganz und gar in Dunkelheit getaucht war. Für die Augen der Bauern war er nicht mehr sichtbar. Diese tuschelten unterdessen, während sie sich anschickten, aus der Kirche zu entkommen. Sie wollten den Zorn des Nosferatu nicht noch mal auf sich lenken. Während die Bauernidioten aus der Kirche liefen, hielt Celeste sich im Dunkeln. Er dachte, es für besser, die Bauern glauben zu lassen, er sei durch die Dunkelheit entschwunden, irgendwo hin, wo er ihnen nicht gefährlich sein konnte. Diese Narren werden nun zweifellos in die Dorfkneipe rennen und ihren Weibern und dem Wirt und dem Pastor alles erzählen, lief es Celeste durch den Kopf, während er darüber schmunzelte. Nun sah er durch die Dunkelheit, dass alle Bauern aus der Kirche verschwunden waren. Er schwebte zum kaputten Kirchenfenster uns spähte in den verschneiten, nebligen Wald. Das fahle Mondlicht ließ den Schnee in einer ganz bezaubernden Art und Weise leuchten. Es war ein milchiges, verschwommenes und mattes Leuchten, und der Schnee schien fast übergangslos in den Nebel getaucht zu sein. Celeste war seinem Schöpfer in diesem Augenblick ehrlich und aufrichtig dankbar für diese dunkle Gabe, für diese sensiblen Sinne, die ihm dieses zauberhafte und unwirkliche Schauspiel teilhaftig werden ließ. Er flog durch die Nacht über die weißen Gipfel der Bäume, sah sich den fahlen Mond an, der sein Licht durch diese dunkelblaue Nacht sandte. Die Sterne funkelten angenehm weich am Himmel, und ab und an konnte Celeste unter sich durch die dichten Nebelschwaden, die vom Wind umher geweht zwischen den Bäumen waberten, einen Wolf heulen hören. Diese wunderbare, zauberhafte Atmosphäre nahm ihn sofort gefangen, schlug ihn in ihren Bann und wollte ihn nicht mehr loslassen. Er ließ seinen Körper einfach durch die Nacht dahinschweben, achtete nicht mehr auf Richtung und Höhe. Der kalte Wind war ihm egal, das Blut in ihm wärmte seinen Körper. Er schloss die Augen und stieg immer weiter an, weiter und weiter nach oben. Es genoss das Gefühl, den Wind durch seine Haare fahren zu spüren. Sein Körper trieb instinktiv, ohne, dass er es wirklich merkte, nach Osten, weg vom Sonnenaufgang, weg von den dummen Bauern und geradewegs auf eine kleine Siedlung zu. Er verabscheute große Städte, diese pulsierenden, riesigen Monstren, mit ihren Cafés und Salons und Ballsälen und Hotels. Er mochte die kleinen Siedlungen, nach denen sich niemand etwas scherte, wenn… Wenn er käme. Der Tod auf Freiersfüßen, pflegte er immer zu sagen. Gedanken schossen ihm durch den Kopf, Gefühle und Empfindungen fluteten durch seine Seele. Immer weiter nach oben entschwebte er, verließ die Gebiete, die die Menschen noch mit ihren Augen sehen konnten.
Als er seine Augen wieder öffnete, war er dem Mond so nah wie noch nie zuvor.
Er schwebte vor ihm wie eine riesige, leuchtende Kugel aus purem Glas, in deren Innerem das Licht des Himmels glühte. Unter und über ihm waberten dicke Wolken, die in dieser fahlen Nacht in einem dunklen, matten graublau leuchteten.
*
Die Tür der Dorfkneipe schoss mit einer solchen Wucht auf, dass der besoffene Jim Devons von seinem Stuhl fiel. Sofort sprangen alle aufgeregt von ihren Plätzen. Pater James Cartright, der die Jagd angeführt hatte, hob abwehrend die Hand und schloss dabei ruhig die Augen. Die Wirtin Magda trat vor. Sie war eine schlanke, junge Frau von gerade zwanzig Jahren. Ihre Mutter war vor einem Jahr in den Wäldern einem Verbrecher zum Opfer gefallen, seitdem ist sie neben ihrem Vater die Besitzerin der Dorfkneipe. Nun trat sie vor den Pastor und stellte die entscheidende Frage, die allen auf der Seele brannte.
„Lebt er noch?“
Pater Cartright öffnete die Augen wieder. Dann atmete er ruhig durch und ließ die Hand wieder nach unten gleiten.
„Wir suchten zuerst am Friedhof. Dort fanden wir allerdings nichts. Wir suchten also weiter, bis wir im Wald am Bach seltsame Geräusche hörten. Jäger Daniels ging also hinunter. Aufgeregt kam er zurück, sagte, der Nosferatu würde sich an seiner Tochter, Melissa, vergreifen. Wir stürmten hinunter, todesmutig, und bereit, den Verdammten im Namen des Vaters zu richten. Und so ging Daniels vor, um dieser gottlosen Kreatur Einhalt zu gebieten. Wir folgten ihm, doch sobald das Monstrum uns wahrnahm, entstieg es Gottes Erdboden und schwang sich mit der Macht des Satans in die Lüfte! Sofort folgten Daniels und ein Paar Bauern der Bestie. Die restlichen von uns kümmerten sich um Melissa, doch sie war bereits gebissen worden.“
Die Wirtin platzte plötzlich heraus: „Was habt Ihr… mit ihr getan? Ich kenne ihre Mutter recht gut…“
„Wir schlugen ihr den Kopf ab.“, gab der Pater zurück.
„Oh…“ Die Wirtin wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. „Aber…“, flüsterte sie schließlich, „sie war doch… schon tot, oder? Ich meine, als Ihr ihren Kopf…“ Dann verstummte sie.
Der Pater sprach wieder: „Sie zähmte sich, wollte zu ihrer Mutter. Doch zwei Bauern hielten sie fest, und ich ließ einen Spaten durch ihren Hals treiben. Dann haben wir ihren Kopf in eine tiefe Stelle im Bach geworfen und ließen ihn forttreiben. Den Körper haben wir mit einer Fackel verbrannt und dann die Asche in den Bach gestreut.“
„Aber wieso?“, wimmerte die Wirtin, den Tränen nahe. „Wieso, wieso?“
Beschwören fasste ihr der Pater an die Schultern und sah sie mit einem verständnislosen Gesichtsausdruck an. „Ich dachte, ihr wüsstet es?“
„Ihr dachtet, ich wüsste was?“
„Wer von einem solchen Teufel gebissen oder gekratzt wird, verliert augenblicklich seine Seele an den Vater der Lügen. In dem Moment, da das Monster sie gebissen hat, wurde sie zu einem ebensolchen gottlosen, blutdurstigen Unhold. Sie war bereits ein Nosferatu, als wir ihr den Kopf abschlugen. Ihre Seele war bereits dem Satan verschrieben, durch die Enthauptung haben wir sie ihm wieder entrissen!“ Die Stimme des Pastors klang feierlich, triumphal und freudig. „Sie ist nun im Himmel, bei den anderen Engeln. Wir haben nur ihren Körper von einem schrecklichen Fluch befreit. Nun muss sie nicht in der Hölle Qualen leiden, nun muss sie nicht Blut von Anderen stehlen und es sich einverleiben. Hätte sie jemanden gebissen, wäre dieser ebenso zu einem Blutsauger geworden. So wäre es immer weiter gegangen. Wir mussten es tun!“
Die Wirtin sah den Pfarrer an, in ihren Augen sammelten sich Tränen. Ihre Mundwinkel zogen sich nach unten, sie begann zu Schluchzen. Gerade, als der Pater Magda in die Arme nahm, krächzte eine Stimme von der immer noch offen stehenden Tür: „Soso, der scheinheilige alte Pater Cartright. Immer noch der alte Seelenfänger, was?“
In just diesem Moment zuckte ein Blitz aus der düsteren Wolkendecke, die den Himmel verschleierte. Für einen kurzen Augenblick war rund um die Stelle in den Wolken, aus der der Blitz schoss, ihre barocke Form zu erkennen. Sie waren groß und gewölbt, so wie die Verziehrungen in der alten, entweihten Kirche im Wald.
Der Pater löste seine Umarmung und starrte durch die Tür nach draußen. Ein alter Mann in dreckiger, zerlumpter Kleidung und breitem Schlapphut stand vor der Tür.
„Wer sind Sie?“, fragte Cartright. Der Fremde trat ein. Erst, als er aus dem Schnee in die Kneipe trat, sah Cartright, dass der Alte keine Schuhe trug. Seine Füße waren so weiß wie der Schnee, aus dem er gerade geschlurft kam. Auch seine Hände waren blütenweiß. Alle starrten auf den seltsamen Fremdling, der durch ein so ungewöhnliches Aussehen an einen Bettler erinnerte. Der breite Hut verdeckte sein Gesicht, doch die tiefen Falten auf seinem Handrücken verrieten das Alter des Mannes. Er ging nun direkt auf Pater Cartright zu.
“Wer seid Ihr, guter Mann?“, sprach der Priester wieder. „Wollt ihr euch an einem Feuer wärmen? Dann tretet ein. Ich bin mir sicher, die gute Magda wird euch ohne Entgelt frische Kleider, eine warme Suppe und ein weiches Bett für eine Nacht gewähren. Nicht wahr, Magda?“ Mit diesen Worten blickte er zu der Wirtin, die noch ganz verstört und geistesabwesend vor sich hin starrte. Dann, auf einmal, als hätte man sie aus einem Traum erweckt, sah sie zum Pater hoch. „Ja… ja, natürlich. Kommt, guter Herr!“, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln zu dem Alten.
“Danke, sehr liebenswürdig…“, entgegnete dieser. Als Magda jedoch die Hand nach seinem Hut ausstreckte, trat er zurück und hob die Hand.
“Bitte, lasst mir meinen Hut.“ Verwirrt zog Magda ihre Hand wieder zurück. Der Fremde trat vor und ging an ihr vorbei. „Zeigt mir nun mein Zimmer. Ich will mich für das Bad zu Recht machen, wenn’s genehm ist.“
Pater Cartright bemerkte etwas Seltsames in der Stimme des Mannes. Etwas Vertrautes. Fast schon wollte er ihn fragen, ob sie sich schon einmal begegnet sind, doch er unterließ es.
Magda richtete das Bett und Bad des Zimmers her, in dem sie den Fremden einquartierte. Anschließend kochte sie eine heiße Suppe, die sie ihrem neuen Gast selbst auf sein Zimmer brachte. Doch den Mann bekam sie nicht zu sehen. Er war noch unten und saß ruhig auf einem Hocker an der Bar. Pater Cartright machte es sich in einem Stuhl in der Ecke der Kneipe gemütlich. Von dort aus beobachtete er den Fremden, sah ihm zu, wie er ruhig dasaß und nichts tat. Cartright war der Fremde ungeheuer. Er vermutete, dass das Monstrum, das sie in die Flucht geschlagen hatten, etwas damit zu tun hatte.
Da kam auch schon Magda zurück in die Kneipe. „So, das Bad ist gerichtet, das Essen steht bereit, über einem Stuhl in ihrem Zimmer hängen frische Kleider und das Bett ist ebenfalls gemacht.“
Der Mann erhob sich augenblicklich von seinem Platz und trat nah an Magda heran. „Vielen Dank, junge Dame.“, krächzte er sie an. Als er gerade auf dem Weg zur Treppe war, rief ihm Magda nach: „Dürfte ich ihren Namen erfahren?“
Der Mann blieb kurz stehen, wandte seinen Kopf zu Pater Cartright um und sprach: „Drak. Vladimir Drak.“ Pater Cartright riss die Augen weit auf. Er erhob sich langsam von seinem Stuhl. Sein Herz fing an zu rasen, seine Kehle schnürte sich zu. Dann fiel er bewusstlos zu Boden.
Der Fremde wandte sich wieder der Treppe zu und ging sie hinauf. „Ich will vor morgen Abend nicht gestört werden.“, sagte er, ohne sich noch mal umzusehen, während Magda dem Pater zu Hilfe eilte.
*
Celeste wurde wieder Herr seiner Sinne, als sein Körper das Blut fast verbraucht hatte. Er erwachte aus seiner Trance und spürte den stechenden Schmerz des Windes in seinen Augen. Ohne den Lebenssaft, der ihn wärmte, hielt er es in solchen Höhen nicht lange aus. Und so ließ er seinen Körper nach unten abdriften. Der Mond leuchtete nur noch schwach und glasig, und die hinteren Wolkenbänke leuchteten bereits in einem schwachen Orange. Er wusste nicht mehr, wie lange er schon vor dem Sonnenaufgang geflohen war. Er versuchte sich zu erinnern. Vor seinem geistigen Auge tauchte ein verschneiter Wald auf. Ein gefrorener Bach. Eine Frau. Eine Kirche. Dann überschwemmte ihn die Erinnerung. Er sah sich selbst aus der Gruft steigen…
*
An diesem Abend erhob sich Celeste früher aus seiner Gruft als sonst. Während schon die ersten Nebelschwaden zwischen den verwahrlosten Gräbern umhergingen und ein sanfter, aber Unheil verkündender Wind durch das Mausoleum strich, als der Vampir die schwere Eisentür von innen öffnete, glänzte der westliche Horizont noch leicht silbern. Doch der Vollmond schwebte bereits über dem Gottesacker und sandte sein mattes, fahles Licht auf die Erde hinab. Celeste schritt aus der Gruft und schloss die Tür hinter sich. Einen Moment genoss er die Atmosphäre, schloss die Augen und horchte der Nachtigall, die gerade ihr Lied auf einem Grabstein sang. Heute Nacht dürstete dem Nosferatu nach Jungfrauenblut. Er brauchte ein junges, unberührtes Mädchen. Zu lange war es her, das er diesen edlen Tropfen das letzte Mal gekostet hatte. Doch noch immer konnte er sich daran erinnern. Die Süße, die Reinheit, der Geschmack… Das Blut einer Jungfrau war pures Leben. Nach all den Jahren der Abstinenz verlangte es ihn nun nach eben jenem. Schnellen Schrittes durchwanderte er den nebligen Friedhof, während die Nacht vollends ihr schwarzes Gewand über die Welt legte.
Seit drei Nächten war er nun wieder hier in Schottland. Die Menschen waren abergläubisch und dumm, so wie sie in Transsilvanien noch hundert weitere Jahre sein sollten. Doch das kümmerte ihn nicht. Dieses morastige Land war reich an frischem Blut, nur das zählte. Mit den Bauern würde er schon irgendwie fertig werden. Und da war er nun also, Schottland. Vorher war er in Frankreich und vor Frankreich in Rumänien gewesen, in Transsilvanien. Ursprünglich aber kam er aus Frankreich. Sein Name war Celeste d´ Arense. Doch er ließ den Gedanken wieder fallen. Kurz huschten die Worte „Wieso, Jeanne?“ durch seinen Kopf. „Wieso?“
Doch er ging weiter. Er begann zu laufen. Er ließ seinen Körper in die Luft schießen wie noch nie zuvor. Mit einem lauten Aufschrei brach all seine Wut über Jeanne hervor. Sein Körper schmerzte von dem Luftwiderstand in dieser windigen Nacht. Er flog auf den nahe gelegenen Wald zu. Dort stand eine Hütte, die einem Jäger gehört. Celeste wusste, dass der Jäger eine Tochter hatte. Sie war erst fünfzehn Jahre alt, so alt wie Jeanne damals… Er zwang sich, den Gedanken wieder weg zu werfen.
Nun befand er sich über der Hütte des Jägers. Langsam stieg er herab und setzte auf dem Dach an. Dann folgte einer seiner Lieblingstricks. Er verwandelte sich in Nebel. Jedoch nicht in Nebelschwaden, nicht in Nebelrauch, seine Gestalt blieb erhalten. Somit konnte er auch Angriffe abfangen. In seiner Nebelgestalt gingen Schwerter und Speere, Sensen und Sicheln einfach durch ihn hindurch. Jetzt verwendete er diese Gabe der Finsternis dazu, durch die Decke zu schweben und in das Haus einzudringen. Nachdem er im Schlafzimmer des Jägers, in dem er gelandet war, dem guten Mann die Kehle mit seinen langen, harten Fingernägeln durchschnitt, während dieser schlief, ging er durch das Haus, um den Schlafraum seiner Tochter zu finden. Schließlich wurde er fündig. Sie war zwar noch jung, aber dennoch schon wunderschön. Ihre Haare waren pechschwarz, sie hatte blutrote Lippen und bleiche Haut. Celeste fuhr ihr mit seinen langen Fingern durch ihr langes Haar, legte einen Finger auf ihre Lippen und flüsterte in ihr Ohr: „Keine Sorge, ich werde dir nicht wehtun. Das würde ich nie wagen.“ Mit diesen Worten wollte er sie eigentlich nicht aufwecken, aber sie öffnete plötzlich unter einem leisen Stöhnen die Augen. Celeste trat einen Schritt zurück. Er hatte diese Worte nur aus Zuneigung zu ihrer Reinheit in ihr Ohr geflüstert. Doch nun konnte er es nicht mehr aushalten. Sein Jagdinstinkt sagte ihm: Lass sie entfliehen, und dann jage sie! Jage sie wie der Teufel selbst! Er setzte seine teuflischste Fratze auf, bleckte seine Fangzähne und trat ganz nah an sie heran. „Lauf!!!“, brüllte er sie an. Sofort sprang sie aus ihrem Bett. Sie begann zu kreischen. Und dann rannte sie aus dem Haus. Celeste wartete noch etwas in dem Zimmer. Nach gut fünf Minuten stieg er durch die Decke wieder in die Luft und suchte sie im Wald. Durch ihr Geschrei und Gekreische war sie nicht zu überhören. Bald hatte er sie ausgemacht, ganz in der Nähe des Baches. Sie lief das gefrorene Gewässer entlang, nur in ein weißes Leinentuch gehüllt, das vom Schnee ganz durchnässt war. Celeste musste lachen. So eine reine Schönheit hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Diese runden, kleinen Schultern… Sie war noch ein Kind! Gerade fünfzehn! Hatte er sich nicht geschworen, nie wieder ein so junges Leben zu zerstören? Egal… Er verdrängte seine Gedanken und schoss blitzartig zu der Jägerstochter hinab. Ohne ein Geräusch warf er sich auf sie, drückte sie in den Schnee, sie begann zu kreischen und zu schreien wie noch nie zuvor. Es tat fürchterlich in Celestes übersensiblen Ohren weh. Er knurrte wie ein tollwütiger Wolf vor sich hin, während das Mädchen weiter diese hohen Laute von sich gab. Dann senkte er seinen Kopf in ihren Hals und biss zu. Auf einmal verstummte ihr Geschrei, und ein überraschtes Stöhnen drang in sein Ohr- ein Laut, der ihm gefiel. Langsam zog Celeste seinen Kopf wieder zurück. Er hatte nur etwas von ihr getrunken, nur so viel, damit sie endlich still war. Nun sah er sie an, ohne dabei eine Grimasse zu schneiden oder das Gesicht zu verziehen. Er sah sie einfach nur an. „Noch mal…“, sagte sie mit verträumtem Blick. „Ja.“, sagte Celeste. „Aber wo anders.“ Mit diesen Worten zog er ihr das Leinennachthemd aus.
*
Er fiel. Er erinnerte sich fast wieder voll und ganz, was vor einigen Stunden geschehen war. Lediglich das, was sich zugetragen hatte, nachdem er das Mädchen auszog, war noch etwas verschwommen. Sein Kopf tat weh, er brauchte endlich Blut. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, stellte er fest, dass er fast in ein Hausdach gekracht wäre. Das Ziegeldach unter ihm war ungewöhnlich groß, das heißt, ungewöhnlich für diese Gegend. Es musste einer reichen Familie gehören. Einer Familie wie dieser, der er damals angehörte. Er würde sie alle töten. Er setzte ziemlich laut auf dem Dach auf, und ein stechender Schmerz fuhr durch seine Knöchel. Langsam stieg er durch das Dach in den obersten Raum. Dann sah er sie. Ein Mädchen, vielleicht achtzehn Jahre alt, blond, zu einem Pferdeschwanz gebundene Haare, stand vor ihm in einem aus Leinen gemachten Bademantel. Sie war gerade aus der Wanne gekommen, anscheinend war er im Bad des Hauses gelandet. Nun starrte ihn das Mädchen erschrocken an. Ihr pfirsichfarbener Knospenmund öffnete sich in ungläubiger Verwunderung über dieses merkwürdige Schauspiel. Die Verwandlung in Nebel hatte Celeste allen Blutes beraubt. Er brach zusammen. Mit seinen letzen Kräften brachte er die Worte: „Versteck mich… bis zum Abend… bitte…“ hervor. Den Aufschrei des Mädchens nahm er nicht mehr wahr. Aber stattdessen komplettierten sich vor seinem geistigen Auge die Vorfälle der letzten Nacht.
*
Als die Bauern, angeführt von einem älteren Priester mit grauen Haaren, am Bach angelangten, war Celeste vollkommen überrascht. Es gab niemanden, der sie gesehen hatte! Oder hatte ihr Geschrei die Bauern alarmiert? Doch wieso war der Priester dann dabei? Bei einem normalen Verbrechen werden keine Pfarrer hinzugezogen. Jemand musste sie gesehen haben, musste ihn in der Luft oder in dem Haus gesehen haben… Dann trat der Jäger hervor. Um seinen Hals war ein nun blutiges Tuch gebunden. Celeste sah, dass er bereits am Sterben war, doch wollte er wohl noch unbedingt Rache für seine Tochter. Dabei hatten sich die Beiden gerade so sehr vergnügt! Celeste hatte ihr das Nachthemd ausgezogen und ihre Beine auseinander genommen. Ihr Intimbereich war ganz und gar weiß und glatt, sie hatte noch keine Schamhaare. Er ließ seine Zunge in sie hineingleiten. Sie stöhnte sofort leidenschaftlich auf. Celeste war darauf bedacht, das Jungfernhäutchen nicht zu durchtrennen. Stattdessen bohrte er seine Zähne in ihren Venushügel. Sie genoss es anscheinend sehr, denn nur, weil sie sich auf die Lippen biss, schrie sie nicht lauthals auf. Nachdem er mit seiner Zunge etwas in ihr herumgespielt hatte und auch das Jungfernhäutchen gerissen war, bat sie ihn, sie irgendwo hinzubringen, wo es warm ist. Schließlich lagen sie mitten im Schnee! Da stürmten auch schon die Bauern heran.
Nachdem er aufgesprungen und geflohen war, konnte er nur noch hören, wie der Priester zum Jäger sagte, er solle die Augen zumachen. Celeste lachte auf. Zweifelsohne würde die Pfaffe jetzt behaupten, sie sei bereits tot und ein Nosferatu. Natürlich war dem nicht so. Ein bloßer Biss macht niemanden zum Vampir.
Celeste rannte durch den Wald, bis er vor sich ein altes Kirchengebäude entdeckte. Er spürte instinktiv, dass dies eine entweihte Kirche war. Sonst hätte eine übernatürliche Aura ihn automatisch von der Kirche weggelenkt. Dies war einer der Flüche, die Untoten anhängt. Symbole des Guten sind destruktiv für sie. Doch hier spürte er nichts, es war ein bloßes Gebäude aus Steinen. Es war ein riesiges, buntes Kirchenfenster hoch oben im Gebäude eingearbeitet. Er hatte nicht mehr allzu viel Blut im Körper, das Wenige, das er von dem Mädchen getrunken hatte, war bereits wieder durch das schnelle Laufen verbraucht. Ob er es schaffen würde, zumindest bis zum Kirchenfenster aufzusteigen? Er versuchte es. Mit seiner letzten Kraft stieß er seinen Körper in die Höhe. Äußerst holprig schoss er dem Fenster entgegen. Die Bauern waren nun verhältnismäßig weit hinter ihm. Fast hätte er das Fenster verfehlt. Er sank hinab, doch dann gab er sich einen letzten Schub. Sein Körper schoss durch das Kirchenfenster. Er fiel vom Fenster über dem Altar bis zu den Altarstufen hinab. Zuerst blieb er noch liegen, doch als er die wütende Meute draußen vor der entweihten Kirche hörte, richtete er sich trotz der Schmerzen auf. Scherben hatten sein hübsches Gesicht zerschnitten, einige Splitter steckten noch in dem weißen Fleisch seiner Wangen, und nun, da er sich erhob, fielen die wenigen Glasscherben, die sich in seinen Kleidern verfangen hatten, zu Boden.
*
Lily zog das Nachtkleid aus. Nachdem sie sich erstmal ordentlich gestreckt hatte, entledigte sie sich auch ihrer Unterwäsche. Das Bad war eingelassen. Endlich ein Tag ohne diese dämliche Privatschule, dachte sie. Ihr Blick schweifte durch den Raum. Handtücher, Seife, Schrubber… alles da. Dann tauchte sie ihren schönen Körper in das heiße Wasser. Als das warme Nass zwischen ihre Schenkel glitt, stöhnte sie leicht auf. Sie lachte, während sie ihre mattblonden Haare löste und den Kopf nach hinten legte. Sie lachte, weil ihr danach war. In letzter Zeit ging es ihr so gut! Ihre Freunde kümmerten sich um sie, ihre Familie liebte sie, sie war mit sich selbst zufrieden, da sie in der Schule Bestnoten zu verzeichnen hatte. Nichts ging schief, ihr ging es sehr gut! Sie tauchte unter Wasser. Ihr pfirsichfarbener Knospenmund sog etwas Wasser ein. Dann schoss ihr Kopf wieder aus dem Wasser, sie spuckte das Wasser vor sich in die Wanne. Schöne Gedanken schossen ihr durch den Kopf, wunderbare Gedanken von Heirat, Kinder und Familie. Doch da klopfte es an der Tür. „Lily? Lily? Komm raus, ich will auch noch rein!“ Ihr kleiner Bruder Luc. Vierzehn Jahre alt, aber mit der Boshaftigkeit eines uralten Teufels. „Gleich!“, rief sie ihm mit ihrer Silberstimme zu. Doch da ging auch schon die Tür auf. Mist!, dachte sie. Sie hatte das Absperren vergessen. Luc trat ein. Ein durchschnittlich großer Junge mit leuchtendblonden Haaren und blauen Augen. Er sah sich seine Schwester in der Badewanne an. „Oh, Kleine!“, rief er ihr zu. „Verschwinde, du Schwein!“, kreischte Lily und warf den nassen Schwamm nach ihrem Bruder. Dann stieg Lily aus der Wanne. „Du willst mich nackt sehen? Bitte!“ Luc sah seine Schwester mit großen Augen an. Ihre ausladenden Schenkel, die runde Taille, den mit goldenem Vlies bedeckten Venushügel. Seine Augen glitten über den vom Wasser glitzernden Bauchnabel, die großen, runden Brüste, ihre schlanken, schönen Schultern. Ihre Haare klebten ihr sinnlich im kindlichen Gesicht. „Genug gesehen?“ Luc lief schreiend aus dem Bad. Für diesen Anblick war er noch nicht bereit. Lily schloss die Badetür. Vor ihren Eltern hatte sie nichts zu befürchten, denn Luc schämte sich zu sehr, zuzugeben, was er gesehen hatte, als das er es petzen könnte. Außerdem waren sie heute beide auf Geschäftsreise. Erst morgen Abend würden sie wieder zurückkommen. Lily hatte keine Lust mehr auf baden. Sie schnappte sich ein Handtuch und trocknete ihren hübschen Körper gründlich ab. Dann band sie sich die Haare zu einem Pferdeschwanz und zog den Leinenmantel an. Sie wollte gerade zur Tür gehen, da hörte sie, wie etwas hart auf dem Dach aufsetzte. Zuerst dachte sie, ein Vogel wäre gegen das Dach geflogen, vielleicht eine Amsel, die bei dem Zug nach Süden von ihrem Schwarm zurückgelassen wurde und nun versuchte, ihnen zu folgen. Doch dann stiegen plötzlich Füße durch das Dach des Bades! Zuerst glaubte sie ihren Augen nicht. Doch dann schwebten Beine und Torso eines ganz in schwarz gekleideten Mannes durch die Decke. Schließlich sank vor ihr ein langhaariger, blonder junger Mann zu Boden. Er sah sie mindestens so erschrocken an wie sie ihn. Seine weißen Lippen öffneten sich. „Versteck mich… bis zum Abend… bitte…“ Lily schrie laut auf. Doch da war der Mann schon ganz zu Boden gesunken. Dann hörte sie Luc die Treppe herauf poltern. Oh Nein! Das gibt Ärger!, dachte sie. Sie packte den Mann schnell an den Schultern und musste feststellen, dass er so gut wie Nichts wog. Dann tauchte sie ihn in die Wanne. Sie öffnete die Tür und trat heraus. Luc stand schon am Ende der Treppe und sah sie mit großen Augen an. „Was ist passiert, Kleine?“, schnauzte er sie an. „Nenn mich nicht Kleine! Und gar nichts. Ich wäre nur fast auf der Seife ausgerutscht.“ Entmutigt von dieser langweiligen Erklärung, schlurfte er die Treppe wieder hinunter. Lily wartete eine Sekunde, dann ging sie in das Bad zurück. Der Mann war ganz und gar in das Wasser eingesunken, das nun schon etwas über den Rand hinaustrat. Sie zog seinen Kopf an den Haaren wieder hinaus und legte ihr Ohr an seinen Mund. Sie stellte fest, dass der Mann nicht mehr atmete. Er ist tot!, dachte Lily. Und er ist in unserem Haus gestorben! Das wird mir keiner glauben! Ein Mann schwebt durch unsere Decke in das Badezimmer und stirbt vor meinen Augen! Alle werden denken, dass ich ihn umgebracht habe! Doch plötzlich glaubte sie, den Mann etwas nuscheln zu hören. Noch einmal legte sie ihr Ohr an seinen Mund. „Blut….“ Das war es, was er sagte. Dann hob sich seine Hand aus dem Wasser. Lily merkte es nicht. Erst, als er die Hand um ihren Hals schlang, schrak sie zurück, doch es war zu spät. Der Mann zog sie mit aller Macht an sich. Sie packte seine Schultern und versuchte, sich von ihm weg zu drücken, doch er war zu stark. Zwei lange, spitze Zähne bohrten sich in das weiche Fleisch ihres Halses. Der Mann zog ihr den Mantel von den Schultern. Lily ergab sich dem Biss des Mannes. Sie konnte nichts tun, nur abwarten. Und tatsächlich- auf einmal ließ sie der Fremde wieder los. Ihr Blut lief von seinem Kinn. Matt erhob sich sein Arm aus dem Wasser und wischte das Blut weg. Als er den Arm wieder in die Wanne fallen ließ, wirbelten kleine rote Wolken von seinem Ärmel. Die weiße Haut seines Gesichts färbte sich leicht, und Anfangs wusste Lily nicht, ob es nur eine Sinnestäuschung war oder nicht. Die schwarzen Augen des Mannes richteten sich auf sie. „Mehr“, flüsterte er ihr zu.
Lily lief auf dem Haus. Sie bat den Mann, still zu sein und schloss die Badtür, damit Luc nicht hinein konnte. Hinter dem Haus befand sich ein kleiner Hühnerstall. Natürlich waren die meisten Hühner schon geschlachtet, aber der persönliche Liebling von Luc, Pierrot mit Namen, war noch am Leben. Lily vermutete, dass es am ausgeprägten Sadismus ihres kleinen Bruders lag. Mi Tränen in den Augen hatte er seinen Vater im Herbst gebeten, Pierrot nicht zu schlachten. Seitdem wurde der Hühnerstall natürlich präpariert, damit Pierrot es schön warm hatte. Jetzt öffnete Lily die Tür zum Stall und hielt Ausschau nach dem Huhn. Als ihr das Vieh entgegen sprang, packte sie es am Kragen und rannte schnellstmöglich wieder ins Haus. Als sie vor der Badtür stand hielt sie kurz inne. Was tue ich hier?, fragte sie sich. Dann befühlte sie die kleinen Male an ihrem Hals. Sie waren nicht besonders tief. Natürlich wusste sie, dass Vampire nur abergläubischer Unsinn war. Oder? In einem nicht allzu weit entfernten Dorf wurde doch angeblich kürzlich wieder ein Vampir gesichtet. Sie fragte sich, ob dies der Vampir war, nach dem alle suchten. Sie griff dann mit der anderen Hand in ihren Gürtel, um den Schlüssel für das Bad herauszuziehen. Luc war in dem Keller des Hauses und las die Bücher, die er von seinen Freunden geschenkt bekam. Natürlich handelte es sich dabei um pornographische Literatur, aber Lily war froh, dass Luc überhaupt ein Buch in die Hand nahm.
Der Mann hatte sich tatsächlich nicht vom Platz bewegt. Er lag noch genau so da, wie Lily ihn zurück gelassen hatte. Seine schwarzen Augen waren starr nach vorne gerichtet. Nun hielt Lily ihm das Huhn hin. Der Mann griff stumm danach, ohne die Blickrichtung zu verändern. Dann führte er es an seinen Mund und biss hinein. Ein hellroter Blutstrahl lief herunter und tauchte in das Wasser. Sobald er dort ankam, verwandelte er sich in roten Rauch, der durch das Wasser wirbelte und seine runden Formen durch die Wanne. Die Hautfarbe des Mannes veränderte sich. Langsam schien sich sein Gesicht mit Leben zu füllen, die Lippen bewegten sich beim Saugen, die Augen blitzten auf, dann ließ er das Vieh in die Wanne fallen. Das Blut breitete sich weiter aus. Die halbe Wanne war rot. Er sah zu Lily auf. „Danke. Du wirst dich bestimmt fragen, wer ich bin. Nun, das ist eine lange Geschichte.“ Mit diesen Worten stieg er aus der Wanne. Pater Cartright wachte in einem weichen Bett auf. Seine Haut war noch immer blass von dem Schock.
Drak. Vladimir Drak.
Er erinnerte sich, sah das Gesicht vor seinem geistigen Auge. Die scharfen Linien des weißen Gesichtes, die glühenden blauen Augen. Vladimir Drak war ein Vampir, den Cartright vor zwanzig Jahren getötet hatte, so glaubte er jedenfalls. Konnte es sein, dass sich jemand einen schlechten Scherz mit ihm erlaubte? Langsam stieg er aus dem Bett und zog sich an. Eine schwarze Hose und ein weißes Leinenhemd. Dann suchte er nach seinem Kreuz. Direkt neben dem Bett, auf dem Nachttisch, fand er es. Er befand sich zweifelsohne in einem Schlafraum der Kneipe. Von unten dröhnten Stimmen zu ihm empor. Gelächter. Er trat aus dem Zimmer und ging die Treppe zur Kneipe hinunter. Dort saß, an einem großen Tisch mit einigen anderen Trunkenbolden, ein junger Mann, der mit voller Stimme seine Zuhörer belustigte. Er hatte volles schwarzes Haar und blaue Augen, die er immer zwischen den anderen Leuten am Tisch hin- und herwandern ließ. Als er den Pater sah, grinste er hämisch. Dann erhob er sich. „Pater James Cartright!“, rief er durch den Raum, und seine Stimme erfüllte die ganze Schenke. „Drak“, sagte der Pater. „Gebt Acht!“, schrie er. Alle horchten auf. „Er ist ein Nosferatu, ein solcher, wie wir ihn gestern Nacht vertrieben haben.“ Ungläubiges Staunen machte sich unter den Gästen breit. Der Mann ging nun auf den Pater zu. Er blieb kurz vor ihm stehen. Sein spöttisches Lächeln machte den Priester fast wahnsinnig. Dann drehte er sich zu den Gästen um. Cartright wusste nicht, was vor sich ging. Ein kurzes, erschrockenes Aufstöhnen ging durch die Bänke. Der Mann drehte sich wieder um. Er grinste nun und entblößte seine Fangzähne. Cartright blieb ruhig stehen und umklammerte sein Kreuz fester. Sein Gegenüber hatte es bisher noch nicht gesehen. „Ja, Pfaffe, du hast Recht. Ich bin es, Vladimir Drak. Wisst ihr“, sagte Drak und wandte sich wieder den Gästen zu, „ich habe vor langer Zeit einmal hier gelebt. Damals hätte ich unser Priesterchen hier fast getötet. Das war noch vor eurer Zeit. Aber jetzt bin ich ja da, um mein Werk zu vollenden.“ Drak drehte sich wieder um und packte den Pater am Hals. Die ersten Gäste liefen angsterfüllt aus der Kneipe, Gekreische machte sich breit. „Lass mich raten, Teufel“, keuchte Cartright, „du hast Magda getötet?“ Drak lachte leicht auf. „Ja, in der Tat. Ihr süßes Blut hat mir neue Jugend geschenkt. Nun ja“, flüsterte er jetzt, „eigentlich habe ich auch noch drei andere Gäste getötet, während sie schliefen. Aber egal. Endlich kann ich dich, meine Erznemesis, vernichten!“ Mit diesen Worten zog Drak Cartright an sich heran und bohrte seine Zähne in seinen Hals. Er zog einen tiefen Schluck aus ihm heraus und fühlte den köstlichen Triumph schon in seinen Venen pulsieren, als er einen Schmerz in seinem Bauch fühlte, der sich kreuzförmig ausbreitete. Cartright hatte sein Kreuz an Drak gedrückt. Nun hielt der sich seinen Bauch und schwankte leicht. Mit einem gewissen Spott in der Stimme sagte der Priester: „Was ist, Teufel? Hat es dir nicht geschmeckt?“ Doch Drak war noch nicht am Ende. Blitzschnell schoss seine Hand empor und schlug Cartright das Kreuz aus der Hand. „Narr!“, rief er Cartright entgegen. „Du glaubst, mit diesem Etwas kannst du mich, Vladimir Drak, besiegen? Ich bin der Teufel selbst!“ Wieder zog Drak den Pater an sich heran. „Ich lache über eure Christlichkeit, kleiner Priester. Es gibt euren Gott nicht. Es gibt nur mich und euch. Judas und Priester. Vielleicht erkennt ihr es“, flüsterte Drak, „wenn ihr meine Kommunion nehmt.“ Mit diesen Worten schnitt Drak sich die Pulsadern auf, während die restlichen Gäste aus der Kneipe stürmten.
*
Celeste d´ Arense war Aristokrat, seine Familie herrschte schon seit Generationen über das kleine Stück Land Arense in der Nähe des Zentralmassivs. Er selbst wurde von seinen Eltern bonapartistisch erzogen. Zwar vertrat er nicht diese Meinung, doch ließ er sich nichts anmerken, aus Furcht vor Bestrafung und Ausgrenzung. Er hatte nämlich ganze zwölf Geschwister, die meisten unehelich, doch seine Eltern, die sich beide auf Bällen und Tänzen gerne mit anderen vergnügten, nahmen die Kinder zu sich und zogen sie auf. Neben seiner Schwester, Jeanne, war er der einzige, der aus der Verbindung von Mutter und Vater hervorging. Und dies hatte er auch zu spüren bekommen. Er war immer der Liebling seiner Eltern, gleichzeitig war er aber auch der am meisten Verhasste seiner Geschwister, eben weil ihn die Eltern immer bevorzugten. Wenigsten Jeanne schenkte ihm manchmal ein Lächeln, doch näherte sie sich ihm auch nur sehr dezent, aus Angst, die Anderen könnten sie ausstoßen. Die Eltern bekamen davon allerdings nichts mit, denn Jeanne bat Celeste inständig darum, seine Stiefgeschwister nicht zu verraten. Wieso sie das tat, war für Celeste unverständlich. Besonders der älteste unter seinen Geschwistern, Jacque, war ihm ein Dorn im Auge. Er war schon zwanzig Jahre alt, als Celeste und Jeanne erst zwölf waren. Mit Jacque verbrachte Jeanne die meiste Zeit. Sie spielten gemeinsam stundenlang in ihrem Zimmer, und danach kamen sie verschwitzt und außer Atem wieder heraus. Celeste bat Jeanne oft, Jacque um einen Friedenspakt zu bitten, und fragte sie, ob er auch einmal mitspielen könne. Da lachte Jeanne nur laut auf und küsste ihren Bruder. „Ich denke nicht, dass du dieses Spiel mögen würdest.“, war immer ihre Antwort.
Die Kindheit war hart für Celeste, doch war er auch dankbar, denn sie machte ihn resistent für das, was in seiner Jugend folgen sollte. Nachdem die ersten seiner „Geschwister“ das heimische Schloss verlassen hatten, bewohnten es nur noch Celeste, Jeanne und drei weitere ihrer Geschwister, unter anderem Jacque, gemeinsam mit den Eltern. Als sich Jacque nun endlich entschloss, ebenfalls auszuziehen, um in Paris seine Freundin zu heiraten und eine Familie zu gründen, protestierte Jeanne dagegen und versuchte mit allen Mitteln, dies zu verhindern. Zuerst war Celeste nicht klar, wieso seine Schwester, seine einzige leibliche Schwester, so unter dem Auszug eines der boshaftesten der Kinder zu leiden hatte. Sicher, sie spielten in ihrer Kindheit immer miteinander, aber inzwischen sahen sie sich nur noch gegen Abend im oberen, unbewohnten Schlafzimmer. Eines Nachts, es war die Nacht vor Jacques Umzug nach Paris, hielt es Jeanne scheinbar nicht mehr aus. Die ganze Nacht hörte sie Celeste im benachbarten Raum weinen und schluchzen, und es brach ihm das Herz. Er selbst fand ob der Tränen seiner Schwester keinen Schlaf, doch schien sie es gegen Mitternacht nicht mehr in ihrem Zimmer zu halten. Celeste hörte, wie sie sich aus ihrem Bett erhob und aus ihrem Schlafraum durch den Gang schlich, bis zu Jacques Zimmer im darüber liegenden Stockwerk. Da das Schloss sehr alt war, konnte man durch die teils schon morschen Bretter einige interessante Dinge hören. Nun vernahm Celeste, wie sich Jacque aus seinem Bett erhob. Die Unterhaltung, die dann folgte, war für ihn allerdings nicht zu verstehen. Er hörte nur Nuscheln und Schluchzen. Und so entschied er sich, sich vor Jacques Tür zu schleichen. Im Laufe der Jahre hatte Celeste gelernt, an welchen Stellen die Bretter knarrten und an welchen nicht. Nachts schlich er sich immer zu seiner Mutter in den obersten Stock, da seine „Geschwister“ manchmal mit Stöcken und Schuhen gegen seine Wand schlugen, um ihn wach zu halten. In solchen Nächten wünschte er sich, dass auch die Wände aus Holz gebaut wären, damit seine Mutter den Krach bis in ihr Zimmer hört und die ach so lieben Kinderchen zu Recht weist. Während er sich nun also zu Jacques Raum schlich und peinlich darauf bedacht war, ja keinen Krach zu machen, drangen Worte wie „Liebe“, „nur noch diese Nacht“ und „Dirne“ an sein Ohr. Die Treppe stellte ein besonderes Problem für ihn dar. Die Nägel an der rechten Seite waren fast alle lose, zwar nicht in dem Maße, dass sie einsturzgefährdet wären, doch machten sie laute Geräusche, wenn man die Treppe an dieser Seite bestieg. Über seine Eltern brauchte sich Celeste keine Gedanken machen, denn sie waren noch bei einem Ball in einem weit entfernten Schloss. Erst gegen Morgen waren sie wieder zu erwarten, pünktlich zur Abreise Jacques. Celeste stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte sich an die linke Wand. Langsam, ganz langsam erklomm er die Treppe. Schmunzelnd dachte er daran, wie das Holz des Schlosses Tagsüber immer knarrt und knirscht. Doch dann konzentrierte er sich wieder ganz auf die Treppe. Innerhalb einer halben Minute hatte er es geschafft: Er war in dem Stock, in dem Jacque sein Zimmer hatte. Langsam machte er sich zu Jacques geschlossener Zimmertür. Damals war Celeste Fünfzehn Jahre alt. Er verstand, was das Stöhnen bedeutete, das aus dem Raum zu vernehmen war. Jacque atmete nur etwas schwerer aus, während Jeanne leidenschaftlich aufstöhnte.
Von einigen seiner wenigen Freunde, die er im Dorf hatte, wurde Celeste aufgeklärt. Deshalb konnte er sich denken, was in dem Raum vor sich ging. Vorsichtig blickte er durch das Schlüsselloch. Jacque und Jeanne waren beide nackt und lagen, ihm abgewandt, im Bett. Sie hatten die Decke nicht über sich gezogen, und so konnte Celeste sehen, was die beiden machten. Jacque wälzte sich auf Jeanne, welche sich an den Bettpfosten über ihr festkrallte. Sie hatte die Beine weit gespreizt, und Jacque lag dazwischen und fuhr ihr wild durchs Haar. Plötzlich ging Jacque von Jeanne herunter und legte ihr die Hände um Taille. Sie richtete sich mit dem Oberkörper auf und drehte sich um. Als sie so auf dem Bauch lag und Celeste ihren Hintern sehen konnte, ihren wohlgeformten, runden Hintern, spürte er, dass sein Glied härter wurde. Langsam fing es an, in seinen Lenden zu kribbeln. Im wurde heiß, obwohl es eine kühle Nacht im Herbst war. Sein Atem ging schneller als sonst. Dann glitt Jeanne langsam auf die Knie, und als Celeste ihre Scheide sehen konnte, erigierte sein Glied vollkommen.
Er wandte sich ab, lehnte sich leise gegen die Wand neben der Tür und starrte an sich hinunter. Durch die weiße Leinenhose zeichnete sich sein hartes Glied ab. Seine Hände begannen zu zittern, und er hörte wieder Jeanne in dem Zimmer stöhnen. Es war ein lauterer Aufschrei als jemals zuvor. Celeste blickte wieder durch das Schlüsselloch und sah, wie Jacque seine Schwester, seine einzige leibliche Schwester, nahm. Jeanne hatte den Kopf in dem Kissen vergraben, als sie ihn wieder anhob, hingen ihr die Haare ins Gesicht. Dann glitt Jacques Glied aus Jeannes Scheide. Celeste stöhnte kurz auf. Die beiden bemerkten ihn nicht. Er fiel fast nach hinten um. Die Lust, bemächtigte sich seiner. Schwester, dachte er, liebe Schwester! Was tust du da? Das Bild von Jacques langem Glied schwebte ihm vor, die Flüssigkeit, die aus Jeannes Scheide lief… Seine rechte Hand glitt unter seine Hose. Er begann zu reiben.
Nein!, schoss es ihm durch den Kopf, und er zog seine Hand wieder heraus. Sein ganzer Körper zitterte. Er sah nun, wieso Jacque sein Glied herausgezogen hatte. Er sah, wo er es nun hin steckte. Jeanne schrie laut auf, halb aus Lust, halb aus Schmerz. Celeste riss die Tür auf.
*
An dieser Stelle hielt Celeste kurz inne. Lily saß mit weit aufgerissenen Augen vor ihm auf dem schwarzen Sofa.
Nachdem Celeste sich an Pierrot satt gesaugt hatte, besorgte Lily ihrem ungewöhnlichen Gast erst einmal frische Kleider. Nun saß er vor ihr, in einer engen, schwarzen Hose und einem offenen, weißen Hemd. Seine Haut war rosig von dem Blut, das er vorhin getrunken hatte. Lily hatte sich entschlossen, ihren Gast erst einmal nach dem Namen zu fragen, als dieser aus der Wanne stieg. Sein Name sei Celeste d` Arense. Lily ließ ihn den ganzen Tag über im Badezimmer. Schließlich hatten sie zwei Badezimmer, sie und Luc mussten nun das Zweite benutzen. Luc fragte zwar, warum, aber Lily antwortete immer nur mit „Darum“. Nachts holte Lily Celeste wieder heraus. Luc war längst in seinem Bett und schlief. Eindringlich hatte Lily ihrem Gast gesagt, er könne nur heute Nacht hier bleiben. Morgen müsse er wieder gehen. Für Celeste war das kein Problem, doch er wollte ihr seine Geschichte erzählen. Nachdem er im Wald einige Tiere gerissen hatte, fand er sich wieder in dem Haus ein. Lily gab ihm frische Kleider, die Kleider ihres Vaters, und die beiden setzten sich zusammen auf das Sofa. Gespannt lauschte Lily Celestes Geschichte.
Doch als er zu der eben genannten Stelle kam, schrak sie leicht auf. „Man kann auch in diese Stelle… Also…?“
Celeste lachte leicht auf. „Ja, es geht auch so. Hinten.“
Dann sah er sie liebevoll an. Lily war es etwas unangenehm. „Aber ich glaube euch nicht. Vorhin habt ihr behauptet, ihr wärt ein Vampir. Wieso sollte ich euch glauben?“, sagte sie und schürzte ihre vollen Lippen. Celestes Blick schweifte über ihren sauberen Morgenrock. Er war vorne leicht geöffnet. Als Lily bemerkte, wo er hinblickte, zog sie den Mantel ganz zu. „Ich bin durch eure Decke geschwebt und habe ein Huhn getötet. Vorhin habe ich einen Wolf und einen Fuchs gerissen. Seid ihr überzeugt?“ Natürlich hatte Lily das alles miterlebt. Doch konnte sie es noch immer kaum glauben. Nun starrte sie auf die tadellos zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haare Celestes. Er hatte seinen Blick nicht von ihrem Gesicht gelassen. „Wieso habt ihr mich hier gelassen? Wieso habt ihr mich vor der Sonne versteckt? Ihr hättet mich wegschicken können.“, sagte er zu ihr. „Ich… ich weis es ehrlich gesagt nicht.“ Doch das war nicht die Wahrheit. Celeste wusste es, und Lily wusste es ebenso. „Ihr habt mich fasziniert. Deshalb habe ich mich einfach euren Wünschen ergeben. Ich habe euch versteckt und ich habe euch mit Blut beliefert. Aber sagt…“, sprach sie und berührte ihre Bisswunden, „werde ich…“ Sie war still. Celeste blickte ihren Hals an. „Nein. Ein bloßer Vampirbiss führt zu keiner Verwandlung.“ Lily war erleichtert. „Wie wird man dann ein Vampir?“, fragte sie neugierig. „Dazu komme ich noch.“, sagte Celeste. Er fuhr in seiner Erzählung fort.
*
Für das, was Jacque getan hatte, sollte er teuer bezahlen. Er zog sein Glied aus dem Hintern von Jeanne. Diese schrak auf und sah Celeste verängstigt an. „Mein Bruder…“, flüsterte sie. „Hast du alles…?“ Jacque war wütend. „Natürlich hat er alles gesehen. Sie dir seine Hose an.“ Als Jeanne sah, wie sich das Glied von Celeste an seiner Hose abzeichnete, zog sie die Decke über sich. Jacque aber stand einfach auf und knurrte Celeste an. Dieser drehte sich um und lief. Er lief die Treppe hinunter und in die Eingangshalle. Jacque würde ihn umbringen. Tatsächlich war bereits hinter ihm. Er hatte sich einen Morgenrock übergeworfen und war gerade dabei, ihn zuzubinden. Celeste warf sich gegen die Eingangstür und lief in den Herbstwald hinaus.
*
Drak trat ins Freie. Auf dem Boden der Kneipe lag die Leiche des Paters, voll gesaugt mit seinem eigenen Blut. Die Augen standen weit offen und waren blutunterlaufen. Nichts desto trotz sah er glücklich aus- ein schreckliches, zerzerrtes Glück.
Drak selbst wusste nicht, wie alt er war. Er wusste aber, wie mächtig er war. Die Dunkelheit hatte ihm im Laufe der Jahrtausende viele Gaben geschenkt. Eine davon war das Fühlen der Gedanken. Nicht, dass er Gedanken wörtlich lesen konnte. Doch er sah Bilder vor seinem geistigen Auge aufblitzen, hörte Stimmen und Geräusche, wenn er sich auf einen Mensch konzentrierte. Bei anderen Vampiren funktionierte das aber nicht. Er konnte nur in sterbliche Gedanken sehen. Und was er in dem Pater gesehen hatte, rührte ihn auf. Der Pater hatte einen anderen Vampir gejagt. Allem Anschein nach Celeste. Celeste… Dieser Name verfolgte ihn in seinen Träumen. Nicht das es Albträume waren. Teilweise waren sie das, sicher. Aber das meiste davon waren Phantasien. In einem seiner Träume kopulierte er mit Celeste- obwohl Vampire das natürlich nicht können, besonders, wenn sie so alt waren wie er. Er fühle Celestes zartes Fleisch um ihn herum, und danach war Celeste in ihm. In einem anderen Traum tat er wieder dasselbe, aber diesmal war zuerst Celeste in ihm. Als er schließlich am Zug war, gönnte er sich ein paar Stöße, und dann schnitt er Celeste die Kehle mit einem langen Messer durch. Noch während er weiter in Celeste hinein stieß, trank er gleichzeitig sein Blut. Dieser Traum gefiel ihm besonders.
So wie er Celeste kannte, würde er sich im Keller eines Hauses verstecken, eines Hauses irgendwo ganz in der Nähe. Nachdem Drak auch die Gedanken eines der Bauern, die in der Kirche waren gelesen hatte, wusste er, dass Celeste von der Kirche aus geflohen war. Wahrscheinlich war er nach Westen geflogen, um dem Sonnenuntergang zu entgehen. Während sich Draks Körper in die Luft erhob und nach Westen steuerte, dachte er daran, wie er Celeste das erste Mal getroffen hatte.
*
Eine rabenschwarze, kalte Herbstnacht. Die Kutsche nach Warna war endlich dort angekommen. Die Finger der Fahrgäste waren klamm von der Kälte und ihre Körper schüttelte es durch. Als letzter verließ ein dunkel gekleideter Mann die Kutsche. Er ging vom Postamt aus, bei dem die Kutsche hielt, bis zu einem nahe gelegenen Gasthaus. Der erste Schnee weichte den Saum seines Umhangs und Mantels, doch ließ er es sich entweder nicht anmerken, oder ihn fror nicht. Die Nebelbänke hingen schwer über dem ganzen Dorf. Die Karpaten erstreckten sich rund um die Häuser, die wie in stiller Trauer in der kleinen Senke mitten in dieser Berglandschaft verweilten.
Der Mann in dem dunklen Mantel schritt durch den Feldweg zu dem Gasthaus. Der Nebel teilte sich jedes Mal, wenn er mit dem Fuß hinein trat. Er kannte sein Ziel, er wusste was er zu tun hatte. Nachdem er den Entschluss gefasst hatte, alle seiner Art auszurotten, wurde es ihm doch etwas zu langweilig. Sein Name war Vladimir Drak, und er war ein Jahrtausende alter Vampir.
Er hatte sich nach der Inquisition, die die meisten seiner Gattung vernichtet hat, dazu entschieden, alle Anderen selbst zu vernichten, damit nie wieder so etwas geschehen wird, nie wieder sollte sein eigenes Leben gefährdet werden. Er hatte keinerlei Schwierigkeiten, die jungen Blutsauger mit seinen dunklen Gaben zu vernichten. Den Einen zerquetschte er, bis er kein Blut mehr in den Adern hatte. Einen Anderen wiederum ließ er bei unlebendigem Leibe verbrennen. Lediglich gegen zwei oder drei ältere Vampire hatte er körperlich kämpfen und ihnen einen Holzpfahl in ihr Herz rammen müssen. Das war eine verdammt blutige Sache. In dem Wald, in dem er Alexius Noarius getötet hatte, wagen selbst geherzte Männer noch heute keinen Fuß. Dort hätte nämlich ein „Krieg unter Teufeln“ stattgefunden. Die Organe dieses römischen Vampirs waren durch alle Sträucher und zwischen allen Bäumen verstreut. Nachdem er den noch immer mit Leben erfüllten Oberkörper des Nosferatu gefunden hatte, brach er einen Ast von einem Baum und rammte ihn ihm durch die Rippen. Er schrie auf, und dann zerfiel er auch schon zu glühender Asche.
So war es nur mit ein paar wenigen Vampiren, aber er hatte noch nie einen Blutsaugenden Teufel gefunden, der älter als er selbst war. Nun, nachdem es nur noch ihn gab, nachdem er Jahrzehnte lang die Welt bereiste, auf der Suche nach Vampiren, um sie zu vernichten, langweilte ihn diese Welt. Er wollte einen Gefährten, eine Gefährtin, jemand, der ihn versteht. Also ging er wieder zu dem Ort, der in seiner Erinnerung am frühesten auftaucht. Was war, bevor er hier war, wusste er nicht mehr. Zu alt war er, zu viele Weisheiten in seinem Verstand angereichert, als dass er sich jedes einzelnen Moments besinnen könnte. Selbstverständlich war Vladimir Drak auch nicht sein erster Name. Er hatte einmal Marius geheißen, und davor Remolus, und davor Judas…
Doch dann schüttelte Drak die Erinnerung ab. Er ging weiter, bis er sein Ziel erreicht hatte.
Die Schenke war strotzend voll mit Gästen. Trunkenbolde und Alkoholsüchtige hingen hier ihren Gelüsten nach. Reger Tumult waberte durch das Gasthaus, bis Drak eintrat. Fremde wurden in solchen Dörfern nie gern gesehen. Hier wissen die Menschen, dass die Toten wandeln. Ja, dachte Drak, verstummt nur- ihr habt allen Grund dazu.
Nachdem er alle getötet hatte, ging er weiter den Berg hinauf. Er konnte durch den Nebel nun das Schloss sehen. Hier war sein endgültiges Ziel, hier würde er seinen Gefährten finden. Er, der der König der Vampire war (so bezeichnete er sich selbst gerne), der Aristokrat unter den Blutsaugern, würde in der menschlichen Aristokratie einen würdigen Sohn finden. Er hatte schon seit langem keinen anderen Vampir mehr gefunden, deshalb nahm er an, dass er der einzige noch lebende Blutteufel war. Es sollte nur immer zwei oder drei Nosferatu gleichzeitig geben, das war sicherer. Natürlich gab es keine Garantie, dass es wirklich keine Anderen mehr gab, aber wenn es nicht so war, dann hatte er doch zumindest nichts mehr zu befürchten. Die restlichen Duzend, die übrig geblieben sein könnten, könnte er alle auf einmal töten. Sie konnten nur hoffen, dass sie ihm nie über den Weg laufen würden.
Das Schloss war ziemlich groß. Er hatte zwar schon weitaus größere Anwesen und Burgen gesehen, aber auch dieses hier war von beachtlicher Größe.
Der Schlossherr stellte sich als älterer, seniler Mann heraus, der Drak gerne eine Nachtunterkunft gab. Wie sich herausstellte, würde er hier keinen würdigen Sohn finden.
Was dann geschah, blieb Drak nur noch schleierhaft in Erinnerung. Er tötete die Bediensteten und den Schlossherren, sowie seine Tochter. Allerdings hatte er deren Verlobten übersehen- der Kerl arbeitete im Keller an einer neuen Waffe. Als er seine Zukünftige tot im Bett liegen sah, stürmte er aus dem Schloss und rannte ins Dorf. Drak wusste erst gar nicht, wie ihm geschah. Er suchte sich im Wald eine Erdhöhle und schaufelte sich mit bloßen Händen ein. In der nächsten Nacht, das Schloss wurde bereits von den Dorfbewohnern niedergebrannt, grub Drak sich wieder aus und erblickte unweit von sich entfernt eine Gestalt. Es war der junge Verlobte des Burgfräuleins.
“Ich wusste, wo du bist. Ich habe dich gesehen.“, sagte er mit dunkler Stimme.
Drak lachte laut auf. „Ja, das weis ich. Ich habe es zugelassen. Ich wollte dich in aller Ruhe zerfetzen.“
Dann begann der Kampf. Obwohl man es eher als Gemetzel bezeichnen konnte. Der Junge hieb einige Male auf Drak ein, stieß sein Schwert in ihn und schlug mit Händen und Füßen nach ihm. Drak stand die ganze Zeit über nur da und lachte. Nachdem dem Jungen das Schwert entglitten war und er sich erschöpft auf den Boden fallen ließ, blickte er entmutigt zu Drak hinauf.
Der Junge hatte einen unglaublich frischen Geschmack. Drak erfreute sich diesem Blut noch die ganze restliche Nacht, als er aus dem Dorf, aus den Karpaten floh. Bald würde sich die Nachricht über einen Nosferatu die ganze Bergkette entlang verbreiten wie ein Lauffeuer.
Drak floh nach Westen, nach Frankreich. Die Nacht seiner Ankunft, er schritt durch den Wald.
*
Celeste rannte durch den Wald, Jacque immer mit einem wütenden Knurren hinter ihm. Langsam verließen ihn sowohl die Kräfte als auch jegliche Orientierung. Er wusste schon seit einigen Minuten nicht mehr wo er war- dennoch rannte er in seiner Todesangst weiter. Jacque und Jeanne mussten schon seit Jahren eine Affäre haben. Seit ihrem Kindesalter… „Nein, dieses Spiel würde dir sicher nicht gefallen. Hahaha!“ Diese Worte Jeannes flossen wie ein toter Fisch durch seinen Kopf und drohten zu explodieren. Dann taten sie es.
Er blieb stehen, wandte sich um und blickte in Jacques blutunterlaufene Augen. Auch er blieb nun stehen und sah seinen „Bruder“ fragend an.
„Was ist denn los, kleiner Bruder? Hast du Angst? Fürchtest du dich vor mir?“, fragte er mit einer gewissen Tierhaftigkeit und Bestialität in der Stimme.
Dann holte er zum Schlag aus. Celeste spürte den Schmerz, der über seinen gesamten rechten Kiefer ausbreitete, wie noch nie einen zuvor. Sein Körper wurde durch den Druck nach hinten gegen einen Baum geschleudert. Blut lief aus seinem rechten Mundwinkel. Er blickte Jacque über die Schulter. Das Schloss zeichnete sich schwach vor dem aufkommenden Nebel ab. Doch dieser Nebel- er war schwarz! Der Nebel war schwarz!
“Du… erbärmlicher Wicht! Du minderwertige kleine Kreatur!“ Jacques Augen funkelten, während er diese Worte sprach.
Celeste spuckte ihm ins Gesicht.
“Wie lange treibst du es schon mit ihr? Seit sie fünf ist, nicht wahr? Seit diese „Spiele“ angefangen haben, du perverses Schwein! Vergehst dich an einem kleinen Mädchen, das auch noch deine Halbschwester ist!“
Jacque lachte auf eine grunzende, obszöne Weise.
„Es macht mir Spaß, die kleine Nutte zu ficken. Sie ist so schön eng…“
Celeste stieß einen gutturalen Urschrei aus und stürzte sich auf Jacque. Die Geräusche von Schlägen und Tritten, von Beschimpfungen und Verwünschungen hallten in dieser Herbstnacht durch die Bäume und Sträucher. Der schwarze Nebel waberte um die beiden Kämpfenden. Angelockt von den Flüchen und dem Blut, wand er sich nun um Celeste und Jacque und zog sich langsam in eine Spirale zusammen, die langsam eine annähernd menschliche Form hatte. Celeste merke es als Erster. Er lag auf dem Boden, und Jacque warf sich gerade auf ihn. Ein Schwall Blut brach aus seinem Mund hervor, als das Knie seines verhassten Halbbruders sich in seinen Bauch drückte. Er keuchte, zog das Blut in seine Speiseröhre und hustete es wieder aus. Über Jacques Kopf sah er den Nebel sich zu einem menschlichen Gesicht zusammenziehen. Vorher hatte er diesen spiralförmigen Rauch den harten Schlägen, die er auf den Kopf bekommen hatte, zugeschrieben, doch nun merkte er, dass auch sein Gegner das Ding hinter ihm bemerkte. Die scharfen Züge des länglichen Gesichts, die tiefen, blauen Augen und das weiße Fleisch machten ihm sofort Angst.
Die Gestalt trat vor Jacque hervor. Ein teuflisches Grinsen legte sich um seine Lippen.
“Ah… Hass. Neben der Liebe, der Leidenschaft und der Gier eine der stärksten Emotionen der Menschen, nicht?“
Jacque unterbrach ihn in seiner Rede und fiel ihn in blinder Wut an. Doch der Unbekannte schien in den Boden zu versinken, denn plötzlich war er nicht mehr da.
„Und dreht sich hier nicht Alles um die eben genannten Emotionen?“
Nun stand er kerzengerade auf einem dünnen Ast über Jacque.
„Dieser ganze Hass, der hier tobt, entstand nur aus deiner Liebe zu deiner Schwester“, sagte er zu Celeste, „und deiner Leidenschaft für die Reinheit von Kindern. Und wisst ihr was? Keiner von euch ist besser als der Andere, denn jeder gibt sich seinen Emotionen blind hin. Angefangen hat es mit Liebe“, er deutete mit einem Kopfnicken zu Celeste, „und Leidenschaft“, und nickte zu Jacque. „Welche Emotion mag das Mädchen getrieben haben? Gier? Gier an dem Leben, das aus den Lenden der Männer strömt? Gier an der Zwietracht, die nun zwischen euch besteht? Gier an der Macht, die sie nun über euch ausübt? Doch fragen wir sie selbst!“ Er wandte seinen Kopf nach Links. Celeste und Jacque folgten seinem Blick. Jeanne stand im Nachthemd zwischen den Bäumen und starrte mit feuchten Augen auf den Mann auf dem Ast. Nun glitt er herunter, ging auf Jeanne zu und…
*
Celeste stoppte wieder in seiner Erzählung. Lily sah, dass sich ein roter Faden in Celestes Augen angesammelt hatte. Nun schloss der Vampir seine Augen, und ein Faden aus Blut rann über seine Wange. Lily beugte sich vor, um die Blutträne wegzuwischen, aber Celeste wehrte ab.
“Berühr es nicht…“, hauchte er, die Augen auf den Boden gerichtet.
„Er hat sie getötet, nicht?“, flüsterte Lily.
Zuerst nickte Celeste nur, dann sagte er „Ja“.
Und dann Jacque. Aber er brauchte es nicht mehr auszusprechen, es war offensichtlich. Ein Blick auf Lily genügte, und er wusste, dass seine Zuhörerin es bereits verstanden hatte.
„Er hat mich an Ort und Stelle verwandelt.“
„Wie…?“, begehrte Lily zu wissen.
„Zuerst trank er von mir, bis ich am Rand des Todes war. Dann schnitt er sich mit seinen langen Fingernägeln selbst die Pulsader am Hals auf und ließ mich das Blut trinken. Ich starb, erwachte aber am nächsten Abend im Zustand des Untods. Wir lebten einige Jahrzehnte zusammen. Dann verließ ich ihn… ich wollte es... Es gab einen Kampf. Ich floh hierher, nach Schottland. Es gab dann hier noch einen Kampf- in der entweihten Kirche im Osten.“
Lily schien etwas einzufallen.
„Was ist?“, fragte Celeste müde.
„Der Blutfleck…“
„Ja. Das ist sein Blut.“
Lily hörte ihm nun wieder voll und ganz zu.
„Auf alle Fälle hielt es mich nicht länger hier. Ich durchwanderte die ganze Welt. Bis vor einigen Nächten. Vor einigen Nächten führte es mich wieder hierher. Und nun ja. Den Rest kannst du dir denken.“
„Ja. Ja, kann ich.“ Sie stand auf. Ihr ganzer üppiger Leib zitterte. „Besser, als du denkst.“ Lily warf Celeste einen sehnsüchtigen Blick zu und glitt zu ihm herunter, schlang ihre schönen Arme um ihn. Ihre Wange ruhte an der Seinen, sie spreizte die Beine und schlang sich um seine Hüfte.
„Hast du… jemals… einen anderen Vampir erschaffen?“
„Nein.“
„Wieso?“
„Ich verspürte keinen Drang danach. Ich…“ Wieder sammelte sich eine Blutträne in seinem Auge. „Ich konnte nicht. Ich hatte Angst davor.“
„Aber das brauchst du nicht. Ich lasse es zu. Tu es. Du begehrst mich, weil ich deiner Schwester so ähnlich sehe. Habe ich Recht?“
„Gott!“, stöhnte Celeste. Er versuchte, Lily von sich zu ziehen, aber er konnte nicht, seine ganze Kraft hatte ihn verlassen.
“Los, tu es.“
Mit diesen Worten löste sie sich von ihm, stand auf, zog am Gürtel ihres Morgenmantels und ließ ihn sich von der Schulter gleiten. Dann öffnete sie Celestes Hose und zog sie bis zu den Knien herab.
„Bitte…“, wisperte er. Doch sie hatte sein weißes Glied bereits in den Mund genommen.
„Können Vampire das?“, saget sie und hielt das Glied zwischen ihren Fingern.
„Wir fühlen es.“
*
Drak erblickte in weiter Ferne ein Haus.
“Ja, dort“, flüstere er sich selbst zu. Dieses Haus musste es sein. Er zog die Geschwindigkeit an. Innerhalb einer Minute war er dort.
*
Sie hatte sich vor ihm gebückt. Er saß weiterhin unbewegt und müde auf dem Sofa. Inzwischen hatte sie sein schlaffes Glied in ihre noch unberührte Scheide geführt und drückte sich nun gegen ihn.
„Nun ja… wenn wir mit Blut voll gesaugt sind… dann fließt das Blut überall hin…“
Er biss in ihren Hals.
*
Drak glitt durch die Decke in das Badezimmer. Er nahm deutlich Celestes Geruch wahr, und er war noch frisch.
“Ja, endlich…“, sagte er.
*
Ein lauter Aufschrei ging durch das Haus. Celeste trieb es mit Lily genau so, wie Jacque es mit Jeanne trieb.
Sie lag ausgestreckt auf dem Sofa und ließ sich von ihm nehmen. Stöhnen und Schreie entrangen sich ihrer Kehle. Dann drehte er sie um und tat es mit ihr auf den Knien. Dies gefiel ihr noch besser. Schweiß perlte überall auf ihrem Körper. Und dann… zog er ihn aus ihr heraus.
“Willst du das wirklich, Lily… Jeanne… geliebte Jeanne…“
„Ja.“
Er drückte ihr sein hartes Glied in den Hintern. Nach einigen Stößen, während Lily schrie wie am Spieß (als Celeste die Worte „Wie am Spieß“ durch den Kopf gingen, musste er lächeln), hallte schallendes Gelächter durch den Raum.
Drak stand in der Tür zum Salon, in dem Celeste gerade ein Mädchen von hinten nahm.
„Genau wie damals, alter Freund! So hat auch bei deinem Untergang als Mensch alles begonnen, und endet nun alles mit deinem Untergang als Vampir! Liebe! Leidenschaft! Hass! Gier!“
Ein tiefer Schrei entfuhr Drak, bevor das Sofa zu vibrieren begann und ein Loch in die Wand gerissen wurde. Lily und ihr untoter Liebhaber wurden hinausgeschleudert.
Während er fiel zog sich Celeste die Hose wieder hoch und umschlang die nackte, noch besinnungslose Lily. Das Haus stürzte komplett in sich zusammen. Als er unten aufkam, legte er Lily behutsam hinter einen Baum. Dann trat er zu den Trümmern, aus denen der alte Vampir emporschoss. Drak hatte mit seinen Vampirkräften ein leichtes Spiel gegen ihn, besonders mit dieser Telekinese. Schon zitterte der Boden, bevor er aufriss, nein, regelrecht explodierte. Celeste schaffte es nicht mehr, auszuweichen. Die Telekinese traf ihn und warf ihn zu Boden, wühlte ihn unter die Erde und schlug ihn mit den Wurzeln der Bäume. Doch auch er hatte beachtliche Fähigkeiten. Sofort ließ er seinen Körper durch die Erde nach oben schießen, Drak entgegen, der in der Luft schwebte wie ein Todesengel, der mit seinem Opfer spielt, bevor er es erlöst. Sein dunkler, wehender Mantel gab ihm eine besonders bedrohliche Erscheinung, denn er sah damit besonders schön aus. Celeste allerdings wusste um diese teuflische Schönheit, um den wunderhübschen, dunklen Todesengel vor sich. Er holte weit mit seiner Hand aus, doch Drak weichte geschickt dem Angriff aus. Bevor Celeste, der ein paar hundert Jahre alt war, einen Schlag ausführte, war Drak, der tausende von Jahren alt war, bereits bei auf der Erde. Er lief zu Lily hinter den Baum, wo Celeste nicht sehen konnte, was er mit ihr tat. Doch sofort ließ er seien Körper nach unten schießen und lief ebenfalls hinter den Baum.
Aus Lilys geöffneter Kehle lief ein Fluss aus Blut über ihren nackten Körper.
„Du… du… BASTARD!!!!!!!!!!“ Celestes Körper schoss nach vorne und prallte an Drak ab, als wäre er gegen eine Mauer gelaufen. Doch sofort, mit einem animalischen Hassschrei, stürmte er erneut auf ihn zu und ließ seine Fingernägel durch die Kehle seines Erschaffers schnellen. Ein Strahl hellen Blutes schoss ihm entgegen und besudelte sein Gesicht und das von Erde gebräunte, eigentlich weiße, Leinenhemd. Drak beugte sich vornüber und hielt sich die Hände an den Hals, um den Blutfluss zu stoppen, während er dabei würgende Geräusche von sich gab. Celeste schlug und trat auf ihn ein, kratzte ihm die Augen aus, riss ihm die Zunge ab, zerfetzte seine Nase. Schließlich sank sein Erschaffer geschlagen zu Boden. Er war nur noch ein entstellter, toter Körper. Doch war er wirklich tot? Celeste wollte kein Risiko eingehen. Er brach einen Ast von einem Baum und rammte ihn Drak in die Brust. Tatsächlich schrie er noch einmal auf, wölbte seinen Rücken und kreischte dann nur noch erbärmlich. Sein Körper begann, sich in glühende Asche, in Funken und Feuer aufzulösen. Aber dies geschah so quälend langsam, dass Celeste ihn packte und seinen Kopf gegen den Baum rammte, an den auch Lilys lebloser Körper gelehnt lag. Blut ergoss sich über den alten Stamm. Doch Drak war noch nicht tot. Die Auflösung durch den Pfahl geschah zu langsam, er war noch zu lebendig. Dann sah Celeste den silbrigen Streifen am westlichen Horizont. Er neigte seinen Kopf zu Draks Ohr.
“Vielleicht bist zu lebendig zum sterben. Aber du bist zu tot zum fliegen.“
Nach diesen Worten spuckte er in Draks zerstörtes Gesicht und schleuderte seinen Körper in die Luft, nach Westen.
Mit einer gewissen Befriedigung sah er ihm noch ein paar Sekunden nach. Ein erster Sonnenstrahl schnitt durch die Baumwipfel wie eine Rasierklinge. Dieser Strahl erfasste Vladimir Drak, den mächtigen, alten Vampir. Er explodierte in einer gigantischen Wolke aus brennendem Blut und gelblich glühenden Fleisches.
Celeste starrte auf seine blutbefleckten Hände. War dies sein Ende? Würde die Sonne auch ihn verbrennen? Dann hörte er Lily. Sie gab ein blubberndes Geräusch von sich. Er lief wieder zu ihr und stellte überglücklich fest, dass sie noch am Leben war.
„Weißt du, Lily… es kommt nicht darauf an, dass der Vampir von dem Mensch trinkt, bevor er ihn verwandelt… der Mensch muss nur an der Grenze des Todes sein.“
Er grub sich innerhalb einer Minute bis zum Keller des eingestürzten Gebäudes durch und schleppte sich und Lily hinunter.
Unten angekommen, schaufelte er die unteren Schichten des Schutts wieder zu, um sich vor dem Sonnenlicht zu schützen.
Dann schnitt er seine Pulsadern auf, und gab Lily das herausströmende Blut zu trinken.
*
Als Lily in der nächsten Nacht erwachte, spürte sie die Veränderung. Sie konnte im Dunkeln sehen. Auch Celeste war bereits wach. Er schaufelte das Loch wieder auf.
“Komm, meine Liebe“, sagte er zu Lily und reichte ihr die Hand. „Wir haben eine lang Reise vor uns.“
Sie nahm seine Hand und stellte fest, dass ihre Haut nun so weiß war wie die seine.
„Luc ist tot“, stellte sie fest. Es war keine Trauer in ihrer Stimme, kein Kummer des Verlustes. Es war nur die Feststellung, dass ihr Bruder den Einsturz nicht überlebt hat.
Als sie auf der steinigen Straße waren, die zu dem Haus von Lilys Familie führte, sah Celeste Lily an.
Ihre Haut war weiß, doch ihre Lippen hatten immer noch dieselbe Pfirsichfarbe. Ihre blauen Augen leuchteten durch die Nacht, und ihre blonden, offenen Haare… wie schön sie doch war!
Hand in Hand gingen sie die Straße entlang.
„Du wirst noch viel lernen. Du wirst ein ewiges Leben an meiner Seite führen, bestehend aus Ekstase und Eleganz. Komm- lass uns nach England gehen. Lass uns nach London gehen, lass uns die Themse des Nächtens entlanggehen. Ich liebe dich Lily, ich liebe dich. Nicht, weil ich zuerst Jeanne in dir gesehen habe. Ich Liebe DICH, Lily.“
„Ja, und ich liebe dich. Komm… erzähl mir alles.“
Celeste nahm Lilys nackten Körper in die Arme und stieg in die Luft auf, seine Geliebte in einer Umarmung reinster Liebe umschlungen.
„Es ist ein Leben voller Liebe, Leidenschaft, Hass und Gier. Aber lass uns die Hass und die Gier verdrängen. Lass uns ein Leben führen… voller Liebe und Leidenschaft.“
Er küsste Lily auf den Mund, während sie weiter dem gerade erst aufgegangenen Mond entgegen flogen.

*Ende*

 

Hallo,

Am 30.12.03 habe ich mit meinem Erstlingswerk „Night Rose“ begonnen. Hauptinspirationen waren „Interview mit einem Vampir“ von Anne Rice, „Nosferatu- Eine Symphonie des Schreckens“ von Friedrich Wilhelm Murnau (auch wenn ich zugegebener Maßen den Film noch nicht gesehen habe), „Durch die Nacht“ von Hannibal (diese Geschichte findet sich hier in der Horrorsparte) und „Der Vampir“ von William Polidori (nach einem Manuskript von Lord Byron). Gegen Ende der Geschichte, die ich am 26.01.04 beendet habe, wirkte auch noch „Der Geruch von Blau“ von meinem persönlichen Vorbild, Jack Torrance, auf mich ein (die Spuren dieser Geschichte finden sich aber sehr selten und sehr abgeschwächt).
Meine Hauptfigur, Celeste (sprich: Selest) ist natürlich von dem Vampir Lestat inspiriert. Bei Vladimir Drak diente der Fürst der Finsternis, Dracula persönlich, als Pate, auch wenn ich mir eher die Film- Draculas, nicht Bram Stokers Beschreibung des unsterblichen Vampirgrafen, zum Vorbild für den Schurken dieser Geschichte nahm.
Vielleicht ist sprachlich und technisch noch sehr viel verbesserungswürdig, aber in erster Linie wollte ich eine hübsche Vampirgeschichte ganz im Stil von Anne Rice und William Polidori erzählen.
Ich weis, die Rückblenden sind etwas verwirrend, aber einfach die Geschichte in chronologisch richtiger Reihenfolge hinzuklatschen wäre mir zu einfach gewesen. So muss der Leser selbst Ort und Zeit ordnen, was vielleicht den Textfluss etwas stört, aber mE nach die Gefühle und Empfindung zur richtigen Stelle in den Lesern weckt.

Hochachtungsvoll,

Lestat

PS: Ich hoffe, die „erotischen“ Szenen sind nicht zu hart geraten. Wenn jemand Probleme damit hat, soll er einfach Bescheid sagen, dann kürze ich sie etwas.

 
Zuletzt bearbeitet:

Wow.
Ich hätte nicht mit so positiver Kritik gerechnet, eher mit sowas wie: "Das ist ja eh alles schon bekannt, das ist ja eh alles langweilig..."
Aber danke fürs Lesen, ProgMan.

Celeste wird nur durch seine Zuneigung zu Lily "gut", ich bin der Meinung, ein Vampir kann nicht gut sein. Jedenfalls will er überleben, deshalb bittet er Lily, ihn zu verstecken. Drak... naja, der ist mir erst im Laufe des Schreibens eingefallen, da hast du Recht.

Lestat

 

Hallo Blackwood!

Oje, da hat jemand meinen Erstling ausgescharrt, den ich eigentlich schon in einer Holzkiste tief, tief im Wald verscharrt hab.
Also:

Blackwood schrieb:
Es hat ein paar Anläufe gebraucht, die Geschichte zu lesen, und ich muss gestehen, dass ich so manches mehr überflogen habe.

Ja, sie ist lang. Sie ist seeeeeeehr, seeeeeehr lang. Und stellenweise hat sie Hänger.

Ich bin eigentlich ein Fan von Zeitsprüngen – hier machen sie aber kaum einen Sinn. Nicht dass die Geschichte damit unverständlich wird, sie wirkt so eher zusammengewürfelt. Zeitsprünge sollten grundsätzlich vorher geplant sein und nicht dann stattfinden, wenn der Autor gerade nicht weiter weiß. Der Leser merkt so etwas.

Hier stimme ich dir voll und ganz zu: Ich habe nur dann die Zeitlinie gewechselt, als mir die Ideen für die momentane ausgingen. Allerdings muss ich mich auch ein bisschen wehren: Bei meinen neueren Geschichten tu ich das nicht mehr.

Genug des Negativen. Denn was mich in Anbetracht Deines Alters erstaunt:
Die Charaktere sind lebendig. Drak und Celeste sind Klischeefiguren mit absoluter Klischeecharakterisierung (Kindheit, Wünsche, Ziele etc.), aber dennoch leben sie. Ich denke, seinen Figuren Leben einhauchen ist nichts, was man lernen kann. Man kann es oder man kann es nicht – und Du kannst es.

Cool! Danke! Ich bin der Ansicht, dass neben der Atmosphäre die Charaktere in einer Story am Wichtigsten sind. Deshalb habe ich es auch nicht geschafft, Lily am Schluss sterben zu lassen. Das kann ich wohl immer noch nicht: Meine Protagonisten sterben lassen.

Weiter: Du schreibst flüssig. Was Du schreibst ist zwar momentan noch hauptsächlich Nacherzählung von Bekanntem,

Momentan... die Geschichte ist etwas älter. Es wundert mich, wie du sie überhaupt gefunden hast ^^.

die Actionszenen bleiben eigentlich austauschbar,

Actionszenen sind in einer Geschichte schwer zu beschreiben, besonders, wenn man wie ich, von Ballettaction wie in "Matrix" oder "Equilibrium" inspriert ist. Auf der Leinwand hätten sie vielleicht cool ausgesehen, aber in Schriftform kommt alles einfach nicht so gut rüber, wenn man, wie ich damals, noch nicht so viel Erfahrung hatte. Ich könnte Celeste und Drak sich natürlich auch einfach zerfleischen oder nur anknurren lassen, ich habe versucht, sie ihren Kräften gerecht kämpfen zu lassen.

die Sexszenen sind eher amüsant und kaum erotisch zu nennen

Ähm... ich denke, das hat sich inzwischen auch geändert. Tipp: Romantik/Erotik, Seite zwei, Story: "The Funeral Song". Autor: Lestat.

– und dennoch ist ein durchgehender Fluss in Deiner Erzählweise. Das kommt dem insgesamt guten Stil sehr entgegen.

Danke!

Die Geschichte ist weit entfernt davon, rund, stimmig, fesselnd zu sein. Das liegt aber nicht an Deiner Erzählweise, sondern vielmehr an der ach so abgegriffenen Szenerie.

Wie gesagt: Mein Erstling. Zwar will ich mich nicht rausreden, ich weis, die Story ist sehr... unausgereift, aber da hatte ich noch keinerlei Erfahrung. Trotzdem schön, dass du sie überhaupt gefunden hast.

Meiner Meinung nach war es Anne Rice’s einziger wirklicher Verdienst, Neil Jordan zum Film zu inspirieren (einer der wenigen Fälle, in denen der Film wirklich um Klassen besser ist als die Vorlage).

Entweder, du hast das Buch noch nicht gelesen, oder du hast es nur überflogen. Der Film ist toll, aber jemand, der das Buch schon gelesen hat, kann so etwas gar nicht schreiben.

Du drohst mit „Capter I“ – halte Dich besser nicht mit weiteren Episoden auf.

Nope- hier handelt es sich um einen Fehler meinerseits, das durch mein damals n00bie-eskes Handeln zu entschuldigen ist: Ich habe die Geschichte in mehreren Kapiteln geschrieben, die ich dann zusammengefügt habe. Aber einige Kapitelangaben habe ich, genial wie ich damals war, mit "WordArt" gemacht, weshalb man sie hier nicht mehr sieht ^^. Keine Angst, sowas passiert mir heute nicht mehr und ich habe auch nicht vor, mich dem Thema Vampire in nächster Zeit zu nähern.

Versuche doch einfach mal, etwas anderes, eigenes zu machen.

Das habe ich schon gemacht ^^.

Denn im Ernst: Wenn ich Deine Erzählweise mit dem vergleiche, was ich in Deinem Alter an Müll produzierte, so muss ich vor Dir aber sämtliche meine Hüte ziehen. Verbau dieses Talent nicht mit bloßen Nacherzählungen. Vampire gehören noch lange nicht zum alten Eisen, aber man braucht neben Talent (was Du hast) noch eine ganze Menge an Erfahrung (was Du nicht hast), um dem Thema etwas Neues abgewinnen zu können.

Hmmm – ich habe gerade nachgeschaut: Meine erste Geschichte entstand auch so gegen fünfzehn. Gegen die ist Deine Geschichte hier reif für den Nobel-Preis Literatur…
Also nutze Dein Talent!


Dankesehr! Schön, das du die Geschichte gefunden hast und

Tschüss,

Lestat

 

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