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Novembermorgen

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05.07.2004
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Novembermorgen

Seine Welt war grau, wie immer, wenn die Sonne aufging und die Schwärze der Nacht vertrieb. Grau und still.
Er konnte sich nichts Schöneres vorstellen, selbst die Farben der Liebe, die Musik des Himmels, der Geschmack von Nektar und Ambrosia, nichts von alle dem konnte die Schönheit eines Novembermorgens übertreffen. Wenn der Tau noch nicht vorhandene Sonnenstrahlen reflektierte, Nebel die Landschaft in einen sanften Schleier hüllte und kühle Luft sein Gesicht streichelte. Er stand nur da, auf einer Wiese, die einem Meer aus Diamanten glich, glänzende Tropfen reines Regenwassers verwandelten das Gras in einen Teppich aus Juwelen, die grauen Nebelschwaden umgaben ihn nun vollkommen.
Wie gerne hätte er die frische Luft tief eingeatmet, ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, ließ sein Gesicht fast sanft wirken, nicht wie sonst, nicht so kalt, anders als in der Nacht, denn die Schwärze war nicht mehr, erneut brach ein Tag an und der Gedanke an seine Visionen ließ in beinahe melancholisch werden. Würde er es schaffen, ganz ohne Morgen, ganz ohne das graue Licht, das eigentlich noch nicht hell genug war, um als Licht zu gelten, konnte er dieses Meer aus tausend Diamanten aufgeben? Welchen Preis musste er zahlen, sollte die Prophezeiung sich bewahrheiten?

Plötzlich ein heller Lichtblitz, der ihn aus seinen schwermütigen Gedanken riss, zurück in die Realität, hinfort von der Wiese, die sich in seinem Geiste für immer in ein Juwelenmeer verwandelt hatte, wo sich der Nebel niemals der Sonne beugte, für immer seine kalte Haut streichelte. Ein Blick nach Osten ließ ihn die Wahrheit erkennen, kein ewiges Grau stand ihm bevor, wie nach jeder Nacht war ein Morgen angebrochen, und wie an jedem Morgen schoben die Sonnenstrahlen allmählich den dichten Nebel auseinander, ließen seine Diamanten in Millionen kleine Stücke springen und verzehrten sie.
Die Helligkeit brannte in seinen Augen, viel zu lange schon stand er hier, und hastig, angetrieben von den Schmerzen, welche der brennende Feuerball auf seiner Haut und in seinen Augen hervorrief, warf er sich den grauen Umhang über.
Den Stoff schützend über die Augen gelegt, eilte er zurück in den nahegelegenen Wald, erreichte nach wenigen Metern den kleinen versteckten Höhleneingang und floh in die Schatten, denn wie an jedem Morgen hatte auch heute die Sonne sein Grau zunichte gemacht und ihn besiegt.
Verhüllt in grauen Stoff legte er sich nieder, erwartete voller Sehnsucht die nächste Nacht, auf die, so war er sich sicher, ein weitere Novembermorgen folgen würde.

Er stand auf einer Wiese, es war tiefschwarze Nacht, der Mond war verschwunden, er wusste nicht, warum, hatte er doch vor wenigen Augenblicken einige der Tautropfen glitzern lassen und ihm Hoffnung auf einen neuen Nebelmorgen gegeben, doch nun war das sanfte Leuchten verschwunden, verwirrt blickte er zum Firmament auf.
Plötzlich, ohne jegliche Warnung, explodierten all die glänzenden Tautropfen in tausend bunten Farben, und blendeten ihn. Die Sonne, welche auf einmal hoch am Himmel stand, ihr Licht ließ ihn nicht gänzlich blind werden, brannte unerträglich heiß in seinen Augen, doch schlimmer noch als Blindheit, so wurde er damit gestraft, für ewig diesem grellen Farbspiel beizuwohnen, welches ihm unerträgliche Schmerzen bereitete, zusehen zu müssen, wie nie wieder Nebel über seine Wiesen zog und sie in ein Meer aus Diamanten verwandelte.
Er wusste nicht warum, doch tief in seinem Inneren spürte er, dass auf diesen Tag keine Nacht folgen würde und somit auch kein Morgen voller Nebel. Verdammt dazu, die Lebensfreude dieser Welt, widergespiegelt in all den bunten Farbexplosionen, gemeinsam mit dem Feuer in seinen Augen, ertragen zu müssen, wissend um sein eigenes trostloses Schicksal.
Voller Verzweiflung wünschte er sich die Stille des Mondes herbei, blickte flehend auf zum Himmel, genau in den brennenden Feuerball, der ihn höhnisch auslachte.
Ein Lichtblitz, er schloss die Augen, sie schmerzten, mehr als jemals zuvor, schmerzten, als würden sie noch im selben Moment, als sie die Sonne erblickt hatten, verbrennen, und er schrie, schrie den Schmerz der Sonne entgegen, hoffend, dass sie Mitleid mit ihm empfinde und seiner gequälten Seele Ruhe schenkte.

Als er seine Augen wieder öffnete, war es schwarz um ihn herum, keine bunten Farben, keine tödliche Helligkeit, nur Dunkelheit und die kühle Luft der unterirdischen Gewölbe. Das leise Schaben eines Maulwurfes, der sich irgendwo in der Erde neben ihm seine Gänge grub, ebenfalls ein Flüchtling, jemand, der die Stille und die Einsamkeit der Lebensfreude vorzog, etwas weiter entfernt das monotone Tropfen.
In seinem Geiste sah er die verworrenen Muster, die sich bildeten, sollten mehr als zwei Tropfen gleichzeitig die Wasseroberfläche berühren. Die Bilder waren fast real, Stunden, vielleicht schon Tage hatte er damit verbracht, das gleichbleibende Schauspiel zu beobachten, welches doch, sah man nur genauer hin, unzählbar viele Variationen besaß und selbst für ihn noch manchmal eine Überraschung bereithielt.
Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal einsam am Wasser gesessen und den Kreisen still zugeschaut hatte, wie sie entstanden, wuchsen und schließlich wieder zu glatter regloser Oberfläche wurden. Wenn er genauer darüber nachdachte, was er schon allzu oft getan hatte, in den einsamen Stunden tief unter der Erde, fernab des Sonnenlichts, dann glich er doch diesen Wassertropfen mehr, als er je zugeben würde.
Am Ende einer jeden Nacht wurde auch er zu einem stillen See, unbemerkt, denn wer würde einer glatten Oberfläche Beachtung schenken, dachte doch niemand an die Gefahren, welche in der Tiefe eines jeden Sees ruhten. So wie niemand ihm Beachtung schenkte, wenn er des Nachts durch dunkle Gassen schlich, ungestillter Hunger, der ihn trieb, eine blutige Spur hinterließ, wo auch immer er auftauchte und doch niemals gesehen wurde, denn Menschen sahen nur das, was sie sehen wollten.
Keiner von ihnen würde an einem Strand, Palmen umrahmt, weißer weicher Sand unter den Füßen, das Rauschen des türkisen Meeres in den Ohren, die Wärme der Sonne auf der braungebrannten Haut, kein Mensch würde an einem solchen Strand an das denken, was möglicherweise weiter draußen lauerte, dort, wo das Meer schon beinahe schwarz war, weil kein Licht wagte, dorthin vorzudringen.
Kein Mensch würde an einem solchen Strand an das denken, was eventuell hinter den Palmen lauern könnte, im tiefen Dschungel, wo das satte Grün der Blätter und das zarte Rosa der Blumen von einem kalten Schwarz aufgefressen wurde.
Genauso war es mit ihm, er war es, der in den Tiefen des Meeres und im undurchdringlichen Schwarz des Waldes ausharrte, doch die Menschen waren zu ignorant, als das sie diese Tatsache jemals hätten erkennen können. Wie viele Landstreicher, Vagabunden, Zigeuner hatten schon für seine Taten büßen müssen, sie waren für seine Vergehen gestorben, die einzigen Menschen, an die er sich manchmal erinnerte, selten, meistens wenn er am Wasser saß, wie auch jetzt.

Verwundert sah er auf. Ihm war nicht bewusst geworden, dass er zu seinem Lieblingsplatz gegangen war. Eine Stelle, von der aus er beinahe den gesamten unterirdischen See beobachten konnte, so tiefblau, so still, und weitaus gefährlicher, als ein Sterblicher je wissen könnte.
Neben ihm ein leises Geräusch, kleine konzentrische Kreise, die schnell größer wurden, sich mit schon vorhandenen kreuzten, erneut ein Tropfen, der die Wasseroberfläche durchbrach, weitere Kreise, die mit stillen Wellen neue, abstrakte Muster bildeten.
Etwas weiter entfernt ein ihm ebenfalls bekanntes Geräusch, lauter, größer als das der Tropfen, ein Fisch der aus dem Wasser gesprungen war um nach einer Mücke zu schnappen, an der Stelle, an der er wieder eingetaucht war, geriet die Oberfläche in Unruhe.
Er mochte die Fische nicht, sie brachten Chaos in den See, der doch im Grunde ein wohl strukturiertes System aus Unordnung war. Er stand auf, ging ein kurzes Stück den Weg zurück, den er vor wenigen Minuten unbewusst beschritten hatte, und blieb schließlich stehen. An der Wand neben ihm lehnte eine Angel, nicht professionell gebaut glich sie eher einem Stab mit einer Schnur daran, doch für seine Zwecke reichte sie voll aus. Er kniete sich nieder, schob einige feuchte Steine auf Seite und griff nach einem Wurm, den er so freigelegt hatte.
Vorsichtig, als wolle er das kleine Lebewesen nicht verletzte, nahm er es mit zwei Fingern und schob mit der anderen Hand langsam den kleinen Eisenhaken durch den sich windenden Leib, an mehreren Stellen, damit das Tier im Wasser nicht wieder herunter glitt. Dann warf er mit einer geübten Bewegung die Angel aus, setzte sich auf einen größeren Stein, der direkt am Ufer stand, und wartete, darauf, dass der Schwimmer zu zucken begann, darauf, dass das Chaos, welches der Fisch in seinen See brachte, verschwand.
Während er wartetet, dachte er nach, das tat er immer, wenn er hier am See saß, denn dies war der einzige Ort, an dem er sich auch ohne das Grau des Nebels wohl fühlte, seine Angst vor der Sonne ablegen konnte. Doch wenn er angelte, dachte er nicht über das nach, was passieren würde, sollte es einmal keinen Morgen und somit auch keinen Nebel mehr geben.
Ihn beschäftigte die Frage, wo die Fische, welche immer wieder in seinem See auftauchten, herkamen, denn er war sich sicher, dass seit Tagen kein Tier mehr die Oberfläche durchbrochen hatte und außer den Mücken, die über dem Wasser schwebten, gab es nichts, was einem Fisch als Nahrung hätte dienen können. Außerdem hätten die Wassertropfen ihm etwas erzählt, denn sie wussten von allen Geschehnissen, also war der Fisch erst vor kurzem hierher gekommen, vielleicht durch einen Zugang, der unter Wasser lag.
Langsam ließ er seinen Blick über den ganzen See streichen, ruhig und glatt, doch das Gefährliche lauert meist in der Tiefe, wie hatte er das nur vergessen können. Das Chaos kam aus der Tiefe, irgendwo musste eine Verbindung zu einem nahegelegenen Fluss oder See sein.
Er legte die Angel beiseite, mit einer raschen Bewegung streifte er den Umhang ab, zog die grauen Stoffstiefel aus, ebenso die Handschuhe und den Gürtel, an dem sein Dolch befestigt war. Er zögerte kurz, warf einen Blick auf seine Waffe, er würde sie nicht brauchen, dann ging er ein Stück ins Wasser, an dieser Stelle war es seicht. Er war nervös, kannte er doch alle Ecken, alle Schatten dieser Höhle, welche oberhalb des Wasser lagen, so wusste er doch nicht, was ihn darunter erwartete.

Um sich zu beruhigen, schloss er die Augen, die gewohnte Schwärze flutete seinen Geist. Ruhig ging er einige Schritte weiter, spürte die Bewegung des Wassers, welches vor ihm zurückwich, spürte den steinigen Untergrund und die angenehme Kühle. Ähnlich wie der Nebel, nur umschließender, bedrückender.
Ein weiterer Schritt und das Wasser reichte ihm bis an die Hüfte, es wurde tiefer, er versuchte, den Rhythmus der von ihm selbst verursachten Wellen beizubehalten, wollte er doch die Ordnung nicht stören und je weiter er ging, um so sicherer und vertrauter fühlte er sich, öffnete die Augen erst wieder, als er vollkommen untergetaucht war.
Er war enttäuscht, hatte er doch im Stillen gehofft, das Grau des Nebels zu sehen, vielleicht nicht so sanft, aber zumindest ein Grau. Er fand sich damit ab, dass das Wasser auch von unten tiefblau war, und tauchte mit einer kräftigen Schwimmbewegung weiter hinab, ließ sich wieder nach oben treiben, tastete die Felsen ab, ließ seine kalten, blassen Finger über den schlammigen Grund streichen und wirbelte dabei Schlick und Dreck auf.
Kurze Zeit wurde seine Sicht eingeschränkt von braunen Nebelwolken, unangenehm warm und weich der Boden unter seinen Fingern, wieder trieb er ein Stück nach oben, hatte schließlich das Gefühl der Strömung vollkommen in sich aufgenommen und konzentrierte sich nun auf Unregelmäßigkeiten.
Rechts neben ihm war etwas, er drehte sich, verjagte mit dieser Bewegung was auch immer sich ihm genähert hatte, es musste der Fisch gewesen sein, nicht, wonach er suchte. Er spürte, dass das Wasser vor ihm anders war, klarer, frischer, mit einigen kräftigen Stößen war er an der Felswand angelangt, tastete sich an ihr entlang, bis er schließlich auf einen Riss stieß. Scharfe Felskanten schnitten tiefe Wunden in seine Hände, doch nur wenig Blut färbte das Wasser in ein fast nicht sichtbares Rot.
Eine abscheuliche Farbe, er schloss kurz die Augen, zog sich durch den Spalt hindurch und schwamm eine Weile durch einen auf natürlichem Wege entstanden Gang, komplett geflutet, bis er vor sich schließlich einen hellen Fleck sah.
Sofort hielt er inne, regungslos verharrte er, starrte nur den hellblauen Fleck an. Es war Tag, natürlich, hatte er etwa erwartet, hinauszuschwimmen und Nebel über dem Wasser zu sehen, aufzutauchen um direkt wieder einzutauchen in graue Schwaden dichter Harmonie.
Er schüttelte den Kopf, lächelte über seine eigene Dummheit, ärgerte sich über seine Phantasie, die ihm so viele unerfüllbare Hoffnungen machte und riss sich zusammen.
Es war eindeutig, dass die Fische von hier in seinen See gelangten, in dieser Nacht würde er sich ein Netz besorgen, das er von draußen aufspannen würde. So würde er die Strömung und somit den Rhythmus des Wassers nicht stören und unerwünschte Eindringlinge fernhalten.
Er starrte noch einige Minuten auf den Fleck, stellte sich vor, wie die Sonnenstrahlen in tausend kleinen Perlen auf dem Wasser gefangen wurden, glänzten wie winzige Diamanten, so wie der Tau am Morgen, im Nebel, als er plötzlich neben sich eine Bewegung registrierte.
Seine Hand schnellte vor, kräftige Finger schlossen sich um den glitschigen Fischkörper, Fingernägel bohrten sich ins Fleisch, er konnte das Sterben des Tieres mit jedem seiner Sinne wahrnehmen, genoss die Anwesenheit des Todes, auch wenn sie bei weitem nicht so klar zu spüren war, wie sonst. Es war nicht viel Leben, welches er aus dem Fisch herauspresste, nichts Wertvolles, beinahe hässlich, und er tat es nicht aus Spaß, oder weil er es mochte.
Auf einmal verspürte er Hass, Hass auf das Chaos, Hass auf die Menschen, das Licht, welches für ihn so unerreichbar war, den Tag und die darauffolgende Nacht, welche doch viel zu lange andauerten, nur um ihm einige wenige Sekunden eines Novembermorgens zu gewähren, doch am meisten hasste er das Wissen, dass in seiner Höhle ein jeder ein und ausgehen konnte, wie es ihm beliebte.
Hatte er sich doch immer alleine und in Sicherheit geglaubt, saß er an seinem See oder zwischen den Stalagmiten, welche er zeitweise beim Wachsen beobachtete, eine Illusion, wie er durch das Entdecken des unterirdischen Einganges festgestellt hatte.
Aber das würde er ändern, bald, noch konnte er nichts machen als warten, und den See beobachten, ihm lauschen und von unerwünschten Eindringlingen erfahren, bevor sie eine Gefahr darstellten.

Mit einigen schnellen Bewegungen schwamm er zurück, durchbrach die Oberfläche des Wassers, nicht mehr vorsichtig, denn es schien ihm, als habe der Druck zugenommen, sei zu einer untragbaren Last geworden, nicht mehr beruhigend, nicht annähernd so kühl wie der Nebel, warm und so unerträglich blau. Hastig stolperte er auf das seichte Ufer zu, in der einen Hand hielt er noch immer den toten Fischkörper, wurde sich dessen erst bewusst, als er das Wasser verlassen hatte.
Voller Abscheu blickte er auf den Kadaver, warf einen Blick auf den See, dieser wirkte wieder ruhig, ungestört, wahrscheinlich hatte er den noch lebenden Fisch vertrieben, für einige Zeit. Er wandte sich ab, zögerte erneut, lauschte dem Geräusch der Tropfen, die auf der Oberfläche aufschlugen und stellte sich die Muster vor, die sie auf dem Wasser zeichneten, dann verließ er diesen Teil der Höhle.
Ein schmaler Gang führte ein Stück aufwärts, zweigte sich irgendwo, er nahm den rechten der beiden Wege, tiefer in die Höhle hinein. Nach einiger Zeit weitete sich der Gang wieder, vor ihm erschien ein Vorhang aus Tropfsteinen, regelmäßig geformt schienen sie ein eigenes, beruhigendes Licht auszustrahlen, im Moment kam es ihm jedoch aufdringlich und heller als sonst vor. Also duckte er sich unter den Stalaktiten hinweg und eilte durch die kleine Höhle, beachtete die Gebilde aus Stein, welche die Jahrtausende geformt hatten, nicht, nahm sich nicht wie sonst die Zeit, sie beim Wachsen zu beobachten, dem lebendigeren und abwechslungsreicheren Plätschern zu lauschen oder die Finger zärtliche über die gleichmäßigen Wellenmuster auf den Steinen gleiten zu lassen.
Heute wollte er nicht hier sein, es war ihm zu unruhig, zu laut, er wollte in aller Stille seinen trübsinnigen Gedanken nachgehen, doch zunächst musste der Eindringling beseitigt werden.
Den Fischkadaver noch immer in der Hand, schritt er eilig auf eine bestimmte Stelle zu, blieb stehen, genau vor einem Loch, vielleicht einen Meter im Durchmesser, aus dem pure Dunkelheit ihm entgegenstrahlte und eine Kälte, welche selbst für ihn nicht mehr angenehm war, oft sogar bedrohlich.

Nur manchmal, an langen Sommerabenden, saß er hier, am Rand des Abgrunds, ließ die Füße baumeln und stellte sich vor, wie es wäre, in dieses Loch zu stürzen, unendlich tief fallen, vielleicht niemals ankommen, doch was, wenn ...
Ganz selten, an langen Sommerabenden, wenn die darauffolgende, viel zu kurze Nacht von einem strahlenden Vollmond beinahe unerträglich hell gemacht wurde, nur dann, und auch nicht immer, ging er ganz nah an den Abgrund heran und stellte sich selbst die Frage, ob er hinabspringen solle, um zu sehen was dort unten war. Denn an solchen Tagen stellte er sich vor, wie es wäre, wenn dort unten ein ewiger Novembermorgen voller Nebel auf ihn warten würde, Nebel und ein Meer aus Diamanten, welche eigentlich nur Tautropfen waren, die in noch nicht vorhandenen Sonnenstrahlen glitzerten.
Fast nie, nur wenn an solchen Tagen kleine Kinder in seine Höhle gekommen waren, weil sie spielten und er sich den ganze Tag lang hatte verstecken müssen, und wenn er dann abends an diesem Abgrund stand und sich den kühlen Nebel vorstellte und sein Juwelenmeer, dann überlegte er sich, wie es wäre, wenn dort unten nicht nur Nebel und Diamanten auf ihn warten würden, sondern noch jemand, der so war wie er. Jemand, der sich vor der Sonne versteckte, der das Blut der Menschen brauchte, um weiterzuleben, jemand, für den es nichts Schöneres gab, als das Grau des Nebels an einem Novembermorgen.
An solchen Tagen war das Einzige, was ihn davon abhielt zu springen, der Gedanken daran, dass dort unten ebenso etwas Furchtbares lauern könnte und er nie wieder auf einer Wiese stehen konnte, an einem kühlen Morgen.

Mit glasigen Augen starrte er in die Finsternis, erwachte aus seinen Gedanken und kam sich lächerlich vor, schließlich war es November und die Nächte waren lang. Außerdem gab es da unten nichts außer eisiger Kälte. Er hielt den Fischkadaver über den Abgrund, wünschte ihm in Gedanken einen guten Flug und ließ los, drehte sich um, blickte dem glitschigen Körper nicht nach, wie er in der Tiefe verschwand, wartete nicht darauf einen Aufprall zu hören, sondern verließ eilig die Tropfsteinhöhle.
Er warf nicht einen Blick zurück, wollte nur fort, zurück zu seinem See, fort von dem chaotischen Plätschern der kleinen Rinnsale, welche als dichtes Netz den gesamten Boden überzogen. Dort gehörte das Chaos hin, denn an manchen Tagen liebte er es, doch heute wühlte es ihn auf, dabei wollte er zur Ruhe kommen, also setzte er sich wieder ans Ufer seines Sees, wo nur ab und zu ein leises Tropfen die glatte Wasseroberfläche und die Stille durchbrach. Heute brauchte er Ruhe, denn er wollte nachdenken, darüber, ob es noch andere gab, die waren wie er, und darüber, wie er sie finden konnte.
Er konzentrierte sich auf die Kreise, konzentrisch und gleichmäßig, auch sie waren nie alleine, sobald einer entstand, konnte man sicher sein, dass weiter folgen würden. Außerdem entstanden immer wieder neue, manchmal etwas weiter entfernt, manchmal ganz nahe, vielleicht war das die Lösung.
Er war sich sicher, dass es andere gab, die waren wie er, er musste sie nur finden, vielleicht waren sie weiter fort, er musste einfach mehr suchen. Bisher hatte er sich darauf beschränkte, sich maximal drei oder vier Nachtreisen von seiner Höhle zu entfernen, nicht weiter. Er würde seine Heimat aufgeben, seinen stillen See, die wachsenden Tropfsteine, den Abgrund voller Kälte und er würde andere suchen, bei ihnen eine neue Zuflucht finden, dessen war er sich sicher.

Auf einmal zog sich ein roter Schleier über seine Gedanken, er begann zu zittern, spürte, wie seine Haut kälter wurde, noch blasser. Nun beinahe schon weiß hob er sich von den grauen Felsen ab, bildetet einen Kontrast zu seiner, von ihm geliebten, dunklen Umgebung und plötzlich spürte er den Durst nach Blut, stärker als normal. Er versuchte sich zu beruhigen, noch immer war er am Zittern, er musste einige Stunden hier gesessen haben, er hatte nicht bemerkt, wie schnell die Zeit verstrichen war, es musste schon weit nach Mitternacht sein.
Hastig sprang er auf, stolperte, zog sich rasch die Schuhe wieder an und streifte seinen Umhang über. Noch immer galt sein einziger Gedanke dem Blut. Rot, warm und süß, er riss sich zusammen, verließ die Höhle und den Wald, er blieb erst wieder stehen, als er die Wiese erreicht hatte.

Der helle Vollmond ließ sein Gesicht gespenstisch weiß schimmern, schmale blasse Lippen, kaum erkennbar, dunkle Augen, die den Schein des Mondes reflektierten, schwarze Haare, die lang und ungekämmt über seine Schultern fielen. In solchen Nächten half ihm seine graue Kleidung nicht, sich zu verbergen, das unbarmherzig helle Licht verscheuchte jeden Schatten, in dem er sich hätte verstecken können, also eilte er ohne auch nur einen Gedanken an Deckung zu verschwenden über die Wiese. Nicht so ruhig wie sonst, heute ließ er sich keine Zeit, bewunderte nicht die Schattenspiele des Windes, sondern war nur darauf aus, möglichst schnell die nahe Stadt zu erreichen.
Sein Durst trieb ihn, wurde unerträglich, er musste kurz stehen bleiben, sich setzen, den Mond anstarren und etwas zu Kräften kommen. Seit drei Nächten hatte er nichts getrunken, hatte Angst gehabt, seine Visionen würden in Erfüllung gehen, doch er hatte den Entschluss gefasst, nicht Opfer einer höheren Macht zu werden, die ihm irgendwelche Alpträume durchleben ließ.
Egal was er tat, die Sonne würde morgen aufgehen, nachdem sie ihm einen weiteren Nebelmorgen beschert hatte und später am Tag auch wieder untergehen, so wie immer.
Hastig ging er weiter, sah in der Ferne schon die Lichter, vereinzelt nur noch, eines drang aus dem Fenster des Gasthauses, ein anderes gehörte zum Tempel, einige weitere kamen wahrscheinlich aus Wohnhäusern. Er war schon oft in der Stadt gewesen, doch niemand erinnerte sich an ihn, so wie es immer war. All jene Menschen, welche sein Gesicht gesehen hatten, welche Grund gehabt hätten, sich an ihn zu erinnern, waren tot, ihre kalten Körper nur noch Hüllen, ausgeblutet und leer, tief in der Erde vergraben oder verbrannt.
Erneut durchlief ein starkes Zittern seinen Körper, ebenfalls blutleer, doch nicht tot, nur kalt und blass. Innerhalb weniger Minuten hatte er den Rand der Stadt erreicht, verschaffte sich mühelos Zugang zu einem kleinen Wohnhaus, die Tür war nicht verschlossen, kein Licht brannte. Oft suchte er sich seine Opfer vorher aus, das Blut der Soldaten schmeckte anders als das eines armen Bauern, Adlige verabscheute er, doch heute war es ihm egal. Hauptsache es war warm und rot.
Leise durchquerte er den kleinen Wohnraum, im Haus war es dunkel, das Licht war beinahe schwarz, ungesehen gelangte er zu einer Tür, stieß nirgends an, seine Augen hatte sich der ewig währenden Dunkelheit in seinem Leben angepasst. Er öffnete sie, ein leises Knarren, stiller, gleichmäßiger Atem, fünf Personen schliefen in diesem Raum, genug um seinen Hunger zu stillen, doch er würde sie nicht alle töten.
Drei Kinder lagen, eng zusammengerollt und aneinandergekuschelt in einem kleinen Bett. An der anderen Wand ein etwas größeres Bett, darin schliefen ein Mann und eine Frau, sie atmete unruhiger, hustete, dann war es wieder still. Er ging auf sie zu, verlor alle Vorsicht, zu groß war sein Verlangen nach Blut, übersah die Schuhe, welche vor dem Bett standen, stolperte, fing sich wieder, doch die Frau war hochgeschreckt, blickte ihn mit großen, angsterfüllten Augen an und wollte schreien, er kam ihr zuvor, presste seine kalte Hand auf ihren Mund.
Sie schlug nach ihm, trat um sich und weckte dadurch auch ihren Mann, welcher sofort aufsprang, in einer Hand einen Dolch, der scheinbar neben dem Bett gelegen hatte. Er zog die Frau aus dem Bett, warf dem Mann einen Blick zu und stieß seine spitzen Eckzähne in den schmalen Hals.
Gierig trank er, vergaß dabei alles um sich herum, ließ das warme, süße Blut seine Kehle hinab rinnen, spürte, wie es ihm neue Energie gab, spürte, dass der Widerstand, den ihm die Frau entgegensetzte, schwächer wurde und bald ganz erstarb.
Als ihr Körper erschlaffte, riss er sich von ihr los, er trank nur von Lebenden, und wandte sich dem Mann zu. Dieser war vor Angst wie gelähmt, starrte ihn nur an, er zog mit einer schnellen Bewegung den Dolch aus seiner Brust, den der Mann wohl hineingerammt hatte, kein Schmerz, kein Anzeichen von Gefühlen, ein wenig Blut quoll aus der Wunde hervor, noch immer war er durstig. Er riss den Kopf des Mannes herum, dieser zeigte keine Gegenwehr, stand unter Schock, und schlug erneut seine Fangzähne in den nun ungeschützten Hals.
Das Blut der Frau hatte seinen Durst nicht gestillt, ganz im Gegenteil, es war ihm nur um so deutlicher geworden, wie durstig er wirklich war, immerhin hatte er drei Nächte lang gehungert.
Nach wenigen Sekunden sank auch der leblose Körper des Mannes zu Boden, die Kinder waren nicht aufgewacht, hatte von alle dem nichts mitbekommen. Ebenso leise wie er gekommen war, verschwand er auch wieder, auf der Suche nach neuen Opfern. Sein Durst trieb ihn an, er schmerzte ihn mehr, als der Dolch in seiner Brust.
Er verließ das Haus und stieß mit einer Gestalt zusammen, in Lumpen gehüllt, wahrscheinlich war sie auf die offene Tür aufmerksam geworden und wollte nun holen, was es noch zu holen gab, doch dazu sollte sie nicht kommen. Er riss ihr die Kapuze vom Kopf, für den Bruchteil einer Sekunde zögerte er, kam ihm das Gesicht doch unglaublich bekannt vor, aber dann siegte der Durst und er biss zu. Allmählich wurde er wieder ruhiger, als er den blutleeren Körper zu Boden fallen ließ, hatte er sein Handeln und Denken wieder vollkommen unter Kontrolle, doch noch immer dürstete es ihm nach Blut.
Wenige Schritte und er stand erneut vor einem einfachen Wohnhaus, auch hier kam er unbemerkt hinein, zwei Türen führten vom Wohnraum aus in andere Zimmer, er entschied sich für die linke und stand nun in einem kleinen Schlafzimmer. Im Bett lag ein Mädchen, eine junge Frau, 16, vielleicht 17 Jahre alt, kein Kind mehr. Er ging auf sie zu, betrachtete sie einen Moment lang, ruhig atmend wusste sie noch nicht, dass sie diese Nacht nicht überleben würde, doch er tötete nicht aus Spaß, heute nicht, heute war es notwendig. Mit diesen Gedanken beugte er sich zu ihr herab, strich behutsam ihre Haare aus ihrem Gesicht und begann zu trinken.

Nachdem ein weiterer Mensch den Tod gefunden hatte, damit er leben konnte, fühlte er sich besser, viel besser, der quälende Durst war verschwunden. Er verließ das Haus, machte sich auf den Rückweg, denn heute war er nicht in der Stimmung, weiter durch die Straßen der Stadt zu streifen und sein Blick fiel auf den leblosen Körper am Straßenrand.
Das Gesicht....
Er beugte sich hinab, drehte den Toten auf den Rücken und sah sich sein Gesicht an. Ein Mann, keine dreißig Jahre alt, braunes Haar, eine lange Narbe, die sich über sein rechtes Auge zog, die Nase scheinbar mehrmals gebrochen, die Wunden schlecht verheilt. Er kannte dieses Gesicht. Wie oft hatte er diesen Mann in seinen Visionen umgebracht, in den furchtbaren Alpträumen, in denen es nach dem Tod dieses Mannes keinen Morgen mehr geben würde, sondern eine endlose Nacht voller brennender Helligkeit.
Die Prophezeiung der Zigeunerin, sollte sie sich bewahrheiten, würde sich der Mond verdunkeln und dann in tausend Explosionen die Nacht noch heller werden lassen als den Tag?
Es war dieser Mann, den er so oft umgebracht hatte, nur war er immer erwacht, bevor er am Licht zugrunde gegangen war. Doch diesmal würde er nicht erwachen, es war kein Traum, keine Vision, angsterfüllt blickte er zum Mond auf. Noch war er da, strahlte in einem schwachen Licht, nur um der Nacht ihre Schatten zu geben, nicht um sie zu erhellen.
Und plötzlich wusste er, dass es passieren würde, er glaubte es nicht, es war auch kein Gefühl, tief in seinem Inneren wusste er, dass die Visionen Wahrheit werden würden. Von Panik ergriffen sprang er auf, begann zu laufen, wollte nur weg, weg von diesem Mann, den er nun einmal zu oft getötet hatte, er wollte zurück in seine Höhle, zu seinem See, der immer still und regelmäßig war und zu seinen Tropfsteinen, die wild und unbändig waren, er wollte in den Abgrund springen, in die Tiefe, um zu sehen, was dort unten auf ihn wartete, denn schlimmer als das, was er in seinen Träumen gesehen hatte, konnte es nicht sein.

Die Hälfte der Strecke hatte er bereits zurückgelegt, als ihn plötzlich ein Gefühl dazu zwang, stehenzubleiben und aufzusehen.
Zögernd hob er den Kopf, sein Blick wanderte vom Horizont aus weiter dorthin, wo der volle Mond ihm hätte entgegenstrahlen sollen. Vor Schreck wie versteinert starrte er auf die runde Scheibe dort oben am schwarzen Himmel, welche nicht mehr so rund war, wie einst. Eine sichelförmige Kerbe hatte sich in den Kreis gefressen, er konnte beobachten wie sie wuchs und das Licht des Mondes nach und nach verschlang.
Er stand dort, mitten auf der Wiese, unfähig sich zu bewegen, sich in Sicherheit zu bringen, sein Blick nur auf den Mond gerichtet, der langsam Stück für Stück verschwand, hinter einer schwarzen Scheibe, die sich unaufhörlich weiter vor ihn schob. Schon bald war es der Mond selbst, der nur mehr eine Sichel war, zu anderen Zeiten ein normaler Anblick, nur nicht, wenn es Vollmond war.
Noch wenige Augenblicke, und das letzte Licht des Himmels war erloschen, kein Wind spielte mit den Schatten, die Geräusche des nahegelegenen Waldes verstummten, unheimlich und kalt war diese plötzliche Stille, nur er wusste, was nun folgen würde und in stiller Angst, die er am liebsten hinausgeschrien hätte, schloss er seine Augen, hoffte so dem Licht, welches für ihn doch unendlich schmerzvoll war, entkommen zu können, hoffte abzuwenden, was doch unabwendbar war.
So stand er da, in der Stille der unnatürlich schwarzen Vollmondnacht, allein auf seiner Wiese, die nie wieder ein Meer aus Diamanten sein würde und wartete darauf, dass seine Visionen Wahrheit werden würden. Er wünschte sich zurück in seine Höhle, sehnte sich nach nichts mehr, als nach der Kälte des Abgrundes, vom dem er sich jetzt sicher war, dass die ewige Schwärze da unten tausend mal besser war als alle Sonnen dieser Welt zugleich in seinen Augen brennen zu lassen. So stand er da und wartete.

Doch nichts geschieht. Nach einer Weile, er weiß nicht wie lange, die Zeit bleibt stehen, wenn man darauf hofft, dass sie so schnell wie nie vorüberzieht, öffnet er die Augen. Zunächst nur ein wenig, aus Angst, sie würden ihm verbrennen im gleißenden Licht der Sonne, dann etwas mehr, die kühle Berührung des Windes auf seiner Haut hat ihn irritiert, ihm Mut gegeben zu sehen, was jetzt ist mit ihm und der Welt. Er kann nicht fassen, was er sieht, kann nicht begreifen, wie es möglich ist.
Er steht auf seiner Wiese, die einem Meer aus Diamanten gleicht, glänzende Tropfen reines Regenwassers verwandeln das Gras in einen Teppich aus Juwelen, die grauen Nebelschwaden umgeben ihn nun vollkommen, kein grelles Licht, ein weiterer Novembermorgen, ein Lächeln legt sich auf seine Lippen, lässt sein Gesicht fast sanft wirken, nicht wie sonst, nicht so kalt, anders als in der Nacht, denn die Schwärze ist nicht mehr und auch das Licht hat ihn verschont. So steht er da im Grau des Nebels, als er neben sich eine Bewegung wahrnimmt.
Eine Gestalt, ganz in Grau gekleidet, eine junge Frau, beinahe so blass wie er. Sie lächelt ihn an, spricht dann mit einer sanften Stimme nur zu ihm.
„Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, selbst die Farben der Liebe, die Musik des Himmels, der Geschmack von Nektar und Ambrosia, nichts von alle dem kann die Schönheit eines Novembermorgens übertreffen, wenn der Tau noch nicht vorhandene Sonnenstrahlen reflektiert und Nebel die Landschaft in einen sanften Schleier hüllt. Die Tautropfen scheinen mir wie tausend Diamanten.“
Er lächelt ebenfalls, sein Gesicht nun sanft und warm als er erwidert:
„Es scheint nicht so, sie sind es!“
Dann schweigen sie, stehen gemeinsam auf der Wiese in einem Meer aus Diamanten umhüllt vom grauen Nebel des Novembermorgens.

 
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Hallo Lanna

Willkommen auf KG.de (sach ich jetzt einfach mal so lachs, ohne deine Geschichte gelesen zu haben ;) )

Wenn du so nett wärst und schnell noch ein paar Absätze hineineditierst. So ein riesiger, geschlossener Textblock lässt sich weder am Bildschirm noch ausgedruckt auf Papier sonderlich gut lesen :)

Ich danke dir schon mal im vorraus

mfg Hagen

PS: Am besten die äußere Form der inhaltlichen anpassen, was heißen soll: dort einen Textumbruch/Freizeile einfügen, wo auch ein neuer inhaltlicher Abschnitt beginnt

 

Hallo Hagen

danke für die liebe begrüßung..

das mit den Absätzen hab ich sofort geändert, eigentlich hab ich's nicht so mit Absätzen (normalerweise gibt es in meinen Geschichten gar keine *g), ich hoffe so reicht es, wenn nicht, bitte beschweren... (bitte um Nachsicht, das ist meine erste veröffentlichte Geschichte )

liebe Grüße und schonmal herzlichen Dank an alle, die sich die Mühe machen, zu lesen und zu kritisieren..

Lanna

 

Hi Lanna, herzlich willkommen auf kurzgeschichten.de.
Ich sehe, du hast inzwischen Absätze hinzugefügt, lobenswert von dir, aber der Text ist immer noch ein gewaltiger Block. Naja, ich mach mich mal dran, mal sehen, wie lang ich durchhalte!

Würde er es schaffen, ganz ohne Morgen, ganz ohne das graue Licht, welches eigentlich noch nicht hell genug war, um als Licht zu gelten, konnte er dieses Meer aus tausend Diamanten aufgeben?
welches klingt unbeholfen

Plötzlich ein heller Lichtblitz, der ihn aus seinen schwermütigen Gedanken riss, zurück in die Realität, hinfort von der Wiese, die sich in seinem Geiste für immer in ein Juwelenmeer verwandelt hatte, wo sich der Nebel niemals der Sonne beugte, für immer seine kalte Haut streichelte.

Ein Blick nach Osten ließ ihn die Wahrheit erkennen, kein ewiges Grau stand ihm bevor, wie nach jeder Nacht war ein Morgen angebrochen, und wie an jedem Morgen schoben die Sonnenstrahlen allmählich das dichte Grau des Nebels auseinander, ließen seine Diamanten in Millionen kleine Stücke springen und verzehrten sie.
Wortdopplung

Die Helligkeit brannte in seinen Augen, viel zu lange stand er hier, und als er sich dessen bewusst wurde, angetrieben von den Schmerzen, welche der brennende Feuerball auf seiner Haut und in seinen Augen hervorrief, warf er sich den grauen Umhang über.
Er wird sich erst bewusst, weil es wehtut? Das kannst du sicher schöner formulieren!

Den Stoff schützend über die Augen gelegt, eilte er zurück in den nahegelegenen Wald, erreichte nach wenigen Metern den kleinen versteckten Höhleneingang und floh in die Schatten, denn wie an jedem Morgen hatte auch heute die Sonne sein Grau zunichte gemacht und ihn besiegt.

Plötzlich, ohne jegliche Warnung, explodierten all die glänzenden Tautropfen in tausend bunten Farben, und sie blendeten ihn, die Sonne, welche auf einmal hoch am Himmel stand, ihr Licht ließ ihn nicht gänzlich blind werden, brannte unerträglich heiß in seinen Augen, doch schlimmer noch als Blindheit, so wurde er damit gestraft, für ewig diesem grellen Farbspiel beizuwohnen, welches ihm unerträgliche Schmerzen bereitete, zusehen zu müssen, wie nie wieder Nebel über seine Wiesen zog und sie in ein Meer aus Diamanten verwandelte.
Die Diamanten tripeln sich hier langsam. Aus dem Satz könntest du ruhig mehrere machen...

Ein Lichtblitz, er schloss die Augen, sie schmerzten, mehr als jemals zuvor, schmerzten, als würden sie noch im selben Moment, als sie die Sonne erblickten, verbrennen, und er schrie, schrie den Schmerz der Sonne entgegen, hoffend, dass sie Mitleid mit ihm empfinde und seiner gequälten Seele Ruhe schenkte.
Wenn eine Handlung abgeschlossen ist, muss da ein "hatte" stehen

Als er seine Augen wieder öffnete, war es schwarz um ihn herum, keine bunten Farben, keine tödliche Helligkeit, nur Dunkelheit und die kühle Luft der unterirdischen Gewölbe.

Das leise Schaben eines Maulwurfes, der sich irgendwo in der Erde neben ihm seine Gänge grub, ebenfalls ein Flüchtling, jemand, der die Stille und die Einsamkeit der Lebensfreude vorzog, etwas weiter entfernt das monotone Tropfen.

In seinem Geiste sah er die verworrenen Muster, die sich bildeten, sollten mehr als zwei Tropfen gleichzeitig die Wasseroberfläche berühren.
Komischer Satz. Warum nicht "wenn... berührten"?

Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal einsam am Wasser gesessen und den Kreisen still zugeschaut hatte, wie sie entstanden, wuchsen, und schließlich wieder zu glatter regloser Oberfläche wurden.

Wenn er genauer darüber nachdachte, was er schon allzu oft getan hatte, in den einsamen Stunden tief unter der Erde, fernab des Sonnenlichts, dann glich er doch diesen Wassertropfen mehr, als er je zugeben würde.
Gibt er doch vor sich selber zu, oder?

Am Ende einer jeden Nacht wurde auch er zu einem stillen See, unbemerkt, denn wer würde einer glatten Oberfläche beachten schenken, dachte doch niemand an die Gefahren, welche in der Tiefe eines jeden Sees ruhten.
Beachtung

So wie niemand ihm Beachtung schenkte, wenn er des Nachts durch dunkle Gassen schlich, ungestillter Hunger, der ihn trieb, eine blutige Spur hinterließ, wo auch immer er auftauchte, und doch niemals gesehen wurde, denn Menschen sahen nur das, was sie sehen wollten.

Keiner von ihnen würde an einem Strand, Palmen umrahmt, weißer weicher Sand unter den Füßen, das Rauschen des türkisen Meeres in den Ohren, die Wärme der Sonne auf der braungebrannten Haut, kein Mensch würde an einem solchen Strand an das denken, was möglicherweise weiter draußen lauerte, dort, wo das Meer schon beinahe schwarz war, weil kein Licht wagte, dorthin vorzudringen

Kein Mensch würde an einem solchen Strand an das denken, was eventuell hinter den Palmen lauern könnte, im tiefen Dschungel, wo das satte Grün der Blätter und das zarte Rosa der Blumen von einem kalten Schwarz aufgefressen wurde.

Genauso war es mit ihm, er war es, der in den Tiefen des Meeres und im undurchdringlichen Schwarz des Waldes lauerte, doch die Menschen waren zu ignorant, als das sie diese Tatsache jemals hätten erkennen können
Mit lauert hier zu viel


So, bevor ich weiterlese und -kritisiere, möchte ich dich nochmal bitten, dem Text mehr Absätze zu gönnen. Ich lese Texte generell nur am Bildschirm, und wenn ich einen Text nicht am Bildschirm lesen kann, dann ist er die Sache nicht wert, so einfach ist das...

Gruß
vita
:bounce:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo vita,

danke für die liebe Begrüßung und deinen bereits sehr umfangreichen Kommentar. Ich werd mich sofort dran setzen und weitere Absätze einfügen.

Die Fehler hab ich jetzt größten Teils korrigiert, und das mit den Diamanten war volle Absicht, das ist nunmal das einzige, was meinem Protagonisten ein wenig Freude bereitet...


Zitat:
In seinem Geiste sah er die verworrenen Muster, die sich bildeten, sollten mehr als zwei Tropfen gleichzeitig die Wasseroberfläche berühren.

Komischer Satz. Warum nicht "wenn... berührten"?

"wenn" klingt so normal, ich wollte mal was anderes probieren *g

Sind's jetzt genug Absätze, oder soll ich noch ein paar reinmachen? Ich hab da wirklich keine Ahnung von, bin nicht so der Absatz-Fan *g

Liebe Grüße, Lanna

 

Hi Lanna,

auch von mir ein herzliches Willkommen.

Leider habe ich auch nur die erste Hälfte der Story geschafft. Nicht wegen den Absätzen, sondern weil sie einfach sehr langatmig und langweilig ist. Es passiert hier einfach zu wenig, um den Leser in die Story zu ziehen.

Gruß
Jörg

 

Hi Lanna,

leider muss ich Jörg da zustimmen, deine Geschichte verleitet den Leser nicht wirklich dazu, sie vollständig zu lesen. Ich hab den Mittelteil übersprungen und erst an der Stelle weitergelesen, wo dein Prot den Mann und die Frau umbringt und dann den einen auf der Straße findet. Leider hab ich keine Ahnung, was es mit den Visionen auf sich hat, denn wie gesagt, den Mittelteil hab ich ausgelassen.

Irgendwie gelingt es dir leider nicht so ganz, die richtige Spannung aufzubauen und den Leser (zumindest mich) an deine Story zu fesseln. Schade. :(

Gruß,

Red Unicorn

 

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