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Ohne Merkmale

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21.03.2003
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Ohne Merkmale

1. Unbedeutende Jahre

An seine frühe Kindheit, die er nach dem Tod seiner Eltern bei seiner Großmutter mütterlicherseits verbrachte, hat er während der ganzen Jahre im Heim und Internat kaum gedacht.
Der Kontakt zu seinen wesentlich älteren Geschwistern ging selbst zu Weihnachten nie über Telefongespräche hinaus. Sie besuchten ihn ein paar Mal, holten ihn auch hin und wieder für ein paar Tage zu sich. Er benahm sich dabei immer höflich und korrekt und tat alles, um ihnen kein schlechtes Gewissen zu bereiten und vorsichtig nur bat er, ihn nicht allzu oft zu sich einzuladen, er fände das zwar äußerst nett, nur habe er großen Ehrgeiz und viel zu tun und somit kaum Zeit - und Geburtstage und Feierlichkeiten würde er auch gerne mit seinen Freunden verbringen.
Wenn auch die Geschwister bei wiederholten Absagen ihres jüngeren Bruders unbeherrscht klangen, auch weil sie gegenüber den psychologischen Betreuern nicht als gefühlskalt gelten wollten, so waren sie im großen und ganzen doch froh, dass von seiner Seite keine weiteren Verpflichtungen rührten.
Er selbst tat sich mit seinen Betreuern schwerer. Er hatte zwar keine Kontaktschwierigkeiten, war auch kein Außenseiter, blieb aber letztlich doch immer das, was man einen Einzelgänger nannte. Seit jeher – ohne es sich jedoch anmerken zu lassen - hasste er die intern gesteuerten Freizeitgestaltungen, am meisten die Bastelarbeiten, lediglich für Spielabende und Sportnachmittage konnte er sich begeistern. Denn er war ein Sieger. So hielt man ihn im pädagogischen Alltag für einen absoluten Musterknaben, den man vieles gewähren ließ, nur die zum Denken kommenden Pädagogen machten sich ernsthafte Sorgen und befürchteten , dass es unter all dieser Ausgeglichenheit brodeln müsse und wenn es sich einmal zeigen würde, dann käme es gleich gewaltig und für pädagogische Maßnahmen sei es dann längst zu spät. In den vielen Gruppen- wie Einzelgesprächen bestand dann auch sein größtes Problem darin, dass er nichts zu erzählen hatte, was mal positiv mal negativ gedeutet wurde. Und je mehr er schwieg desto größer wurde das Interesse für ihn, mitunter gar Zuneigung.
Als in einer Einzelstunde Frau Dr. Kirschbaum ihn dann liebevoll barsch anfuhr, ob es denn heute wieder eine Schweigestunde werden würde, stellte er folgende Frage: Ob diese Stunde ihm so oder so allmonatlich zustünde und er den Inhalt selbst bestimmen könne. Da die Frau Kirschbaum bejahte sagte er, er würde die Stunden dann gern als eine Art Unterricht nutzen und zwar zum Thema Psychologie, also darüber was die Frau Dr. studiert hätte, was Neurosen sein und alles das und wodurch sich der Kranke vom Gesunden in seinem Verhalten unterscheide. Es muß nicht im Einzelnen erwähnt werden, dass die Inhalte nicht hielten, was die großen Namen versprachen, auch die einschlägigen Bücher nicht, die er damals las. Was ihn interessierte, war die Frage nach den Wirkungen einer Person auf seine Außenwelt. Über die Attraktivität der Frau Kirschbaum soll hier nichts berichtet werden, berichtenswert jedoch erscheint, dass der damals knapp 17-jährige durchaus listig, wie er fand, das Gespräch auf Sexualität leitete. Er habe allerhand an Filmen gesehen und auch im Internet das eine oder andere, was denn die Frau Dr. davon noch für normal und was schon für krankhaft hielte. Er wusste sehr genau auf welch schmalen Grad er wandelte und die totale Unsicherheit in die er sich begab: würde man dieses Gespräch als jenen Ausbruch deuten, würde man ihn danach gar als schwererziehbar einstufen ? Er wollte es tun und tat es und sprach von seinen sexuellen Vorstellungen, sich ständig vergewissernd, ob er es wirklich erzählen solle und ihm daraus kein Nachteil erwachse und er sich auf die Verschwiegenheit der Frau Doktor verlassen könne und er würde es gern demonstrieren und ob sie ihm ein Tempo reichen könne und weil sie es tat öffnete er seine Hose und sie schaute drauf und er erzählte wie er, wenn er es mache - sich vorstelle, wie er mit seiner Zunge ihren Schritt ----- vielleicht hätte ich dies doch am Ende schreiben sollen, wenn ich bereits ein klein wenig was vom Erzählen gelernt und verstanden habe ----- jedenfalls nutzte er das Tempo, konnte ihre Mimik jedoch nicht recht deuten und richtete sich wieder her, wagte nicht das Tempo in den Mülleimer zu schmeißen, sondern steckte es in die Hosentasche und fragte dann, so als wäre nichts geschehen, was eine Analfixierung zu bedeuten habe. Sie antwortete, doch was sie antworte ist nicht mehr aufbringbar. Ja, er glaube, sich verliebt zu haben, wolle sie jedoch nicht als Gesprächspartner verlieren und als sie auf seine erneute Entschuldigung für sein Verhalten hin antwortete, sie sei ja nun mal Ärztin - auch für diese Dinge, wusste er , dass er nichts zu befürchten habe.

Als er 18 wurde , bot man ihm an, die Anstalt zu verlassen und sich ein möbliertes Appartment zu suchen. Er entschied sich anfangs dafür, bis zum Abitur zu bleiben, erkannte aber den Fehler und zog dann doch während der großen Ferien vor der 12./13. in die Freiheit, mit 1.100 Mark monatlich. Sein Sparbuch reichte für den Führerschein. Was er sich in dieser Zeit angefuttert hatte, hat er dann beim Bund wieder verloren.

2. Freiheit

Das Studium stand an. BWL stand immer fest. Obwohl er vor Ärzten, speziell Chirurgen den größten Respekt hatte und medizinisches neben technisches Wissen für das höchste, gar das einzige Wissen hielt, aber es sei nun mal eine Scheißarbeit und zum anderen traute er es sich nicht recht zu. BWL, da wusste man was kam, zumindest das Studium könne jeder gesunde fleißige Mensch mit sehr gut abschließen. Und das BWLer-Image hatte gegen Ende der 90-er Hochkonjunktur, die Spaßgesellschaft hatte sich durchgesetzt und die Okös vertrieben. Es würde ihm liegen, er war sich sicher.
Hamburg, München, Berlin oder Köln. ZVS entschied für ihn: Heidelberg. 1.100 Mark Bafög für neun Semester, 350 Mark Warm-Miete für Einzelappartement mit Bad und Kochnische. Zum ersten Mal war er frei, und zwar gänzlich. Niemand würde ihm reinreden, niemand kannte ihn. Niemandem war er verpflichtet.


3. Entwurf einer Persönlichkeit

Aber er fühlte sich alt. Er fühlte sich alt mit nicht mal 21. Es lag nicht daran, dass er noch nichts geleistet hatte, worüber er sich sehr wohl im klaren war. Auch ein Studium abzuschließen, also Wissen nachzukäuen, war in seinen Augen keine Leistung. Allein die Tat zählt. Und Wissen hat nur dann einen Wert, wenn es einem Ziel dient, sei es auch nur zur Unterhaltung. Dass man aber auch lernt für Ziele, die man heute noch gar nicht hat, welche sich erst später ergeben, war ein Lieblingsspruch eines seiner Lehrer.
Er machte sich keine Illusionen, er studiere um einen Abschluß zu erwerben, nicht um Wissen für große Taten sich anzueignen. Auch vom Wort hielt er nicht viel, Sprache dient zur Kommunikation und zum Lügen. Über einen selbst und über Biochemisches vermag sie nichts zu sagen. Zumindest nicht durch Selbstbeobachtung. Wenn überhaupt, dann umgekehrt: Man liest irgendwo Gedanken, wie man sein möchte, und dem passt man sich dann an und in dem was man an äußeren Vorgaben nicht umsetzen kann, in diesem Prozeß, erfährt man was über sich. Aber auch das ist letztlich für einen ungreifbar und schon gar nicht mitteilbar.
Welche Ziele hatte er nun also ? Sie kommen allein aus ihm. Die Welt an sich bietet keine, man muß den Dingen der Welt einen zielwerten Namen geben und sei es lediglich zur Vermeidung einer Lebensverschlechterung. Und der Körper an sich, was für Ziele gibt er vor? Oder kann man auch da alles umwerten, ist alles nur eine Frage der Erziehung, wie beim Masochisten etwa. Und Angst und Sex und Durst. Was ist angeboren und was sind nur Mechanismen die sich beliebigen Inhalts bedienen ? Und er griff ein Blatt Papier und hielt es für wert, niederzuschreiben, was an Zielen ihm durch seinen Körper vorgegeben waren. Nein, kein Wort gab es hierzu zu schreiben. Nicht die Komplexität ließ ihn verstummen. Ja auf Toilette muß man und trinken auch, aber wann und warum können Menschen mit Willen sich davon abhalten und sich zu Tode hungern und gar gefallen daran finden. Nein, so war der Sache nicht beizukommen und da kapierte auch er's: umgekehrt müsse man es machen und er griff das Blatt Papier erneut und schrieb die Überschrift: Entwurf einer Persönlichkeit.

Doch woran solle er sich bei seinem Entwurf orientieren. An einem Fernseh- oder Weiber- und Finanzhelden ? Die Situationen der realen Welt waren andere, man konnte keinen Sprach- und Körpereinsatz vorformulieren, an welchen man sich in einer Situation dann nur noch zu erinnern und abzuspulen habe. So ginge es also auch nicht ! Aber er hatte schon davon gehört, dass man letztlich gar nichts sagen oder schreiben könne, man alles einfach immer nur passieren lassen müsse, und in der Situation dem Bildschirm folgen, sehen und handeln, nur das sei für einen verbindlich, mehr gäbe es nicht zu philosophieren. Doch noch legte er den Schreiber nicht aus der Hand.

Er schrieb: Empfindung !!! Nein, diesem Thema war er noch nicht gewachsen, aber es drängte ihm nach einem Entwurf, nur wie solle das gehen, wenn man den Zentralbegriff, wofür er die Empfindung seit einigen Minuten hielt, dabei ausspart ? Er schrieb einen mit Pfeil versehenem Hinweis: „automatisch enthalten !“. So ging es ihm doch gleich besser. Also wo war er stehengeblieben, einen Persönlichkeitsentwurf. Ein neues Zauberwort: Disziplin, nur durch sie erfährt man etwas über sich, sie allein macht glücklich, wenn man Ziele hat , die es wert sind: Gesundheit, Sportlichkeit, Aussehen, Leistung im vorgegebenem Beruf, unterhaltsam sein, lieb und großzügig zur Familie, stark und energisch, aber nie dummdreist, auch Stil in Körper- und Spracheinsatz. Nur was entspricht dem, was hat Stil und was nicht ? Woher weiß man dass es das eine ist und nicht das andere ? Man misst es an seiner Wirkung auf andere, an der Erreichung seiner Ziele. Sehen und handeln. Ne Freundin wäre nicht schlecht, also werde er sich eine ausgucken und sich testen. Für's erste wisse er genug, dachte er und fühlte sich gut.

Am nächsten Abend dann bemerkte er, dass er sich zwar noch gut fühle, wegen seines Manifestes, im Grunde aber so lebe wie eh und je und dass das Geschriebene keinen Einfluß auf sein Verhalten und Leben hatte. Diese Erkenntnis schlug denn auch sogleich auf die Empfindung. Und er fasste folgenden Entschluss: Nie wieder über sich selbt denken, nur noch objektbezogen.

 

Hi Schriftbild,

Verschwiegenheit der Frau Doktor verlassen könne und er würde es gern demonstrieren und ob sie ihm ein Tempo reichen könne und weil sie es tat öffnete er seine Hose und sie schaute drauf und er erzählte wie er, wenn er es mache - sich vorstelle, wie er mit seiner Zunge ihren Schritt ----- vielleicht hätte ich dies doch am Ende schreiben sollen, wenn ich bereits ein klein wenig was vom Erzählen gelernt und verstanden habe ----- jedenfalls nutzte er das Tempo, konnte ihre Mimik jedoch nicht recht deuten und richtete sich wieder her, wagte nicht das Tempo in den Mülleimer zu schmeißen, sondern steckte es in die Hosentasche und fragte dann, so als wäre nichts geschehen, was eine Analfixierung zu bedeuten habe.

:confused: derartige Sätze sind absolute Killer. Deine Story hat viele solcher Sätze, die einfach zu lang sind. Hier solltest Du mehrere kürzere Sätze daraus machen.

Ich denke der ein oder andere Absatz mehr könnte der Story auch nicht schaden.

Nach dem ersten Teil habe ich die Story aufgegeben. Sie ist voller Rechtschreibfehler und auch die Kommaregeln werden gnadenlos ignoriert.
Inhaltlich fand ich das ganze leider etwas langweilig.

Gruß
Jörg

 

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