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Paul Platsch
Paul Platsch
In einem dieser prasselnden Regenschauer, in denen die prall gefüllten Wolken nur so zur Erde stürzen, plumpste auch Paul Platsch zu Boden. Mit tausenden von anderen Tropfen sprang er aus seinem wohligen Wolkennest auf die Erde hinunter und landete in einer plörrigen Promenadenpfütze. Wie lustig das doch war! Purzelbaum schlagend und kichernd war er durch den Wind gewirbelt und nach einigen Sekunden des Höchstgeschwindigkeitsfluges ins kühle Nass getaucht.
Nun paddelte er vergnügt durch die Pfütze und beobachtete seine patschnasse Umgebung. Er betrachtete die herrlich triefenden Pflanzen, planschte noch ein bisschen in der Pfütze herum und blickte dann kurz nach oben. Eine dicke sowie dunkle Wolkendecke zog am Himmel vorbei. In diesem Augenblick bekam Paul Heimweh.
Dort oben, wo die kuschelig weichen Wolken waren, da wollte auch er wieder hin. Bloß wie? Bevor Paul auf den Boden geplätschert war, hatte er sich keine Gedanken gemacht, wie er wieder in den Himmel kommen würde. Doch nun vermisste er sein Zuhause sehr. So sehr, dass er beschloss, unbedingt ganz schnell in seine Wolken zurückzukehren. Nur wie sollte ihm das nur gelingen?
Vielleicht mit Hilfe der Post? Doch Paul hatte weder einen Briefumschlag, noch eine Marke, und einen Briefträger sah er auch nirgendwo.
Deshalb überprüfte er den Wind. Aber dieser war viel zu schwach, um ihn auch nur einen Meter hoch in die Luft zu wirbeln.
Paul bekam ein wenig Angst, dennoch war er sicher, dass es mit der Heimreise klappen würde. Er musste sich nur ein bisschen mehr anstrengen und so überlegte er weiter, bis ihm einfiel, dass er von Zuhause aus des öfteren Flugzeuge gesehen hatte, die die dicke Wolkendecke durchbrochen hatten.
Ein Flugzeug oder ein Heißluftballon könnte auch ihm jetzt helfen. Doch leider war weder das eine noch das andere zu sehen. Aber wie wäre es mit einem Vogel?
Paul blickte zu den Spatzen herüber, die hoch oben im Baum auf einem tropfenden Ast hockten und zwitscherten. Vielleicht könnte er auf einem von ihnen wieder in den Himmel fliegen. Das war eine wirklich gute Idee, dachte er, grinste und planschte in seiner Promenadenpfütze aufgeregt hin und her, um einen der Vögel aufmerksam zu machen.
Kurz darauf näherte sich tatsächlich ein Spatz. Paul jubelte und freute sich, bald wieder Zuhause zu sein. Doch im nächsten Augenblick erkannte er, dass der Vogel ihm nicht helfen, sondern ihn aufschnappen wollte. Mit seinem mächtigen Schnabel pickte der Spatz in die Pfütze und schlürfte.
„Schnell weg hier!“, dachte Paul erschrocken und paddelte beiseite. Sein Herz schlug heftig und im letzten Moment schaffte er es, sich unter ein paar Birkenblättern vor dem Vogel zu retten. Erst als dieser wieder verschwand, kam Paul hervor und seufzte.
Wie um alles in der Welt sollte er nur jemals wieder nach Hause kommen?
Ihm fiel einfach nichts mehr ein.
Traurig trieb er durch die Pfütze, als sich plötzlich die helle Sonne an den dunklen Wolken vorbei schob und dem trüben Tröpfchen zuzwinkerte. Sie streckte sich und schickte ihre warmen Strahlen zu Paul hinab. Gleich einem goldenen Teppich ebneten sie ihm den Weg in den Himmel zurück. Paul grinste, schwang sich auf ihre Strahlen und schwebte seinem Zuhause glücklich und erleichtert wieder entgegen.