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Peace Bridge

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Peace Bridge

"Was ist aus mir geworden?"
(Benamar Benatta, in einem Interview in der "Washington Post", Ausgabe vom Samstag, den 29. November 2003)

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Flüchtling war ich. Auf der Flucht vor dem algerischen Wahnsinn.

Mein Name ist Benamar Benatta. Ich bin ein Gefangener der Panik nach dem 11. September 2001...

Was ist aus mir geworden?

Vor zwei Jahren hatte ich noch Hoffnungen. Ich war okay. Jetzt liege ich in meiner Zelle und denke: "Was ist aus mir geworden?!?"

"I'm always chasing rainbows"

Ich war aus Algerien ausgereist. Am 31. Dezember 2000 landete ich in Baltimore. In Algerien war ich Leutnant bei der Luftwaffe gewesen.

Mein US-Visum war auf sechs Monate beschränkt. Aber ich hatte keineswegs vor, nach Algerien zurückzukehren. Algerien - das bedeutete für mich schreckliche Gewalt, ein Land, das aufgeteilt ist unter eine mörderische islamistische Fundamentalisten-Bewegung und ein Militär, dass ständig verwickelt ist in Verletzungen der Menschenrechte. Ich hatte ein Problem mit den Terroristen, die mich töten wollten, und ich hatte ein Problem mit dem Militär, das Menschen schlug und quälte.

Meine Eltern wussten, dass ich nicht beabsichtigte, nach Algerien zurückzukehren.

Mein Visum erlosch am 30. Juni 2001. In einem Anfall von Verzweiflung nahm ich einen Mitternachtsbus nach Buffalo. Das war am 5. September 2001. Dort bat ich um Asyl in Kanada.

Kanadische Beamte hielten mich in einer Zelle in ihren Büros auf der kanadischen Seite der Peace Bridge zurück; offensichtlich waren sie besorgt, ich sei depressiv und möglicherweise sogar selbstmordgefährdet, während sie meinen Antrag bearbeiteten und mein Anliegen untersuchten.

Am Abend des 11. September 2001 kamen Offiziere in meine Zelle und befragten mich nach meinem militärischen Hintergrund und nach den falschen Ausweispapieren, die ich angeblich bei mir trug. Innerhalb weniger Stunden war ich schon auf dem Weg in eine Untersuchungszelle im Staate New York, wo ein FBI-Agent mir ein Foto des World Trade Centers zeigte und mir von dem Angriff erzählte.

Dieser Agent warnte mich: "Wenn Du behauptest, dass du mit diesem Terrorismus nichts zu tun hast, dann kannst Du den Rest Deines Lebens im Knast verbringen! Also überleg Dir gut, was Du sagst!"

Ich dachte: 'Das war's dann wohl...'

Die nächsten Tage sind nur sehr undeutlich und verschwommen in meiner Erinnerung. Mehrmals wurde ich von verschiedenen Teams von FBI-Leuten verhört. Dann legten die Wachen mir Fußketten und Handschellen an, außerdem eine Kette um meine Taille, und ich wurde in eine Maschine nach New York City gesetzt.

Dutzende von Offizieren, schwer bewaffnet mit Maschinenpistolen, empfingen mich und brachten mich unverzüglich zu einem Bundesgefängnis in Brooklyn.

Metropolitan Detention Center: Hochsicherheitstrakt. Dort wurde ich in eine Einzelzelle gesteckt, die unter den Häftlingen berüchtigt ist als "Der Kasten". Diese Zelle war vierundzwanzig Stunden am Tag beleuchtet. Die Wachen schrieben mit einem Stück Kreide "WTC" an die Zellentür, und wochenlang klopften sie jede halbe Stunde an diese Tür, um mich aufzuwecken, um mich wachzuhalten, um mich zu zermürben.

Ich hatte keine Bücher, ich hatte keinen Fernseher, ich hatte keinen Anwalt. Es wurde mir alles verweigert.

Wochenlang konnte ich diese Zelle nicht mehr verlassen, außer dann, wenn FBI-Agenten mich abholten, um mich im Keller zu meinem Beruf, zu meiner Herkunft und zu meinem Glauben zu befragen.

Im "Kasten" hatte ich kein Recht dazu, mich zu rasieren, mich zu duschen, nichts. Am Ende des Monats hatte ich einen mächtigen Bart und ich konnte kaum noch laufen. Da drinnen kommt einem sowieso ein Tag wie ein ganzer Monat vor.

Ich wurde dazu gezwungen, mich nackt auszuziehen, und die Wachen machten sich über mich lustig. Sie schlugen meinen Kopf gegen die Wand des Aufzugs, wenn ich in Fesseln war, und einmal zogen sie die Taillenkette so fest zusammen, dass ich große Mühe hatte, überhaupt noch Luft zu bekommen.

Obwohl dem FBI schon Mitte November 2001 klar war, dass ich in mit den Anschlägen und den Terroristen nichts zu tun hatte, in keinerlei Verbindung zu ihnen stand, hat niemand mir davon erzählt. Ich wurde nicht freigelassen. Für weitere fünf Monate blieb ich in Einzelhaft. Verlorene Monate. Ich blieb bis April 2002 im "Kasten". Warum haben die das getan, warum haben die mir das angetan? Warum?!?

Im Dezember 2001 wurde gegen mich ein Strafverfahren wegen gefälschter Ausweispapiere eröffnet. Auch davon erfuhr ich damals gar nichts, mir wurde auch kein Anwalt gestellt. Die Bundesbeamten haben mich niemals informiert.

Erst im April 2002, als ich nach Buffalo verlegt werden sollte, erfuhr ich von dem schwebenden Verfahren. Die Staatsanwälte boten mir eine Vorwandübereinkunft ein, aber ich lehnte ab. Als ich in Buffalo eintraf, hatte ein Richter mir zum ersten Mal einen Verteidiger zugewiesen: Bundesverteidiger Joseph B. Mistrett. Ich beschloss, die Klage wegen angeblich falscher Papiere anzufechten.

Ich bin kein Krimineller. Unter allen Umständen nicht. Niemals. Nun hatte ich die Wahl, vor Gericht zu ziehen.

"Es ist so entsetzlich, was diesem Menschen passiert ist", erzählte Mistrett den Reportern.

Doch trotz intensiver Bemühungen mussten noch weitere siebzehn Monate vergehen, ehe im September 2003 zu meinen Gunsten entschieden wurde. In dieser langen Zeit lebte ich in Batavia in einer Zelle, wo ich las und Jura studierte. Im Oktober 2003 schrieb dann der Bundesanwalt Battle, dass ein großes Unrecht begangen worden war. Die Regierung stimmte überein mit der Ansicht, dass die Ereignisse des 11. September 2001 es nicht rechtfertigen, die Persönlichkeitsrechte eine Beklagten zu verletzen. Entlassung sei angebracht.

Doch was nützt mir all das? Meine Sorgen sind wie Flutwasser, das sich nicht mehr zurückziehen will. Mittlerweile blicke ich einer Deportations-Anhörung entgegen, und ich habe noch immer keinen Anwalt für Einwanderungsrecht gefunden. Als ranghoher Deserteur würde mich in Algerien ein hartes Schicksal erwarten, müsste ich dorthin zurückkehren.

Nein, ich mache den USA keine Vorwürfe wegen all dem, was mir geschehen ist. Sie hatten vorher nie mit Terroristen zu tun, und wenn dann 3000 Menschen auf einen Schlag umkommen, ist das schon heftig.

Salem aleikum.

 

Leider zuwenig Atmosphäre

Deine Geschichte erinnert mich an eine grobe Erzählung über das Leben eines Menschen. Ich wurde geboren, wurde älter, ging in den Kindergarten, dann zur Schule... und so weiter.

Mir fehlt Beschreibung. Atmospähre, Gefühl. Das ganze ist eine unberührende Odysse. Sie lässt mich eigentlich völlig kalt und das, obwohl der Typ in der Geschichte ziemlich viel durchgemacht hat.

Das hättest du doch bestimmt besser gekonnt.

gruss, Clyan

 

Erstmal muss ich leider dem Schreiber vor mir zustimmen, es fehlt an Tiefe und Atmosphäre. Es ist einfach eien lange Aufzählung von Ereignissen, die vielleicht für jemanden der sie normal einer anderen Person erzählt in Ordnung wäre , aber für eine Geschichte insgesamt einfach zu Flach ist.

Das obwohl die Idee einiges hergibt. Willkür in amerikanischen Gefängissen und mit Ausländern im allgemeinen, ist ein Thema das doch sehr oft gar nicht zur Kenntnis genommen wird, da es überschattet wird vom Irakkrieg, Terroranschlägen oder die letze dämliche Rede von Bush. Aber grerade deshalb hätte es mehr Atmosphäre verlangt, weil es direkt die Emotionen des Lesers ansprechen müsste, schon allein um die Wirkung die du erzielen willst, auch zu erreichen.
Auch die Länge passt einfach nicht zur Reichhaltigkeit der Handlung. Du hättest viel mehr auschmücken müssen. Eine genaue beschreibung des Gefängnisses und den Zustand der Mitgefangenen, der Wärter ect. wäre z.b. aufjedenfall intressant und wichtig gewesen.
Aber unbedingt verändern musst du den letzen Satz, ich denke, dass ein Erwachsener der Jura studiert hat, die Anschlagthematik etwas komplexer ansieht, als "schon heftig"".

Naja nichts für Ungut, man kann sicher nocht etwas draus machen, was allerdings viel Mühe machen wird.

 

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