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Planet der E.
Planet der Eichhörnchen
Mein Geist wird aktiviert, lange Zeit habe ich einfach nicht existiert. Bin weder geboren, noch gestorben. Ich habe geschlafen, einen traumlosen, endlos langen Schlaf des Vergessens. Ich weiß nicht wer ich bin und wo ich bin. Aber ich weiß, dass ich noch existiere und bald erwache.
*
„Autsch!“, schrie Jack und rieb sich die Stirn, die bald eine stattliche Beule zieren würde.
Er war erwacht und viel zu schnell hochgeschreckt, wobei sein Kopf gegen die Decke seiner Liegestätte geschlagen war.
„Verdammte Axt!“, fluchte er und wälzte sich von seiner Liege.
‚Wo bin ich?’, durchzuckte es ihn und er sah sich um.
„Bing. Bitte setzen sie sich in den Sitz und aktivieren sie den Sicherheitsgurt, Commander!“, sagte eine mechanisch scheppernde Stimme, eindeutig künstlichen Ursprungs.
‚Wie was? Commander? Wer, ich?’
Jack schaute sich um in dem kleinen Raum, in dem er sich befand. Außer ihm konnte er niemanden sehen. Aha, ein Fenster. Er ging darauf zu und schaute hindurch. Schließlich wollte er wissen, wo er eigentlich war!
„Aaaahhhrrr!“, schrie er entsetzt und taumelte ein paar Schritte zurück.
‚Ich bin im Weltraum! Um mich herum nur Sterne. Was um alles in der Welt ist passiert?’
„Bing. Bitte setzen sie sich in den Sitz und aktivieren sie den Sicherheitsgurt, Commander! Das ist jetzt die zweite Aufforderung!“
‚Ich kann selber zählen, du Blechbüchse!’, fluchte Jack.
‚Das da muss der Sitz sein’, dachte er und setzte sich in den silbernen Sessel, ohne eigentlich zu wissen, warum.
‚Bin ich hier der Commander? Wenn ja, weiß ich nichts mehr davon...’, grübelte er.
„Bing. Bitte aktivieren sie jetzt den Sicherheitsgurt, Commander!“
Jack sah sich um. An der rechten Lehne des Sessels entdeckte er vier kleine Knöpfe.
‚Na ja, warum nicht’, dachte er und drückte den gelben Knopf.
Heiße Luft strömte unter dem Sessel hervor und wärmte seine Füße.
„Bing. Die Standheizung wurde aktiviert! Bitte aktivieren sie jetzt den Sicherheitsgurt, Commander!“
Jack fing es langsam an, Spaß zu machen, darum drückte er jetzt den blauen Knopf.
Sofort ertönte eine rhythmische Musik, die ihm bekannt vorkam. Es fiel ihm aber nicht mehr ein, wo er sie schon mal gehört hatte.
„Bing. Das Radio wurde eingeschaltet! Bitte aktivieren sie jetzt den Sicherheitsgurt, Commander!“
„He, macht ja richtig Spaß!“, grinste er und drückte jetzt den roten Knopf.
Sofort schossen Gurte um ihn herum, schnürten ihn ein wie ein Weihnachtspaket.
„Bing. Danke Commander. Ich berechne jetzt die Flugbahn und initiiere den Schleudersitz.“
„Waaas? He warte mal, ich glaube gar nicht, das ich das möchte! Hör auf, hörst du!“
Es knallte laut und sofort stauchte sich Jacks Rückgart aufgrund einer ungeheuerlichen Beschleunigung, Wind wirbelte durch sein Haar und behinderte sein Atmen. Entsetzt merkte er noch, wie er nach unten fiel, dann kam die Bewusstlosigkeit.
*
Aber nicht lange. Ihm war kalt. Er fror, aber das war noch sein kleinstes Problem. Ein größeres war, das er rasend schnell der Erde entgegen fiel.
‚Ist das überhaupt die Erde?’, dachte er entsetzt.
Unter ihm erkannte er Flüsse, Felder und Wälder. Auch Strassen und Städte konnte er deutlich ausmachen. Und alles raste ihm entgegen.
Jack merkte, das sich ein Teil seines Schleudersitzes noch auf seinem Rücken befand. Er tastete daran herum und hatte plötzlich eine Schnur in seiner Hand.
‚Ein Fallschirm!’, durchschoss es ihn und er riss an der Schnur. Und tatsächlich zogen die Gurte ihn jäh in die Höhe, als sich tatsächlich ein Fallschirm entfaltete.
Langsam beruhigte sich Jack und trudelte sanft der Erde entgegen.
‚Ich lande oben im Baum!’, musste er mit Schrecken erkennen, doch eine Windböe drückte ihn ein Stück zur Seite.
‚Glück gehabt’, dachte er und landete unsanft in einem Nussstrauch.
Die Stricke des Fallschirms lösten sich und blieben im Strauch hängen. Jack kletterte herunter und sah sich um.
„Du verdammtes Biest! Haust du ab von meinem Nussacker, oder ich schieß dich tot!“, schrie ihn ein zwei Meter großes Eichhörnchen mit einer Latzhose an und zielte mit einem Schrotgewehr auf ihn.
*
Jack rannte wie noch nie in seinem Leben.
„Mir die guten Sträucher zu zertreten. Na warte, du verdammtes Biest!“, hörte er das Rieseneichhörnchen hinter ihm schimpfen.
Er rannte um sein Leben, sprang über einen Zaun und durchquerte einen lichten Wald. Keuchend blieb er schließlich stehen. Es schien so, als hätte er das Viech abgehängt. Jedenfalls konnte er es nirgendwo entdecken und hörte es auch nicht mehr.
‚Wo bin ich nur gelandet, das ist doch nie unsere gute alte Erde’, dachte er verzweifelt.
Plötzlich hörte er Stimmen.
„Mach schön. Ja, brav. Komm! Na was ist denn? Was gib es da zu gucken? Hör auf! Jetzt komm!“
Jack lugte durch die Sträucher und sah einen Feldweg, auf dem zwei riesige Eichhörnchen liefen. Eines hielt an einer langen Leine einen nackten Mann gefangen, den er hinter sich herzog.
Die Eichhörnchen schienen Mann und Frau zu sein, jedenfalls trug das eine Jeans, Sommerjacke und Baseball-Cape, während das andere ein Kleid mit weit ausgeschnittenem Ausschnitt trug und mit einigen Schmuckstücken behangen war.
„Na komm schon!“, schimpfe die Eichhornfrau mit dem Mann und zerrte an der Leine.
Der Nackte urinierte an einen Baum und lief dann hinter dem Rieseneichhorn her.
‚Brrr, was geht hier nur vor?’, dachte Jack und schüttelte sich.
‚Entweder ist das ein megaschlimmer Fieber-Alptraum, oder der verrückteste LSD-Trip, den ich je hatte...’
Jack überlegte, an was er sich überhaupt erinnern konnte, aber ihm fiel absolut nichts ein. Oder? Ja, er war der Commander eines Raumschiffs! Richtig! Man hatte ihn mit einem Raumschiff losgeschickt. Und dann?
Eine haarige Pranke legte sich um seinen Hals und riss ihn herum.
„Da hab’ ich dich ja, du verlaustes Mistvieh!“
Das Eichhorn mit der Latzhose und dem Strohhut hielt ihn fest und würgte ihn.
„Seit wann tragen Menschen Klamotten? Ich hasse diese angezogenen Menschen von weichköpfigen Sesselpupsern. Und warum bist du in meinen Nusssträuchern rumgeturnt? Wo ist dein Herrchen?“
Jack wurde langsam die Luft knapp, und er schaffte es, sich los zu reißen.
„Lass mich bloß los, du hasenzähnige Riesenratte!“, schnappte er und versuchte vollends los zu kommen.
Das Eichhorn ließ ihn tatsächlich los, und schaute ihn aus riesigen Eichhornaugen erstaunt an.
„Wieso kannst du sprechen?“, fragte es fassungslos.
Jack nahm die Beine in die Hand und lief.
„Wer hat dir beigebracht zu reden?“, rief ihm das Biest hinterher, „Lass dich hier nie wieder blicken, du verlauste Missgeburt!“
Er lief und lief, durch den lichten Wald, über Wiesen und Hügel. Hinter dem Hügel lag das Meer. Jack stoppte, keuchte wie eine alte Dampflok. Wasser, soweit das Auge reichte. Und feiner körniger Sandstrand.
In einiger Ferne sah er etwas aus der Erde ragen. Als er näher kam, erkannte er den Oberkörper einer riesigen, steinernen Figur, die eine Fackel in die Höhe reckte und einen Stachelkranz auf dem Kopf trug. Die Freiheitsstatue ! Halb eingegraben im lockeren Sand.
Jack war sprachlos von Schrecken, aber so langsam dämmerte es ihm. Ja, man hatte ihn in seinem Raumschiff losgeschickt, um einen Atomkrieg zu verhindern. Um nukleare Raketen abzufangen...
Er riss die Hände in die Höhe und schrie sein Leid heraus.
„Ihr Wahnsinnigen! Ihr habt die Erde in die Luft gesprengt. Ich verfluche euch! Ich verfluche euch alle!“
. Ich harre der Dinge, die da kommen 
. 
