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Positiv alleine
Als mein Arzt mir mitteilte das ich Hiv-Positiv bin, war ich still.
Als meine Freundin mich verließ, war ich still.
Als meine Familie den Kontakt abbrach, war ich still.
Doch als ich meinen Job verlor, fing ich an zu schreien.
Ich schrie nicht im herkömmlichem Sinne, ich meine es eher als Metapher.
Ich fing an zu trinken, zu rauchen und hörte auf Liebe zu machen. Ich begann zu ficken.
Wenn ich so darüber nachdenke habe ich mich durch alle gesellschaftlichen Schichten gebumst.
Nutten, Geschäftsfrauen, Mütter, Töchter und einmal einen Punker mit Iro.
Die Großstadt ist mein Zuhause, ich schleiche im Regen durch die Straßen. Schaufenster ziehen an mir vorbei.
Ausdruckslose Werbung über meinem Kopf an großen Tafeln.
Die Hochhäuser, die Skyscraper ragen in den Himmel. Wenn die Nacht ihren Schleier behutsam auf Berlin legt wache ich auf.
Dann beginnt mein Leben.
Ich bin der moderne Gevater Tod geworden.
,,Du hast ein schönes Gesicht,es ist nicht so fettig wie die der meisten!", meinte Sabrina neben mir im Bett.
Ich sagte nichts und zog an meiner Zigarette.
,,Schade, das du nicht gerne redest..."
Ich schaute sie an:,,Das ich nicht gerne rede, heißt nicht das ich wenig rede."
,,Das ist Schwachsinn, Schatz!"
Ich schaute auf Sabrinas Brüste:,,Wieviel schulde ich dir?"
,,Nichts,heute nichts!", seufzte sie leise.
Der Regen prasselte gegen die Fensterscheibe des kleinen Zimmers. Draussen tobte trotz der Nacht immer noch der Verkehr einer Großstadt.
,,Warum ist in diesen Zimmern eigentlich nur gedämpftes Lich?", fragte ich sie und schaute auf die verstaubte Lampe auf dem Nachtschrank.
Sabrina saß fast aufrecht im Bett, die Decke war nur bis zum Bauchnabel hochgezogen, so das man einen wirklich aufschlussreichen Blick auf ihre Brüste und Figur hatte.
,,Weiß ich nicht, vielleicht sind wir alle nicht so extrovertiert wie wir denken."
Ich aschte auf den Fußboden und starrte auf die Zimmerdecke, man konnte gedämpfes Stöhnen hören.
Irgendwo spielte ein Radio ,,With Our Without You" von U2.
Mir fiel auf das, die Regentropfen, die man wegen des Lichts der Straße sehr gut auf der Scheibe sehen konnte, oberflächlich monoton sind.
Aber schaute man genauer hin erkannte der detailbewusste Betrachter das sie unter der Oberflächer, unter der feinen Schicht, kleine Wettrennen führten.
,,Willst du mich gar nicht rausschmeißen?", fragte ich Sabrine.
,,Nein, ich hab Feierabend, wenn du willst kannst du hier heut nacht schlafen...Natürlich nur wenn du es wirklich willst?"
,,Sind deine Bettlacken noch einigermaßen frisch?"
Sabrina nickte.
Ich wollte mich so gerne in diesem Moment in sie verlieben. Ich wollte es mit meinem ganzen Herzen.
Ich wollte es ihr alles sagen und wusste das Sabrine einfach nur:,,Es ist kein Problem, wenigstens weiß ich jetzt schon woran ich verrecke!" erwidern würde.
Aber es ging nicht, es war alles so leer. Ich hatte Angst das wenn ich die Tür zum Badezimmer aufmachen würde, einfach nur gähnende Leere dahinter steckte. Würde man meinen Körper aufschneiden würde wahrscheinlich nur ein Vakuum zum Vorschein kommen und alle in der Nähe in sich hineinziehen.
Wieviele Menschen hatte ich schon angesteckt? Ich war hübsch, die meisten machten es ohne Kondom.
,,Wie spät ist es?", warf ich in die Stille, in das Vakuum hinein.
,,Kurz nach eins."
Sabrinas glatter Körper war zu mir gewandert, ganz langsam.
Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter.
Ein namenloses Gefühl ergriff mich.
Sabrina war eine schöne Frau, sehr jung und sehr lieb. Sie war brünett, ihre Augen waren blau, ihre Stupsnase schien das Gesicht wie ein Gemälde abzurunden. Sie war nicht dünn, aber das mochte ich, sie hatte Form.
Sabrinas Hand streichelte über meinen Bauch. Sie hauchte ihren kurzen, warmen Atem meine Schulter, es gefiel mir.
Ich war nicht verliebt, ich war einfach nicht verliebt.
Der Sex mit Sabrina war wie ein stummes Leiden. Wie ein schönes Leiden.
Sie ergab sich mir, ich bildete mir ein das sie es mochte wenn wir miteinander schliefen.
Sie stöhnte leise, als würde sie einen leichten Schmerz verspüren.
Ich wollte mit ihr ins Kino gehen, ein Picknick machen, dabei Händchen halten oder einfach nur mit ihr Fernsehen schauen.
Das ging alles nicht, ich war nicht verliebt.
,,Weißt du Sabrina..", sie schaute sofort auf, genau in meine Augen, wie ein Pfeil.
,,Ich denke es ist besser wenn ich jetzt gehe..." ihr Blick ging nach unten.
,,Nein...bitte.", ihre Stimme wurde brüchig.
,,Doch, ich gehe."
Sie rollte sich von mir weg.
Ich stand auf, stand im Zimmer, stand im Vakuum.
Ich drehte mich nicht um, ich wollte Sabrina nicht sehen.
Ich zog mich schnell an und öffnete die Tür.
Sie weinte wahrscheinlich.
Ich ging sofort aus dem Zimmer.
Unten an der verdreckten Rezeption stand ein Mann mit fettem Gesicht und fragte den Hotelbesitzer ob die 12 jetzt endlich frei sei.
,,Nein, Sabrina hat Feierabend."
Fettgesicht drückte ihm 50 Euro in die Hand.
Der Besitzer lachte:,,Naja sie war letzte Woche eh einen Tag krank, aber warten sie eben noch ne Viertelstunde sie hatte gerade langen Besuch!" er zwinkerte mir zu.
Ich war verliebt.
Ich war verliebt und ging.