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Rassenhass

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04.10.2004
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Rassenhass

Rassenhass

Ich wohne in Fredersdorf, am Stadtrand von Berlin und habe seit kurzem einen neuen Nachbarn: Wupperkram.

Bis Anfang der Sechziger Jahre wohnte er auch hier im Ort, ist dann aber in den Westen getürmt. Nach der Wende bemühte er sich zunächst erfolglos um sein ehemaliges Grundstück, das er vor seiner Flucht rechtmäßig verkauft hatte. Aber nachdem die dort seit mehr als dreißig Jahren wohnende Oma Pieske verwitwet war, hatte sie Haus und Garten jämmerlich verwahrlosen lassen. Wupperkram, der die alte Dame oft besuchte, warnte sie schließlich fürsorglich vor den Millionenkosten einer unabwendbaren, weil staatlichen Zwangssanierung. Das leuchtete Oma Pieske ein und sie zog in eine angeblich seniorengerechte Ein-Raum-Wohnung. Dort haust sie jetzt, Parterre, versteht sich, damit der Weg zum Kohlenkeller nicht so beschwerlich weit ist. Und mit Dreitausend Euro weniger auf dem Konto. Nur ein symbolischer Betrag, versteht sich, Wupperkrams Aufwendungen nicht wirklich entschädigend.

Diesen Wupperkram also, sympathisch auf den ersten Blick, hatte ich zu einem Willkommensschnäpschen herein gebeten, als er sich in guter Manier als neuer Nachbar bei uns vorstellen kam. Beim gemütlichen Plaudern erwähnte er beiläufig auch Hasso, seinen Deutschen Schäferhund, den er gemeinsam mit Wupperkram Junior in den nächsten Tagen aus Bochum nach Fredersdorf holen wollte.
"So ein Zufall!", rief ich aus, "Ich besitze auch einen Schäferhund."
Wupperkram verzog das Gesicht, als wenn eines seiner Kunstzahnfundamente abgesackt wäre.
"Ja, ja, ich hatte bereits das Vergnügen, mich über sein Gebell zu ärgern. Hoffentlich kläfft er nicht auch nachts. Was ist das eigentlich für eine Kreuzung?"
Empört stieß ich hervor: "Was heißt hier Kreuzung? Daggi vom Götzenberg entstammt einer mehrfach preisgekrönten Zuchtlinie! Und er schlägt immer Laut, wenn sich Fremde nähern."
Wupperkram kippte sich ungefragt einen Nordhäuser Doppelkorn nach und lachte amüsiert: "Mensch, Nachbar. Ihr Ossis habt doch den guten alten Schäferhund zum blutrünstigen Grenzhundmonster erzogen. Bissige Wüteriche hat eure Zucht hervorgebracht, um die Leute hier in Schach zu halten. Die Züchterpreise dafür sind doch wohl von Stasichef Mielke persönlich gestiftet worden."
Nachdem er mit soviel Sachverstand brilliert hatte, gönnte er sich erneut einen Nordhäuser.
Ich indes mühte mich, ihm ernsthaft zu erläutern, dass wir lediglich furchtlose Hunde mit Charakter gezogen hatten, ihrem Herrchen hörig, aber mit Nervenstärke und Bissfreudigkeit, so richtig geeignet, ein Eigenheim vor Eindringlingen und Spannern zu schützen.
"Also, bei allem Respekt vor den Leistungen der Ostdeutschen", lallte er vergnügt, "wie zum Beispiel..., ja gibt es eigentlich welche? ... Äh, ja, wie zum Beispiel der Erfindung des immer grünen Rechtsabbieger-Pfeils und der hereingelegten Spreewaldgurke, aber die Züchtung edler Tiere mit allen Merkmalen Deutscher Rasseschäferhunde blieb wohl allein uns richtigen Deutschen vorbehalten."
Meine liebe Gerlinde warf sich mutig zwischen uns, unter dem Vorwand die Gläser neu füllen zu müssen. Mich Beitrittsgebiets-Deutschen hatte nämlich selbst eine Beißfreudigkeit übermannt und ich hätte dem Rassehund-Deutschen gerne die rote Knollennase abgebissen.
Der jedoch blickte ungerührt und mit dem trüben Blick eines Klaren Trinkenden in die Runde und fuhr unbekümmert fort: "Sei mal ehrlich, Nachbar, eure sogenannten Schäferhunde sind doch nur eine ostdeutsche Inzucht-Variante. Sie ähneln euch außerdem viel zu sehr. Ihr Körperbau ist niedrig wie eure Spareinlagen, sie sind kurzhaarig wie eure Neonazis und so dunkel wie eure Vergangenheit. Unsere Zuchtlinie hingegen bringt Tiere mit hohem Rist, festem Rücken und einem farbenfrohen, der neuen Wärmeverordnung entsprechenden Fell hervor. Unterordnung und Gehorsam sind oberste Zuchtkriterien; das gefällt uns Deutschen doch!"
Wie kam es nur, dass meine Sympathie für diesen Wupperkram allmählich nachließ?

Sobald sein "Zuchterfolg" aus Bochum auf dem inzwischen sanierten Grundstück eingetroffen war, besuchte ich Wupperkram in seinem schmucken Häusle.
"Hol mal rasch einen Hocker, Wilma!", wies er seine am Boden hockende Frau an, weil der einzige Sessel, auf dem kein Wäscheberg lag, von Hasso belegt war.
"Und bring ein Bier für unseren Besuch! Und die angefangene Tüte mit Salzsticks! Und vergiss nicht ein Stückchen Hundekonfekt für unseren Hasso! Leider kann ich nur Bier anbieten, lieber Nachbar."
"Macht nichts. Ihr Hasso scheint wohl nicht so folgsam zu sein, wie sie versprochen hatten. Er macht es sich hier auf dem Ruhemöbel bequem, während sich die Gäste auf rohem Holz Splitter einreißen!", bemerkte ich und ließ mich auf die niedrige Fußbank herab.
"Ach was", winkte Wupperkram ab, "Ich muss ihn ja geradezu zwingen, sich in den Sessel zu legen. Sonst würde er stundenlang vor dem Chappi-Napf liegen und seine nächste Ration erwarten."
"Und besonders wachsam ist er wohl auch nicht? Er hat lediglich mit den Augen geblinzelt, als ich das Zimmer betrat."
"Das ist eben das Ergebnis einer friedfertig orientierten Erziehung, mein Lieber. Die Hunde liebe ich gerade, die jeden Hausgenossen Zähne fletschend anspringen, nicht wahr, Hassochen! Das sind mir die Richtigen."
Und mit einem Streichelbürstenhandschuh fuhr er dem Softie liebevoll durchs haarkurgewellte Fell und gab dann seiner inzwischen wieder am Boden knienden Wilma einen zärtlichen Klaps auf den Hinterkopf.
"Und wenn sich Einbrecher einschleichen wollen?", hakte ich nach.
"Sollen nur kommen. Weißt du noch, Wilma? Als der Kerl bei uns durchs Fenster eingestiegen kam? Der ist im Dunkeln auf den schlafenden Hund getreten. Dabei hat er sich in Hassos seidenem Fell verstrickt. Klar, dass der schwere Hund an seinem Bein ihn an der Flucht hinderte. Wilma konnte den Meuchelmörder schließlich mühelos festnehmen, während ich die Polizei anrief. Nicht wahr Schatz, so war es doch? Außerdem haben wir Hasso beigebracht, selbständig die Türen zu öffnen. So kann er sich bei Gefahr in Sicherheit bringen. Die Gangster von heute kennen keine Gnade. Die bringen es fertig und stürzen den Hund mit einer unbedachten Handlung in tiefe Depressionen. Ja, unser Hasso. Hat nichts mehr von einer blutdürstigen Bestie..."

Ins Zimmer hinein wandelte plötzlich ein Marken-Long-Shirt, aus dem nur an einer einzigen Stelle ein Teil von Wupperkram Junior herausragte. Es waren blonde "Highländer"-Haare, die ihm nicht nur bis auf die Schulter wallten, sondern auch wirr ins Gesicht hingen. Er nahm einen Schluck aus meiner Bierflasche, rülpste und sagte: "Eh, Papa, ich nehm jetzt deinen Wagen. Will mal kurz nach Hamburg heute, einen drauf machen."
"Aber wir wollten doch morgen zu Oma nach Hannover fahren?!"
"Fällt aus. Oder ihr nehmt den ICE, der ist sowieso schneller. Ich muss schließlich noch ein paar Leute mitnehmen, die keine Kohle haben. Ach so, eh ich’s vergesse. Das Klopapier ist alle. Müsste mal was nachgelegt werden. Tschau, dann!"

Tolle Züchtungen hält sich der Wupperkram, dieser Hund.

 

Moin!

Zunächst: Herzlich willkommen auf KG.de! :)

Und nun zum unangenehmen Teil, nämlich der Geschichte:

Ähm.. um es mal wissenschaftlich auszudrücken: Hä? :susp:

Um es kurz zu machen: Es gibt an dem ganzen Text lediglich einen einzigen Abschnitt - nämlich jenen über den Softie-Schäferhund - der erzählerisch halbwegs was hergibt, in dem satirischer Geist durchblinzelt und der andeutet, was aus der Geschichte hätte werden können, wäre der Rest drumherum nicht so vollkommen daneben. Ich möchte diesen Rest einmal vorsichtig als richtungslos, klischeebeladen und thematisch entwurzelt bezeichnen - demzufolge ist heute wohl Welt-Euphemismus-Tag...

Es lohnt sich eigentlich kaum, auf Details einzugehen - einigen wir uns darauf, dass der Text irgendwie grundverkorkst ist? Alleine schon "Wupperkram" (No comment...) ist als Charakter völlig inkonsistent, erst der tumbe, kornsaufende Wohnzimmer-Nazi, dann der fluffige Hundezucht-Pazifist, dann der Pantoffeltrottel, der sich von seinem Sohnemann das Herz aussem Arsch ziehen lässt... sehr konsequente Charakterisierung. :dozey:
Dass der reisserische Titel im Endeffekt so mehr oder weniger gar nix mit dem eigentlichen Text zu tun hat, sei da lediglich noch als Randphänomen erwähnt.

Mein Tipp: Reichlich Asche aufs Haupt. Anschließend radikalchirurgisch den Softie-Hund-Abschnitt nehmen, den Rest inkl. dem bescheuerten Titel wegschmeißen und um das verbleibende eine brauchbare und konsistente Geschichte zimmern.

Gruß,
Horni

 
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So gesehen hab ich den Text wohl tatsächlich nicht völlig verstanden - ich weigere mich aber standhaft zu glauben, dass das ausschließlich an mir liegt! ;)

 

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