Schlusspfiff!
Es begab sich eines schönen Mittwochabend als sich zehn Millionen Deutsche vor ihren Fernsehern einfanden, um den Start der deutschen Nationalelf am Bildschirm zu verfolgen. Der Gegner hieß Niederlande und dementsprechend heiß liefen die Diskussionen, welche Mannschaft womöglich drei Punkte entführen könne, zumal, weil die Holländer wohl noch ziemlich angefressen von der WM 2002 sind, als sie nur als Zuschauer dabei gewesen waren.
Zum Spiel selbst muss ich nicht viel sagen, die Deutschen hatten ihren stärksten Auftritt bei der EM, verdientes Ergebnis 1:1, Man of the Match Fabian Ernst, der nach seinem Patzer sechs Minuten nach seiner Einwechslung den Holländern den Ausgleich ermöglichte.
,,Geduld“ war das Schlagwort gegen die Letten. Rudi hatte sein Team vollkommen umgekrempelt und für den angeschlagenen Jens Nowotny unseren Qualifikationsstar Fredi Bobic gebracht, dessen Teilnahme bei dem Spiel eigentlich nicht weiter von Belang gewesen war. Der Mensch gewordene Rückpass Didi Hamann verdiente sich Bestnoten beim Tempo – aus – dem – Spiel – nehmen und den – Letten – Konterchancen – ermöglichen. Bernd Schneider scheiterte an seiner Lustlosigkeit, der gelb vorbelastete Kevin Kuranyi schaffte es, trotz der elf aus dem eigenen Strafraum verteidigenden Letten ins Abseits zu laufen. Kompliment! Christian Wörns hatte zwischenzeitlich die Sportart verwechselt und versuchte es seinem Idol Oliver Kahn beim legendären Spiel zwischen Leverkusen und den Bayern nachzumachen und würgte seine Gegenspieler, sollten sie aus Versehen in Richtung des deutschen Strafraums vordringen. Doch wir hatten Glück, der Schiedsrichter war auf unserer Seite und legte die „internationale Härte“ nur in den drei elfmeterwürdigen Szenen der Letten zu unseren Gunsten aus. Auch mit Rudis Geduld war es in Hälfte 2 zu Ende und er brachte mit Thomas Brdaric und Miroslav Klose ganz gefährliche Stürmer, wobei es Klose schaffte, bei einer hundertprozentigen Kopfballchance den Ball an die Eckfahne zu zimmern. Man of the Match verdiente sich Lukas Podolski, weil er nicht zum Einsatz kam, obwohl er von den Fans gefordert worden war.
Ein Sieg gegen die B-Auswahl der Tschechen würde reichen, hieß es im Vorfeld und die grottenschlechten Deutschen kamen aus dem Nichts in der 21. Minute durch Ballacks Verlegenheitstreffer in Führung. Trotz frisch eingezahlter Millionensummen wollte der Schiedsrichter die Partie nicht vorzeitig abpfeifen. Und so passierte es: Flügelflitzer Philipp Lahm, dessen Nachname durchaus der Bewegungsleistung der Deutschen entsprach, rammte irgendeinen Tschechen, Marek Heinz traf zum Ausgleich. Didi Hamann provozierte im weiteren Verlauf weltweit jeden Fußballfan, indem er sich a) niemals bewegte und b) wenn er den Ball bekam, direkt zurück spielte und c) durch ein Hütchen hätte ersetzt werden können.
Durch die Deutschen brannten vorne ein Feuerwerk ab, mit Schweini und ja – wer eigentlich noch? Lahm. Kevin Kuranyi bekam vorzeitig den Titel „Man of the Match“, weil er öfters ins Abseits rannte als alle anderen Spieler bei der EM zusammen. Der in Hälfte 2 eingewechselte Lukas Podolski sorgte für Aufregung, als er im Gewühl im tschechischen Strafraum den Ball berührte und ihn mit 5 km/h in Richtung tschechischen Abwehrspieler hämmerte, der aufgrund seiner internationalen Erfahrung gerade noch rechtzeitig klären konnte.
Die schon vor dem Spiel qualifizierten Tschechen hatten jetzt richtig Spaß am Spiel und ihr Torhüter durfte – nur aus Spaß an der Freud – Bernd Schneider im tschechischen Strafraum einfach mal umschupsen, weil er ihm im Weg gestanden hatte. Der böse tschechische Trainer wechselte dann den technisch brillanten Baros ein, der Unruheherd Christian Wörns und Herzrythmusstörungen – Verursacher Jens Nowotny einfach stehen lies und das 2:1 markierte – die Holländer jubelten und wir guckten – wir schon vor vier Jahren – in die Röhre.
Vielen Dank an Rudi Völler, der als einziger Deutsche das Richtige tat – den Rücktritt einreichen. Und bitte, lieber DFB, verschone uns vor Ottmar Hitzfeld, dem Mensch gewordenen Daniel – Hechter – Mantel. Wir brauchen jetzt einen Mann der starken Worte – wie wäre es mit Giovanni Trapatonni? Er findet schließlich immer die passenden Worte