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Schwarz und Weiß

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31.03.2004
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Schwarz und Weiß

Manische Depression

Herr Schwarz schaut sich die Aufzeichnungen an, die er bei seiner letzten Sitzung mit seinem Therapeuten aufmalte, und langsam begreift er, wie ihm diese Psychotherapie helfen soll. Vielmehr soll er lernen sich selber zu helfen. Herr Schwarz soll lernen sein Leben in geordneten, gleichförmigeren Bahnen zu leben. Denn in den letzten Monaten und Jahren sah sein Leben mehr nach einer Zick-zack-Kurve aus als nach einem geordneten, gesicherten Leben. Etwas wonach sich die meisten Mensch sehnen. Ein eben solches Leben sollte er wiedererlangen.
Herr Schwarz leidet unter einer sogenannten bipolaren Affektivstörung, im Volksmund eher bekannt als manische Depression. Sie äußert sich darin, dass der Betroffene heimgesucht wird von sich abwechselnden Phasen der Manie, in der er hyperaktiv wird, von Energie überfüllt und voller Tatendrang, und dann in einer depressive Phase „fällt“, in der er völlig antriebslos und melancholisch vor sich hindöst.
Herr Schwarz wurde in der ersten Jahren der Zeit seiner Krankheit mit starken Medikamenten behandelt, Beruhigungsmitteln, die seinen Tatendrang bremsen sollten und später mit Anti-Depressiva, wenn er genau im Gegenteil garkeinen Antrieb verspürte. Diese Methode ging nicht auf, denn die Krankheit wurde dadurch nicht gestoppt, höchstens die Symptome abgemildert. Deshalb kam er in Einkunft mit seinem Arzt zur Entscheidung, dass er sich nur helfen kann, wenn er es schaffen würde in einer Therapie zu lernen, wie er diese beiden Zustände wieder näher aneinander rücken konnte. Er sollte den Zickzack seines Stimmungsverlaufes zusammenstauchen, damit die Kurve am Ende eher einer gleichmäßigen Linie glich, was einem ausgeglichenem Leben nahe kommen soll.
Doch der Leidende weiß nicht, wie er dieses Konzept umsetzen sollte im Praktischen, im täglichen Leben, das sich durch Aktionen, zwischenmenschlichen Handeln auszeichnet. Sein Therapeut gab ihm verschiedene Tips: Er sollte die Energie in der manischen Phase nutzen, sodass es ihm vielleicht etwas positives für die depressive Phase zurückgibt. Dies könne ihm helfen ein allgemein gutes Stimmungsbild stabiler werden zu lassen, also insgesamt der Krankheit entgegenzuwirken. Allgemein sollte er immer aktiv gegen die Depression entgegentreten, was viele Männer auch gut können.
Herr Schwarz grübelte stundenlang über der Frage, wie er die Energie in einer kommenden manischen Phase nutzen sollte. In seiner aktuellen, akuten Depression fiel es ihm sowieso schon schwer, einen positiv Gedanken zu folgen. Viel zu schnell kamen äußerst negative Gedanken in ihm auf, die sich eher um den Tod kreisten, als um eine nahe Zukunft in seinem kommenden Leben. Aber damit konnte er schon recht gut umgehen, es war seiner Meinung nach unvermeidlich.
Früher einmal war Herr Schwarz ein bekannter und gutgelesener Schriftsteller. Glücklicherweise muss er sich darum keine Gedanken mehr machen, er hat nämlich gut ausgesorgt mit seinen Bestsellern. Er schrieb Lifestyleratgeber, Instruktionen für gesunde und glückliche Lebensführung, was für eine Ironie des Schicksal, denkt er sich. Mit den Tips und Ratschlägen, die er in seinen Büchern gab, konnte er sich jetzt garnicht mehr helfen.
Das Schreiben konnte ihm also auch nicht dienen als „Ausgleichsinstrument“ für die schwankende Stimmung. Wie soll er auch ein Buch zuendeschreiben, das in einer manischen Phase begann? Es würde sich wie ein Spiegel seiner psychischen Verfassung in seinen Worten wiederfinden. Deshalb hat er von sich aus auch das Schreiben aufgegeben, als die Krankheit in seine erste depressive Phase überging.
Was ihn allerdings am meisten störte war, dass er sich in einer Manie allzusehr egoistisch verhielt, was er in dem Moment auch kaum merkte. Er baute sich Luftschlösser, schmiedete riesige Pläne und überschätzte sich gnadenlos, vor allem in seinen Fähigkeiten. Er hatte dann zwar Kraft, aber bis auf seine sprachlichen Begabungen hatte er keine besonderen Fähigkeiten.
Bei diesem Gedanken wurde ihm klar, dass er seine Kraft, seine Energie, die er in einer Manie hätte, nützen könnte; Etwas, das nicht egoistisch war.
Aber was sollte er tun? Er konnte nichts besonderes vorbringen als seine literarischen Fähigkeiten. Nein, er war sich sicher, es musste etwas sein, das der Allgemeinheit dient. Auch war er schon immer ein äußerst sozialer und hilfsbereiter Mensch, das hat er mit seinen guten Ratschlägen in seinen Büchern bewiesen. Er musste also einen Job oder eine Tätigkeit suchen, wo er aktiv Menschen helfen konnte, vielleicht bedürftige. Da aber brach sein Gedankenfaden abrupt ab, weil er sich nicht mehr konzentrieren konnte.
Mehrere Tage vergingen, und immer wieder suchte er in Gedanken eine Tätigkeit, die seinen Vorstellungen entsprechen konnte. Etwas resigniert und ohne Ergebnis gab er sein Unterfangen auf, bis er auf die Idee kam, sich per Internet über die örtlichen Bedürftigenvereine zu erkundigen. Das tat er dann auch. Völlig überrascht fand er so viele Institutionen und Vereine, die dringend Freiwillige Mithelfer suchten, dass er sich kaum auf einige wenige festlegen konnte. Er fand jedoch zwei Tätigkeiten, die ihm voll entsprachen.
Seine Depression verbesserte sich in den folgenden Wochen, einerseits, weil sein Antidepressivum seine Wirkung zeigte, auf der anderen Seite aber vor allem sein entgegengesteuertes Verhalten. Nur noch selten hatte er wenige Tage, an denen es ihm wirklich schlecht ging.
In den folgenden Sitzungen mit seinem Therapeuten erzählte Herr Schwarz voller Zuversicht seine Vorhaben, die dieser auch positiv aufnahm. Der Nervenarzt warnte ihn jedoch vor allzuviel Optimismus, denn eine Gefahr besteht immer in der manischen Phase, nämlich, dass wieder das alte egozentrische Verhalten aus ihm ausbricht. Sein Therapeut warnte ihn vor allzugroßen Erwartungen, was seine Erfüllung seiner Pläne anging, und versuchte Herrn Schwarz zu erklären, dass dies ein harter Kampf gegen seinen Egoismus wird. Die darauffolgenden Sitzungen sorgten dafür, dass man sich mit diesem Problem vertiefte.
Eines morgens bemerkte Herr Schwarz einen spürbaren Unterschied in seinem Bewegungsdrang. Es kribbelte in allen Muskeln, und er spürte, dass sein Körper mehr und mehr Kraft an Kraft gewann. Dies lies nur einen Rückschluss übrig: Eine manische Phase hatte begonnen.
Am darauffolgenden Tag meldete er sich bei der Blindenschule und beim Nahrungsverteilungsprogramm für Obdachlose. Er besprach letzte Details, weil er die Mitarbeit schon einige Wochen vorher abgesprochen hatte.
Er gewöhnte sich schnell an das neue Lebenstempo. Er schlief nachts nur noch drei bis vier Stunden, und war am Morgen danach trotzdem frisch und voller Energie. Vormittags half er als Hausmeister bei einem Behindertenheim, nachmittags fuhr er Lebensmittel an Obdachlosenheime und Kirchen aus, die verschiedene Verteilerprogramme hatten. Abends schließlich, noch immer nicht ausgelaugt und voller Tatendrang half er bei einer in einer Kirche eingerichteten Küche Obdachlosen eine warme Mahlzeit zuzubereiten.
Das ging zwei Wochen lang gut, bis er anfing darüber nachzudenken, ob das wirklich Sinn machte, was er da trieb. Er kämpfte mit dem Einwand, dass es ihm persönlich nichts ein- und vor allem weiterbrachte. In einem ständigen Kampf seiner inneren Interessen gegen seinen Wunsch sein Vorhaben zu verfolgen, ging meist der letztere als Sieger hervor. Er durfte nicht wieder Sklave seiner zu hohen Ansprüche und Wahnvorstellungen werden. Deshalb ignorierte er die aufkeimenden Hemmungen. Er ging weiter seinem ursprünglich angedachten Vorhaben nach, jedenfalls so gut er konnte.
Diesen Kampf konnte er mehrere Wochen lang mehr oder weniger erfolgreich für sich entscheiden, bis er eines Abends merkte, dass seine Kräfte nachließen und er auch keine rechte Motivation und keinen Optimismus für die folgenden Tage sah. Dieser Trend setzte sich den Tagen danach fort, bis er endlich akzeptierte, dass er wieder in einer mittelschweren depressiven Phase angekommen war.

 

Hallo neuromancer,

Deine Geshcichte liest sich wie ein Bericht, sehr distanziert, fast schon emotionslos. Dein Schreibstil ist an sich nicht schlecht, nur fehlt ihm das gewisse Quentchen Leben, um den Leser in die Geschichte hineinzuziehen.
Du beschreibst, dass es ihm schlecht geht, aber nicht, wie. Mir kam es vor, als würde ich einen medizinischen Bericht lesen, dabei hätte ich gerne einen einblick ins Innerste des Herrn Schwarz bekommen.

Wenn du mir verrätst, welchen Titel die Geshcichte nun endgültig haben soll, gleiche ich das gerne an.

LG
chaosqueen

 

Hallo Chaosqueen,
danke für deine kurzen Einwand, ich bin immer offen für Kritiken.
Du hast auch Recht, mit deinem Einwand, dass die Geschichte zu sachlich und nüchtern wirkt, vor allem deine Anspielung auf einen Medizinbericht. :)
Sowas und ähnliches hab ich auch von Freunden gehört, liegt wohl daran, das ich sowas in letzter Zeit öfter getan habe, und ich auch ein eher nüchterner Mensch bin.
Du kannst die Story gerne abändern, damit sie etwas lebhafter klingt.
Zum Titel: Da wollte mir auch nichts mehr einfallen. Mein erste ausgesuchte Überschrift war "Schwarz und Weiß" als Beschreibung der sich abwechselnden kontrastreichen Phasen der Krankheit.
Ich würde mich, wie erwähnt, drüber freuen, wenn du die Story ein wenig aufpeppen würdest.

 

Hej neuromancer,

erstmal zum Titel: Da habe ich nur gefragt, weil sie in der Übersicht "Schwarz und Weiß" heißt, im thread dann aber Manische Depression" steht - wäre schön, wenn das einheitlich ist, da Geschichten ja normalerweise nur einen Titel haben. ;)

Was das "Aufpeppen" angeht: Sorry, aber dafür ist jeder Autor selber zuständig. Nicht nur, weil ich rein juristisch nicht das Recht dazu habe (okay, Du hast es mir grad erteilt, aber trotzdem), sondern auch, weil wir uns auf kg.de als Forum verstehen, in dem jeder mit Hilfe der Kritiken anderer an seinen Texten feilt.

Und nicht zuletzt fällt mir grad auf, dass ich Dich gar nicht gebührend begrüßt habe, also: Herzlich willkommen auf kg.de! :anstoss:

Liebe Grüße
chaosqueen

 

Hallo neuromancer,

Dein Text brauch wirklich mehr Leben, aber das weißt Du ja selber. Meiner Meinung nach könntest Du die medizinischen Erklärungen im Großen und Ganzen weglassen und das Wissen, in Deine Geschichte einbauen.
Du könntest aus der Sicht von Herrn Schwarz erzählen, ihn dabei die Gefühle und Phasen der Depression durchleben lassen, etc.
Mir hat zum Beispiel der Aspekt gut gefallen, dass gerade ein Mensch, der Ratgeber schreibt, selbst nicht mit seinem Leben klarkommt.

Am Anfang ist mir aufgefallen, dass Du sehr viele Sätze mit „Herr Schwarz“ begonnen hast. Ist etwas störend, liest sich auch nicht so schön.
Nur ein paar bescheidene Tipps von mir, vielleicht kannst Du ja was damit anfangen :)

Liebe Grüße,
gori

 

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