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Nil

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17.05.2004
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Dieser Typ ist schon komisch. Warum sitzt er da so allein? Hat ihn jemand vergessen? Kennt ihn hier keiner? Will ihn keiner kennen? Er sitzt auf der Treppe, über ein Buch gebeugt und nimmt die anderen Schüler nicht war, die zügig an ihm vorbeilaufen. Er sieht nicht mal so schlecht aus, dass man sich nicht für ihn interessieren müsste. Ich hoffe mal, dass die Treppe auf der er sitzt nicht sein zu Hause ist. Sein zu Hause wird steriler sein, als diese dreckige Treppe zur Eingangstür der Schule. Da werden auch nicht viele Leute in seiner Wohnung sein. Ich denke, nur er. Vielleicht auch eine Katze. Nein. Katzen sind anschmiegsam, das passt nicht zu ihm.
Langsam sieht er von seinem Buch hoch, er blickt durch die Brille direkt zu mir rüber. Ich denke er hat blaue Augen. Er sieht wie ich da stehe und meine Schulbücher vor meiner Brust halte. Ich bin gespannt, was er machen wird. Hoffentlich nicht desinteressiert wegdrehen. Der Augenblick ist intensiv, dadurch spüre ich jede einzelne Haarsträhne meine Backen streifen. Alles um uns bewegt sich, die Schüler rennen ins Gebäude rein, Büsse fahren an und es scheint sogar, dass das Gras im Moment schneller wachsen würde, als wir denken. Er schließt sein Buch. Soll ich zu ihm gehen? Vielleicht öffnet er dann ein neues Buch. Der Typ ist schon seltsam. Er legt seinen Kopf zur Seite und zieht seine Augenbrauchen hoch.

Ich spüre ihre Blicke auf mir. Das blonde Mädchen starrt mich schon an, seit sie aus dem Bus gestiegen ist. Sie ist bestimmt so eine, die alle retten will. Oder alle als hilflose, kranke Menschen sieht. Vielleicht sollte man eher sie retten. Immerhin schaut es recht doof aus, da sie wie angewurzelt auf dem Schulhof steht und nichts tut, als ihre ganze Aufmerksamkeit auf mich zu richten. Die ist echt seltsam. Ich sollte mal einen Blick wagen. Nur so, um zu gucken, ob sie überhaupt noch lebt. Langsam richte ich meine Augen auf sie. Anscheinend hat sie nur darauf gewartet, dass ich hinblicke. Der Wind weht ihr ein paar Strähnen ins Gesicht und umrahmt ihren fragenden Blick. Nettes Spiel, denke ich mir; wer zuerst lächelt hat verloren. Ich gehe mal davon aus, dass ich gewinnen werde. Man sieht es ihr auch an, dass sie schwach ist. Blonde Mädchen sind immer leichte Mädchen.
Ich schließe mein Buch und neige meinen Kopf zur Seite. Fragend hebe ich meine Augenbrauen an.
Sie lächelt.
Verloren.

 

Eigentlich eine nette Idee, sicher nicht die neueste, aber trotzdem kommt sie bei mir gut an.
Am besten hat mir die Stelle gefallen:
"Der Wind weht ihr ein paar Strähnen ins Gesicht und umrahmt ihren fragenden Blick. Nettes Spiel, denke ich mir; wer zuerst lächelt hat verloren."
Der Schluss ist wirklich gut.

Nur im ersten Absatz sind mir ein paar Dinge aufgefallen:
"Ich denke er hat blaue Augen". -Irgendwas gefällt mir an den Satz nicht, weiss nur nicht genau was.... ich glaube das "denke" stört mich...

"[...]dadurch spüre ich jede einzelne Haarsträhne meine Backen streifen"- schön formuliert, aber das kann glaub ich nicht möglich sein.

Und im 2.Absatz:
"Nur so, um zu gucken, ob sie überhaupt noch lebt"- klingt zwar witzig, aber ich glaube tote Menschen stehen in den seltesten Fällen ;)

 

Hallo Cola,

danke für den Kommentar und Kritik.
Mit dem Satz "ob sie noch lebt" wollt ich den Charakter von dem Typen etwas witzig darstellen. Es soll nicht heißen, dass es sie wirklich als tot einschätzt.

Klar wurde dieser Gedanke schon öfter niedergeschrieben,wollt das aber auch ma ausprobieren ^^

LG
Kristina

 

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