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Stinkende Objekte
Objekte liegen auf dem Feld. Es stinkt erbärmlich und die Leute, die daran vorbeigehen, erbrechen sich auf der Stelle und senden in Gedanken böse Worte. Was soll das? Unverschämtheit, einfach auf offenem Feld eine so große Schweinerei? Wo kommen wir denn da hin? Doch die Objekte stört es nicht, sie bleiben während der andauernden Kotzerei reglos und dadruch auf gewisse Weise mächtig liegen und vergiften die Welt mit ihren besudelten Seiten, oder waren es Rundungen? Niemand weiß, wie sie dorthin kamen, aber die Verwunderung darüber hält sich trotzdem in Grenzen und ist ungefähr bei jener anzusiedeln, die auftritt, wenn merkwürdige Formen und Zeichen in Kornfeldern auftauchen. Eigentlich ja nicht von Aliens geschaffen. Nein, doch wohl nicht, oder? Doch wer macht sich die Mühe und erarbeitet Motive und stanzt sie dann mit großer Sorgfalt und Vorsicht auf die leicht abbrechbaren Halme da rein? Woher kommt die Motivation? Naja, nun seid mal nicht so... woher kommt denn die Motivation der Maler zum Bildermalen, denkt einer fragend und die Sache ist vom Tisch. Die Objekte, da sind sich die Leute einig, sind wohl von Menschenhand sowohl dorthingelangt, als auch geschaffen. Die Variante mit den Aliens macht zwar Spaß, aber so richtig glauben mag daran niemand. Natürlich gibt es immer wieder ein paar Gläubige, wie jene meinen, zu höherer Einsicht gelangten, die ohne die Spur des geringsten Zweifels in ihrer Stimme lauthals verkünden, die Objekte seien bis auf das kleinste Detail ausgetüftelt, anschließend mit dunklen Flüchen versehen und dann von keinem anderen als von einem außerirdischen Volk genau dort auf dem Felde plaziert worden. Wann genau, das vermag keiner zu sagen, aber darüber schweigt sich die Sachlage leider auch mit allen Indizien aus, hat doch niemand auch nur was gehört oder gesehen. Jene Gläubigen scheinen entweder leidenschaftlich bei der Sache oder von großer Langeweile geplagt zu sein, weil sie in Gruppenarbeit sogar Broschüren und Informationsblätter ausarbeiten, die sie dann (in sicherem Abstand zum verstunkenen Felde) an Ständen verkaufen, die recht dilettantisch aus zweckentfremdeten Tapeziertischen zusammengeschustert wurden. Manchmal verzweifelt, ob des geringen Interesses am an den Mann zu bringenden Informationsstoff mit fadenscheinigem Wahrheitsgehalt, von Seiten der potenziellen Kunden, manchmal euphorisch gestikulierend, bald springend, schimpfend, fordernd, bald betend, weinend und ermattend. So beherzt die Alientheoretiker zu ihrem ungewöhnlichen Hobby und manchmal sogar Beruf auch stehen mögen, am Ende glaubt ihnen doch keiner, und selbst diejenigen, die beinahe überzeugt waren und manchmal die Argumentationsführung der Theoretiker einsahen und schließlich glaubten, gehen am Ende doch kopfschüttelnd davon, die sorgfältig angefertigten Broschüren und Informationsmaterialien zerreißend und auf dem Boden zertretend. Da dies so ist und auch erstmal so bleiben wird, falls nicht der Rest der Menschheit plötzlich zu jener Einsicht gelangt, wollen wir unser Augenmerk nicht weiter auf sie richten und sie bloß als zum Lachen anregende Nebenerscheinung abtun, die duch die stinkenden Objekte zwangsläufig entsteht. In diesem Fall konnte es tatsächlich nur eine Frage der Zeit sein. Vielleicht fragt sich der Leser wie die Objekte denn überhaupt aussehen. Nun ja, es hat schon einen Grund warum ich auf ihr Aussehen erst zu so fortgeschrittener Zeile zu sprechen komme, hatte ich doch, wie ich jetzt zugeben möchte, sogar überlegt den Versuch einer Beschreibung vollständig wegzulassen. Mit dem Aussehen ist es nämlich so eine Sache. In sehr ungewohnter Art verweigern sie dem Betrachter eine Beschreibung, die sich wie für einen Menschen üblich, letztenendes in Worten äußern würde. Da dies, auch nach mehrmaligem Versuchen leider nicht zu gelingen scheint, bleibt das Aussehen bis zur Stunde unbeschrieben. Jetzt wird vielleicht auch klar, warum sich die Leute nach wie vor in die Nähe der Objekte wagen, wo doch längst bekannt ist, dass man sich einem Erbrechen nicht entziehen kann, so abgehärtet man auch sein mag. Selbst die abgestupftesten Alkoholiker mit Mägen wie sie sonst nur Rinder und plumpes Mastvieh besitzen, erbrechen sich machtlos immer und immer wieder, sobald sie auf Sichtweite kommen. Aber wie es in der Welt nun einmal ist, hat jede Sache ihren Preis und wie es scheint, sind die Leute einfach bereit diesen zu zahlen. Ich meine, sind wir doch einmal ehrlich, wer würde denn nicht gerne ein unbeschreibbares Objekt bestaunen. Wär es nicht interessant zu beobachten, wie sich nicht ein einziger Satz der Bewunderung in unserern Köpfen formen würde? Nicht einmal die kleinste Beschreibung würde entstehen. Sachen wie: "Och, sieht irgendwie metallern aus. Vielleicht ein bisschen rostig, glänzend und matt zugleich. Scheinbar durchsichtig wie Glas, vielleicht ein wenig verspiegelt", würden einfach nicht gedacht und schon gar nicht gesagt werden. Schon merkwürdig dieser Gedanke, oder? Ihr glaubt mir nicht? Dann geht doch hin und seht selbst, was ihr nicht werdet beschreiben können. Geht zu den stinkenden Objekten auf dem Feld, und sagt mir wie sie aussehen! Na? Waren sie rot? Oder ganz schwarz? Es tut mir leid, ich kann es euch nicht sagen, und wenn ihr wissen wollt, ob sie vielleicht hier und da ein bisschen rund sind, dann müsst ihr schon selbst hingehen. Tja, so ist das nun mal, mit Sachen, die ein klein wenig ungewohnt sind. Aber damit werden wir schon fertig. Die Zeichen in den Kornfeldern hab ich längst geschluckt! Ihr doch auch, oder? Ja? Na, dann vermute ich mal, dass ihr bereit seid für die zweite Runde. Seht sie euch an. Lasst euch Zeit, und sagt mir dann, was ihr von ihnen haltet. Oder wollt ihr mir weismachen, dass ihr euch des Erbrechens schämt? Wollt ihr mir sagen, dass ihr euch vor ein bisschen Kotze ekelt, wenn es um so wundersame Dinge geht? Nein... dieses Opfer werdet ihr bringen, das seh ich an euren Blicken. Da ist so ein bestimmter Glanz in euren Augen. Ja, ja, den kenne ich nur allzugut, und er ist ein Gemisch aus Neugierde und Unglauben. Aber dafür hab' ich mittlerweile Verständnis. Ich hab es auch nicht geglaubt, wenn ich ehrlich bin. Jetzt, nachdem ich dagewesen bin, sieht das schon ein bisschen anders aus. Wisst ihr was, ich gehe noch einmal hin. Ich hab heute noch nichts gegessen und ach, selbst wenn. Los, gebt mir eure Hand, dann gehen wir gemeinsam. Ein herrlicher Spaß wird das werden, glaubt mir. Wir werden da stehen und reihern wie keine zweiten und uns gegenseitig anschauen und grübeln und fragen und staunen. Sind die Objekte eigentlich weiß? Sind die Objekte schmal, breit, lang, kurz, rund, groß, gelb, schön, stolz, lächerlich, gesund oder gar verrucht? Und gemeinsam werden wir sagen in stimmigem Chor: "Wir haben keine Ahnung!"