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Stinkende Objekte

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24.09.2004
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Stinkende Objekte

Objekte liegen auf dem Feld. Es stinkt erbärmlich und die Leute, die daran vorbeigehen, erbrechen sich auf der Stelle und senden in Gedanken böse Worte. Was soll das? Unverschämtheit, einfach auf offenem Feld eine so große Schweinerei? Wo kommen wir denn da hin? Doch die Objekte stört es nicht, sie bleiben während der andauernden Kotzerei reglos und dadruch auf gewisse Weise mächtig liegen und vergiften die Welt mit ihren besudelten Seiten, oder waren es Rundungen? Niemand weiß, wie sie dorthin kamen, aber die Verwunderung darüber hält sich trotzdem in Grenzen und ist ungefähr bei jener anzusiedeln, die auftritt, wenn merkwürdige Formen und Zeichen in Kornfeldern auftauchen. Eigentlich ja nicht von Aliens geschaffen. Nein, doch wohl nicht, oder? Doch wer macht sich die Mühe und erarbeitet Motive und stanzt sie dann mit großer Sorgfalt und Vorsicht auf die leicht abbrechbaren Halme da rein? Woher kommt die Motivation? Naja, nun seid mal nicht so... woher kommt denn die Motivation der Maler zum Bildermalen, denkt einer fragend und die Sache ist vom Tisch. Die Objekte, da sind sich die Leute einig, sind wohl von Menschenhand sowohl dorthingelangt, als auch geschaffen. Die Variante mit den Aliens macht zwar Spaß, aber so richtig glauben mag daran niemand. Natürlich gibt es immer wieder ein paar Gläubige, wie jene meinen, zu höherer Einsicht gelangten, die ohne die Spur des geringsten Zweifels in ihrer Stimme lauthals verkünden, die Objekte seien bis auf das kleinste Detail ausgetüftelt, anschließend mit dunklen Flüchen versehen und dann von keinem anderen als von einem außerirdischen Volk genau dort auf dem Felde plaziert worden. Wann genau, das vermag keiner zu sagen, aber darüber schweigt sich die Sachlage leider auch mit allen Indizien aus, hat doch niemand auch nur was gehört oder gesehen. Jene Gläubigen scheinen entweder leidenschaftlich bei der Sache oder von großer Langeweile geplagt zu sein, weil sie in Gruppenarbeit sogar Broschüren und Informationsblätter ausarbeiten, die sie dann (in sicherem Abstand zum verstunkenen Felde) an Ständen verkaufen, die recht dilettantisch aus zweckentfremdeten Tapeziertischen zusammengeschustert wurden. Manchmal verzweifelt, ob des geringen Interesses am an den Mann zu bringenden Informationsstoff mit fadenscheinigem Wahrheitsgehalt, von Seiten der potenziellen Kunden, manchmal euphorisch gestikulierend, bald springend, schimpfend, fordernd, bald betend, weinend und ermattend. So beherzt die Alientheoretiker zu ihrem ungewöhnlichen Hobby und manchmal sogar Beruf auch stehen mögen, am Ende glaubt ihnen doch keiner, und selbst diejenigen, die beinahe überzeugt waren und manchmal die Argumentationsführung der Theoretiker einsahen und schließlich glaubten, gehen am Ende doch kopfschüttelnd davon, die sorgfältig angefertigten Broschüren und Informationsmaterialien zerreißend und auf dem Boden zertretend. Da dies so ist und auch erstmal so bleiben wird, falls nicht der Rest der Menschheit plötzlich zu jener Einsicht gelangt, wollen wir unser Augenmerk nicht weiter auf sie richten und sie bloß als zum Lachen anregende Nebenerscheinung abtun, die duch die stinkenden Objekte zwangsläufig entsteht. In diesem Fall konnte es tatsächlich nur eine Frage der Zeit sein. Vielleicht fragt sich der Leser wie die Objekte denn überhaupt aussehen. Nun ja, es hat schon einen Grund warum ich auf ihr Aussehen erst zu so fortgeschrittener Zeile zu sprechen komme, hatte ich doch, wie ich jetzt zugeben möchte, sogar überlegt den Versuch einer Beschreibung vollständig wegzulassen. Mit dem Aussehen ist es nämlich so eine Sache. In sehr ungewohnter Art verweigern sie dem Betrachter eine Beschreibung, die sich wie für einen Menschen üblich, letztenendes in Worten äußern würde. Da dies, auch nach mehrmaligem Versuchen leider nicht zu gelingen scheint, bleibt das Aussehen bis zur Stunde unbeschrieben. Jetzt wird vielleicht auch klar, warum sich die Leute nach wie vor in die Nähe der Objekte wagen, wo doch längst bekannt ist, dass man sich einem Erbrechen nicht entziehen kann, so abgehärtet man auch sein mag. Selbst die abgestupftesten Alkoholiker mit Mägen wie sie sonst nur Rinder und plumpes Mastvieh besitzen, erbrechen sich machtlos immer und immer wieder, sobald sie auf Sichtweite kommen. Aber wie es in der Welt nun einmal ist, hat jede Sache ihren Preis und wie es scheint, sind die Leute einfach bereit diesen zu zahlen. Ich meine, sind wir doch einmal ehrlich, wer würde denn nicht gerne ein unbeschreibbares Objekt bestaunen. Wär es nicht interessant zu beobachten, wie sich nicht ein einziger Satz der Bewunderung in unserern Köpfen formen würde? Nicht einmal die kleinste Beschreibung würde entstehen. Sachen wie: "Och, sieht irgendwie metallern aus. Vielleicht ein bisschen rostig, glänzend und matt zugleich. Scheinbar durchsichtig wie Glas, vielleicht ein wenig verspiegelt", würden einfach nicht gedacht und schon gar nicht gesagt werden. Schon merkwürdig dieser Gedanke, oder? Ihr glaubt mir nicht? Dann geht doch hin und seht selbst, was ihr nicht werdet beschreiben können. Geht zu den stinkenden Objekten auf dem Feld, und sagt mir wie sie aussehen! Na? Waren sie rot? Oder ganz schwarz? Es tut mir leid, ich kann es euch nicht sagen, und wenn ihr wissen wollt, ob sie vielleicht hier und da ein bisschen rund sind, dann müsst ihr schon selbst hingehen. Tja, so ist das nun mal, mit Sachen, die ein klein wenig ungewohnt sind. Aber damit werden wir schon fertig. Die Zeichen in den Kornfeldern hab ich längst geschluckt! Ihr doch auch, oder? Ja? Na, dann vermute ich mal, dass ihr bereit seid für die zweite Runde. Seht sie euch an. Lasst euch Zeit, und sagt mir dann, was ihr von ihnen haltet. Oder wollt ihr mir weismachen, dass ihr euch des Erbrechens schämt? Wollt ihr mir sagen, dass ihr euch vor ein bisschen Kotze ekelt, wenn es um so wundersame Dinge geht? Nein... dieses Opfer werdet ihr bringen, das seh ich an euren Blicken. Da ist so ein bestimmter Glanz in euren Augen. Ja, ja, den kenne ich nur allzugut, und er ist ein Gemisch aus Neugierde und Unglauben. Aber dafür hab' ich mittlerweile Verständnis. Ich hab es auch nicht geglaubt, wenn ich ehrlich bin. Jetzt, nachdem ich dagewesen bin, sieht das schon ein bisschen anders aus. Wisst ihr was, ich gehe noch einmal hin. Ich hab heute noch nichts gegessen und ach, selbst wenn. Los, gebt mir eure Hand, dann gehen wir gemeinsam. Ein herrlicher Spaß wird das werden, glaubt mir. Wir werden da stehen und reihern wie keine zweiten und uns gegenseitig anschauen und grübeln und fragen und staunen. Sind die Objekte eigentlich weiß? Sind die Objekte schmal, breit, lang, kurz, rund, groß, gelb, schön, stolz, lächerlich, gesund oder gar verrucht? Und gemeinsam werden wir sagen in stimmigem Chor: "Wir haben keine Ahnung!"

 
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Hallo Maschinenfrosch
(ich sollte mir echt irgendwo mal ne Liste mit krassen Pseudonymen anlegen)

Beinahe wäre deine Geschichten in den Untiefen des Forums versunken, und das wollen wir doch nicht :)

Zu allererst einen kleinen formalen Hinweis:
Mach da unbedingt Absätze und Freizeilen rein (am besten hinter abgeschlossenen Sinnabschnitten), sonst liest das keiner(, was womöglich der Grund für die geringe Resonanz ist).

Weiter zum nächsten. Das Gute:
Mir gefiel dein Schreibstil. Durch viele wunderbar verschachtelten aber nicht schwierig zu lesenden Sätze windest du dich reichlich wortgewand, was dir zumindest in meinen Augen einen sicheren Umgang mit dem geschriebenen Wort attestiert. Bsp:

Natürlich gibt es immer wieder ein paar Gläubige, wie jene meinen, zu höherer Einsicht gelangten, die ohne die Spur des geringsten Zweifels in ihrer Stimme lauthals verkünden, die Objekte seien bis auf das kleinste Detail ausgetüftelt, anschließend mit dunklen Flüchen versehen und dann von keinem anderen als von einem außerirdischen Volk genau dort auf dem Felde plaziert worden.
(Obwohl ich irgendwo speziell in diesem Satz noch ein "die" vermisse ;) )

Nun zu dem, was mir persönlich eher negativ aufgefallen ist:
So richtig eine Geschichte erzählst du nicht, oder? Dein Erzähler lässt sich die ganze Zeit über diese seltsamen Objekte und ihren Einfluss auf die Umgebung aus. Dabei versteigt er sich in zahlreiche Nebengedankenpfade, ohne das überhaupt etwas geschieht.
Das ist auf die Dauer recht ermüdend, und was zu Beginn noch spannend ist, nämlich die Frage, was diese Gegenstände überhaupt sind, löst sich im Laufe des Textes immer mehr auf, denn man erkennt, dass uns der Erzähler überhaupt nicht aufklären will.

So bleiben am Ende für mich auch nur ein Haufen Fragen betreffs des Inhalts und einer möglichen Deutung übrig, die mir dein Text nicht beantworten kann. Dummerweise sehe ich im großen Wust der Möglichkeiten überhaupt keinen konkreten Ansatz zur Interpretation.

Schade, kann ich nur sagen und hoffen, dass deine nächste Geschichte sich mir einfacher erschließt.


Grüße
Hagen

 

Hallo Hagen,

danke für deine Antwort! Du hast Recht: ich sollte ein paar Absätze reinbringen. Werde ich bei Gelegenheit mal ausbessern!
Zu der Geschichte muss ich sagen, dass ich sie einfach des Schreibens wegen geschrieben habe. Ein bisschen so, wie ein Loch buddeln und es dann wieder zuschütten. Danach fühlt man sich komisch und weiß auch nicht so recht, warum man es eigentlich gemacht hat, aber insgeheim ist man Erleichtert überhaupt etwas getan zu haben. So war es auch hier. Ich schmiss den ersten Satz in den Raum, und es ging los. Wenn es einen Plot oder etwas in der Art geben soll, dann vielleicht der, dass die Objekte einfach nicht beschreibbar sind. Es geht nicht. Wenn man es könnte, hätte ich sie beschrieben, aber leider ging es absolut nicht :)

Bis dann, Maschinenfrosch

 
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Ja Maschinenfrosch, (hier ein "Ach dann antworte ich halt doch"-Stöhnen einfügen ;)):

1) Die "Geschichte" wäre in Experimente wohl besser aufgehoben

2) Sag mal, empfindest du das nicht als Zeitverschwendung :shy: , einfach mal was dahin zu schreiben??? Also bei mir läuft das so:

Phase eins: Hey, das wäre doch mal eine coole Idee für ne Geschichte !!!
Dann könnte man das so und so oder vielleicht so und so ...

Phase zwei: Mensch, kann die nicht ein anderer schreiben? Oh, keiner da! :D

Phase drei: Okay, na gut, dann muss ich wohl selber ran.

Phase vier: JUHU, ich bin fertig! Posten und schaun, was die anderen sagen.

Bei dir habe ich den Eindruck, als ob du Phase 1-2 einfach übersprungen hast. ;)

Zum Inhalt: Haben die Leute schon mal was von FOTOS oder VIDEO gehört :D ??? Und nein, eine richtige Geschichte ist es eher nicht, dazu fehlt einfach ALLES, Prots, Handlung, Pointe etc. pp.

Zum Stil: Ich bin ein strikter Gegner von Schachtelsätzen, egal wie elegant sie verschachtelt wurden. Denn sie sind immer noch schwerer zu lesen als andere.

Grüüüße

Dante_1

 
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Mensch Dante,

Fotos und Videos, hah, wenn das so einfach wäre! Du weißt doch sicher was passiert, wenn sich die Leute bei The Ring fotografieren!

Hmm, also ich finde Schachtelsätze können sehr schön sein! Für ne harte Erfahrung empfehle ich Thomas Ligotti. (Besonders die Kurzgeschichte: Der Schatten, die Dunkelheit aus 1999 von Al Sarantonio Hersg.) Wirklich wunderbare schöne lange Sätze. Die Komplexität der Sätze umwebt einen wie eine Spinne, bis man mitten im Netz klebt :)
Ich weiß die frisierten Sätze wohl zu schätzen und lese sie selber gerne. Deine Ohm-Geschichte mit den Engeln hat ja genau diesen Stil. Für so knackige Sci-Fi Atmospähre ist das ja auch wunderbar. Aber William Gibson pumpt auch so manche Monstersätze die dir ein Techfeeling herträumen, dass es dir kalt den Rücken runterlauft! O ja.

Naja, manchmal schreib ich verschachtelt, manchmal nicht (Die Axt zb.)

Gruß, Maschinenfrosch

 

Ich kritisiere ausnahmsweise mal nur einen Satz: den ersten.

Sorry, ich kann mir unter futuristischen Objekten nichts vorstellen. D.h. natürlich kann ich das, aber das ist einfach eine überaus allgemeine Bezeichnung. Es könnten Laserpistolen sein, Photonenphasenmodulatoren oder Konwirsels.

Anders gesagt: show, don't tell.

 

Hallo Uwe,

ich habe das erste Wort rausgenommen. Jetzt liegen da nur noch Objekte. Ist ja auch viel besser, weil man sie eh nicht beschreiben kann und futuristisch wäre ja schon eine Beschreibung. Manchmal kann mans sich leicht machen.

Gruß,Marlo

 

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