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tätowiert

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08.01.2002
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tätowiert

Als sie das Ende herannahen fühlte, bat sie ihn, ihr eine Tätowierung auszusuchen.
Er war noch so voller Liebe für sie, so arglos in seiner Zuneigung. So war es immer.
Nur sie sah das Verborgene.
Sie blickte in die Finsternis und wusste, dass es bald soweit war.
"Wieso?" fragte er, "dein Körper ist doch schon übersät mit Tattoos. Wozu willst du noch eines?"
"Um nicht zu vergessen",antwortete sie und befürchtete, er würde es nicht verstehen.
"Um was nicht zu vergessen?" hakte er nach.
"Deine Liebe", sie hoffte, er würde nicht weiterfragen.
"Aber da ist kaum noch Platz auf deinem Körper. Und ausserdem finde ich es vermessen, dass ich es auswählen soll. Was ist, wenn es dir nicht gefällt?"
"Mach dir darum keine Sorgen" und sie schloss die Augen als sie hörte, wie er sich nach einigem Zögern an den Tätowierer wandte:
"Gut, dann wähle ich dieses Motiv, es soll hier an diese Stelle."
Nachts stand sie vor dem Spiegel und betrachtete den Rosenregen auf ihrem Rücken und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

 

Hallo Neuling ;) Dominique,

eigentlich hast du völlig Recht, wenn es für dich eher wie das Ende einer Geschichte wirkt. Auch wenn im Prinzip etwas geschieht in meinem Text, so ist er doch eher ein Teil,ein Gedankenfetzen als eine solide angelegte Geschichte. Trotzdem hab ich mir bei diesem kleinen Text mehr gedacht, als bei mancher meiner Geschichten. Aber du hast deine Kritik ja keineswegs so geschrieben, dass ich mich nun rechtfertigen müßte.
Hab Dank für deine Aufmerksamkeit.

Lieben Gruß
lakita


Hallo mod,

auch dir lieben Dank für deine aufmunternden Worte.
Mir geht es mit vielen Geschichten ähnlich: vor mir haben schon alle überwiegend das gesagt und ausgearbeitet, was mir auch zu der Geschichte einfiele und es nochmals mit eigenen Worten wiederholen, wäre zwar möglich und schön, aber auch überflüssig zugleich.

Dir auch lieben Gruß
lakita

 

Moin Iakita

Die Geschichte ist wie ich fiende rundum gelungen.
Man hätte sie in dieser länge nicht besser schreiben können. Das Ende ist auch gut gewählt,so bleibt nähmlich die Frage offen ob sie vor rührung oder ablenung (gegenüber des Tatoos) weint.

In diesem Sinne

Tschüß Nico

 

Moin Nico,

danke für deine lobende Kritik!
Ich freue mich, dass dich das offene Ende zum Nachdenken inspiriert.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Jo oder so,

gute Frage! :)

Ich denke, wenn kein Platz mehr auf der Haut ist, um noch ein Tatoo unterzubringen, wird die Protagonistin sterben. Sie hätte dann keinen Raum mehr, weitere Lebenserfahrungen zu machen, weil alles sozusagen "beschrieben" ist.

Aber da kann man als Leser sehr wohl anderer Meinung sein. Der Text ist offen gehalten für unterschiedliche Deutungen.

Deine weitere Frage ist auch nicht so einfach mit Ja oder Nein zu beantworten. Die Protagonistin lässt sich auf jeden Fall Erinnerungen tätowieren. Das Tätowieren selbst ist ein leicht schmerzhafter Vorgang. In meinem Text gehen die Tatoos ja auch einher mit der Trennung vom anderen, mit dem Abschied.
Man könnte es aber auch so verstehen, dass jeder Mensch bei einem anderen Spuren hinterlässt, mal mehr mal weniger deutliche.
Wir sprechen ja häufig von Narben, die wir bekommen. Etwas geht unter die Haut. Wenn die Narben sichtbar werden oder wie in dieser winzigen Geschichte die Tatoos fertig entstanden sind, dann erkennt die Protagonistin, dass die Beziehung, die Begegnung mit dem anderen beendet ist, denn sie hat nur noch diese Spuren hinterlassen auf der Haut.
Aber lasse dich bitte nicht durch meine Gedankengänge einengen. Ich möchte dem Leser keine allgemeingültige einzige Deutung des Textes abpressen. Jeder mag das darin sehen, was er mag.

Lieben Gruß und lieben Dank

lakita

 

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