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Tad Williams: Otherland

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Tad Williams: Otherland

Band 1: Stadt der goldenen Schatten
Band 2: Fluss aus blauem Feuer
Band 3: Berg aus schwarzem Glas
Band 4: Meer des silbernen Lichts


In diesem vierbändigem Werk nutzen die Menschen ein Internet ("Netz" genannt), welches sie virtuell betreten können, indem sie sich über eine Neurokanüle direkt die Daten ins Gehirn speisen lassen. Eingaben werden mittels Handbewegungen getätigt. In diesen virtuellen Welten können die Menschen chatten, in Rollenspielwelten eintauchen oder sogar Szenarien des eigenen Todes erleben.
Doch irgendwo, tief versteckt, existiert ein Zugang zu dem Otherland oder Anderland genannten

Netzwerk, welches so leistungsstark ist, dass es für die Besucher wie eine neue Realität erscheint.
Welche Verbindung besteht zwischen diesem geheimen Projekt und der Tatsache, dass Kinder überall auf der Welt ins Koma fallen, während sie das Netz erforschen?

Die Handlung ist auf mehrere Stränge aufgeteilt, deren Hauptpersonen sich manchmal begegnen, zusammen ein paar Abenteuer erleben und wieder getrennt werden. Haupt-Hauptperson ist Irene, kurz Renie genannt, eine Dozentin für virtuelle Technologien. Als ihr Bruder selbst in dieses mysteriöse Koma fällt, setzt sie alles daran, um herauszufinden, wer und was dahinter steckt. Ihr zur Seite steht !Xabbu, ein junger Buschmann, der sowohl seine überlieferten Traditionen als auch Erfahrungen mit den virtuellen Welten in sich vereint. Möglicherweise ist er der letzte, der mit den alten Traditionen aufgewachsen ist und träumt davon, diese zumindest virtuell zu erhalten. Renies Vater hat den Tod seiner Frau nicht verkraftet und ist seitdem alkoholabhängig und nicht immer eine große Hilfe, hält jedoch stets zu seiner Tochter.

Hinzu kommen weitere Handlungsstränge, wie der des jungen Orlando Gardiner, der in der virtuellen Spielwelt von Mittland seinen Charakter Thargor verliert, als er das Bild einer real erscheinenden Stadt sieht und dabei von einem Skelett getötet wird. Auch er setzt alles daran zu erfahren, was es damit auf sich hat.

Wenn man sich erstmal bewusst ist, was in den virtuellen Welten möglich ist, wundert man sich als Leser auch nicht mehr, über altägyptische Gottheiten zu lesen, die eine Konferenz abhalten, oder über Paul Jonas, der von einem Schloss in den Wolken in eine Art Schachwelt stolpert, auf den Mars und in die Steinzeit, immer von einer geheimnisvollen Frau geleitet, die ihm manchmal erscheint.

Außerdem darf man Dread nicht vergessen, einem kaltblütigen Killer, der in seiner Freizeit auf "Frauenjagd" geht und dem "Alten Mann" dient. Seine Grausamkeit erzeugt Grauen beim Leser, der froh ist, wenn er "nur" der Leser ist. Da ist man fast schon froh, dass TW die gewaltätigsten Stellen äußerst geschickt ausblendet, damit man sich beim Lesen nicht ekelt.

Ab dem zweiten Band scheinen noch willkürlich weitere Personen hinzu zu kommen, wie der älteren Olga Pirofsky, die die Stimmen von Kindern hört oder Dulcinea Anwin, einer Computerspezialistin und Hackerin, doch alle diese Stränge führen am Ende zusammen und sind für das Ende bedeutsam.


Den Leser verschlägt es schließlich zusammen mit mehreren der Hauptpersonen durch das Otherland-Netzwerk und gelangt in Welten, die er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hat: Von einer Welt, die von gigantischen Insekten bewohnt wird, bis zu einer Comicumgebung, von einer gigantischen Hauswelt bis zu "Aerodromien", wo für die Besucher der Traum vom Fliegen wahr wird, außerdem darf man das antike Griechenland nicht vergessen, wo Odysseus auf Penelope trifft und Archilles versucht, Troja zu erobern. Es gibt so unglaublich viel zu entdecken!
Zwischendurch zittert der Leser um Renie und !Xabbu, deren wirklicher Körper hilflos in einem geheimen Militärstützpunkt liegt, der nicht so vergessen scheint, wie er zuerst den Eindruck machte und von einer brutalen Bande belagert wird.
Dann wieder fürchtet man um die virtuelle Gruppe, in die sich der Killer Dread eingeschlichen hat und mordlustig auf eine Gelegenheit wartet, seine Triebe zu befriedigen.

Das Ende möchte ich nicht verraten, nur so viel: Man spürt es beim Lesen deutlich, als befände man sich auf einer Zielgeraden, und doch passiert noch so unendlich viel, bevor man den vierten Band hinlegen kann und sich freuen, dass man es geschafft hat. Und es ist eine große Erleichterung, dass wirklich alles, alles bis zum Ende aufgeklärt wird.


An allen vier Bänden hab ich einige Monate gelesen, denn anhand meiner Zusammenfassung merkt man schon: Sie sind unglaublich dick und es steht so unglaublich viel drin! Otherland ist mitreißend, man kann selbst in die vielen, unterschiedlichen Welten eintauchen und das Leben um sich herum vergessen. Die Geschichte ist fesselnd und beschäftigt einen, auch wenn man gerade nicht drin liest.

Ich kann die Bücher jedem empfehlen, der gerne viel liest, sich an die Bücher heranzuwagen. Liest man von Renie, sehnt man sich danach zu erfahren, wie es Paul weiter ergeht, und ist man bei ihm angelangt, sorgt man sich um Christabel, möchte gleichzeitig mehr über die Götter erfahren und sich doch lieber mit Orlando seinen Aufgaben stellen.

Also: Mein Tipp für lange Zugfahren. :thumbsup:

 

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