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Tatort: Hecke

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30.05.2004
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Tatort: Hecke

Tatort Hecke
(by Hesine 2004)

„Als nächstes Müller gegen Meyer. Das könnte hart werden...“, brummelte der Gerichtsdiener und legte dem Richter die Akte vor.
„Ein Nachbarschaftsstreit, was soll daran so schlimm sein?“, fragte der Richter und trank einen Schluck heißen Kaffee woran er sich leicht den Gaumen verbrühte.
.“Tja... beide Parteien sind ziemlich stur, wissen Sie Herr Richter?“, entgegnete der Gerichtsdiener und zog unwillkürlich eine Grimasse.
„Stur sind alle wenn es um Nachbarschaftsreibereien geht, das wissen wir doch!“, wiegelte der Richter ab und beschloß entgegen seiner Angewohnheit seine Tasse mit Kaffee mit in den Gerichtssaal zu nehmen. Er hasste diese kleinen Reibereien die so ausarteten daß sie in seinem Gerichtssaal endeten, viel zu viel unnütz vergeudete Energie wenn man ihn nach seiner Meinung fragte. Wenn es nach ihm ginge sollten alle Nachbarn die sich nicht leiden können so hohe Zäune ziehen daß sie sich nicht mehr sehen mußten.
Als er den Saal betrat seufzte er innerlich: ein jüngeres und ein älteres Ehepaar begleitet von ihren bleichnasigen Anwälten erwarteten ihn und er legte die Akte etwas zu schwungvoll auf seinem Tisch ab, mit der anderen Hand die Tasse balancierend.
„Guten Morgen die Herrschaften.“, begrüßte er die Anwesenden und setzte sich auf seinen Sessel. Er setzte seine Lesebrille auf und überflog die Klageschrift: „Körperverletzung, Sachbeschädigung, unbefugtes Betreten von Privatgelände, Beleidigung, üble Nachrede, Lärmbelästigung, etc.pp. Da kommt ja ganz schön was zusammen. Wer möchte beginnen?“
Der Anwalt des älteren Ehepaares erhob sich schüchtern: „Ich vertrete Herrn und Frau Meyer. Wir würden gern beginnen, wenn es recht ist...“
Dem Ehepaar Müller war das gar nicht so recht, doch ihr Anwalt schaffte es sie nach einigem Rumoren zu beruhigen. Die linke Augenbraue des Richters zuckte kurz in die Höhe und ihm schwante Übles.
„Alles begann im Frühjahr nach dem Einzug der Familie Müller in das Nachbarhaus meiner Mandanten,“, begannt der Anwalt des Ehepaars Meyer und räusperte sich, „damals bemerkte meine Mandantin zum ersten Mal, daß unter der Hecke, die beide Grundstücke von einander trennt, vermehrt Unkraut wuchs.“
„Die tut gerade so als hätte sie noch nie eine Brennessel im Garten gehabt!“, unterbrach Frau Müller und der Richter seufzte.
„Ich hatte nie in meinem Garten Unkraut bis Sie einzogen, junge Frau!“, verteidigte sich Frau Meyer und der Richter bat um Ruhe.
Der Anwalt des Ehepaares Meyer atmete tief durch und fuhr fort: „Außerdem war zu bemerken, daß die neuen Nachbarn sich nur wenig um ihren Garten kümmerten und das Anwesen immer weiter verkrautete...“
„Na was? Im Gegensatz zu diesen Frührentnern müssen meine Frau und ich ja schließlich auch noch arbeiten!“, rief Herr Müller aus und Herr Meyer rief ebenso laut: „Ich habe über 40 Jahre meine Familie versorgt und trotzdem immer einen gepflegten Garten gehabt!“
„Ach ja? Dann haben Sie also früher auch schon vier Mal in der Woche Ihren Rasen gemäht, ja? Und wahrscheinlich auch schon damals mit diesem Vorkriegsmodell von Rasenmäher!“, schrie Frau Müller und wedelte mit einem Stück Papier herum.
„Ruhe!“, grollte der Richter, „Ich will wissen, was geschehen ist, und zwar von Anfang an! Das Wort hat der Vertreter des Ehepaars Meyer!“
Der bleiche Anwalt schluckte: „Meine Mandantin sprach daraufhin Frau Müller ein paar Wochen später an und wurde den Worten ‚in der analen Phase steckengebliebene alte Schachtel‘ beschimpft.“
Frau Meyer nickte bei diesen Worten grimmig wohingegen Frau Müller zornesrot anlief und Herr Müller ihr nach einem Blick auf den Richter den Mund zuhielt.
„Meine Mandanten waren über dieses Verhalten ziemlich schockiert und so beschlossen sie, dem Problem selbst Herr zu werden und setzten milde Herbizide gegen das Unkraut an der Hecke ein.“, schilderte der Anwalt des älteren Ehepaares den weiteren Verlauf der Geschehnisse, während Herr und Frau Müller von ihrem Anwalt besänftigt werden mußten. „So blieb es bis zum Herbst, als es Zeit wurde die damals zwei Meter hohe Hecke zu schneiden und meine Mandanten einen Gärtner dazu bestellten, der diese Arbeit für sie übernehmen sollte. Völlig unverständlich war es, daß Herr Müller den Gärtner unter Androhung von Gewalt an dieser Arbeit hinderte wodurch meinen Mandanten ein zwar kleiner aber immerhin doch nennenswerter finanzieller Schaden zugefügt wurde, da der Gärtner unvollrichteter Dinge wieder gehen mußte aber trotzdem auf Bezahlung seiner Arbeitszeit bestand.“
„Völlig unverständlich?“, platzte es aus Herrn Müller heraus und nun war es an seiner Frau, IHM den Mund zuzuhalten.
Der Anwalt der Meyers fuhr fort: „Es muß dabei gesagt werden, daß der beauftragte Gärtner zum Schneiden der Hecke auf das Grundstück der Familie Müller mußte, was aber mit deren Vormietern nie ein Grund zur Diskussion gab. Außerdem hatten sich meine Mandanten den ganzen Sommer über sehr generös Verhalten, wenn man mal beachtet, daß Familie Müller regelmäßig am Wochenende Grillparties veranstaltet hat und auch sonst recht laut ist.“
Letzteres wurde durch erboste Zwischenrufe der Müllers bestätigt. Der Richter schüttelte den Kopf und bat erneut um Ruhe. „Vielleicht sollte die Partei Müller sich erst einmal zu den Geschehnissen äußern damit wir vielleicht etwas gemäßigter fortfahren können! Ich erteile hiermit das Wort dem Anwalt der Familie Müller.“, sagte er und versuchte verstohlen einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse zu trinken.
Der Anwalt der Familie Müller hüstelte kurz und der Richter stellte seine Tasse wieder ab. „Um gleich die Sache mit der ‚analen Phase‘ zu entkräften: Frau Meyer sprach meine Mandantin mitten im einzigen Supermarkt des Ortes in dem beide Parteien wohnen an, als diese gerade mit ihren drei kleinen Kindern beim Einkaufen war. Sie fragte, ob Frau Müller es sich nicht zum Hobby machen könnte ihren Garten von dem mannshohen Unkraut zu befreien anstatt sich von ihrem Mann noch weitere Kinder machen zu lassen.“
„Das ist eine infame Lüge!“, warf Frau Meyer ein und ihr Gesicht glühte rot. Ein scharfer Blick des Richters ließ sie allerdings verstummen.
„Außerdem, wie mein Mandant ja bereits andeutete, besitzt das Ehepaar Meyer eine recht strenge Auffassung von einem gepflegten Garten, der Berufstätige gar nicht nachkommen können. Denn auch meine Mandantin geht einer Beschäftigung nach während ihre Kinder in der Schule sind.“, fügte der Anwalt der Müllers hinzu und diese nickten zornig.
„Die ‚milden Herbizide‘, vergessen Sie die Herbizide nicht!“, erinnerte Frau Müller ihren Anwalt und dieser nickte nun seinerseits: „Ja, gewiss. Die Herbizide. Ehepaar Müller hat zugegeben, daß sie Herbizide gegen das angeblich von der Gartenseite meiner Mandanten rüber wuchernde Unkraut eingesetzt zu haben. Allerdings spritzten sie damit nicht nur unter der Hecke sondern auch dahinter auf den Rasen meiner Mandanten. Und am 20. Juni nicht nur auf den Rasen sondern auch auf die Meerschweinchen der jüngsten Tochter, die an der Hecke ein Auslaufgitter hatten. Beide Meerschweinchen starben einen qualvollen Tod.“
„Die Viecher können an sonst was verreckt sein!“, rief Herr Meyer dazwischen und Frau Müller gab einen unartikulierten Schrei von sich, während der Richter kopfschüttelnd auf die Uhr schaute.
Nachdem wieder etwas Ruhe eingekehrt war fuhr der Anwalt der Familie Müller fort: „Das Ehepaar Meyer beschuldigt meine Mandanten, regelmäßige Feiern im Garten abgehalten zu haben. Tatsächlich gab es allerdings nur eine Grillparty und diese hat Herr Meyer durch den Einsatz seines Rasenmähers empfindlich gestört. Wie sie anhand dieser Lautstärkemessung ersehen können“, der Anwalt präsentierte dem Richter das Blatt Papier, mit dem Frau Müller vorhin schon gewedelt hatte, „beträgt die Lärmbelästigung durch diesen Rasenmäher durchschnittlich 87 Dezibel. Das ist lauter als in manchen Wohngebieten der Fluglärm unterhalb von Einflugschneisen ist!“
Nun mischte sich der Anwalt des Ehepaares Meyer ein: „Moment, wir haben auch eine Lärmmessung durchführen lassen und kamen auf fast 80 Dezibel Spiellärm von den Kindern!“
Ein weiteres Stück Papier wurde dem Richter vorgelegt der sich gerade ganz dringend in seinen eigenen Garten wünschte. „Kinder sind nun einmal lauter. Ich fände es eher bedenklich, wenn Kinder zu still wären. In einem Land in den Kollegen von mir bereits Hähnen das Krähen verboten haben werden Sie mich gewiss nicht dazu bekommen, auch noch Kindern das Spielen an der frischen Luft zu verbieten!“, erklärte der Richter und drückte dem Anwalt der Meyers deren Lärmmessung zurück in die Hand. „Was diesen Rasenmäher angeht... ich habe keine Richtwerte im Kopf wie laut ein Rasenmäher sein darf, aber das läßt sich leicht nachschlagen!“ Er winkte dem Gerichtsdiener und flüsterte diesem etwas ins Ohr, woraufhin dieser den Saal verließ. „Und wie war das nun mit dem Gärtner?“, fragte der Richter und seufzte innerlich.
Der Anwalt der Familie Müller warf sich in Positur: „Der vom Ehepaar Meyer engagierte Gärtner betrat nicht nur ohne Ankündigung das Anwesen meiner Mandanten, er beschädigte auch noch die Bepflanzung und schnitt wild in den Büschen herum. Als Herr Müller ihn stoppte erklärte der Gärtner, daß seine Auftraggeber ihn angewiesen hätten, die Büsche meiner Mandanten auf Höhe der Hecke zurück zu schneiden, da sich dies so gehören würde. Die Androhung von Gewalt kam zuerst von Seiten des Gärtners, der mit seiner elektrischen Heckenschere auf meinen Mandanten losging. Mein Mandant verteidigte sich bloß mit Hilfe einer Schaufel!“
„Das ist nicht wahr!“, riefen die Meyers und der Richter atmete tief durch: „Und was geschah dann?“
Nun schaltete sich der Anwalt der Meyers ein: „Wenn ich fortfahren dürfte?“ Der Richter nickte nach einem Blick auf den schamesrot glühenden Anwalt der Müllers.
„Familie Müller beschädigte daraufhin die Hecke meiner Mandanten. Wobei beschädigen nicht das richtige Wort ist. Vernichten trifft es eher!“, erklärte der Anwalt und Herr und Frau Meyer nickten zustimmend, „Es handelte sich bei der Hecke um eine aus Haselsträuchern die bekanntlich etwas höher wachsen als knöchelhoch. Aber zu genau dieser Höhe stutzte Herr Müller diese zurück!“
„Das stimmt nicht! Wadenhoch, nicht knöchelhoch!“, rief Frau Müller dazwischen und der Richter klopfte mit unterdrückter Wut auf seinen Tisch: „RUHE! Könnte mir bitte jemand erklären wie es zu dieser neuen Heckenfrisur gekommen ist?“
„Die haben einfach ein paar Mini-Buchsbäume als Hecke gepflanzt und behauptet, unsere Hecke müsse mit der Höhe ihrer Hecke abschließen!“, erboste sich Herr Meyer und griff sich ans Herz, „Die wollen mich umbringen!“, setzte er noch hinzu und atmete japsend.
Der Richter jedoch konnte sich eines Grinsens nicht erwehren: „Nun, das nennt man Rache! Keine kluge Form davon aber es sind Ihre eigenen Mittel gewesen Herr Meyer, die da gegen Sie eingesetzt wurden. Ich frage mich nur woher jemand das Recht nimmt die Höhe der Begrünung seiner Nachbarn anhand seiner eigenen Hecke zu bestimmen.“
Herr Meyer gab seine Herzattackenvorstellung auf und setzte sich wieder ordentlich auf seinen Platz, während Familie Müller höhnisch lachte.
Dem Richter war allerdings nicht nach Lachen zumute: „Ich nehme an die Körperverletzungen sind das Resultat der Diskussion um die neue Heckenhöhe gewesen. Wissen Sie was? Sie sind so ziemlich die schlimmsten Nachbarn die ich jemals hier erlebt habe!“

Das Urteil, daß der Richter dann fällte gefiel keinem der Anwesenden, auch nicht den Anwälten, die ihre Mandanten noch in die Revision begleiten mußten. Aber seitdem steht in einem kleinen Vorort einer mittelgroßen Stadt in einem etwas größeren Land eine Betonmauer, zweieinhalb Meter hoch, dreissig Zentimeter dick und völlig unansehnlich. Bis das Berufungsverfahren durch ist, ist es keiner Partei gestattet, sich der Mauer auf einen Meter zu nähern.
Und der Rasenmäher der Meyers wanderte in die Schrottpresse. Herr Meyer hat jetzt einen neuen Rasenmäher, der wesentlich leiser ist. Aber dafür mäht er nun jeden Tag und niemand kann etwas dagegen unternehmen.
Obwohl sich die Schmidts, die auf der anderen Seite neben den Meyers wohnen, schon einen Anwalt genommen haben, so heißt es...

ENDE


(A/N: Bevor jemand behauptet, ich würde überteiben: meine Nachbarn sind wirklich genau so! Besonders das mit der Höhe der Hecke als Maßstab für meine Büsche ist kein Witz sondern deren bitterer Ernst. Alles andere hingegen ist jedoch (noch) Phantasie...)

 

Deine "Kritik" gibt mir ernsthaft zu denken...

... wenn das also "normal" ist, wo ist dann die Realsatire?

Müssen wir uns alle so verhalten wie die "Höllischen Nachbarn" oder zeugt das nicht viel mehr vom Untergang der Manieren und des Wissens um die Grenzen des anderen?

Doch, das gibt mir zu denken...

 

Hi,
Gute KG, passt aber eher in den Alltag.
Ich kenn das Problem. Ich wohn genau zwischen zwei höllischen Nachbarn. Und mit der einen Streiten wir uns schon seit drei Jahren, vielleicht gehts ja auch mal vor Gericht.

Schöne Grüße

 

Hallo Hesine,

nein, es ist leider keine Satire, und leider auch keine Realsatire nach meinem Dafürhalten, bin aber gerne bereit, mit jedem darüber zu diskutieren und mich auch eines Besseren belehren zu lassen.

Eine Realsatire, um zwei Beispiele zu bringen wäre dies hier:

Christlich-abendländisch

Hatten Sie übrigens Zweifel an der Möglichkeit der unbefleckten Empfängnis? Müssen sie nicht mehr haben. Ein hessischer Richter hat einer Frau diese Möglichkeit ausdrücklich zugestanden und damit die Forderung ihres Ex-Mannes, der seine Unterhaltszahlungen zurückerstattet haben wollte, abgelehnt. Was war passiert? Der Mann hatte erfahren, dass sein Kind gar nicht von ihm stammte, das ergab auch ein DNA-Test. Die untreue Gattin erklärte dem Gericht daraufhin, sie habe lediglich mit einem Herrn im Bett herumgeknutscht. Das Urteil des Richters: "wissenschaftlich sei eine unbefleckte Empfängnis nicht auszuschließen, schließlich beruhe das ganze christliche Abendland auf dem Phänomen der jungfräulichen Geburt". Wie Bibelfest der Ex-Mann ist, ließ sich nicht recherchieren.

Schlußtext der ZDF-Sendung 'ML Mona Lisa' vom 10.09.00


Oder dies hier

http://www.crumschter.de/cartoon.htm


Deine Geschichte ist eine Alltagsgeschichte mit durchaus realsatirischen Elementen, das sprech ich dir nicht ab, aber es bleibt eine Alltagsgeschichte, denn eine Realsatire wäre pointierter, geraffter und wesentlich deutlicher im Sachverhalt.

Deine Geschichte plätschert als Nachbarstreit wie es ihn in seinen tausend Ausprägungen täglich hunderte Male in Deutschland gibt, daher. Zwar beschreibst du das alles recht launig und auch durchaus gut lesbar, aber es passiert wirklich nichts, was den Leser erstaunt.
Im Gegenteil, ich war zwischendrin versucht, schneller zu lesen, weil mich nicht jedes Detail interessierte und mich obendrein die ganze Aufmachung der Gerichtsverhandlung an das königlich bayerische Amtsgericht erinnerte und von mir aus auch an alle anderen Gerichtssendungen.
Nun mag es eine Berufskrankheit meinerseits sein, aber so wie du es beschrieben hast, laufen Gerichtsverhandlungen nur im Film ab, denn immerhin sind die Beteiligten, denen die Verhandlung nahegebracht werden soll, ja die Zuschauer.
Die jedoch haben die Akten nicht studiert, kennen die Schriftsätze nicht und wissen ja noch nichts vom Sachverhalt.
Aus diesem Grunde stehen diese Fernsehveranstaltungen unter dem Motto, dass erstmal der volle Sachverhalt unterbreitet werden muss, um den Leser "ins Bild" zu setzen.
Das ist dir zwar wirklich gut gelungen, mein Kompliment, aber halt nicht mal ansatzweise die Realität. In der Realität benötigen solche Verhandlungen im Schnitt ne Viertelstunde und der Zuhörer, der im Gerichtssaal anwesend ist, würde nachher nicht wissen, um was es eigentlich genau ging.
Insoweit handelt es sich schon mal nicht um eine Realsatire, wenn auch gewiss manches zwischen den Nachbarn so passiert sein dürfte, das bezweifele ich keine Sekunde.

Darüber hinaus ist es so, dass ein derartiges Gerichtsurteil ín der Tragweite, wie du es da beschrieben hast, nicht in Deutschland ergehen würde.
Wir haben hier immer noch die sog. Parteimaxime und das heißt, nur dasjenige, was auch beantragt wurde, wird zugesprochen und nicht MEHR! (allerdings, wenn man den Prozess verliert, weniger ;) ). Es wird zwar nicht ganz klar, was genau die Parteien beantragt haben, eigentlich wird noch nicht mal klar, was für ein Gericht da verurteilt, denn es könnte anstelle des von mir jetzt unterstellten Zivilgerichts auch das Strafgericht sein, aber ein Strafgericht würde garantiert zu keinem Mauerbau verurteilen.
Auch insoweit weichst du erheblich von der Realität ab und vernichtest damit die Möglichkeit der Realsatire.

Wichtig erscheint mir jedoch noch etwas ganz anderes im Zusammenhang mit der Realsatire und gerade deshalb habe ich die beiden Beispiele vorweg gestellt:

wenn du dich schon eines real passierten Sachverhalts bedienst, also im Grunde dem Leser etwas Alltägliches zumutest, so halte ich es fast für Pflicht, nach einem überraschenden oder innovativem Plot zu suchen.

Die Realsatire wirkt langweilig, wenn sie Alltägliches trocken realgetreu wiederspiegelt, sie wirkt spritzig, wenn sie pointiert auf das verzerrte Verhalten des Bürgers schielt und dem Leser diesen Spiegel vorhält.

Das ist dir leider nicht gelungen, weil das, was deine Protagonisten von sich geben, was sie tun mich nicht konfrontiert, mich auch nicht amüsiert oder überrascht, es bleibt nichts zurück als die Frage: und nun?

Tut mir leid, dass ich an dieser Geschichte, mit der du dir gewiss sehr viel Mühe gegeben hast, so rummäkele, aber ich kann nicht anders.
Eine Satire, ob klassische Satire, Realsatire oder Parodie zu schreiben, ist verdammt schwer, also gib den Mut nicht auf!
Nur am Rande möchte ich erwähnen, dass mir in den ersten Sätzen aufgefallen war, dass du kaum Kommas verwendest. *tütekommasverschenk*

Lieben Gruß
lakita

 

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