Was ist neu

Theaterpause

Mitglied
Beitritt
20.02.2004
Beiträge
12
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Theaterpause

Sie sah ihn verstohlen an. Er hatte sein Hemd ausgezogen und achtlos fallen gelassen. Schnell musste es gehen, ihnen blieben nur wenige Minuten zum Umziehen, dann standen sie wieder für die nächste Szene auf der Bühne.

Mike hatte Mühe, seine Schuhe auszuziehen. Das gab ihr die Gelegenheit, ihn zu betrachten. Was sie sah, war makellos in ihren Augen: die breiten Schultern, die muskulösen Arme, der wohlgeformte Brustkorb, an den sich ein flacher Bauch anschloss. Während er sich hinab beugte und mit seinen Schuhen kämpfte, zeichneten sich sanfte Wellen auf seinem Bauch ab.

Sie selber hatte die losen Strümpfe bereits befestigt und musste nur noch ihr Kleid überziehen. Gerade wollte sie danach greifen, als Mike seine Hose aufknöpfte. Wortlos ließ sie das Kleid fallen und trat an ihn heran. Er sah sie leicht gehetzt an und wollte etwas sagen, sie wahrscheinlich zur Eile mahnen. Doch sie legte einen Finger auf seinen Mund und bedeutete ihm zu schweigen.

Mit dem Mund näherte sie sich seinem Nacken und atmete seinen Duft, eine Mischung aus Aftershave und Schweiß, tief ein. Ihre Hände wanderten über seinen Körper und prägten sich ein, wie er sich anfühlte, spürten die zarte Haut an seinem Genick, die Wölbungen seiner Muskeln. Langsam streichelte sie tiefer über seinen Rücken und seinen straffen Po.

Ihr Blick suchte den seinen und sie las darin Verwirrung und Erregung gleichermaßen. Sie merkte, dass sie nicht zögern durfte. Dieser Augenblick würde so schnell nicht wiederkommen. Noch einmal streichelten ihre Hände seine Brust und wanderten tiefer, während sie sich auf die Knie sinken ließ.

Flink zog sie Mikes Jeans hinunter und ließ ihre Hände spielerisch über die Wölbung unter seiner Shorts gleiten. Dass es ihm gefiel, war nicht zu übersehen, bot die Shorts doch kaum noch ausreichend Platz für seine Erektion. Als sie auch diese hinunter zog, merkte sie, dass seine Beine anfingen zu zittern. Spielerisch ließ sie ihre Finger über seinen harten Schwanz wandern. Er sah gut aus und fühlte sich auch so an.

Der Druck ihrer Finger verstärkte sich und ihre Bewegungen wurden mal schneller, mal langsamer. Sie sah nicht sein Gesicht, doch sein Stöhnen sagte ihr, dass es ihm ausgesprochen gut gefiel. Seine Hände strichen über ihre Haare und übten sanften Druck aus. Wohl wissend, was Mike begehrte, öffnete sie ihre Lippen und erwartete seine Männlichkeit, während sie mit beiden Händen seinen Po streichelte.

Sie stellte ihm ihren Mund zur Verfügung, gab sich ganz dem Rhythmus seiner Hüften hin. Nur mit ihren Lippen übte sie unterschiedlichen Druck aus. Seine Hände hatten ihren Kopf umschlossen und hielten ihn fest. Es erregte sie maßlos, ganz seiner Lust ausgeliefert zu sein. Seine Bewegungen wurden immer schneller und sein Stöhnen immer lauter. Sie kam in dem Moment, als er sich in ihren Mund ergoss. Seine Bauchmuskeln vibrierten und seine Knie gaben kurz nach.

Mike ließ sich zu Boden sinken und sah sie schwer atmend an.
"Meine Güte, was war das?" fragte er.
"Ich wollte dir bei deinen Schuhen helfen", flüsterte sie. Beide lachten. Der Pausengong ertönte. Sie sahen sich noch einmal verstehend in die Augen und machten sich fertig für den Auftritt. Ihr Publikum wartete auf sie.

 

Hallo Blue Velvet,

herzlich willkommen bei Kurzgeschichten.de.
Deine Geschichte ist erotisch und gefällt mir. Als ehemaliger Schauspieler weiß ich zwar nicht, ob man zu so einer Nummer tatsächlich die Lust hätte zwischen zwei Auftritten, aber das kommt ja auch uafs Stück und auf den Typen an. ;) Jedenfalls ist es eine schöne Fantasie.
Zu bemängeln habe ich nur den zweimaligen Gebrauch des Wortes Schwanz kurz hintereinander. Da fällt dir für den einen aber bestimmt noch ein anderes Wort ein. Gibt ja genug davon. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,

vielen Dank für dein Willkommen und dein Lob. Dies ist mein "erstes Mal", sprich ich habe zum ersten Mal eine Geschichte "veröffentlich". Deswegen freut es mich doppelt, dass die erste Reaktion dazu ein Lob ist. :)
Den doppelten Schwanz habe ich geändert. ;)
Danke für die Anregung.

Liebe Grüsse
Blue Velvet

 

Hallo Blue Velvet,

meine Meinung zur "Theaterpause" kennst du ja schon länger: eine Geschichte von null auf hundert, kein überflüssiges Wort, die inneren Bilder, die von der Geschichte hervorgerufen werden, sprechen für sich in ihrer Intensität. Eine Geschichte, die den Vorsatz zum Leben im Hier und Jetzt lebendig werden lässt.

Chica

 

Hallo Blue Velvet,

Mir hat deine Geschichte auch sehr gut gefallen;) .

Was mir auffiel, aber bis jetzt noch nicht zur Diskussion stand, das ist die zweimalige Verwendung des Wortes 'spielerisch' sehr kurz hintereinander:

Flink zog sie Mikes Jeans hinunter und ließ ihre Hände spielerischüber die Wölbung unter seiner Shorts gleiten. Dass es ihm gefiel, war nicht zu übersehen, bot die Shorts doch kaum noch ausreichend Platz für seine Erektion. Als sie auch diese hinunter zog, merkte sie, dass seine Beine anfingen zu zittern. spielerisch ließ sie ihre Finger über seinen harten Schwanz wandern. Er sah gut aus und fühlte sich auch so an.

Ich weiß nun nicht, ob du das bewusst so geschrieben hast. Mich störte es beim Lesen, und ich wollte dich danach fragen.

Ansonsten freue ich mich auch schon auf weitere Geschichten von dir!

LG
ahino

 
Zuletzt bearbeitet:

Kritikerkreis

KRITKERKREIS

Die Geschichte „Theaterpause“ von Blue Velvet wählte ich aus dem Bereich Erotik aus.

Erotik und Literatur passen ja sehr gut zueinander, wir wissen das von so eindrucksvollen Beispielen wie Casanova und der wiener Variante, Josefine Mutzenbacher. Doch trotz dieser großartigen Symbiose ist es gar nicht so leicht, eine erotische Geschichte zu schreiben. Der schmale Grat möchte erst einmal überwunden werden, links und rechts fällt der Berg der Literatur steil hinab und bildet Tiefen in denen Obszönität, ordinäre Ausdrucksweisen aber auch Engstirnigkeit, niedrige Hemmschwellen und schlichte Ignoranz lauern.
Nicht nur Fragen nach dem Spannungsbogen, dem Stils und der Aussage muss sich der Autor stellen, sondern muss sich auch überlegen, wie er eine erotische Handlung beschreibt. Muss es denn zum eigentlichen Akt kommen, oder genügen Mittel wie Blicke und Gesten um Erotik darzustellen? Und wenn es zu sexuellen Handlungen kommt, wie sollen diese beschrieben werden? Angedeutet oder direkte, subtil oder klar heraus?
Weiters ist die Wortwahl wichtig. Reicht das Medizinische „Penis“ für eine Geschichte, oder darf es auch ein „Schwanz“ sein? Oder sollte man auch zu etwas künstlichen, pseudoliterarischen Begriffen wie „Liebesritter“ oder „Lustspeer“ greifen dürfen?

All diese Überlegungen haben mich bei meiner heutigen Kritik zu den folgenden Kriterien geführt: Inhalt, Stil, Wortwahl, erotische Komponente.

Doch beginnen möchte ich zunächst mit einer Inhaltsangabe von Blue Velvets „Theaterpause“:
Die Handlung ist leicht erklärt. Zwischen zwei Akten eines Theaterstücks kommt es in der Garderobe zum Akt zwischen Schauspieler und Schauspielerin. Die Protagonistin stürzt sich in einem wohl ungeplanten Anflug an voyeuristischer Lust auf ihren Kollegen und „stellt ihm ihren Mund zur Verfügung“. Mit dem Ende kommen auch die Charaktere dieser Geschichte, die schließlich zur Vorstellung eilen.

Inhalt:
Nun gut, wie bereits erwähnt, hat der Autor einer Erotikgeschichte mehr zu tun, als sich um eine komplizierte Handlung Sorgen zu machen. Womöglich haben viele, vor allem männliche Leser sowieso nicht genug Blut im Kopf, um dieser folgen zu können – aber das sei dahin gestellt. Klar ist, dass „Theaterpause“ zwar den klassischen Kriterien eine Kurzgeschichte entspricht (Einleitung – Höhepunkt – Schluss), diese sich aber auf den Verkehr zwischen den uncharakterisierten Charakteren beschränkt.
Obwohl ich den Hauptaugenmerk einer Erotikgeschichte nicht auf den Inhalt legen möchte, so begeistert mich die Handlung wenig. Wenn wir den Fellatio, von dem wir wohl alle wissen wie er ausgeht, weglassen, so wird die Geschichte wenig interessant. Auch dass die Protagonistin zum Schluss ihre Hilfsbereitschaft als witzig gemeinten Vorwand nennt, wirkt zwar sympathisch, aber nicht aufregend.
Ich komme somit zu dem Schluss, dass der Autor/ die Autorin nicht auf regen möchte, inhaltlich hat sie dies bei mir auch nicht erreicht.

Stil:
Stilistisch betrachtet wirkt die Geschichte recht nüchtern und zielstrebig. Handlungen werden klar und deutlich beschrieben. Wenn sich die Protagonistin dem Nacken des Protagonisten nähert und ihres Kollegen Duft einatmet, dann „näherte sie sich seinem Nacken und atmete seinen Duft (...) ein“. Dieser direkte Stil trägt dazu bei, dass der Leser bestimmte Bilder im Kopf sieht und sich als Voyeur erwischt. Der Autor möchte wohl nicht, dass wir uns in einen der beiden Charaktere hineinversetzen oder mitfühlen. Er möchte uns etwas zeigen, möchte, dass er sich mit dem Leser in einem Winkel des Umkleideraumes versteckt und zusieht, wie seine Bewegungen „immer schneller und sein Stöhnen immer lauter“ werden.

An dieser Stelle möchte ich die beiden bereits erwähnten Kriterien zu einem Kurzresümee verbinden. Stilistisch bin ich auf den Schluss gekommen, dass mir der Autor/ die Autorin etwas zeigen möchte, inhaltlich habe ich aber nichts auffälliges gesehen. Schulterzuckend bleibe ich also im Versteck sitzen und warte, warte und warte, bis die beiden wieder zu ihrer Theatervorführung müssen. Gelangweilt komme ich aus dem Versteck hervor gekrochen und frage mich, ob ich vielleicht noch, wenn ich schon mal hier bin, Karten für die Vorstellung bekomme.
Was ich damit sagen möchte, ist, dass sie konventionell betrachtet nicht viel hergibt. Als Kurzgeschichte an sich ist sie mäßig spannend.

Wortwahl:
Wie ich eingangs erwähnt habe, ist die Wortwahl bei einer erotischen Geschichte entscheidend. Schließlich sollte eine gute erotische Geschichte, meiner Meinung nach, nicht ordinär wirken (Wörter wie „ficken“, „pämpern“, „pudern“ möglichst vermieden werden), andererseits darf sie auch nicht zu medizinisch oder nüchtern klingen (z.B.: „Geschlechterverkehr haben“, „Penis/ Vagina“, etc...) Die Geschmäcker sind aber auch hier verschieden, deshalb treffen diese Kriterien auch nur auf meine persönliche Meinung zur Wortwahl bei erotischer Literatur zu.
Die Wortwahl in „Theaterpause“ ist meines Geschmacks nach ziemlich gelungen. Auch wenn „Schwanz“ schon eher gen meine Grenzen geht, finde ich ihn durchaus passend und zutreffend hart. Schließlich geht es in dieser Geschichte um gierende Lust und plötzliche Geilheit, da wäre alles andere zu künstlich. Weitere Ausdrücke sind „Po“, „Männlichkeit“, „Erektion“. Alles in allem ziemlich zurückhaltend, aber vielleicht auf die Protagonistin angepasst, die zwar voller Lust und Gier ist, aber durchaus keine heruntergekommene Schlampe sein muss. Für die Darstellung einer solchen Person wären ab und zu wohl härterer Wörter angebracht. Zu der Geschichte finde ich es passend und vom Autor gut gewählt.

Erotische Komponente:
Den erotischen Faktor erfüllt der Text durch voyeuristische Befriedigung beim Leser. Und das durch zwei Dinge:
1. Der Leser sieht nicht mehr als den Akt zwischen zwei Menschen. Gefühle und Nebengeschichten, die man als Zuschauer auch nicht mitbekommen würde, werden herausgehalten.
2. Durch die weggelassene Handlung wird der Eindruck einer zufälligen Beobachtung noch verstärkt.
Was hier vielleicht auch gleichzeitig ein Defizit einer guten Kurzgeschichte darstellt, ist für die erotische Komponente nicht ganz unvorteilhaft. Schließlich steckt in jedem Leser ein Voyeur, sonst würde er wohl kaum an Geschichten über fremde Leute interessiert sein. Zumindest unterstelle ich das einmal. Und das nutzt der Autor mit seiner Geschichte unverfroren aus.

Fazit: Eine simple, flache Geschichte mit unvorhandener Handlung, die auf schnelle Befriedigung voyeuristischer Bedürfnisse des Lesers abzielt, was ihr auch gelingt.

Note: 3

Diskussionsanreize:
Meine Frage an Dritte, seien es andere Stammkritiker oder nicht, aber auch an den Autor wären folgende:
1. Welche Wortwahl trifft euren erotischen Geschmack am besten? Was sollte nicht in eurer perfekten erotischen Geschichte vorkommen? Wo liegt die Grenze?
2. Sollte eine erotische Geschichte eine komplizierte Handlung haben oder sich auf die Erotik konzentrieren? Oder beides? Wie beurteilt ihr dementsprechend diese Geschichte?
3. Was findet ihr in einer Geschichte „erotisch“? Der Akt selbst, das Vorspiel, bloße Andeutungen? Was sagt ihr somit zu „Theaterpause“?
4. Gibt es einen Unterscheid zwischen der Auffassung von Erotik von Mann und Frau? Was lest ihr gern punkto Erotik? Trifft die Geschichte euren Geschmack?
5. Wie stellt ihr Erotik literarisch dar? Direkt, subtil,....


Sodale! Nun seid ihr an der Reihe. Freue mich auf einige Antworten.

Liebe Grüße, Peter Hrubi

 
Zuletzt bearbeitet:

Da ich am liebsten erotische Geschichten schreibe und gerne darüber diskutiere, ergreife ich zum zweiten Mal in diesem Thread das Wort.

Ich bewerte "Theaterpause" besser als du, Peter. Die Geschichte ist ein Konzentrat, die Essenz einer erotischen Geschichte: Menschen treffen sich, begehren sich ein- oder gegenseitig, das hat Konsequenzen. Eine längere Vorgeschichte (wie ihr Verlangen nach ihm erwacht) bzw. Nachhandlung (welche Auswirkungen ihr Pausenfüller eventuell hat) würde nur die Überraschung des Lesers über die Kühnheit der Protagonistin mindern.

Ich sehe es auch nicht als verwerflich und unverfroren an, den erotischen Voyeurismus der Leser zu bedienen. Sexualität ist der letzte Hort menschlicher Instinkhaftigkeit, eines der letzten Abenteuer, ein Feld, auf dem auch der Unscheinbarste ungeheure Entdeckungen machen und Neues ausprobieren kann, sofern er es sich zutraut und Gelegenheit dazu hat. Für die vielen Ängstlichen und Chancenlosen hingegen ist das Zuschauen, das Miterleben in der Phantasie die einzige Chance, ihrem Animus nachzuspüren. Das sollte nicht moralisch abgewertet werden.

Jetzt zu den Diskussionsanreizen:

1. Welche Wortwahl trifft euren erotischen Geschmack am besten? Was sollte nicht in eurer perfekten erotischen Geschichte vorkommen? Wo liegt die Grenze?

Die Wortwahl ist wirklich das größte Problem beim Schreiben erotischer Geschichten, und zwar ein unlösbares, denn was klinisch-steril, vulgär-pornografisch oder unfreiwillig komisch ist, entscheidet jeder Leser für sich individuell. Welche Worte man auch wählt, irgendwem wird man damit auf die Füße treten.

Hinzu kommt, dass sich das erotische Vokabular wie jede Sprache in Bewegung befindet. Worte wie "Schwanz", "Titten" und "bumsen" sind meiner Beobachtung nach fast schon saloppe Alltagssprache und nicht mehr Bahnhofsklo-Jargon. Natürlich vollzieht nicht jeder Leser diesen Upgrade der Begriffe.

Ich selbst wähle die Begriffe passend zum Plot: Eine "härtere", unromantische Geschichte braucht auch ungeschminkte Wörter, da darf man als Autor keine Berührungsängste haben. Was ich allerdings immer verfehlt finde, das sind Euphemismen wie "Lustdolch", "Lustgrotte" und "Liebesnektar". Wer sich nicht traut, die Dinge bei ihrem Namen zu nennen, sollte die Finger vom Schreiben erotischer Geschichten lassen.

Fazit: Am besten setzt man als Autor Pünktchen und lässt den Leser seine Lieblingsbezeichnungen ergänzen, z.B. so:

Er rammte seinen...... in ihre...... "Du.....!", stöhnte sie. "Gib ihn mir! Gib mit deinen......!"
Zum Einsetzen würde ich vorschlagen "Kotflügel", "Stoßstange", "Bruchpilot" und "Versicherungsschein". ;)

2. Sollte eine erotische Geschichte eine komplizierte Handlung haben oder sich auf die Erotik konzentrieren?

Sie sollte eine Handlung haben. Diese muss nicht unbedingt lang und kompliziert sein, sollte aber so gestrickt sein, dass der erotische Teil als Resultat der Handlung erscheint und die Handlung nicht wie eine Dekoration um den Akt herum wirkt, die nur den Zweck hat, irgendwelchen lästigen Geschichtenlogik-Anforderungen Genüge zu tun.

3. Was findet ihr in einer Geschichte „erotisch“? Der Akt selbst, das Vorspiel, bloße Andeutungen?

Erotisch finde ich das Hinführen an den Akt, den allmählichen erotischen Spannungsaufbau, den man als Autor erreicht, indem man Blicke beschreibt, Gesten, Berührungen, Bemerkungen und das damit verbundene Prickeln und Herzklopfen.

4. Gibt es einen Unterscheid zwischen der Auffassung von Erotik von Mann und Frau? Was lest ihr gern punkto Erotik?

Siehe 3. Ich lese gern Geschichten, in denen anwachsende erotische Spannung im "erlösenden" Akt mündet, ich mag auch Geschichten, die den Akt bewusst nicht beschreiben und somit meiner Phantasie überlassen. Das gibt zumindest keine kalte Dusche, wenn der ausformulierte Vollzug meinen Vorlieben nicht entspricht. Was mich langweilt, das sind sehr explizite, technikbetonte Schilderungen im Stil einer Gebrauchsanweisung ("Insert finger here").

Männer und Frauen und ihre typische Wahrnehmung von Erotik:
Ohne pauschalieren zu wollen, wage ich die Hypothese, dass Männer eher als Frauen sehr direkte, drastische Darstellungen schätzen, wie sie für Pornohefte typisch sind. Möglicherweise brauchen sie genauere Anweisungen für ihr Kopfkino. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel.

5. Wie stellt ihr Erotik literarisch dar? Direkt, subtil,....

Sowohl als auch. Wobei ich das Subtile als den Königsweg empfinde.

Danke fürs lesende Durchhalten bis hierhin; das Thema beschäftigt mich eben.

Yours, Chica

 

@ kakaotesschen

Danke für dein Kommentar. Dass man in der Literatur Dinge so nennen darf, wie man auch im Alltag zu ihnen sagt, finde ich richtig. Hier ergeben sich allerdings unterschiede zu der jeweiligen Alltagssprache.
Blue Velvet hat das aber in der Geschichte gut gelöst, denn die Wortwahl ist unauffällig und trifft die Alltagssprache vieler D/A (Deutschen/ Österreicher).


@ Chica

Ich habe dein Kommentar aufmerksam gelesen und möchte nun einige Sachen herausgreifen, um sie zu unterstreichen oder näher zu beantworten:

Eine längere Vorgeschichte (wie ihr Verlangen nach ihm erwacht) bzw. Nachhandlung (welche Auswirkungen ihr Pausenfüller eventuell hat) würde nur die Überraschung des Lesers über die Kühnheit der Protagonistin mindern.
Da stimme ich dir sicher zu. Blue Velvet hat dies auch gut gelöst, wie ich in meiner Kritik gesagt habe. Wenn man aber vom literarischen Standpunkt ausgeht, ist sie allerdings leer und fade. Aber ich denke, dass Blue Velvet auch keine literarischen Ansprüche stellt.

Ich sehe es auch nicht als verwerflich und unverfroren an, den erotischen Voyeurismus der Leser zu bedienen.
Auch da stimme ich dir zu und ich hoffe, in meiner Eingangskritik ist nichts gegenteiliges verstanden worden. Ich möchte dabei aber noch weiter gehen und sagen: "Es ist nicht's unverfrorenes daran, des Lesers allgemeinen Voyeurismus zu bedienen." Egal, ob es sich um Erotik, Gewalt oder ähnliches handelt, geschätzte 80% der hier verfassten Kurzgeschichten nutzen dies auch aus (man möge mich korrigieren).
Den Gedanke, dass Sexualität eines der letzten Abenteuer in einer abenteuerlosen Welt ist, finde ich treffend und auch sehr schön.
Auch dass es moralisch nicht abgewertet werden soll, ist richtig, obwohl mit Vorsicht zu genießen (Schließlich kann auch eine Vergewaltigung ein Abenteuer sein). Von manchen Dingen muss man sich dann doch distanzieren.


Diskussionsanreize

1.

Die Wortwahl ist wirklich das größte Problem beim Schreiben erotischer Geschichten, und zwar ein unlösbares, denn was klinisch-steril, vulgär-pornografisch oder unfreiwillig komisch ist, entscheidet jeder Leser für sich individuell. Welche Worte man auch wählt, irgendwem wird man damit auf die Füße treten.
Da stimme ich einerseits zu und sage, dass man nicht den Geschmack jedes Lesers treffen kann (kein alleniges Phänomen erotischer Geschichten), man kann aber die Wortwahl dem Plot anpassen. Schreibt man über einen pathologischen Romantiker, der gleichzeitig verklemmt und schüchtern ist, dann würde ich auch "Euphemismen wie "Lustdolch", "Lustgrotte" und "Liebesnektar"." benutzen.
Als Schlussfolgerung wäre es klüger, die Wortwahl mehr zu berücksichtigen und sie besser an den Plot, die Charaktere und den Stil anzupassen. Wortwahl als Stilmittel, nicht als unlösbares Problem.
Was "Theaterpause" angeht... Nun, hier ist es schwer, da sie stilistisch gesehen keine Besonderheiten hergibt. Trotzdem gut gelöst.

2.
Hier stellt sich die Frage nach Erotikgeschichte und Geschichte mit Erotik. Ich denke, beides ist erlaubt.

4.

("Insert finger here").
:lol:

5.

Wobei ich das Subtile als den Königsweg empfinde.
So empfinde ich das auch. Blue Velvet ist das allerdings nicht gelungen. Darum, die nur befriedigende Note.

Vielen Dank für deinen Beitrag. Ich habe ihn sehr interessant gefunden.

 

Hallo Peter Hrubi,

Vorlage für "Theaterpause" war ein Foto, ein Filmfoto, um genau zu sein. Chica schickte es mir und es zeigte einen Schauspieler, der uns beiden gut gefällt. So genau habe ich besagtes Bild nicht mehr vor Augen, kann mich aber noch daran erinnern, dass der Schauspieler mit nacktem Oberkörper abgebildet war und einen etwas gestressten Eindruck machte. Mir gefiel das Foto und ich hatte direkt eine Szene vor Augen, die ich aufschrieb und an Chica verschickte.
"Theaterpause" ist also nichts anderes als eine Niederschrift meiner Phantasie, eine Momentaufnahme.

Diese Momentaufnahme ernsthaft kritisieren zu wollen, ist in etwa so, als würde man nach einer heißen Liebesnacht das Geschehene analysieren und bewerten.
Vermutlich wirst du "Theaterpause" nun mit anderen Augen lesen und erkennen, was sie wirklich ist, oder besser gesagt, was sie nicht ist. Es gibt keinen Inhalt, keine Charaktere, keinen Anspruch, keinen Stil, sondern lediglich Sex, frei von Gedanken und Erwartungen. Deswegen macht es keinen Sinn, auf deine Kritik näher einzugehen. Trotzdem danke ich dir, ich fand sie sehr unterhaltsam und hatte beim Lesen ein neues Szenario vor Augen: "sie" liegt im Bett, "er" sitzt auf der Bettkante und fragt nicht, wie er war, sondern zählt die Punkte auf, die ihm nicht so gut gefallen haben. Aber zum Höhepunkt ist er dennoch gekommen. ;)

LG
Blue Velvet

 

Diese Geschichte wurde im Kritikerkreis besprochen.
Wir würden uns über weitere Anmerkungen zu diesem Text freuen.

Das Kritikerteam.

 

Geschichten ohne Inhalt - geht das?

Es ist sehr amüsant, Blue Velvet, deine Geschichte zu lesen, aber noch mehr hat mich der Kommentar von Peter Hrubi amüsiert. Zum Beispiel habe ich über seine Bemerkung, Wenn wir den Fellatio, von dem wir wohl alle wissen wie er ausgeht, weglassen, so wird die Geschichte wenig interessant. herzlich lachen müssen, denn wenn man dies als allgemeinen Maßstab nimmt, dann gäbe es kaum noch interessante Geschichten, dann wäre sogar jeder Kriminalroman, aus dem der die Hauptrolle spielende Mord herausgenommen wird, langweilig – natürlich nicht zwangsläufig, denn es gibt auch Romane, die trotzdem oder gerade deswegen spannend sind.

Was ich sagen will, Peter: wenn der Gegenstand einer Geschichte Sex ist, dann kannst du nicht damit argumentieren, ohne Sex wäre die Geschichte nicht interessant.

Dion

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom