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Traumhaft
Ich habe von einem Schmetterling geträumt. Er hat sich auf meine Hand gesetzt und mich mit großen Augen angesehen. Sein Blick war intensiv, ging mir unter die Haut. Er erinnerte mich an einen ruhigen klaren See. Ich konnte darin versinken ohne unterzugehen. Noch immer fasziniert vom Leuchten dieser Augen, betrachtete ich die zarten Flügel, die in allen Farben schimmerten. Einmal glaubte ich, der Schmetterling wäre rot und hätte gelbe und dunkelgrüne Punkte. Dann wieder erschien er mir himmelblau und im gleichen Moment gekleidet in ein kräftiges Orange. Der ständige Farbwechsel tat meinen Augen weh, aber wegsehen konnte ich nicht. Ich bemerkte feine Härchen, die die Flügel des Schmetterlings zierten. Ganz leicht strich ich darüber. Damit habe ich ihn wohl erschreckt, denn er flog plötzlich davon. Aber er sollte doch bei mir bleiben, ich wollte nicht allein sein! Ohne meinen Schmetterling hatte ich doch keinen Grund, weiterzuträumen, also folgte ich ihm.
Ich erinnere mich kaum an den Weg, weiß nur noch, dass wir auf einmal in einem Wald waren und es immer dunkler wurde. Ich achtete auch nicht darauf, wohin ich lief. Für mich existierten nur die leuchtenden Flügel, die mich so verzaubert hatten. Sie führten mich immer tiefer in den Wald hinein und je weiter ich ging, desto weniger nahm ich von meiner Umgebung war. Plötzlich verlor ich den Boden unter den Füßen. Ich konnte fliegen! Ich war frei, hatte keine Grenzen mehr. Ich schwebte und tauchte ein in dieses weiche Glücksgefühl.
Dann fiel ich in diese Schlucht. Nun sitze ich hier unten und komme nicht mehr heraus. Aber bald wird mein Schmetterling kommen und mich retten. Dann verlassen wir gemeinsam dieses Loch und diesen Traum.
Oder ist es gar kein Traum?
Ich weiß es nicht.