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Trommeln
Trommeln.
Rhythmisch schlägt er die Trommel, im Wechsel und Einklang mit ihrem zupfen aus hohen und tiefen Tönen. Fragen und Antworten wechselnd im Klang der Instrumente. Manchmal antwortet auch der ständig anwesende Wind der Highlands. Ohne sich verwirren zu lassen, singt er mit dem Wind. Überlässt seine trommelnden Hände dem Rhythmus und dem Lied ihrer Töne, die vom Wind mit den seinen vermischt, weit über die Berge getragen werden.
Schweigen. Hingebungsvoll lauscht der Dudelsackspieler der leisen Weise, die der Wind über die Berge heran weht, vorspielt und weiterträgt. Melancholisch stimmt er mit seinem Dudelsack ein. Auch diese Klänge reißt der Wind mit. Fort über die weite Felder, auf die Hügel. Er hüllt das Land in die geheimnisvolle Musik seiner Musikanten, die verborgen in den Tälern und auf den Höhen einsam spielen. Einsam, doch nicht allein. Denn die Melodie, die er trägt, verbindet die Einem mit den Anderen. Er bläst sie fort von diesem an jenen Ort und doch, irgendwann ist sie wieder da, wo sie einst gewesen und entlassen aus einem stolzen Instrument, einem stolzen Körper.
Tief und voll ist der Gesang des Kriegers zu vernehmen, der sich die Zeit vor dem Lagerfeuer vertreibt und von alten Bewohnern und Legenden erzählt. Klagend vernimmt er den Dudelsack und stimmt ein Kriegslied an. Eines, dass er vor Jahrzehnten gesungen hat, als er noch jung war und mit seinen Mannen in den Streit mit den Nachbarn zog. Er an der Spitze. Singend und siegesgewiss.
Leise klingt das dem Meeresrauschen nicht unähnliche Schaben eines Stockes an einem anderen Instrument dazu. Sie hat ihn gehört. Den Krieger, der ihr Haus niedergebrannt und sie vergewaltigt hat, als er sie vor Jahren angriff. Ohne
Grund. Nur, weil er Streit suchte. Heute spielt sie dieses kleine Instrument vor der Tür ihrer Hütte. Die sie versteckt im Dunkel der Wälder errichtet hat, damit sie nicht gefunden und niemals mehr angegriffen wird. Sie erzählt ihre Geschichte. Ihre Begegnungen mit den Geistern, Zwergen, Feen und all den anderen natürlichen oder unnatürlichen Bewohnern des Waldes. Immer haben sie sich gut verstanden. Im Zauber des Friedens unter dem Schutz des Waldes leben sie friedlich nebeneinander.
Hier hat sie vor langer Zeit Zwillingen das Leben geschenkt. Obwohl die zwei sie immer an diesen Krieger erinnern hat sie sie groß gezogen. Mit der Hilfe sämtlicher Bewohner des Waldes. Ihre Tochter, die Erste, spielt die Harfe und all die anderen Zupf- und Saiteninstrumente, die von den verschiedenen Geschöpfen verwendet werden und die es irgendwo auf der Welt gibt. Doch die Harfe ist ihr liebstes Instrument. Ihr Sohn schlägt die Trommeln. So kraftvoll, wie ihre Tochter die Harfe sanft. Vor kurzem sind sie beide fort gezogen, um zu spielen und das Land zu erkunden. Sie hat sie ziehen lassen, denn halten hätte sie sie nicht können.
Zärtlich verwebt der Wind ihre Töne mit den Tönen der Anderen und unterlegt sie mit dem Rauschen der Zweige, der Blätter wenn er sie umweht. Zieht das Lied mit sich fort.
Melancholisch und zauberhaft lässt er es über den Bergen und in den Tälern erklingen. Am Ufer der Flüsse und auf einsamen Felsen breitet er das Ergebnis ihres Zusammenspiels vor seinen Musikanten aus.
Das zupfende Spiel des Mädchens verklingt. Der Junge antwortet nicht länger. Sie lauschen dem Lied, das der Wind von ihrer Mutter bringt. Leichtfüßig eilen sie davon. Lassen ihre Instrumente zurück. Begeben sich zu ihrer Mutter, die im Wald wohnt und auf sie wartet. Derweil der Wind ihrer Harfe geisterhafte Töne entlockt.
[Bearbeitet am: Mittwoch, den 30. November 15:30]