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Und die Erde wurde farblos
In einem Buch hatte ich gelesen, daß diese Gegend mit das Schönste ist, was es auf der Erde gibt, der Ort, an dem sich Gott in seinen Pausen erholte. Und ja, es stimmt.
Der weiße, feine Strandsand bildet eine sichelförmige Bucht, die vor den großen Wellen des Ozeans durch ein Riff geschützt wird. Klares Wasser, blau wie der Himmel, in dem sich Fische und ab und zu Meeresschildkröten tummeln. Vögel schweben in der Brise.
Der Strand wird eingefaßt von Palmen, die sich im leichten Wind wiegen und ein leises Lied zu singen scheinen. Vereinzelt sieht man Hütten und Menschen. Die Einheimischen gehen zu dieser Tageszeit aus der Sonne und so viele Reisende gibt es hier nicht. Die Leute sind sehr freundlich und entspannt.
Der Berggürtel im Hintergrund gewährt der Bucht nur einen, mit Schlaglöchern übersäaten, Zugang zum Hinterland. Eine Fahrt aus der nächsten Ortschaft hinter den Bergen dauert etwa zehn Stunden und ist anstrengend. Das Riff hindert größere Schiffe an der Landung.
Ich bin mit einem kleinen Versorgungsboot hergekommen. Es brachte Treibstoff für den Generator, frische Lebensmittel und die aktuellsten Zeitungen, die verfügbar waren, zwei Monate alt. Zeit hat hier eine andere Bedeutung, sie läuft nach anderen Maßstäben. Es stimmt einfach alles.
Das Paradies auf Erden.
Ich schließe die Augen und sauge die Schönheit der Natur ein, nehme sie tief in mir auf.
Wie alle Edelsteine, die ich besucht habe, wird auch dieses Paradies farblos werden und sein Leben verlieren. Anfangs glaubte ich es nicht, besuchte Traumziele mehrmals. Bei jedem Besuch waren sie jedoch fader, häßlicher, obszöner geworden. Ich hörte mit den Mehrfachbesuchen auf, ich ertrug es einfach nicht.
Ich habe Bilder, Eindrücke, den Duft von zig ehemaligen und aktuellen Traumzielen im Kopf. Wenn es funktionieren würde, könnte und würde ich die Welt wieder mit Farbe und Leben füllen. Doch, wie soll das gehen?
So ziehe ich weiter, archiviere, bis die Erde, wie ihr sie kennt, aufhört zu existieren.