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Und die Erde wurde farblos

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10.08.2004
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Und die Erde wurde farblos

In einem Buch hatte ich gelesen, daß diese Gegend mit das Schönste ist, was es auf der Erde gibt, der Ort, an dem sich Gott in seinen Pausen erholte. Und ja, es stimmt.

Der weiße, feine Strandsand bildet eine sichelförmige Bucht, die vor den großen Wellen des Ozeans durch ein Riff geschützt wird. Klares Wasser, blau wie der Himmel, in dem sich Fische und ab und zu Meeresschildkröten tummeln. Vögel schweben in der Brise.

Der Strand wird eingefaßt von Palmen, die sich im leichten Wind wiegen und ein leises Lied zu singen scheinen. Vereinzelt sieht man Hütten und Menschen. Die Einheimischen gehen zu dieser Tageszeit aus der Sonne und so viele Reisende gibt es hier nicht. Die Leute sind sehr freundlich und entspannt.

Der Berggürtel im Hintergrund gewährt der Bucht nur einen, mit Schlaglöchern übersäaten, Zugang zum Hinterland. Eine Fahrt aus der nächsten Ortschaft hinter den Bergen dauert etwa zehn Stunden und ist anstrengend. Das Riff hindert größere Schiffe an der Landung.

Ich bin mit einem kleinen Versorgungsboot hergekommen. Es brachte Treibstoff für den Generator, frische Lebensmittel und die aktuellsten Zeitungen, die verfügbar waren, zwei Monate alt. Zeit hat hier eine andere Bedeutung, sie läuft nach anderen Maßstäben. Es stimmt einfach alles.

Das Paradies auf Erden.

Ich schließe die Augen und sauge die Schönheit der Natur ein, nehme sie tief in mir auf.

Wie alle Edelsteine, die ich besucht habe, wird auch dieses Paradies farblos werden und sein Leben verlieren. Anfangs glaubte ich es nicht, besuchte Traumziele mehrmals. Bei jedem Besuch waren sie jedoch fader, häßlicher, obszöner geworden. Ich hörte mit den Mehrfachbesuchen auf, ich ertrug es einfach nicht.

Ich habe Bilder, Eindrücke, den Duft von zig ehemaligen und aktuellen Traumzielen im Kopf. Wenn es funktionieren würde, könnte und würde ich die Welt wieder mit Farbe und Leben füllen. Doch, wie soll das gehen?

So ziehe ich weiter, archiviere, bis die Erde, wie ihr sie kennt, aufhört zu existieren.

 

Hi Scout!

Deine Geschichte gefällt mir gut. Was anfangs wie ein etwas fader (Verzeih) Reisebericht beginnt, entpuppt sich dann am Ende als eine fast mythische Geschichte.
Ist der Prot ein Mensch, habe ich mich gefragt?
Oder eher ein übermenschlicher Wanderer, der die Schönheit der Welt archivieren will. Diese Vorstellung hat mir sehr gefallen. Die Geschichte ist kurz und doch stört mich - der ich kurzen Texten nur sehr selten etwas abgewinnen kann - dies hier nicht.
Eine schöne Geschichte, die du da geschrieben hast.

In diesem Sinne
c

 

:-))) Danke

Der Anfang sollte wie ein Reisebericht klingen, ich dachte an einen bestimmten.

Ich habe das Ende möglichst offen gelassen, damit Platz für Phantasie bleibt :-)))

 

Hallo ScoutSD!

Ganz netter Text. Leider auch nicht mehr, für mich, dafür empfinde ich Deine Beschreibungen leider zu sehr als ein Spiel mit Klischees. Ich weiß auch nicht so recht, was ich von dem Ende halten soll. Ich mag Geschichten, bei denen es mehrere Möglichkeiten gibt, der Leser zum denken angeregt wird, sehr gerne. Aber in Deiner Geschichte fehlen mir Hinweise, in welche Richtung Du es beabsichtigt hast - das macht die Geschichte in meinen Augen beliebig. Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine. :shy:
Woran Du auch noch arbeiten könntest: dem ganzen Leben einhauchen.

Die Leute sind sehr freundlich und entspannt.
show, don´t tell. Du erszählst es, aber der Leser fühlt es nicht. Er bekommt viel vorgekaut.
Ansonsten flüssig und angenehm zu lesen. :)

schöne Grüße
Anne

 

Der Text hat mich in keiner Weise angesprochen. Zu sagen, daß Dinge durch Gewöhnung an Wert verlieren, ist trivial. Es zu zeigen, nicht unbedingt. Schließe mich somit größtenteils dem an, was [Maus] bereits angemerkt hat.

Noch zwei technische Anmerkungen:

Wie alle Edelsteine, die ich besucht habe [...] Bei jedem Besuch waren sie jedoch fader, häßlicher, obszöner geworden

1. Edelsteine: Finde ich an dieser Stelle nicht passend.
2. Adjektiva: Waren diese Paradiese schon immer fad, häßlich und obszön? Wie wäre es mit: 'mit jedem weiteren Besuch sah ich sie zunächst fad, dann häßlich, schließlich obszön werden'.

 

Hi Scout SD,

der erste Eindruck, ist immer der Bleibende, wenn man nicht hinter die Kulissen schaut.

Sehe ich einen schönen Menschen, ein Bild, ein Kleid, ein Land oder eine Stadt. Egal.
Eine neue Liebe, ist prickelnd, aufregend, der Himmel auf Erden.
Doch dann ...? Oft genug wird der Himmel zur Hölle. Die Schokoladenseite zerfliesst. Klebrige Masse, in der man lange stecken kann, bleibt.

Palmen, weißer Sand, blaues Meer, freundliche, lachende Menschen. Ein Paradies auf Erden.
Bleibt man lange genug dort, oder kommt immer wieder, entdeckt man plötzlich, dass die Palmen sich im Sturm biegen, dass der Strand morgens, bevor die Gäste/Urlauber kommen, gesäubert werden muß, dass das Meer Unrat, Schmutz und Kot von den vorbeifahrenden Schiffen, auf seinen Schaumkronen an den Strand spült. Das die freundlichen Menschen, ihr Lachen verlieren, wenn man nicht hinsieht, weil zu Hause oft Krankheit und Armut auf sie wartet.
Also schwindet, wenn man mit offenen Augen und realistichem Blick hinschaut, das Paradies.
Dein Prot, der die Welt bereist und hinter die Kulissen schaut, kann letztendlich die Welt nur noch farblos sehen.
So wie ein alter, schwacher Mensch, der am Ende bereit ist diese Welt zu verlassen.
Ich glaube, mit diesem Gedanken hast du deine KG geschrieben, oder?

So sehe ich es jedenfalls. Und genau so, gefällt sie mir sehr gut. :)

Lieben Gruß, coleratio

 

Moin Maus :-)

ob die Gegend nun ein Klischee ist, weiß ich nicht so recht. Sie existiert wirklich.

Und es gibt doch mehrere Möglichkeiten beim Ende. Coleratio nennt eines. Ein weiteres wäre, daß alle Menschen dorthin reisen, um auch das Paradies zu sehen. In der Folge wird die Gegend grau mit Hotelburgen zugebaut. Oder es könnte doch sein, daß die wirkliche Farbe verschwindet. Oder, oder, oder..... Möglichkeiten gibt es viele. Eine Richtung habe ich mit Absicht nicht vorgegeben.

"Woran Du auch noch arbeiten könntest: dem ganzen Leben einhauchen.
Zitat:
Die Leute sind sehr freundlich und entspannt.
show, don´t tell. Du erszählst es, aber der Leser fühlt es nicht. Er bekommt viel vorgekaut. "
Als Essenz der Geschichte wollte ich rüber bringen, daß jedes Paradies vergänglich ist. Jeder Leser stellt sich ein Parasies anders vor. Daher wollte ich keine engen Grenzen ziehen, was ich aber nicht noch detailierteren Beschreibungen getan hätte.

Ich finde es gut, daß es verschiedene Meinungen zu der Geschichte gibt :-)

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin cbrucher :-)

"Zu sagen, daß Dinge durch Gewöhnung an Wert verlieren, ist trivial. Es zu zeigen, nicht unbedingt."
:-) ok, für Dich ist es Gewöhnung. Es könnte aber auch sein, daß man immer mehr hinter die Kullissen schaut, je öfter man dort ist. Oder, daß das Paradies immer mehr mit Beton verziert wird.... Eine phantastische Möglichkeit wäre, daß die Farbe verschwindet, als ob eine Farbdose ausläuft. Oder daß wie bei Douglas Adams jemand durch die Gegend reist und die Paradiese "archiviert" und irgendwo rekonstruiert. Der eigenen Phantasie für eine Deutung sind an der Stelle keine Grenzen gesetzt.´

Wobei ich für mich keine Festlegung getroffen habe, warum die Farbe verschwindet. Sie verschwindet einfach, das reicht mir ;-)

"Zitat:
Wie alle Edelsteine, die ich besucht habe [...] Bei jedem Besuch waren sie jedoch fader, häßlicher, obszöner geworden
1. Edelsteine: Finde ich an dieser Stelle nicht passend."
Ok, Geschmacksache.

"2. Adjektiva: Waren diese Paradiese schon immer fad, häßlich und obszön? Wie wäre es mit: 'mit jedem weiteren Besuch sah ich sie zunächst fad, dann häßlich, schließlich obszön werden'."
Zunächst ist ein Paradies ja nicht fad, häßlich oder obszön. Wenn ich dann "zunächst" schreibe, hätte ich auch eine Steigerung bringen müssen, in der Art:

Zunächst waren sie fad, dann wurden sie immer farbloser und grauer, bis sie dann unseren Vororten in den Großstädten ähnelten.

Das wäre aus meiner Sicht nicht richtig gewesen. Es ändert den Text und die Botschaft.

 

hi!
ich weiss nich, ob mir dein text nicht ein klein weng zu wenig ist:-)
aber eins wiss ich ganz sicher, dass ich den letzten satz toll finde!
wirklich daumen hoch!
das wars auch schon:-)
ganz liebe grüße,
frotte

 

Danke.
Ok, beachte ich in der nächsten (noch nicht geschriebenen) Geschichte ;-)

 

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