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...und sagte einfach nur: „Danke“
„Du wolltest gern eine Rückmeldung, über den Erfolg der Therapie … Möchtest du die Kurzversion? … Dann sag ich ‚ja’. Oder möchtest du einen ausführlichen Bericht?“
„Hm“, sie legte den Kopf schief – ihre Neugier war geweckt – und sagte: „Mich würde der ausführliche Bericht eher zusagen.“
„Gern“, antwortete ich, „aber nicht in deiner Praxis, nicht als Patient. Wenn du magst können wir uns unten am Fluss treffen, da erzähle ich´s dir gern. Allerdings muss ich dazusagen, es wird dir vielleicht nicht gefallen, oder besser gesagt, du wirst über das was ich sage überrascht sein.“ Sie willigte ein.
Wir trafen uns am Nachmittag, tauschten nur einige wenige Freundlichkeiten aus und gingen schweigend ein Stück des Weges entlang. Es war aber keine peinliche Ruhe, eher eine erwartungsvolle Stille.
Nach einer Weile durchbrach ich die Stille: „Weist du … ich hab lange überlegt, was ich dir schreiben soll, weil du mich ja gebeten hattest, dir eine Rückmeldung zu geben. Es freut mich ganz besonders, dass ich jetzt die Möglichkeit habe, direkt mit dir zu sprechen. Aber es macht es nicht einfacher die Worte zu formulieren.“ Sie hörte gespannt zu.
„Es ist nicht meine Art, jemand nach dem Mund zu reden … sagen wir´s so: Deine Therapie war ein Erfolg. Aber nicht wegen der Behandlungsmethode, also ich meine nicht allein wegen der Behandlungsmethode an sich, oder den Geräten, die du verwendest, sondern ich sehe den Erfolg eher in dich als Person begründet.“ Ihre Augen weiteten sich.
„Ich möchte keine Diskussion über medizinische Methoden oder Heilverfahren durchführen, ich will nur sagen, … dass ich das Gefühl habe – und ich müsste mich ganz schön irren –, dass du Menschen in Not aus ganzem Herzen helfen willst, dass du echtes Interesse am Menschen hast. Dein Gedanke ist nicht Geld verdienen, oder ein tolles Haus, Auto oder sonst was zu besitzen, sondern, dass du einfach ein riesengroßes Herz hast. Das zeigt auch deine Lebensweise. Du hast ein altes, kleines Auto, wohnst nicht in Luxus“
…
„Es war das Vertrauen, ein uneingeschränktes Vertrauen, das ich nur zu wenigen Menschen habe. Ich konnte mich dir völlig öffnen, uneingeschränkt alles sagen. Dinge, die ich nur ganz wenigen sagen würde. Du hast dir Zeit genommen, richtig Zeit. Gemeinsam haben wir die Ursachen der Probleme ganz tief aus der Seele ausgegraben. Nicht das die Geräte, die du benutzt, oder die Medikamente nichts taugen, nein, aber wenn ein anderer – frag mich nicht wie das gehen soll – mit genau derselben Prozedur, genau derselben Stimme, denselben Worten, die Behandlung durchgeführt hätte, hätte es nicht funktioniert, weil er oder sie nicht du bist. Es gibt nur wenige wie dich. Eine unter Millionen. Das! Das empfinde ich als wahren Erfolg.“
Wir gingen eine Weile nebeneinander den Weg entlang, langsam, ohne zu reden. Plötzlich blieb sie stehen, drehte sich um und blickte mir in die Augen. Ich erwiderte ihren Blick und sagte einfach nur: „Danke.“ Aber es war nicht ein „danke“, wie wenn jemand einem einen Kaugummi gegeben hätte. Dieses eine Wort drückte die Empfindung aus, dass sie ein Stück Leben gegeben hatte, Atem, viele Herzschläge.
Es entstand eine tiefe Freundschaft und wann immer wir uns sahen, begrüßten wir uns sehr herzlich – irgendwie anders als die üblichen Begrüßungen.