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Ungeziefer

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29.04.2004
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Ungeziefer

Ungeziefer

Sie lag am Straßenrand. Ein paar alte Lumpen lagen unter ihr. Sie schlief. Sie lag im Schatten eines Müllcontainers. Es roch nach Essensresten. Doch sie bemerkte es nicht. Sie bekam nichts von ihrer Umgebung mit.
Plötzlich packte sie jemand an den Haaren und zog sie hoch. Sie schrie und riss ihre Augen auf. Noch ganz benommen von dem Schuhleim, den sie wiedereinmal geschnüffelt hatte, nahm sie zwei dunkle Männer wahr. Sie erkannte sie sofort. Todesschwadronen. Sie war immer davon gekommen. Doch nun hatten sie sie. Die Todesschwadronen. Einer der Männer hatte einen Knüppel in der Hand. Er schwang ihn in der Luft umher und grinste sie grausam an. Sie sah wie sich eine Mücke auf seinen Arm setzte. Er schlug mit der anderen Hand drauf und beseitigte sie. „Ungeziefer“, brummte er dabei. Der andere Mann riss noch mehr an ihren Haaren und beschimpfte sie.
Sie schrie vor Schmerzen. Verzweifelt schaute sie sich nach einer Fluchtmöglichkeit oder nach einer Hilfe um. Die Sonne beschien die viel belebte Strasse. Die Menschen hasteten an ihr vorüber. Einige schauten weg und gingen einfach weiter. Andere warfen einen kurzen Blick rüber und gingen weiter. Wieder andere blieben kurz stehen. Sie schauten der Szene kurz zu und gingen dann weiter. Manche mit einem höhnischen Grinsen, andere mit einem zustimmendem Nicken und sie hörte wie jemand sagte: „Endlich wird auf unseren Strassen aufgeräumt.“
Einige dunkle Wolken schoben sich vor die Sonne. Ihr wurde klar, dass sie keine Hilfe erwarten konnte und als sie versuchte sich loszureißen, zog der Mann sie noch mehr an ihren Haaren und schlug ihr ins Gesicht. Die Sonne war nun vollkommen verdeckt, so dass nicht einmal der kleinste Lichtstrahl durch die dunklen Wolken konnte.
Sie hörte auf sich zu wehren. „Hast du´s endlich kapiert“, zischte der Mann durch seine gelben Zähne. „Deine Zeit ist abgelaufen. Du wirst diese Strassen nie wieder verschmutzen. Du und deine ganzen dreckigen Freunde, ihr seid alle Ungeziefer. Ausrotten sollte man euch.“, schrie er und spuckte ihr ins Gesicht.
Und wieder schlug der andere Mann eine Mücke tot. „Dieses verdammte Ungeziefer!“ hörte sie ihn sagen.
Der Himmel war nun schwarz und es begann dicke Tropfen zu regnen. Der Mann mit dem Knüppel holte aus und schlug ihr den Boden unter den Füssen weg. Schreiend stürzte sie auf den Asphalt. „Ungeziefer!“, schrieen sie immer wieder und traten sie überall hin. „Ausrotten muss man euch!“ Schützend legte sie ihre Hände vor ihren Kopf, krümmte sich zusammen und stöhnte.
Der harte Regen schlug sie und Blut floss ihr die Stirn hinunter.
Plötzlich hörte sie eine Stimme: „Hört auf! Sofort!“
Die Männer hielten inne.
„Überlasst sie mir. Vielleicht ist sie noch für etwas zu gebrauchen.“
Und die Stimme war grausam und kälter als Eis.
„Schafft sie ins Auto.“

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo karalewa!

Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Die Grausamkeit aufzuzeigen, die Straßenkinder täglich erleben, halte ich für einen guten Einstand hier. Als Thema ist es noch nicht so abgegriffen wie manche andere, und die Handlung finde ich auch gut ausgedacht. :thumbsup:

Abgesehen vom Schluß und dem Schuhleim könnte Deine Geschichte aber durchaus auch in Mitteleuropa spielen - auch bei uns gibt es leider jede Menge Straßenkinder...

Als Titel finde ich, würde "Ungeziefer" völlig reichen, der Zusatz "(Straßenkinder)" ist in meinen Augen nicht nötig.

Stilistisch solltest Du Deine Geschichte noch einmal auf Wortwiederholungen durchgehen. Ich denke, wenn Du gezielt darauf achtest, fallen sie Dir selbst auf.
Abgesehen von diesem Punkt hat mir Deine Geschichte aber sehr gut gefallen! :)

Liebe Grüße,
Susi :)

PS.: Fast hätt ich es vergessen: Bei der Stelle, wo das Mädchen an den Haaren gezogen wird, schreibst Du nicht, wann der Typ wieder damit aufhört. Denn solange er sie reißt, kann sie sich nicht so umsehen, wie Du es danach beschreibst. Er muß also inzwischen losgelassen haben. ;)

 

Hallo karalewa!

auch von mir ein herzliches Willkommen!

Auch ich finde die Geschichte recht gut, das Thema ist aufrüttelnd und Du schreibst großteils recht flüssig. Die Von Häferl angesprochenen Wiederholungen sind mir ebenfalls ins Auge gesprungen, sie lassen die Geschichte leider etwas plu wirken, teilweise.

zog der Mann sie noch mehr an ihren Haaren
hier zum Beispiel, das (noch mehr) an den Haaren ziehen hast Du 3 Mal.
Und wieder schlug der andere Mann eine Mücke tot. „Dieses verdammte Ungeziefer!“ hörte sie ihn sagen.
auch diese Wiederholung hat mich etwas gestört. Das erste Mal, wo Du die Mücke angesprochen hast, erkennt der Leser die Parallen, wie viel/wenig, den Männer das Leben einer Mücke und eines Kindes wert sit, das zweite Mal wirkt es so, als wolltest Du es auch dem allerdümmsten Leser klarmachen.

Ich kann den Titel editieren, wenn Du möchtest. Schick mir einfach eine PM, wenn Du Dich entschieden hast.

schöne Grüße
Anne

 

Nata!
Bist du auch "Heikes" Tip gefolgt?
Nach wie vor finde ich deine Geschichte super!
Du erzählst so genau und voller Gefühl, dass man (ich persönlich jedenfalls) das Gefühl hatte, du seist selbst dabei gewesen!
Ich denke, du solltest weiter machen!!!

Also höchstwarscheinlich bis Montag
cu Linn

 

Hallo Häferl und Maus!
ersma danke für eure Kritik!
und jetzt zur Überschrift: der Zusatz "(Straßenkinder)" gehört eigentlich nicht dazu. ich hab das mit dem Thema usw. erst nicht ganz gerallert, bin ja noch neu hier, und darum hab ich mein eigentliches Thema, also Straßenkinder, dahinter geschrieben!
und was eine PM ist weiß ich leider nicht!

Schöne Grüße!

 

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