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Vertraute Erinnerung

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30.10.2003
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Vertraute Erinnerung

Vertraute Erinnerung

Ich sitze in meinem Auto und blicke nervös auf das Firmengebäude.
Noch 20 Minuten bis zum Beginn meines ersten Arbeitstages. Ein neuer Job, ein neuer Chef, neue Kollegen und alles ist am Anfang fremd.

Ich suche in meiner Jackentasche nach einem Kaugummi und finde ein kleines Stück Schokoladenpapier.
Ich streiche es glatt und lese die zierliche Schrift auf der Verpackung.

Ich lächele und schließe die Augen bei der Erinnerung:

Wie jedes Jahr, fuhr ich auch in diesem Frühling für eine Woche nach Wyk auf Föhr.
Da ich die Zeit jedes Mal in derselben kleinen Pension verbrachte, hielt ich auch diesmal erwartungsvoll Ausschau nach Herrn Strom, der mich vom Bahnhof abholen wollte.

Ich musste nicht lange suchen, da sah ich einen kleinen, sehr dicken, glatzköpfigen Mann, der sich energisch durch die Menge schob.
Als der Pensionsbesitzer mich erreichte schenkte er mir sein strahlenstes Lächeln und schüttelte mir die Hand.
„Herzlich Willkommen Frau Wolf, schön Sie wieder hier zu haben.“
Herr Strom stürzte sich auf mein Gepäck und ich konnte ihn nur mit Mühe davon überzeugen, dass es sich bei der riesigen, schwarzen Tasche über meiner Schulter nicht um eine weitere Reisetasche, sondern um meine Handtasche handelte.
Da ich zu den Frauen gehöre, die ihre Handtasche grundsätzlich nicht in fremde Hände geben, gab es auch eine kleine Rangelei, in der ich mein Heiligtum vehement gegen den Übereifer Herrn Stroms verteidigte.
Nachdem wir die Eigentumsverhältnisse und Lastenverteilung geklärt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Parkplatz.

Herr Strom besaß einen alten, amerikanischen Schulbus, den er sich vor 12 Jahren für viel Geld importieren ließ.
Und obwohl die Zeichen der Zeit auch an diesem Fahrzeug ihre Spuren hinterlassen hatten, blitzte der Wagen vor Sauberkeit. Die Ledersitze im Inneren des Busses sahen aus, als hätten sämtliche Fahrgäste die je in diesem Bus transportiert wurden, ihr Ziel niemals sitzend erreicht, da es ihnen augenscheinlich verboten war, die Sitze ihrem eigentlichen Zweck zuzuführen.

Ich nahm all diese kleinen Einzelheiten wohlwollend zur Kenntnis, gaben sie mir doch das Gefühl von Konstanz und Verlässlichkeit. Ich wusste genau, was mich erwartete und konnte mich schon vor dem Erreichen meines Urlaubsdomizils entspannen, und ich war mir sicher, keine bösen Überraschungen zu erleben.

In der Pension angekommen, gab es gleich das nächste vertraute, allerdings nur bedingt geliebte Ritual: Frau Strom, die die gleiche Figur hatte wie ihr Mann, kam auf mich zugeschossen.
Sie sah dabei aus wie eine arbeitswütige Bowlingkugel, die dem Kontakt mit ihren Kontrahenten, den Pins, entgegen fieberte. Sie drückte mich an ihren riesigen, prallen Busen. Laut rufend und fest drückend ließ sie ihrer Freude über unser Wiedersehen freien Lauf.
Während ich mit knapper Not dem Tod durch Ersticken entkam, plapperte sie aufgeregt und fröhlich auf mich ein und versuchte die Erlebnisse und Ereignisse des ganzen Jahres in 5 Minuten wieder zu geben.

Nachdem ich auch Stettler und Waldorf - den zwei Pudeln, Tick, Trick und Track - den drei Katzen und auch dem Papageien ohne Namen die ihnen gebührende Aufmerksamkeit gewidmet hatte, war ich froh und dankbar, als Frau Strom mein Gepäck übernahm und mich in mein Zimmer brachte. Auf der Treppe klärte sie mich dann noch mit missbilligender Mine über das Sexleben der minderjährigen Tochter der Nachbarin des Apothekers im Nachbardorf auf und schloss mit den murmelnden Worten: „ Das hat man dann am Ende von antiautoritärer Erziehung, hah.“

Nachdem ich mich bei ihr für die Hilfe beim Tragen bedankt hatte, schloss ich erleichtert die Tür und lauschte ihren Schritten auf der Treppe. Ich blickte mich in dem kleinen, gemütlichen Zimmer um und mein Blick fiel auf das Kopfkissen des großen, rustikalen Bettes. Ich entdeckte doch etwas Neues in diesem Urlaub.

Ein kleines Schokotäfelchen lag auf dem geblümten Kopfkissen. Ich schnappte es mir sofort, gepackt von einem gierigen Verlangen, dass mich häufig überkam wenn ich Schokolade nur in meiner Nähe erahnte. Bevor ich das kleine Stückchen Glückseligkeit aus seinem Papiergefängnis befreite, fiel mein Blick auf die Verpackung:

„Wir wünschen Ihnen eine schöne Zeit in unserem Haus, auf unserer Insel.
Herzlichst, Peter & Gabriele Strom.“

Der Urlaub liegt nun schon wieder fast zwei Monate zurück und die Erholung ist natürlich längst wieder Schnee von gestern.
Das kleine Schokoladenpapier in meiner Jackentasche aber erinnert mich unweigerlich an die erholsame Zeit auf „meiner“ Insel.
Es war ein schöner Urlaub und ich weiß jetzt, warum ich dieses kleine Papier immer noch mit mir herumtrage:

Eine vertraute Erinnerung.

 

Hi Nuffie,

die Geschichte ist ja ganz nett zu lesen, aber langweilig.
Dabei war der Ansatz gar nicht schlecht. Deine Prot erinnert sich vor ihrem ersten Arbeitstag an den letzten Urlaub. Aber warum nur an die Ankunft am Urlaubsziel. Hier hättest Du viel mehr aus der Story machen können.
Was hat sie im Urlaub erlebt. Was ist an ihrem Ziel so besonders, dass sie immer wieder dort hin will.
Es ist ja in Ordnung, dass das Schokoladenpapier die Erinnerung an den Urlaub hervorruft. Aber doch sicher nicht nur daran, wie sie die Schokoloade gefunden hat.
Auch Frau Wolf hättest Du tiefer charakterisieren können, oder mMn sogar müssen, wenn du in der Ich-Form schreibst.

Einige Sätze in der Story finde ich zu lang.

Die Ledersitze im Inneren des Busses sahen aus, als hätten sämtliche Fahrgäste die je in diesem Bus transportiert wurden, ihr Ziel niemals sitzend erreicht, da es ihnen augenscheinlich verboten war, die Sitze ihrem eigentlichen Zweck zuzuführen.

Wie wäre es mit : Die Sitze sahen aus wie neu.

In Ansätzen finde ich die Story nicht schlecht, leider aber zu oberflächlich :(

Gruß
Jörg

 

Hallo Jörg,

vielen Dank für deine Anregungen.
Ich denke du hast mit allem recht, diese Geschichte ist meine zweite und ich habe sie eigentlich für eine Freundin geschrieben, die etwas für ihre Firma brauchte, deshalb geht es eigentlich auch mehr um das Papier.
Ich habe aber auch schon gedacht, dass man meine "Geschichte" als Anfang nehmen könnte, für einen spannenden Urlaub oder so.

Danke fürs Lesen ;),
Gruß, Nicole

 

Hi Nicole,

Ich habe aber auch schon gedacht, dass man meine "Geschichte" als Anfang nehmen könnte, für einen spannenden Urlaub oder so

Mach das und stell die Story dann wieder hier ein.

Gruß
Jörg

 

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