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Vom Haus ohne Fleisch
Man kommt zur Tür rein und wird regelrecht aufgefressen von diesem Zimmer.
Die klobige Kommode aus Ahorn, der rote Läufer aus Samt und die bizarr geformte Deckenlampe.
Das Bett, rot wie der Boden, streckt sich einem entgegen, wie eine flauschige Zunge, und die weißen Wände mit dem leichten Stich ins Gelbe umklammern einen wie das Fleisch eines Rachens.
Gestern hat es meine Frau verschlungen.
Sie hat das Bett nach oben geklappt, und die Falltüre die darunter liegt, empfing sie mit der Schwärze, die sie verbarg.
Ich sehe sie:
Wie sie, den Kerzenhalter in der linken, den Saum ihres Nachtgewandes in der Rechten, die Wendeltreppe hinunterschreitet.
Eine Biegung und sie ist weg. Verschluckt.
Ich werde in die Herzkammer gehen, und ein Feuer legen.
Der Weg ist leicht zu finden, ich muss nur den Venengängen folgen, in Richtungen, die ich nie beschritt, in Untiefen dieses verfluchten Hauses, in die ich mich nie getraute.
Vielleicht werde ich auf meinem Weg Leber und Galle an mir vorrüber ziehen sehen, eingepresst zwischen hölzernen Dielen, und blankem Beton.
Ich habe Gerüchte gehört, über einen Turm, der weit hinaufreicht, weit hinaufsticht in Wolken und Himmelszelt.
Ein gewaltiger Raum, ein Spiegelkabinett, so komplett, perfekt und rätselhaft, dass sich die Ewigkeit in ihm widerspiegelt.