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22.08.2022
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Er kam aus seiner vereinsamten Wohnung und lief rastlos hastend dem Bus hinterher. Sein frisch gebügeltes, weißes Hemd triefte bereits und er war so außer Atem, dass der Zusammenbruch nicht mehr weit war. „Früher war es um dich besser bestellt“, dachte er, während er wild winkend zum finalen Sprint zur nächsten Haltestelle ansetzte. Dieses Mal würde der Bus ihm nicht wegfahren. Er erreichte keuchend die geöffnete Tür des Busses und schwang sich mit letzter Kraft hinein. Ermattet schlurfte er den Gang entlang und ließ sich auf einen der wenigen freien Plätze fallen. Den Bus hatte er erreicht, ob er es rechtzeitig schaffen konnte, wusste er nicht. Die Panik kroch in ihm hoch.

Die Personalchefin fauchte ihre Sekretärin an. „Was ist das für eine Plörre? Brot kann schimmeln, was können sie? Wenn selbst Kaffee kochen sie überfordert?“. „Wenn die nicht im Personalrat wäre, wär die längst weg!“, dachte sie bei sich und schlug die Tür zu. Was für ein mieser Tag. Es war schon morgens brütend heiß gewesen und in ihrem Büro waren die mickrigen Pflanzen genauso dehydriert, wie sie sich fühlte. Ihr Mann hatte die Dinge, die sie ihm am Wochenende extra auf eine Liste geschrieben hatte, damit er nichts vergaß, zu genau null Prozent erledigt und sie hatten sich, wie immer in letzter Zeit, heftigst gestritten. Gott, wie leid sie das war. Und dann auch noch der Job, ein Vorstellungsgespräch nach dem anderen den ganzen Tag lang. Ihre Laune hätte kaum mieser sein können.

Gähnend langsam bewegte sich der Bus in Richtung Innenstadt. „Warum hält der eigentlich überall, auch wenn da gar keiner steht?“, dachte er und ärgerte sich maßlos über die Fahrerin. In seinen Augen gehörten Frauen nicht ans Steuer, schon gar nicht an das eines Busses. Aber so war die Welt nun einmal geworden. Er schaute auf die Uhr und rutschte unruhig auf seinem unbequemen Sitz hin und her. Plötzlich blieb er am Sitz hängen und bemerkte das nächste Desaster. Das frische Kaugummi, das nun auf seiner Hose klebte, gab ihm den Rest. Der Bus hielt vor dem Hochhaus, in das er wollte, 10.01 Uhr, er war eine Minute zu spät.

Sie schaute auf die Uhr. „Was fiel dem Kerl eigentlich ein, sie hier jetzt auch noch warten zu lassen?“ Sie hatte üble Lust, ihrer Sekretärin zu sagen, sie solle ihn gleich wegschicken, aber sie suchten dringend geeignetes Personal und seine Daten und Referenzen sahen zumindest akzeptabel aus. Ein Bild hatte er nicht mitgeschickt, das war anscheinend so in Mode, um Aufmerksamkeit zu generieren. Früher wäre das gar nicht gegangen. Nervös knibbelte sie an ihren frisch manikürten Nägeln herum, eine Eigenschaft, die sie selbst bei anderen verabscheute. „Mach jetzt hin oder ich vergesse mich!“, schrie sie innerlich, als es endlich klopfte.

„Herein!“, hörte er schweißgebadet und völlig abgekämpft eine genervt klingende Frauenstimme rufen. Auch das noch…so eine verkrustete Emanze, die sich einbildet, ihm als Mann Kompetenzen absprechen zu können. Schlimmer hätte es nicht kommen können und jetzt war er auch noch zu spät. Am liebsten wäre er im Bett geblieben.

„Herein“, hörte sie sich selbst sagen und war stolz auf sich, dass sie ihren Grad der Genervtheit komplett in die Stimme gelegt hatte. Der Kerl wird was erleben.

Er öffnete die Tür und sie verloren ihr Herz für immer in den Augen des anderen.

 

Hallo @Tafkaff!

Ehrlich gesagt kann ich deinen Text nicht so richtig einordnen. Ich bin mir nicht sicher, was du mir mit dieser Geschichte erzählen willst und der dauernde Wechsel in der Perspektive macht es auch nicht leichter, sich zu orientieren. Weder örtlich, noch emotional. Was deinen Schreibstil angeht, da sehe ich Potential! Manchmal sind die Sätze noch zu lang bzw. mit zu vielen/nicht nötigen Informationen gefüllt. Ich versuche, dir in den angehängten Zitaten zu zeigen, was ich meine:

Er kam aus seiner vereinsamten Wohnung und lief rastlos hastend dem Bus hinterher.
Dieser Satz klingt holprig, den könntest du kürzen, indem du beispielsweise schreibst: „Er kam aus seiner vereinsamten Wohnung und hastete dem Bus hinterher.“ Wobei ich als Leser auch die Information mit der Wohnung nicht brauchen würde. Das spielt später im Text keine Rolle mehr und wenn man „hastet“ ist man rastlos.

Sein frisch gebügeltes, weißes Hemd triefte bereits und er war so außer Atem, dass der Zusammenbruch nicht mehr weit war.
Den ersten Halbsatz finde ich gut gelungen, problematisch finde ich „(…), dass der Zusammenbruch nicht mehr weit war.“ Zum einen beschreibst du ausführlich genug, wie er zum Bus hechtet, ich glaube jeder von uns weiß, wie anstrengend das ist und zum anderen kommt es nicht zum Zusammenbruch und wenn doch- auch wenn nur beinahe, dann zeig es und erzähl es nicht nur.

Die Panik kroch in ihm hoch. Die Personalchefin fauchte ihre Sekretärin an.
Das ist der erste Sichtwechsel im Text und ich wusste gar nichts damit anzufangen. Zuerst folge ich einem Mann, der zum Bus läuft und auf einmal eine Personalchefin mit ihrer Sekretärin.

Was ist das für eine Plörre? Brot kann schimmeln, was können sie? Wenn selbst Kaffee kochen sie überfordert?“. „Wenn die nicht im Personalrat wäre, wär die längst weg!“, dachte sie bei sich und schlug die Tür zu.
Die Stelle war lustig, brachte mich zum schmunzeln. Mit Absätzen könntest du hier den Lesefluss noch erleichtern, damit man besser einordnen kann wer was sagt/denkt.

Ihr Mann hatte die Dinge, die sie ihm am Wochenende extra auf eine Liste geschrieben hatte, damit er nichts vergaß, zu genau null Prozent erledigt und sie hatten sich, wie immer in letzter Zeit, heftigst gestritten. Gott, wie leid sie das war.
Ich habe keine Ahnung, was diese Information mit dem Rest des Textes zu tun hat und um wessen Mann es da geht. Wer das überhaupt denkt.

Der Bus hielt vor dem Hochhaus, in das er wollte, 10.01 Uhr, er war eine Minute zu spät.
„(…), in das er wollte, (…)“ den Teilsatz braucht man nicht. Zeig doch einfach, wie er aus dem Bus springt und ins Hochhaus rennt, dann wird schon klar, dass er dahin will.

Ein Bild hatte er nicht mitgeschickt, das war anscheinend so in Mode, um Aufmerksamkeit zu generieren.
Das verstehe ich nicht. Inwiefern generiert es Aufmerksamkeit, wenn man kein Bild mitschickt?

Er öffnete die Tür und sie verloren ihr Herz für immer in den Augen des anderen.
Das Ende kam überraschend, allerdings nicht auf eine gute Weise. Ich habe dabei nichts empfunden, weil mir die Informationen über die Charaktere fehlen, um etwas zu empfinden. Und Liebe auf den ersten Blick ist sowieso immer so ne Sache. Um Das „gut nachvollziehbar“ zu schreiben, braucht es mehr als einen Satz und mehr Informationen über die Menschen, un die es geht.

LG Lucifermortus

 

Hallo @Tafkaff,

erstmal ein herzliches Willkommen von mir. Cool, dass du den Weg hierher gefunden hast und eine Geschichte einstellst. Ich habe auf den Text geklickt, weil mir der Titel gefiel. Ich finde auch, dass er gut passt und doppeldeutig ist, was mir gut gefällt. Ich denke aber auch, dass der Text an sich viele Schwächen hat, an denen man feilen müsste, damit er richtig funktioniert.

1. Spannung: Der Text weist schon einen Konflikt auf. Beispielsweise ist dein männlicher Protagonist zu spät zu einem Vorstellungsgespräch, was zu Problemen führen kann. Du müsstest mich mehr an seinen Gefühlen teilhaben lassen, damit ich mich in ihn hineinversetzen kann und mit ihm fiebere. In der jetzigen Form ist der Text sehr berichtend: "Er kam aus der Wohnung, er erreichte den Bus, er schlurft den Gang entlang." Lass mich mehr an den Gedanken und Gefühlen teilhaben.

2. Stil:

Er kam aus seiner vereinsamten Wohnung und lief rastlos hastend dem Bus hinterher. Sein frisch gebügeltes, weißes Hemd triefte bereits und er war so außer Atem, dass der Zusammenbruch nicht mehr weit war. „Früher war es um dich besser bestellt“, dachte er, während er wild winkend zum finalen Sprint zur nächsten Haltestelle ansetzte. Dieses Mal würde der Bus ihm nicht wegfahren. Er erreichte keuchend die geöffnete Tür des Busses und schwang sich mit letzter Kraft hinein. Ermattet schlurfte er den Gang entlang und ließ sich auf einen der wenigen freien Plätze fallen. Den Bus hatte er erreicht, ob er es rechtzeitig schaffen konnte, wusste er nicht. Die Panik kroch in ihm hoch.
Erstmal fällt auf, dass du sehr viele Adjektive benutzt, die sehr sperrig daherkommen. Viele davon könntest du einfach streichen, was den Text verbessern würde. Zum Beispiel könntest du anstatt "lief rastlos hastend" einfach "hastete" schreiben. Das hätte einen besseren Stil und wäre nicht so umständlich, würde aber dasselbe aussagen wie deine Variante.

3. Klischees:

Brot kann schimmeln, was können sie?
In seinen Augen gehörten Frauen nicht ans Steuer, schon gar nicht an das eines Busses.
Er öffnete die Tür und sie verloren ihr Herz für immer in den Augen des anderen.
Obwohl der Text ja sehr kurz ist, fährst du mit einigen Klischees auf. Da sind so Dinge drin, die man schon 1000 mal irgendwo gelesen hat. Das wirkt beim Lesen nicht originell, sondern eher etwas einfallslos.

So weit erstmal meine Anmerkungen. Ich hoffe du bleibst am Ball und versuchst die Anmerkungen für dich zu nutzen. Sind jedenfalls nicht persönlich gemeint.

Grüße
Klamm

 

Die Personalchefin fauchte ihre Sekretärin an. „Was ist das für eine Plörre? Brot kann schimmeln, was können Sie?

Du hast einen vieldeutigen Titel im Plural für Dein Debut hierorts gewählt, der von der „Vorstellung“ im eigenen Kopf und dem Kopf der/des anderen (was schon mindestens zwei „Vorstellungen“ ausmacht) bis hin zu den Brettern, welche die Welt bedeuten in ungezählten Erscheinungsformen das darzustellen, was zuvor im Kopf unsichtbar und stumm war.

Da nimmt das Vorstellungsgespräch eine mittlere Position ein zwischen mindestens zwei Personen, dem Bewerber – bei Dear eher ein potentieller Pechvogel mit einem gewissen Hang zum Slapstick – und dem/der Beworbenen, vertreten durch einen Drachen (eigentlich darf man dann das Ende gar nicht verraten ...)

So weit, so gut,

aber Du drückst einiges, wenn schon nicht merk-, so doch denkwürdig aus wie direkt zu Anfang

Er kam aus seiner vereinsamten Wohnung und lief rastlos hastend dem Bus hinterher.
Wie ich finde, eine Folge der Adjektivitis, unter der Dein Debut leidet. Und ich kann mir auch schwerlich vorstellen, dass Dein Held den Bus an der nächsten Haltestelle einholen wird … Aber im Märchen ist ja ziemlich alles möglich ...

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts,
@Tafkaff !

Flusenlese

Wenn selbst Kaffee kochen sie überfordert?“.
Punkt weg!, Selbst im Ärger bleibt die Höflichkeitsform gewahrt, „Sie“

„Wenn die nicht im Personalrat wäre, wär die längst weg!“, dachte sie bei sich und schlug die Tür zu.
Bei wem „dachte sie“ denn sonst?

Ihre Laune hätte kaum mieser sein können.
Wäre da nicht ein „nicht“ konsequenter?

Auch das noch[...]…[...]so eine verkrustete Emanze, die sich einbildet, ….

Schau'n wir mal, was draus wird!,

Friedel

 

Danke für eure Rückmeldungen. Der Text ist aus dem Deutschunterricht und wir sollten zwei Figuren dahernehmen, die sich im Laufe einer Geschichte aufeinanderzubewegen. Daher kommt der Perspektivwechsel. Eure Kritik ist größtenteils nachvollziehbar, ich werde dran arbeiten.
LG
Taf

 

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