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Warmes Herz, trotz kalter Luft

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14.08.2004
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Warmes Herz, trotz kalter Luft

Warmes Herz trotz kalter Luft

Warmes Herz trotz kalter Luft

Es schneit. Der Schnee dämpft die lauten Geräusche der großen Stadt. Das Rattern der Wagenräder gleicht dem Knistern eines warmen Feuers und die Rufe der Verkäufer klingen wie zarte Gesänge. Ich sehe das Feuer und höre das Lied, und ich wiege mich im Takt. Die Augen geschlossen, und ich kann es sehen. Das rote Feuer. Ich höre wie ein großes Stück Holz kracht. Ich spüre die warme, kratzige Wolldecke auf meinen Schultern. Ich rieche den Duft eines Braten und...Da fällt eine Schneeflocke direkt auf meine kalte Nase, und ich erwache aus meinem Traum. Ein schöner Traum, doch nur ein Traum. Jetzt sehe ich mich selbst. Wie ich da sitze, zusammengekauert in einer Ecke der Straße. Wie komisch muss ich wohl aussehen, mit meinem bunten Sommerkleid und meinen Sandalen, mitten im tiefsten Winter. Aber jetzt wird sie bestimmt bald kommen, wo es doch schneit. Da wird sie nicht mehr in der anderen Stadt auf dem Feld arbeiten. Im Winter gibt es doch auch nichts zu tun auf den Feldern. Sie hat gesagt, wenn es Winter wird kommt sie wieder. Außerdem hat sie sicher Sehnsucht nach mir. Wir sind doch eine Familie. Ich vermisse sie ganz furchtbar. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor seit sie fortgegangen ist. Manchmal muss ich mich sogar ein bisschen anstrengen um mich zu erinnern wie sie riecht. Aber dann fällt es mir gleich wieder ein. Ich bin schließlich ihre Tochter. Manchmal habe ich schlechtes Gewissen, weil ich ihr nicht so oft gesagt hab, dass ich sie lieb habe. Na ja und jetzt würde sie sich sicher besser fühlen wenn sie sich immer sagen könnte, dass ich sie vermisse. Hätte ich es ihr nur öfter gesagt...
Aber sie wird doch auch so wissen dass ich sie lieb habe. Sie ist ja meine Mutter.
Ich hätte ihr auch öfter helfen und nicht frech sein sollen. Aber das werde ich ihr alles sagen, dass es mir Leid tut und dass ich ihr jetzt viel mehr helfen werde, wo sie doch so lange auf dem Feld arbeiten musste. Sie hat gesagt es wäre eine schwere Arbeit dort, deshalb dürften Kinder nicht mit. Ich wäre gerne mit ihr gegangen, aber sie wollte ja nur mein Bestes. Und sie hat mir ja auch reichlich Geld dagelassen. Also jedenfalls so viel, dass ich mir jeden Tag ein Stückchen Brot kaufen konnte. Doch sie wusste anscheinend nicht, dass sie so lange fortbleiben würde, denn seit drei Wochen ist alles Geld weg. Oder vielleicht war ich nicht sparsam genug. Hoffentlich wird sie mich deswegen nicht schelten. Aber ich habe ja auch wieder etwas erbettelt, und wenn erst mal richtig viel Schnee gefallen ist, dann werde ich beim Straßenkehrer fragen, ob ich ihm nicht ein bisschen helfen soll. Und dann wird er mir ein bisschen Geld geben und ich werde ihr ein schönes Stück Kuchen kaufen, damit sie vergisst, dass ich nicht immer brav war.
Ja, da wird sie sich freuen. Und dann werde ich ihr sagen wir sehr ich sie lieb habe, und dass ich immer bei ihr bleiben werde.

Der kalte Schnee hat es nicht geschafft ihr Herz zu gefrieren. Oder war es sogar der Schnee, der ihr Herz glühen lies?


Warme Luft, doch kaltes Herz

Warme Luft, doch kaltes Herz

„Also, hier drinnen ist es wirklich zu kalt. Maggie drehst du bitte die Heizung auf und lässt mir ein warmes Bad ein?“
„Ja, Madam.“
Kaum sechs Monate ist es her, dass er mich von dieser schrecklichen Arbeit auf dem Feld befreit hat, kaum sechs Monate ist es, da sprach ich noch kein Wort Deutsch. Und nun, nun bin ich eine feine Dame, bin schwanger mit einem kleinen Jungen, habe einen herrlichen Mann. Ich werde meine Vergangenheit vergessen können.
So sitzt sie da, vor einem knisternden Kaminfeuer, mit einer warmen ganz weichen Wolldecke über den Schulter, im Hintergrund spielt das Grammophon die zweite Sinfonie von Mozart und aus der Küche weht der zarte Duft von frischem, saftigen Braten in die gute Stube.
Sie hat sie aus ihrem Gedächtnis verbannt, und sie meint auch die Kleine hätte sie vergessen. Sie weiß nicht, dass sie immer noch wartet. Doch wüsste sie es, würde es etwas ändern?

Das warme Feuer hat es nicht geschafft das Eis um ihr Herz zu schmelzen, oder war es das Feuer, das ihr Herz gefrieren lies?

 

Hallo frotte,

du bist ja ganz schön fleißig ;) Und jetzt bringst du mich auch noch dazu, im Gesellschaftsforum zu lesen, wo ich das doch so selten tue...

Aber wenigstens hat sich das gelohnt.
Ich finde deine Geschichte sehr sehr schön und natürlich auch sehr traurig. Der Bogen mit der Decke, dem Feuer und den Gesängen vom Anfang zum Schluss hat mir besonders gut gefallen, das ist wirklich ein schöner Trick.

Das einzige, was mich ein bisschen gestört hat, ist die "Ansprache" des Mannes. Er erzählt der Frau ja nichts Neues, weil sie das ja selber erlebt hat. Vielleicht kannst du da einen kurzen Dialog draus machen, oder, vielleicht noch besser, die Frau sich selber erinnern lassen, ohne wörtliche Rede.
Eine konkrete Idee habe ich da auch nicht, nur, dass es so eben ein bisschen sperrig war.

Aber sonst: klasse Geschichte, flüssiger Stil, habe ich gerne gelesen :thumbsup:

Ach ja, auch ich mag sehr gerne melancholische Geschichten. Merkwürdigerweise schreibe ich aber in letzter Zeit keine mehr....

Liebe Grüße,

Ronja

 

hi ronja,
mal wieder danke für die gute kritik.
mir hat die idee mit dem selbstgespräch so gut gefallen, hab sie gleich umgesetzt und bin auch ganz zufrieden mit dem ergebnis!
würde mich freuen mal wieder was melancholisches von dir zu lesen, aber erzwingen kann mans ja nich:-)

liebe grüße,
frotte

 

oh gott,
jetzt muss ich aber aufpassen, dass ich nich rot werde vor lauter lauter :)
vielen vielen lieben dank für dein kompliment!
finde es schön, dass du meinen stil magst!
wirst von mir sicher noch was zu hören bekommen(zu deinen geschichten) :D
bloß nicht mehr heute und nicht in den nächsten fünf tagen...
aber sei auf der hut, ich komme wieder :cool:

also dann schönes wochenende für dich und alle andren!
liebe grüße,
frotte

 

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