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Warum die Fische beißen

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Warum die Fische beißen

An der Stelle fließt die Bröl in die Sieg, da gibts ne kleine Sandbank, wo wir immer die Angeln hinstellen, bei Weldergoven ist das, da fährst du erstmal an den Häusern vorbei durch den ganzen Ort und parkst an so nem Feldweg, gehst über die Weide und dann voll durchs Gebüsch, findet man nicht sofort, musst schon wissen, wo du guckt, da wachsen auch die wilden Mirabellen, hier, die roten, wo ich letztes Jahr Angesetzten draus gemacht hab, aber kannste nicht saufen, viel zu sauer das Zeug.

Ich saß mit dem Rolf da, normalerweise geh ich da nur mit meinem Cousin hin, dem Udo, denn das ist ne Stelle, die verrät man eigentlich keinem freiwillig, da beißen Wels und Aal nämlich super, und so was behältste ja lieber für dich, damit nicht auf einmal Tausend Wildfremde mit ihren Angeln da auftauchen und alles verschrecken. Ich hab da mal n Wels rausgeholt, länger als mein Arm, n Meterdreißig und achtzehn Kilo!, ich sag dir, richtiger Trumm, der biß aber erst um ein Uhr morgens, das ist in der letzten Zeit oft so, dass die so spät gehen, wir hatten uns da schon hingehauen und rauchten und tranken unser Flaschbier, und auf einmal … Junge, junge, der hat gekämpft, ich hatte Schiss weil das nur ne 30er Schnur war, und ich dachte, wenn ich da zu doll dran reiß geht der mir noch ab, aber ich habn dann müde gemacht, hat ganz schön gedauert, sag ich dir, und der Udo hatn dann mitm Gaff rausgeholt - das Beste war, da hat der Wels noch n Aal im Maul! Da hat der Aal zuerst gebissen und hing am Haken und der Wels wollte den nur schnell abstauben, und dann … aber na ja, was ich eigentlich sagen will, was ich dir eigentlich erzählen wollte, ist folgendes:

Ich saß da also mit dem Rolf, da in Weldergoven, weil der mich gefragt hatte - der hat mich nicht so direkt gefragt, der hing mir aber ständig in den Ohren, dass bei ihm Flaute is und er nix fängt und auch keine guten Stellen kennt, da hab ich ihn eben mitgenommen, und dann saßen wir da und haben drauf gewartet, das was geht. Rolf ist ja an sich n feiner Kerl, hat mir beim Brennholzmachen im Rothenbach geholfen letztes Jahr, als der Udo sich da so blöd den Arm gebrochen hatte und alles, da kann ich nichts gegen sagen … aber du merkst halt schon, ich sag mal, du merkst schon, dass der nicht aus der Gegend kommt, und n richtiger Schwaadlapp isser dazu. Na ja, trotzdem guter Handwerker, hat mir im Sommer die Terasse gemacht, afrikanisches Holz, Mukulungu heißt das oder so, glaub ich, top Arbeit hat der abgeliefert, wirklich, und auch für n schmalen Taler, da konnte ich jetzt schlecht sagen, nee, lass mal, weil ich sonst immer Ausreden parat hatte, wenn der wieder fragte, hier, von wegen ob wir nicht mal zusammen rausgehen zum Angeln. Was konnte ich da groß machen? Ich also alles zusammengepackt und mitm Rolf nach Weldergoven.

Ich sitz da mitm Rolf, mach meine Angeln parat und guck ihm so zu, und du siehst einfach … nicht ungeschickt, aber du weißt, was ich meine, oder? Das liegt ihm halt nicht im Blut, so was, der überlegt erstmal, der muss überlegen, wie bau ich die Rute zusammen und welche nehme ich da überhaupt?, weil der bringt ja gleich seine ganze Sammlung mit, daran merkstes dann eben auch, der hat sich nicht erst mal eine gute gekauft oder zwei, wie jeder andere, sondern wahrscheinlich gleich zehn, weil der feine Herr braucht ja schließlich Auswahl, aber dann weiß er nicht mehr, wo vorne und hinten is. Und wenn der das mit den Ruten endlich gepackt hat, dann guckt der so auf den Fluss, als würden da gleich die Fische auftauchen und rufen, hier, hier. Ich sag ihm, dahinten, da wos dunkel is, an der Biegung da, da is gut, werf da ruhig hin, aber er dann, nee, ich denk da hinten is besser, das ist ne gute Stelle, dabei isses viel zu nah am Ufer und auch ohne Ende Grünzeug, wo sich die Schnur nachher noch verheddert. Aber er hat da so seine Theorien, sagt er. Is mir gleich, ehrlich. Theorien! Jedenfalls taucht da plötzlich ne Horde Jugendliche auf, die brachten nen Kasten Bier und Musik mit, ich hab da nichts gegen, ich war selber mal jung und alles, ich weiß, wie das ist, und es war ja auch ein schöner Tag, Anfang Juni, warm und alles, und zuerst hab ich die ja auch einfach machen lassen, aber irgendwann wurds mir echt zu bunt, ich dann zu denen so: Hört mal, gehts auch was leiser?, da habense nur dumm gegrinst und die Musik sofort leiser gestellt, geht ja nicht dass die mir die Fische da verschrecken, da beißt ja nachher nix bei dem Lärm, und zum Glück sindse dann auch bald gegangen.

Na ja, wir sitzen da, ich sitz da, Rolf trinkt seinen Kaffee, und ich frag ihn, ob er nicht lieber n Bier will, ich hat paar Flaschen im Kühler mitgenommen, da meint er, später, später erst, und dann fängt er an so rumzudrucksen, ob ich die Hoffmanns kenne, hier, die vom Pfahlweiher, und ich sag, klar, den Volker kenn ich schon lang, mit dem hab ich all meine Versicherungen gemacht und als es damals den Ärger gab wegen dem Wasserschaden in meiner Garage, da hat der das tip-top geregelt, eins A, guter Mann. Na ja, der Rolf hat so eine Art, weißte, dem sieht man gleich an, wenn was gewesen ist, der kann das nur ganz schlecht verbergen, und da hab ich ihn ganz direkt gefragt, ich hab gefragt, was da mit den Hoffmanns war? Was ist mit den Hoffmanns gewesen, frag ich ihn.

Wegen der Terrasse isser dagewesen, sagt er, wegen der Terrasse war ich da. Ich wusste davon nichts, dass er auch bei Hoffmanns die Terrasse machen sollte, aber vor Kurzem hat der beim Henry was am Haus gemacht, auch mit diesem afrikanischen Holz, und ich denke mir, dass der Henry den dann weiterempfohlen hat, irgendwie so muss das ja gewesen sein. Jedenfalls war er da zum Aufmaß, und ob ich auch den Sohn kenne? Und die Mutter? Ich sag, na klar kenne ich die, warum fragst du, was ist mit denen? Na ja, sagt er, ich komm da an und geh mit dem Volker raus auf die Terrasse, um mir da mal alles genau anzugucken, da sitzt die Mutter mit dem Sohn da, und der Sohn liegt auf so ner Liege und die Mutter streichelt ihm über den Kopf, oder wasweißich, krault ihm die Haare, ja? Aber denkst du, die hat aufgehört, als ich da ankomme?, sagt er. Nee, die hat einfach weitergemacht. Normalerweise, also normalerweise hört man mit so was doch auf, wenn Leute kommen, wenn da auf einmal Leute auftauchen. Aha, sag ich, ja, na und dann? Da sagt der Rolf: Also, das war mir ja richtig unangenehm, wie die da so lagen und alles, und wie die ihm da den Kopf gestreichelt hat - oder von mir aus auch durch die Haare gekrault, das weiß ich ja nicht, ich war ja nicht dabei, der Rolf hat sich da bisschen unklar ausgedrückt … Was bei der Familie denn eigentlich los ist? Ich habe das nicht verstanden, ich hab gesagt, du, hör mal, was soll bei denen denn los sein? Da fragt der mich, ob ich das etwa normal finden würde? Findest du das etwa normal?, sagt er. Normal, normal, was ist denn schon normal? Und: Was hast du denn gedacht, Rolf? Was hast du gedacht, als du die da so gesehen hast? Mutter und Sohn, ich meine … was? Was hast du gedacht?

Weißt du, es ist eine Sache, ich sag mal, jetzt zu denken, dass das seltsam ist oder wasweißich, das ist die eine Sache. Das kann ja sein. Und ehrlich gesagt weiß ich jetzt auch nicht so genau, was ich gedacht hätte, wie ich da reagiert hätte, ich glaube, mir wäre das wahrscheinlich gar nicht weiter aufgefallen, und wenn dann hätt ich da nicht weiter hingeguckt, aber beim Rolf … der meinte das anders, verstehst du? Rolf, sag ich, an was hast du gedacht? Und sei ehrlich, sei mal ehrlich. Bei dir klingt das so, na ja, ich weiß nicht, irgendwie, als wäre da, als würde da … ja, ja? Ja, sagt der da, genau, genau das. Aber was, sag ich, was genau, was genau das? Nur weil die da lagen, nur weil die ihm über den Kopf gestreichelt hat? Ich mein, sind an sich gute Leute die Hoffmanns, was soll da sein? Was glaubst du, soll da laufen? Was glaubst du, läuft da? Sagt der, du bist ja nicht dabei gewesen. Wärst du dabei gewesen, da würdest du ganz anders reden, da würde ich aber ganz anders reden. Das kann ja schon sein, sag ich, aber ich würde nicht direkt an sowas denken, glaub ich, ich mein, hat dir denn deine Mutter nie über den Kopf gestreichelt, hab ich gesagt? Aber der Junge ist kein Kind mehr, sondern schon über Dreißig. Oder ist das dann auch noch normal? Und auch, dass die nicht damit aufgehört haben, als ich da ankam. Rolf, an was du denkst, ich weiß nicht, sag ich, vielleicht ist das auch nicht so ganz normal, oder? Hast du daran schonmal gedacht? Gleich davon ausgehen, dass da sonst was passiert, also … ich mein, wissen tut man das ja nie, was hinter geschlossenen Gardinen so alles passiert, das weiß man nie so genau, und ich sag es dir, wie es ist, ich will es auch gar nicht so genau wissen, ist mir lieber so. Ich hab gesagt, egal was du da gesehen hast, ganz egal, aber gleich so, direkt an so was zu denken, ich weiß nicht … was wäre denn, wenn wir alle so voneinander denken? Keine Ahnung, nur mal als Beispiel, du, hier, ja, du lebst ja schon paar Jahre da draußen halb im Wald, ganz alleine, nur mit deinem Hund. Denk ich da jetzt gleich, also Mensch, hier, der ist so eng mit seinem Hund, und der ist ja auch überall dabei, und der schnüffelt schon mal hier und da an einem rum, wie das eben so ist bei nem Hund, aber denk ich da sofort, was macht der eigentlich noch alles mit dem? Also, wo fängt das an, wo hört das auf?

Wo fängt das an, wo hört das auf, das zieht ja auch immer größere Kreise - Rolf, du erzählst mir das jetzt, hab ich gesagt, und dann dem und dann dem, und so wie du das erzählst, da klingt das schon … du weißt, was ich meine, ja? Und das geht schneller als man denkt, da schaust du nur noch hinterher, da kannst du nur noch hinterherschauen, und das kann es doch auch nicht sein, oder? So eine kleine Sache, ich meine: eine Mutter, die ihrem Sohn die Haare krault, das ist doch nichts Wildes, es sind ja nicht seine … ja? Oder? Und da kann der Dreißig sein oder Vierzig oder Fünfzig, völlig egal. Hat deine Mutter dir nie die Haare gekrault oder gestreichelt oder wasweißich, frag ich ihn, ich frag ihn nochmal, ich hatte ihn ja schonmal gefragt, aber keine Antwort bekommen. Hat dir deine Mutter nie den Kopf gestreichelt? Oder immer nur in der Kammer, im Dunkeln, hinter verschlossenen Türen, damit es auch ja keiner sieht, damit keiner denkt, dass du da mit deiner Mutter, also … Nein, nein, sagt er, sicher, sicher hat die, aber als ich klein war, und nicht so!, so wie die da lagen, so halb aufeinander, und der Kopf von dem Sohn da auf ihrem Schoß, so, nein, so nicht. Und nicht vor anderen Leuten!, nie vor anderen Leuten, das hätte die nie gemacht, das hätte seine Mutter nie gemacht, weil die ja wusste, weil die gewusst hat, was andere denken, wie das aussieht, und was die Leute dann so reden, da weiß man dann auch sofort, von wem der Rolf das hat, so ein Denken, von wem er das haben muss.

Aber, sag ich, um was geht es dann hier überhaupt? Um was? Dir war das unangenehm - eine unangenehme Situation, so hat er das genannt - aber dir war das doch nur unangenehm, weil du dir deinen Teil dabei gedacht hast, oder nicht? Du hast dir deinen Teil dabei gedacht, und … Das habe ich ihm ja auch gesagt, genau das habe ich ihm auch gesagt: Was ist denn das eigentlich für eine Fantasie, die du da hast, Rolf? Wo kommt die denn her? Dass man sofort an sowas denkt, dass man da sofort an sowas denken muss? Ich meine, und auch das habe ich ihm gesagt, warum genau erzählst du mir das jetzt? Wir sind hier, ich nehme dich mit nach Weldergoven, Angeln, Welse, Aale und n paar Bierchen, ist n richtig guter Platz hier, und normalerweise fahre ich nur mit meinem Cousin hierher, und da nehm ich dich schon mit und du … aber was will man machen? Der ist halt nicht hier aus der Gegend, das denk ich, vielleicht ist das da, wo der herkommt, anders, da denken wahrscheinlich alle so vom Anderen, ich weiß es ja nicht, vielleicht schaut der sich auch einfach nur die falschen Seiten im Netz an, ich nehme mal an, dass das so ist, dass das so sein muss, da könnte man jetzt auch sagen, Mensch Rolf, also, was guckst du dir da bloß immer an, weil von alleine kommt man doch nicht auf solche Ideen, oder? Von ganz alleine kommt man auf sowas nicht, ausgerechnet auf so was. Und vor allem: Warum guckst du dir das an, ich meine … ja? Könnte man auch alles denken, tue ich aber nicht, weil ich nicht so bin, so bin ich nicht, ich denk nicht immer gleich das Schlechteste, ich denk nicht immer gleich, dass die Leute verdorben sind, bis zum geht nicht mehr.

Ja, der hat dann so getan, als sei nix gewesen, aber der hat schon mitbekommen, dass ich das nicht in Ordnung fand, dass ich das eigentlich nicht so toll fand, wie der da über Hoffmanns redet, ich kenn den Jungen, der arbeitet im öffentlichen Dienst, irgendein Amt bei der Stadt, baut sich gerade sein Haus oben am Stallberg, fleißig und alles, und die Mutter, auch da, da kann ich nix gegen sagen, ich hab ja jetzt auch nicht so viel mit denen zu tun, aber hier gehts ja ums Prinzip, und ich weiß nicht, was das sollte, das hab ich dem Rolf auch gesagt, so diese Art, damit macht man sich hier keine Freunde, oder? Rolf, ist vielleicht nicht das Klügste, so was. Ich will nichts sagen, aber da hat sich das gedreht, also endgültig, was ich über den Rolf gedacht hab, im Grunde ja auch vorher schon, aber da hat sich das dann bestätigt. Weißt du, das Geld von Hoffmanns nehmen, das Geld nehmen, ja?, also von uns, von mir, vom Henry, aber dann solche Sachen erzählen, hinterm Rücken, auf die ganz linke Tour - ich meine, egal, was da jetzt wirklich gewesen ist, aber da drehst du den Leuten schnell n Strick draus, und ich meine, ich weiß nicht, du weißt ja nie, was der sonst noch so erzählt, über dich, über mich? Da frag ich mich, was der nicht schon alles über mich erzählt hat, wenn ich nicht dabei … genau, das war so und das wird auch immer so bleiben. Und wenn du das umdrehst, wenn du das Ganze mal umdrehst, da könnte ich genauso gut fragen, was mit dem Rolf vorher war, weiß man das?, weißt du das? Könnte ich genauso gut hingehen und sagen, warum ist der überhaupt hierhin gezogen? Wo kam der überhaupt her? Sagt er ja auch nie so genau, irgendwo da hinter Puderbach, Westerwald sagt der immer. Musste der vielleicht umziehen? Weil was? Warum? Und was ist mit Frauen? Hast du den schon mal mit ner Frau gesehen? Henry meint ja, der ist verheiratet, der muss verheiratet sein, der hat was von nem Urlaub mit seiner Frau erzählt, ich hab jedenfalls hab den noch nie mit ner Frau gesehen, du etwa? Auch nicht, oder? Sagt da einer, hör mal, der Rolf, spielt der vielleicht für die andere Liga, ist der nachher etwa noch n warmer Bruder oder was? Nee, macht auch keiner.

Das Beste war ja, dass der noch zwei richtig gute Welse an Land gezogen hat, ja, ja, also ich muss auch ehrlich sagen, das hat mich echt geärgert, ziemlich sogar. Ich wusste ja, die gehen da gut, und dann redet der erst so ein Zeug und macht noch n dicken Fang … ja, waren gute, richtig gut, nicht so gut wie der, den ich da Anfang des Jahres rausgeholt hab, das jetzt nicht, aber schon amtlich, und … ich hab zum Rolf dann gesagt, Rolf, sag ich, tut mir nur einen Gefallen, verrat jetzt nicht jedem Nächstbesten hier die Stelle, ja, das wäre schön, wär wirklich schön, wenn das hier unter uns bleibt, nicht nur das mit Weldergoven, auch das andere, ja? Ja? Was du gesehen hast, hast du gesehen, und was du denkst, was du dir dabei denkst, das ist ja deine Sache, da misch ich mich nicht weiter ein. Da hat er dann nur genickt. Ich glaubs nicht, ich glaub nicht, dasser sich dran hält, der is eben n Schwaadlapp, wie er im Buche steht, aber was willst du machen bei so Leuten? Ist wie mit den Fischen, da weißt du auch nie, warum die gehen, warum die mal gehen und mal nicht, mal beißen die wie verrückt, ich weiß noch, vor paar Jahren, das war auch da in Weldergoven, genau an der Stelle, und wir hatten uns noch nicht mal richtig hingesetzt, da bimmelte es direkt, halbe Stunde später n Dutzend Aale in der Tüte, da steckt man einfach nicht drin, man weiß nie genau, warum die manchmal gehen wie verrückt und manchmal eben nix ist, Pustekuchen … und bei so Leuten wie dem Rolf ist das eben genauso, da weißt du auch nie genau, was der denkt und was der erzählt über einen, die sind richtig unberechenbar, solche Leute, siehst du ja, wie die ticken, hier, einfach so was erzählen, und wie der das erzählt hat, ja?, aber du weißt es eben nicht, wie ich schon gesagt hab, ich muss mit dem Volker da auch noch mal drüber reden, ich red mit dem Volker da noch mal drüber, ich überleg mir das, klar, aber das kann man so ja nicht stehen lassen, oder? Da ist das letzte Wort noch nicht drüber gefallen, das kann ich dir sagen, auf keinen Fall, nee nee …

 

@jimmysalaryman

Hallo, da habe ich eben deinen frischen Text gelesen.
Fangen wir mit dem Positiven an: Dieser Monolog ist sehr gelungen. Das fließt so richtig dahin, er selbst sehr konsistent die Labertasche (vom anderen hört man fast gar nix) -- und dadurch wird der Typ für mich sehr plastisch, hat Konturen, ist erkennbar, man sieht ihn da stehen, sein Gesicht, und wie er gelegentlich mit den Armen fuchtelt.
Das ist ja deine Kunst, alles ist wie aus einem Guss. Handwerklich top, finde ich.

Was hat mir nicht gefallen? Nach meinem Geschmack ist es etwas zu lang. Ist schon klar, dass es der Typ ist, der sich in Redundanzen verfängt und nicht der Autor -- dennoch ist es für mich als Leser irgendwann 'ermüdend' -- und das, obwohl ich den Stil keineswegs langweilig finde. Es sind die Wiederholungen, das Wiederkommen des schon Gesagten. Daher habe ich ab der Mitte des Texts damit angefangen, sehr schnell zu lesen, beinahe querzulesen, denn aufhören wollte ich nicht, dazu war ich zu neugierig, was noch alles kommen wird. Ich verlangsamte, wo es für mich mit neuem Inhalt fortsetzte.

Wie der Protagonist da den Splitter im Auge des anderen beklagt und den Balken im eigenen nicht sieht, das ist allerdings sehr amüsant!

Anmerkungen noch im Einzelnen:

musst schon wissen, wo du guckt
guckst

dem Udo, denn das ist ne Stelle, die verrät man eigentlich keinem freiwillig, da beißen Wels und Aal nämlich super
Ich streich das Wort eigentlich gern überall, wo der Satz auch ohne gut ist, hier ist das imA der Fall. Dass er sich dann widerspricht, passt zur Figur.

damit nicht auf einmal Tausend Wildfremde mit ihren Angeln
Ich meine tausend hier klein geschrieben.


ich sag dir, richtiger Trumm
Ich kenn das als richtiges Trumm, kann aber sein, das ist in anderen Dialekten anders.

der biß aber
biss


Junge, junge, der hat
Bin nicht ganz sicher...

und n richtiger Schwaadlapp
Das Wort kenne ich gar nicht. Ich habe es für mich mal als Labertasche übersetzt, so aus dem Text raus.

Jedenfalls taucht da plötzlich ne Horde Jugendliche auf, die brachten nen Kasten Bier und Musik mit,
Das ist eine sehr spannende Stelle. Und ich war sehr verwundert, als die ganze Sache recht schnell vorbei war. Sogar enttäuscht. Da lässt du die auftauchen, da dachte ich, da wird mehr draus ;)

Ja, sagt der da, genau, genau das. Aber was, sag ich, was genau, was genau das? Nur weil die da lagen, nur weil die ihm über den Kopf gestreichelt hat? Ich mein, sind an sich gute Leute die Hoffmanns, was soll da sein? Was glaubst du, soll da laufen? Was glaubst du, läuft da? Sagt der, du bist ja nicht dabei gewesen. Wärst du dabei gewesen, da würdest du ganz anders reden, da würde ich aber ganz anders reden. Das kann ja schon sein, sag ich, aber ich würde nicht direkt an sowas denken, glaub ich, ich mein, hat dir denn deine Mutter nie über den Kopf gestreichelt, hab ich gesagt? Aber der Junge ist kein Kind mehr, sondern schon über Dreißig.
Der letzte Teilsatz ist knallig. Obwohl schon klar war, dass die ganze Szene keinen Sinn hätte, wenn der Sohn u15 oder einfach nur geistig behindert wäre. Aber ü30 ist dann doch ... außergewöhnlich. Hier ging meine Aufmerksamkeit wieder hoch.


Rolf, an was du denkst, ich weiß nicht, sag ich, vielleicht ist das auch nicht so ganz normal, oder? Hast du daran schonmal gedacht? Gleich davon ausgehen, dass da sonst was passiert, also … ich mein, wissen tut man das ja nie, was hinter geschlossenen Gardinen so alles passiert, das weiß man nie so genau, und ich sag es dir, wie es ist, ich will es auch gar nicht so genau wissen, ist mir lieber so. Ich hab gesagt, egal was du da gesehen hast, ganz egal, aber gleich so, direkt an so was zu denken, ich weiß nicht
Ja, und das meinte ich am Anfang, dass er hier wieder das Gleiche sagt wie schon vorher, nur leicht anders. Klar passt das zu dem Typ. Ich spreche nur über mich, was es mit meinem Lesespaß machte. Aus meiner Sicht würde der Text auch noch funktionieren, wenn es ein bissl weniger wär, die Gesamtlänge n bissl kürzer.


Gruß von Flac

 

Moin @jimmysalaryman ,
Nun war Fliege fixer, mir ist im Flugzeug das Internet abhanden gekommen. Da ich am Handy kommentiere, schauen wir mal, ob mig die Dopplungen der Zitate rechtzeitig auffallen. Wenn nicht - sorry!
Erstmal dickes Dankeschön, ich habe wieder mal gut was dazugelernt.
Von dem wirklich superdurchgezogenem Gesappel bis zu der Wirkung Deiner teils wirklich langen Sätze. Ich kriege da immer zu hören, dass es den Text verlangsamt. Aber dein Weg, mit den vielen Einschüben, mit den durch Kommas superkurzgehackten Satzteilen, ist es das gerade nicht. Ich versuch e es mir zu merken :bonk:

Allerdings muss ich gestehen, das der Typ ( oder das ständige, für ihn typische Wiederholen, mit auf den Keks ging. Nein, ich breche bei dir nicht ab, aber das Spasslevel hat gelitten.
Vielleicht auch, weil ja irgendwann klar war, dass da jemand mit Steinen schmeißt, der eindeutig im Glashaus sitzt.

Lass mich mal schauen, ob ich noch weiss, warum ich heute Vormittag heraus zitiert hatte.

An der Stelle fließt die Bröl in die Sieg, da gibts ne kleine Sandbank, wo wir immer die Angeln hinstellen, bei Weldergoven ist das, da fährst du erstmal an den Häusern vorbei durch den ganzen Ort und parkst an so nem Feldweg, gehst über die Weide
Klasse, ich hab den Typ klar vor Augen.

hier, die roten, wo ich letztes Jahr Angesetzten draus gemacht hab, aber kannste nicht saufen, viel zu sauer das Zeug. Ich saß mit dem Rolf da, normalerweise geh ich da nur mit meinem Cousin hin, dem Udo, denn das ist ne Stelle, die verrät man eigentlich keinem freiwillig,
Cool, all die Einschübe, nix hakt.

n Meterdreißig
Wird das echt zusammen geschrieben?

Junge, junge,
Ich hätte den zweiten Jungen auch groß geschrieben.

aber na ja, was ich eigentlich sagen will, was ich dir eigentlich erzählen wollte, ist folgendes:
Ah, na zumindest fällt es ihm noch auf. Bis hierher hatte ich gedacht, dass es einen Rahmen gibt und jetzt die Geschichte kommt.

im Rothenbach
Da war was, mit fehlt jetzt der Zusammenhang. Bei Bach denke ich halt an Wasser, aber es ging glaube ich um etwas anderes, sonst sorry.

Schwaadlapp
Nettes Wort für Sabbelkopp

Ich also alles zusammengepackt und mitm Rolf nach Weldergoven.
Das mitm sieht seltsam aus ...

Na ja, wir sitzen da, ich sitz da,
Hier erschien mir die Wiederholung irgendwie falsch, sie sitzen ja wirklich beide da.

und da hab ich ihn ganz direkt gefragt, ich hab gefragt, was da mit den Hoffmanns war? Was ist mit den Hoffmanns gewesen, frag ich ihn.
Da war es mir des guten zuviel bzw. Mich bringt die letzte Präsensversion raus, die klingt für mich zu klar.

Da sagt der Rolf: Also, das war mir ja richtig unangenehm, wie die da so lagen und alles, und wie die ihm da den Kopf gestreichelt hat - oder von mir aus auch durch die Haare gekrault, das weiß ich ja nicht, ich war ja nicht dabei,
Kurzer Stolperer: es liest sich, als würde Rolf sagen, er wäre nicht dabei gewesen.

Sagt da einer, hör mal, der Rolf, spielt der vielleicht für die andere Liga, ist der nachher etwa noch n warmer Bruder oder was? Nee, macht auch keiner.
Weiss nicht mehr :Pfeif:

ich muss mit dem Volker da auch noch mal drüber reden, ich red mit dem Volker da noch mal drüber
Ja, stimmig bis zum Schluss. Ich versuch mir das mal als Beispiel zu nehmen, eine Charakter für mich übungsweise so stringent wirken zu lassen, das wird harte Arbeit, also danke für die Anregung.
Liebe Grüße
Witch

 

N'Abend @jimmysalaryman

An der Stelle fließt die Bröl in die Sieg, da gibts ne kleine Sandbank, wo wir immer die Angeln hinstellen, bei Weldergoven ist das, da fährst du erstmal an den Häusern vorbei durch den ganzen Ort und parkst an so nem Feldweg, gehst über die Weide und dann voll durchs Gebüsch, findet man nicht sofort, musst schon wissen, wo du guckt, da wachsen auch die wilden Mirabellen, hier, die roten, wo ich letztes Jahr Angesetzten draus gemacht hab, aber kannste nicht saufen, viel zu sauer das Zeug.

Schöner, evokativer Einstieg, der doppelt ins Geschehen hinein transportiert, sowohl ins Setting, als auch in die Figur. Bei ein paar der Worte bin ich mir nicht sicher, ob da Tippfehler sind, oder es einfach so Mundart ist, aber gerade das trägt zum Gesamtbild bei.
Ich saß da also mit dem Rolf, da in Weldergoven, weil der mich gefragt hatte - der hat mich nicht so direkt gefragt, der hing mir aber ständig in den Ohren, dass bei ihm Flaute is und er nix fängt und auch keine guten Stellen kennt, da hab ich ihn eben mitgenommen, und dann saßen wir da und haben drauf gewartet, das was geht. Rolf ist ja an sich n feiner Kerl, hat mir beim Brennholzmachen im Rothenbach geholfen letztes Jahr, als der Udo sich da so blöd den Arm gebrochen hatte und alles, da kann ich nichts gegen sagen … aber du merkst halt schon, ich sag mal, du merkst schon, dass der nicht aus der Gegend kommt, und n richtiger Schwaadlapp isser dazu.
Schon ein Vorkommentator hat mich an eine "simplere" Version von Becketts Ich-Erzählern denken lassen, und hier eine erste kleine Bestätigung - die Wiederholung, das Abschweifen und wieder Zurückkommen etc. Mal sehen, wie es damit weitergeht.
Is mir gleich, ehrlich. Theorien!
Herrlich.


Denk ich da jetzt gleich, also Mensch, hier, der ist so eng mit seinem Hund, und der ist ja auch überall dabei, und der schnüffelt schon mal hier und da an einem rum, wie das eben so ist bei nem Hund, aber denk ich da sofort, was macht der eigentlich noch alles mit dem? Also, wo fängt das an, wo hört das auf?
Herrlich.
dass ich das eigentlich nicht so toll fand, wie der da über Hoffmanns redet, ich kenn den Jungen, der arbeitet im öffentlichen Dienst
Auch hier den Geist des Ich-Erzählerns, wie du ihn bisher präsentiert hast, sowie diese Gutbürgerlichkeit, sehr passend und amüsant bestätigt/erweitert
ich hab jedenfalls hab den noch nie mit ner Frau gesehen,
Ein hab zu viel, glaube ich
aber du weißt es eben nicht, wie ich schon gesagt hab, ich muss mit dem Volker da auch noch mal drüber reden, ich red mit dem Volker da noch mal drüber, ich überleg mir das, klar, aber das kann man so ja nicht stehen lassen, oder? Da ist das letzte Wort noch nicht drüber gefallen, das kann ich dir sagen, auf keinen Fall, nee nee …
Und das Ende sitzt auch.
Das Getratschte geht weiter, egal ob intern oder extern oder irgendwas dazwischen, die Fische schwimmen auch weiter, manche werden gefangen, manche eben nicht; die düsteren Gefilde werden kurz mal ausgecheckt und dann doch wieder überdeckt, wenn der nächste Fisch zuckt, das nächste Bier perlt, mal wieder ein nerviger Teenager aufkreuzt, und alles dreht sich weiter, und Henry (und Rolf und Volker) warten und labern und angeln und warten, auf irgendwas worüber man dann weiter labern kann. Warten auf Gert, äh Godot, oder so.

Sehr gerne gelesen. Leider diesmal eigentlich gar keine Kritikpunkte.

Schönes Wochenende,
Paul

 

Hey @jimmysalaryman ,

ein Text mit Stellen, die ich fast humorig finde mit. Der für mich um die Frage kreist, wie wir über Mitmenschen sprechen. Dabei finde ich es gut, dass die eindringliche Haltung des Textes immer wieder auch als Perspektive entlarvt wird. Am Ende weiß man nicht, wer hier recht behält und hat über beide Figuren etwas erfahren. Loyalität versus Kritik – Ignoranz versus Vorverurteilung. Und über allem die selbstwertdienliche Verzerrung der Wirklichkeit. Fand ich gut gemacht. Mein Hauptkritikpunkt wäre tatsächlich die Länge. Ich würde da deutlich straffen, ohne dem die stilistische Stärke, die durch die Wiederholung und teilweise Redundanz kommt zu nehmen. Klingt paradox, aber ich denke, selbst wenn du kürzt bleibt das erhalten.

Das hier wären so zwei Stellen, aber es geht einfach um einige der eindeutig wiederholenden Stellen:

Weißt du, es ist eine Sache, ich sag mal, jetzt zu denken, dass das seltsam ist oder wasweißich, das ist die eine Sache. Das kann ja sein. Und ehrlich gesagt weiß ich jetzt auch nicht so genau, was ich gedacht hätte, wie ich da reagiert hätte, ich glaube, mir wäre das wahrscheinlich gar nicht weiter aufgefallen, und wenn dann hätt ich da nicht weiter hingeguckt, aber beim Rolf … der meinte das anders, verstehst du? Rolf, sag ich, an was hast du gedacht? Und sei ehrlich, sei mal ehrlich. Bei dir klingt das so, na ja, ich weiß nicht, irgendwie, als wäre da, als würde da … ja, ja? Ja, sagt der da, genau, genau das. Aber was, sag ich, was genau, was genau das? Nur weil die da lagen, nur weil die ihm über den Kopf gestreichelt hat? Ich mein, sind an sich gute Leute die Hoffmanns, was soll da sein? Was glaubst du, soll da laufen? Was glaubst du, läuft da? Sagt der, du bist ja nicht dabei gewesen. Wärst du dabei gewesen, da würdest du ganz anders reden, da würde ich aber ganz anders reden. Das kann ja schon sein, sag ich, aber ich würde nicht direkt an sowas denken, glaub ich, ich mein, hat dir denn deine Mutter nie über den Kopf gestreichelt, hab ich gesagt? Aber der Junge ist kein Kind mehr, sondern schon über Dreißig. Oder ist das dann auch noch normal? Und auch, dass die nicht damit aufgehört haben, als ich da ankam. Rolf, an was du denkst, ich weiß nicht, sag ich, vielleicht ist das auch nicht so ganz normal, oder? Hast du daran schonmal gedacht? Gleich davon ausgehen, dass da sonst was passiert, also … ich mein, wissen tut man das ja nie, was hinter geschlossenen Gardinen so alles passiert, das weiß man nie so genau, und ich sag es dir, wie es ist, ich will es auch gar nicht so genau wissen, ist mir lieber so.
Ja, der hat dann so getan, als sei nix gewesen, aber der hat schon mitbekommen, dass ich das nicht in Ordnung fand, dass ich das eigentlich nicht so toll fand, wie der da über Hoffmanns redet, ich kenn den Jungen, der arbeitet im öffentlichen Dienst, irgendein Amt bei der Stadt, baut sich gerade sein Haus oben am Stallberg, fleißig und alles, und die Mutter, auch da, da kann ich nix gegen sagen, ich hab ja jetzt auch nicht so viel mit denen zu tun, aber hier gehts ja ums Prinzip, und ich weiß nicht, was das sollte, das hab ich dem Rolf auch gesagt, so diese Art, damit macht man sich hier keine Freunde, oder? Rolf, ist vielleicht nicht das Klügste, so was. Ich will nichts sagen, aber da hat sich das gedreht, also endgültig, was ich über den Rolf gedacht hab, im Grunde ja auch vorher schon, aber da hat sich das dann bestätigt. Weißt du, das Geld von Hoffmanns nehmen, das Geld nehmen, ja?, also von uns, von mir, vom Henry, aber dann solche Sachen erzählen, hinterm Rücken, auf die ganz linke Tour - ich meine, egal, was da jetzt wirklich gewesen ist, aber da drehst du den Leuten schnell n Strick draus, und ich meine, ich weiß nicht, du weißt ja nie, was der sonst noch so erzählt, über dich, über mich? Da frag ich mich, was der nicht schon alles über mich erzählt hat, wenn ich nicht dabei … genau, das war so und das wird auch immer so bleiben. Und wenn du das umdrehst, wenn du das Ganze mal umdrehst, da könnte ich genauso gut fragen, was mit dem Rolf vorher war, weiß man das?, weißt du das? Könnte ich genauso gut hingehen und sagen, warum ist der überhaupt hierhin gezogen? Wo kam der überhaupt her?

Zwei für mich humorige Stellen:
aber denk ich da sofort, was macht der eigentlich noch alles mit dem? Also, wo fängt das an, wo hört das auf?
Welse, Aale und n paar Bierchen, ist n richtig guter Platz hier, und normalerweise fahre ich nur mit meinem Cousin hierher, und da nehm ich dich schon mit und du … aber was will man machen?

:lol:

ja, also ich muss auch ehrlich sagen, das hat mich echt geärgert, ziemlich sogar

fand ich auch gut

nicht so gut wie der, den ich da Anfang des Jahres rausgeholt hab, das jetzt nicht,

und das :lol:

Rolf, sag ich, tut mir nur einen Gefallen

"tu_ mir nur einen Gefallen"

Da ist das letzte Wort noch nicht drüber gefallen, das kann ich dir sagen, auf keinen Fall, nee nee …

Guter Schlusssatz


Hat mir Spaß gemacht. Guter Text, der, denke ich, von etwas Straffung und vielleicht auch noch ein, zwei Sätzen mehr indirekt durch den Erzähler zitierten (sein Gegenüber dumm machenden) Dialog profitieren würde.

Besten Gruß
Carlo

 

Hallo @jimmysalaryman!

Ich habe deinen Text gelesen, als er gerade dampfend aus dem Ofen gekommen ist, war aber unterwegs. Inzwischen haben mir die anderen die Pole-Position in der Kommentarspalte weggeschnappt. Das Wesentliche wurde schon gesagt, darum nur ganz kurz:
Es war auch mein Eindruck, dass du manchmal mit dem doppelt-gemoppelten Erzählstil etwas übertreibst, man versteht auch so, dass der Prot eine Quatschtüte ist. In echt würde er sicher so reden, und du bist hervorragend darin, den Monolog realistisch wirken zu lassen. Aber will man wirklich das geschriebene Wort immer 1 zu 1 klingen lassen wie das gesprochene? Vielleicht ein wenig stromlinienförmiger um des Leseflusses Willen.
Die meiste Zeit war ich allerdings überrascht, wie wenig das Geschwafel tatsächlich stört. Es gibt kürzere Texte, die sich länger anfühlen, obwohl sich der Autor um abwechslungsreiche Sprache bemüht.
Alles in Allem finde ich deine Geschichte gelungen.

Zwei kleine Fehler sind mir aufgefallen:

Wir sind hier, ich nehme dich mit nach Weldergoven, Angeln, Welse, Aale und n paar Bierchen
Klingt, als würden sie Welse, Aale und Biere angeln :schiel: Vielleicht den Satz umstellen.

Henry meint ja, der ist verheiratet, der muss verheiratet sein, der hat was von nem Urlaub mit seiner Frau erzählt, ich hab jedenfalls hab den noch nie mit ner Frau gesehen, du etwa?
Ein "hab" zu viel.

Schwaadlapp
Und danke für dieses Wort! Kennt man nicht in meiner Gegend, aber ich werde es in meinem aktiven Wortschatz hinzufügen! :lol:

VG
MD

 

Hallo, an @FlicFlac @greenwitch @paul98 und @Carlo Zwei

Ich antworte erstmal euch gemeinsam und gehe dann nach und nach auf die Kommentare ein, zur Zeit bin ich etwas kurz angebunden: Grillen und Bier!

Mich freut es erstmal, dass dieser Text zu funktionieren scheint. Ich habe viel Ring Lardner gelesen, den ich für absolut genial halte; er schrieb seine besten Texte in eben diesem Monolog-Stil, Rollenprosa, wofür es aber im Englischen keine wirkliche Entsprechung gibt. Vorbild für diesen Text hier war sein Text "Haircut", der bitterböse ist, aber so im Gewand eines harmlosen Kundengesprächs daherkommt. Da wird so viel verhandelt, auf das man beim ersten Lesen den Finger nicht legen kann, es wabert so aus den Zeilen - Kleinstadt, Enge, Vorurteile, Ignoranz - und das wollte ich auch schon einfangen. Jetzt will ich mich nicht mit diesem Großmeister vergleichen, aber es sollte eine Inspiration für diesen Text werden, eine Art Blaupause.

Die Redundanzen sehe ich ein. Ich muss den noch sacken lassen, dann hole ich das Skalpell heraus und schaue, was wo wegkommt, damit die Essenz stehen bleibt. Ist immer schwierig, das direkt zu bewerkstelligen, weil man oft auch noch kein Gefühl dafür hat, wo der Kern liegt, und was nachher wirklich Ballast ist.

Dankt euch allen für eure Zeit und die Kommentare, da bewegt sich noch was am Text, ich melde mich alsbald.

Gruss, Jimmy

 

Hier noch Kleinkram, der im ersten Kommentar aus irgendeinem Grund nicht mitzitiert wurde:


erstmal

Von Friedl gelernt, dass man das getrennt schreibt: erst mal

wo du guckt

Guckst

nämlich super

Würde ich streichen

Tausend

klein

ich hatte Schiss weil das

Komma

zu doll dran reiß geht der

Komma

ist folgendes

Folgendes

Beste Grüße

 

Folgende Punkte sind mir besonders positiv aufgefallen, denn viel mehr als einem Altmeister, wie du es bist, anerkennend beizupflichten, steht mir nicht zu.

Dialekt: Der Text verwendet eine dialektale Sprache mit regionalen Ausdrücken und Redewendungen, um den Charakter und die Herkunft der sprechenden Person zu vermitteln. Dies verleiht dem Text Authentizität und vermittelt ein Gefühl von regionaler Verbundenheit.

Wiederholung: Es werden wiederholt bestimmte Wörter und Phrasen verwendet, um eine bestimmte Stimmung oder Betonung zu erzeugen. Beispiele dafür sind "und ich sag dir", "so was", "normalerweise" und "genau".

Umgangssprache: Der Text verwendet eine lockere und informelle Umgangssprache, die die Alltagssprache widerspiegelt und dem Text eine persönliche Note verleiht. Es werden umgangssprachliche Ausdrücke und Slang verwendet, um die Erzählung lebendiger und authentischer wirken zu lassen.

Hyperbel: Der Sprecher verwendet Hyperbeln, um bestimmte Situationen oder Ereignisse zu betonen oder zu übertreiben. Beispiele dafür sind "länger als mein Arm, n Meterdreißig und achtzehn Kilo!" und "da sitzt die Mutter mit dem Sohn da, und der Sohn liegt auf so ner Liege und die Mutter streichelt ihm über den Kopf, oder wasweißich, krault ihm die Haare, ja?"

Rhetorische Fragen: Der Sprecher verwendet rhetorische Fragen, um seine Argumente zu unterstreichen und den Leser zum Nachdenken anzuregen. Beispiele dafür sind "Findest du das etwa normal?" und "Was glaubst du, soll da laufen?"

Parataxe: Der Text besteht aus kurzen, einfachen Sätzen und verzichtet weitgehend auf komplexe Satzstrukturen. Dies vermittelt eine mündliche Erzählweise und sorgt für einen flüssigen Erzählfluss.

Ich habe deine Geschichte gerne gelesen.

Gruß

Deine Terrasse zum Meer

 

In echt würde er sicher so reden, und du bist hervorragend darin, den Monolog realistisch wirken zu lassen. Aber will man wirklich das geschriebene Wort immer 1 zu 1 klingen lassen wie das gesprochene? Vielleicht ein wenig stromlinienförmiger um des Leseflusses Willen.

@MorningDew,

danke dir für Zeit und Kommentar.

Ich verstehe, was du meinst. In der Realität spricht man, denke ich, nochmal anders, und natürlich ist ein solcher Monolog immer konstruiert: er klingt nur oral und mündlich, sozusagen als ob. Mir ist klar, dass das eventuell im ersten Moment, beim ersten Lesen, vielleicht auch seltsam ist, der Klang und auch der Sound an sich - weil es eben so gänzlich unliterarisch klingt, hier liegt der Fokus eben nicht auf einer offensichtlichen Literarizität oder einem erlesenen Jargon an Fremdwörtern, außer der Charaktere gäbe es her; hier soll Realismus an erster Stelle stehen, was immer das auch heißt. Ich denke, das mäandernde Elemente, das sich um den Kreis drehen, das ist natürlich auch schon ein wenig der Kern des Textes, ein wesentlicher Effekt. Ja, ich gebe zu - ich werde das noch kürzen und komprimieren. Ich denke, wenn man einmal den Ton, diesen Sound etabliert hat, dann liest man das so weg, das sehe ich so ähnlich wie du, aber man muss eben erstmal diesen Erzähler etablieren, der muss legitim sein und auch so klingen, dann lauscht man dem so wie man dem halb Besoffenem an der Theke lauscht: das ist so der Part, finde ich, wo es am schwierigsten ist, der Einstieg, der muss überzeugen. Wie dem auch sei, natürlich ist es richtig, der Text muss insgesamt noch gekürzt werden.

wird fortgesetzt

Gruss, Jimmy

 

Hi @jimmysalaryman ,

aber man muss eben erstmal diesen Erzähler etablieren, der muss legitim sein und auch so klingen, dann lauscht man dem so wie man dem halb Besoffenem an der Theke lausch
Wie gesagt, das meiste von den Redundanzen des Schwaflers hat mich nicht so gestört- Vielleicht hat sich dein gewünschter Effekt also schon eingestellt ?
wird fortgesetzt
Bin schon gespannt! ?

VG
MD

 

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