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Warum muss ich meine Füße waschen?
„Mama, warum muss ich denn jetzt meine Füße waschen?“, fragte Jonas. Er saß im Badezimmer auf einem niedrigen Hocker, und seine Mutter füllte gerade eine große Plastikschüssel mit Wasser. Sie antwortete geduldig: „Du bist den ganzen Nachmittag barfuss im Garten herumgelaufen. Schau dir doch an, wie dreckig deine Füße sind, richtige Drecktatzen.“ Jonas kicherte über das Wort ‚Drecktatzen’ und sagte dann: „Aber du hast gesagt, im Radio haben sie gesagt, morgen wird es wieder schönes Wetter.“ Die Mutter stellte die Waschschüssel vor ihm ab und nickte zu seinen Worten bestätigend. Jonas fuhr fort: „Und schönes Wetter heißt, dass es heiß wird, oder?“ Wieder nickte seine Mutter. „Na, siehst du“, rief Jonas, „dann ist es doch Blödsinn, dass ich heute meine Füße wasche. Denn morgen laufe ich doch wieder barfuss draußen rum. Und dann werden sie sowieso wieder dreckig.“ Seine Mutter lachte und sagte: „Na, ganz so blödsinnig ist es aber doch nicht. Wenn du nämlich mit dreckigen Füßen ins Bett gehst, wird die Bettwäsche ganz schmutzig.“
Jonas überlegte. Was Mama sagte, klang überzeugend. Aber er hatte einfach keine Lust, heute Abend die Füße zu baden. Also musste er sich etwas einfallen lassen. Er sagte: „Dann wäre ja am besten, wenn ich heute gar nicht ins Bett gehe.“ Diesmal lachte seine Mutter noch lauter: „Du hast vielleicht verrückte Einfälle. Das kannst du dir jedenfalls abschminken. Natürlich gehst du ins Bett, und zwar gleich, nachdem du deine kleinen Füßchen ordentlich eingeweicht und geschrubbt hast.“ Sie kippte einige Tropfen Badelotion ins Wasser und rührte mit der Hand um, so dass sich weißer Schaum bildete.
Jonas war nahe dran aufzugeben, aber noch hielt er seine Beine ausgestreckt über der Schüssel. Plötzlich hatte er eine Idee. Vorsichtig kletterte er von seinem Hocker und lief aus dem Badezimmer. Seine Mutter folgte ihm, ärgerlich rufend: „Wo willst du denn hin? Jetzt renn doch nicht mit deinen Drecktatzen durch die ganze Wohnung.“ Aber Jonas rannte gar nicht durch die ganze Wohnung, bloß in sein Zimmer. Dort blieb er vor dem Kleiderschrank stehen und zog die untere Schublade auf. Er kramte kurz darin herum und hielt seiner Mutter dann ein Paar Socken entgegen. „Die zieh ich jetzt an, dann mach ich auch die Bettwäsche nicht dreckig.“ Und er blickte seine Mutter herausfordernd an. Ob ihr dazu wohl noch etwas einfallen würde?