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Was ist schon Liebe?

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07.05.2003
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Was ist schon Liebe?

„Liebe...", flüsterte Nora und senkte den Kopf. „Wenn du an so was glaubst, bist du noch naiver als ich dachte..."
„Dass du Liebe nicht verstehst war ja klar...", sagte er, und sah sie geringschätzig an. „Für solche Dinge bist du zu egozentrisch und aggressiv." Nora lachte kalt. Sie lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du musst noch sehr viel lernen, kleiner Hiroaki", lachte sie leise. „Alle Menschen sind egozentrisch und aggressiv, verräterisch, untreu, selbstherrlich und bösartig. Sie geben es nur nicht zu."
Nun war es an ihm, zu lachen. „Du spinnst." Nora wandte ihm ihren Kopf zu, und sah ihn mit, von ihr ungewohnter Ernsthaftigkeit an. „Was glaubst du, wie lange du dir das noch einreden kannst? Glaub mir, diese Welt ist viel weniger wert, als du denkst..." Jetzt war Hiroaki verwirrt. Er hätte nicht damit gerechnet, dass Nora tiefgründigere Gedanken hegen könnte, als auf welche Weise sie die nächstbeste Oma ärgern konnte. „Hast du dich nie gefragt, was wir für die sind?", fuhr Nora fort. „Für diese ganze Gesellschaft? Die Leute, die draußen rumrennen, mit ihren Jobs und Familien und Häusern und Firmen? Die, die dich angucken, und die Köpfe zusammenstecken um über die Jugend von heute, und die Kriminalität, und die Drogensucht zu diskutieren? Sie haben keine Ahnung. Für die steht doch unser Image vor unserer Persönlichkeit..." Hiroaki zuckte die Schultern. „Ehrlich, ich glaub das ist mir zu hoch", sagte er, und blickte Nora tief in die Augen. „Und dabei ist es so einfach", flüsterte sie, und nun war das Lächeln auf ihren Lippen verschwunden. „Die sehen in uns nur das, was wir für sie verkörpern. Drogen, Morde, Prostitution, was weiß ich. Wir sind halt nur die Huren, die Junkies, die Mörder, die Dealer... Keine Menschen, mit einer Vergangenheit, einer Seele, Träumen, und Hoffnungen..." Sie schloss die Augen. „Ich dachte mal, dass es etwas wie Liebe gäbe... Als ich noch jünger war hatte ich die gleichen dummen Vorstellungen von Gut und Böse, von Liebe und Hass, wie du..." Hiroaki starrte sie an. Noch nie hatte Nora über ihre Vergangenheit gesprochen. Als sie ihre Augen wieder öffnete, lag ein merkwürdiger Glanz auf ihnen. „Er hieß Pit", hauchte sie kaum mehr hörbar. „Und ich hab ihn geliebt verdammt, ich hab dieses Dreckschein geliebt... Hat gesagt wir werden heiraten und neu anfangen und ich wollte aufhören, alles für dieses Arschgesicht...!" Sie sah in eine andere Richtung, und Hiroaki hatte das komische Gefühl, dass sie ihre Tränen vor ihm verbergen wollte. „Nach zwei Jahren hab ich ihm dann einen Antrag gemacht, weil er nicht anfangen wollte... Und dann..." Ein trockenes Schluchzen drang aus ihrer Kehle. „Stellt er sich dorthin und sagt, dass er seit drei Jahren verheiratet ist..." Langsam drehte sie ihren Kopf zu Hiroaki, und nun konnte er sehen, dass sie weinte. „Er hat mich nie wirklich geliebt. Alles was er von mir wollte war kostenlos ficken. Das ist überhaupt alles, was ihr scheiß Kerle könnt!" Er wusste nicht, was er sagen sollte, und starrte Nora schweigend an. „Was ist schon Liebe?", flüsterte sie. „Wie soll ich an Liebe glauben, wenn Typen zu mir kommen, die Familien haben? Was ist mit ihren Kindern, was ist mit ihren Frauen? Wie können sie es wagen mich anzufassen, während auf den Rücksitzen ihrer Autos Plüschtiere und Kindersitze liegen?" Sie machte eine kurze Pause und starrte ins Leere. Hiroaki wusste, dass sie sich das Bild davon noch einmal in Erinnerung rief. „Ich hasse mich", flüsterte sie schließlich mit zittriger Stimme, und schloß die Augen. „Ich hasse mich und diese ganze beschissene Welt."

 

Hallo Satansbraut.

Deine Geschichte hat mir eigentlich gut gefallen, aber bitte! mach Absätze da rein. Immer wenn jemand zu sprechen beginnt, solltest du eine neue Zeile beginnen, sonst ist das viel zu anstrengend zu lesen.

Die Idee ist ganz in Ordnung. Mädchen wird ausgenutzt und kommt damit nicht klar. Sie verteufelt die ganze Welt, weil sie selbst Pech hatte. Naja. Verständlich ist es ja.
Spannend wäre noch zu wissen, wie Nora und Hiroaki zueinander stehen. Am Anfang hab ich gedacht, er hat ihr ein Liebesgeständnis gemacht, aber das scheint nicht so richtig zu passen, da er ja danach wieder sagt:

Für solche Dinge bist du zu egozentrisch und aggressiv.
Geht nicht, oder?


Seltsam finde ich diesen Teil:

von ihr ungewohnter Ernsthaftigkeit an.
Entweder trägt sie eine Maske und gibt sich fröhlich und so weiter, dann ist sie aber kaum egozentrisch und aggressiv. Oder sie zeigt ihren Hass, ihre Verachtung und Aggressivität, dann ist die Ernsthaftigkeit aber eher Regel als Ausnahme. :susp:
Irgendwie passt das nicht zusammen.


LG, sabberbacke

 

Mit Ernsthaft meine ich... sinnvoll, nachdenklich, ernst eben. Nora ist normalerweise grob und oberflächlich und handelt ohne vorher viel Nachzudenken. So was des gemeint.

 

Hi Satansbraut (hmm, ich kenn Teufelsweiber und Henkersbräute, aber... *g*),
wir Männer sind schon ein schlimmes Völkchen und wir sind ja alle so gleich. Mal abgesehen davon, hat mir deine Geschichte gefallen, auch wenn die Idee dahinter nicht unbedingt neu ist. Aber gut umgesetzt hast du sie auf jeden Fall.
Denk aber daran, dass es auch unter uns Männer gute Menschen gibt. Ich selbst bin überzeugter und praktizierender Feminist ;)

Liebe Grüße...
morti

 

Schön, das dir die Geschichte fallen hat :)
Also bin ich wohl doch kein hoffnungsloser Fall.
Und denke immer dran: Der Autor ist niemals gleich der handelnden Person, außer bei authentischen Geschichten und das würde vermerkt werden ;)
Ich will damit nur sagen dass ich keines Falls so denke wie Nora. Sie ist eine Figur die ich sehr gründlich ausgearbeitet habe und sie hat noch mehr Gründe für ihre Meinung ;) Also fühle dich als Mann jetzt bloß nicht angegriffen.

MFG
Satansbraut :baddevil:

 

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