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Was kostet ein Wunsch?
Es war einmal ein armes Ehepaar, beide waren arbeitslose Tagelöhner und so saßen sie hungrig und frierend am Straßenrand und kauten an ihrem letzten Brotklumpen.
"Ach, ich wünschte, wir hätten wieder Arbeit, sonst sind wir bald verhungert!", jammerte die Frau.
Da erschien plötzlich eine kleine Fee und rief: "Hat jemand einen Wunsch?"
Einen Augenblick lang waren beide sprachlos, doch dann sagte die Frau: "Was, nur ein Wunsch?"
"Ja," bestätigte die kleine Fee. "Und irgendwann einmal muss man dafür bezahlen, etwas tun oder etwas hergeben."
"Oh, kann das sehr unangenehm sein?" fragte die Frau ängstlich.
"Nun, es könnte schon unangenehm werden" bejahte die Fee.
"Oh weh, was mag das nur sein!", klagte die Frau. "Dann will ich lieber sterben!"
Die kleine Fee seufzte: "Ich frage Dich nur einmal ausdrücklich: Ist das wirklich dein Wunsch?"
"Nein, nein, ich will nicht sterben!", beeilte sich die Frau zu versichern.
Die kleine Fee verdrehte die Augen und seufzte noch einmal, sagte aber nichts mehr.
"Ach, was kann denn schlimmer sein als elendig zu verhungern", sagte der Mann. "Ich wünsche mir, dass wir reiche Bauern sind."
Da saß das Ehepaar plötzlich in einem großen, gemütlichen Bauernhaus, im Kamin prasselte ein Feuer, der Tisch bog sich unter der Last von Fleisch, Wurst, Milch, Eiern, Brot, Knödel, Gemüse und Obst. Draußen krähte ein Hahn, die Kühe muhten und die Schweine grunzten. Die beiden lachten, aßen, liefen umher, schauten sich alles an und umarmten sich. Lange Zeit lebten sie glücklich, beackerten das Land, kümmerten sich um die Tiere und hatten ein gutes Auskommen.
Eines Tages klopfte ein kleines Mädchen an ihre Tür und sprach: "Gebt mir doch bitte ein Stück Brot. Meine Eltern sind tot und ich habe nichts mehr zu essen."
Die Bauersleute gaben ihr eine kräftige Suppe und richteten ihr auch ein weiches Bettchen für die Nacht. Und weil sie keine eigenen Kinder hatten, blieb sie bei ihnen, half die Tiere hüten und sie hatten sie bald lieb wie eine eigenen Tochter. Sie heiratete einen fleißigen Bauernsohn und als das Ehepaar alt war, hatten sie viel Freude mit den Kindern des jungen Paares und als die Bauersleute alt und krank waren, pflegte die junge Frau sie liebevoll.
Dann kam der Tag, als es mit der Frau zuende ging, aber sie konnte nicht recht sterben, warf sich voller Qualen hin und her und sprach zu ihrem Mann: "Ach, ich wüsste zu gern, was du für deinen Wunsch nach dem Bauernhof bezahlen musst."
Da erschien wieder die kleine Fee und rief: "Hat jemand einen Wunsch?"
"Oh nein, nein!", rief die Frau schnell. "Wer weiß, was ich dafür geben müsste!"
Doch der Mann wollte seiner Frau gerne ihren letzten Wunsch erfüllen und so sprach er: "Ich möchte gerne wissen, was unsere Wünsche kosten."
Die Frau erhob sich mit letzter Kraft um alles genau zu verstehen, aber sofort fiel sie auf ihr Bett zurück und gab ihren letzten Atemzug von sich.
"Nun ist sie von mir gegangen!", ihr Mann schloss ihr die Augen.
"Das war der Preis dafür, dass ich dir eure Wünsche erkläre", sprach die Fee.
"Für den Bauernhof kann ich es mir denken", der Mann schaute nachdenklich auf ein paar Bauklötze, die vergessen am Boden lagen.
Dann fiel ihm plötzlich ein: "Oh, das hat sie ja gar nicht mehr gehört!"
"Dann hast du den Preis für den aller ersten Wunsch deiner Frau auch selber erraten!" Die Fee seufzte wieder." Wenn die Menschen doch nur etwas vorsichtiger mit ihren Wünschen umgehen würden!"