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Waschmaschine, S – Bahn und Hafen
Was kann man sich schöneres vorstellen, als an einem warmen Spätsommertag Waschmaschinen zu tragen. Dabei hatte ich doch noch so viel vor. Zum Beispiel auf dem Balkon sitzen und tatenlos dem bunten Treiben der Stadt zu zuschauen. Ich habe nämlich einen vorzüglichen Ausblick auf den Alsenplatz. Und ich kann euch sagen, da passiert allerhand. Zum Beispiel gibt es da die Leute auf der Parkbank, die schon um halb zehn ihr Dosenbier öffnen. Oder all die Eiligen Menschen die zum Bus hetzen und ihn auf den letzten Drücker doch noch zu verpassen. Unglaublich was manche dann für ne Show abziehen. Sehr sehenswert ist auch, wenn ein Pitbullzüchter versucht mit seiner ganzen Bande eine rote Fußgängerampel zu überqueren.
Aber wenn ich mir das so recht überlege, ist Waschmaschinen tragen nicht unbedingt der schlechteste Zeitvertreib. Denn da ist man sozusagen am bunten Treiben direkt mitbeteiligt. Ich hatte es ja auch meinem Kumpel Dennis versprochen.
Wir also das neue Ding gegen das alte aus dem dritten Stock ausgetauscht und ab ging´s mit ner Portion Rückenschmerzen und voll Karacho zum Recycling Hof. Als wir die Maschine abgeliefert hatten, lugte zwischen dem ganzen Schrott und Dreck ein blitze blankes ein Cent Stück hervor. Ich hoffe die alte Sache mit dem Glück zählt noch, dachte ich und hob das Stück Blech auf. Ich freute mich wie eine diebische Elster, angezogen von sämtlichen Glitzerkram.
„Du glaubst doch nicht etwa diesen ganzen Blödsinn mit dem Glück, oder“, schnalzte Dennis. "Warum nicht? Ich könnte zumindest eine Ladung davon brauchen.“
„Wenn dir jetzt ne schwarze Katze über den Weg läuft, was machst du dann? Denkst du, dir passiert dann ein Unglück“, stocherte Dennis weiter. „Natürlich nicht. Ich hab doch eben grade ein Cent gefunden. Da neutralisiert sich alles und ich gehe leer aus.“
Als ich später in der Bahn saß grinste mich ein weiteres ein Cent Stück, vom Fußboden aus, rotzfrech an. Es war vom selben Schlag wie das erstere. Ich fischte es auf und sagte: „So, ab zu dem Anderen. Zusammen könnt ihr überlegen, was ihr mir gutes tun wollt.“
Soviel Glück auf einmal, mal gucken wann es sich bemerkbar macht.
Nun ja, wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich extra ein paar Tage darauf gewartet. Ich hab zu mir selbst gesagt: „Hey, das wäre doch was, wenn du eine anständige Fuhre Glück in deine Story einbauen könntest. Aber im Grunde ist es immer das Gleiche. Man wartet und wartet, dass was passiert und am Ende klammert man sich an den kleinsten Grashalm und sagt: „Das müsste es gewesen sein. Das war das langersehnte Glück.“ Und alles nur, weil die Wege ja so unergründlich sind. So ein Quatsch. Schluss mit dem Bescheiden sein. Ich sag euch was. Das Glück kennt seinen eigenen Weg selber nicht, darum verläuft es sich auch meistens.
Gestern habe ich die beiden Münzen in das Hafenbecken gepfeffert. Dort können die beiden ja ihr Glück versuchen.