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Watashi no karewa pailotto
Ich komme nach Hause. Dieses mal waren es sechs Monate.
Sie warten schon in der Ankunftshalle auf mich, wie immer. Mutter, meine Schwester und Cindy. Diesmal läuft sie jedoch nicht fröhlich auf mich zu. Sie bleibt bei den anderen. Ich begrüße Mutter und Tina. Sie fühlen es, als sie mich umarmen. Mutter läuft eine Träne aus den Augen, aber sie will stark sein, also sage ich nichts.
Cindy bleibt auf Distanz. "Bist du dieses mal geflogen?", fragt sie leise.
"Ja, ich bin geflogen", antworte ich und ihr Gesicht hellt sich auf. Sie umarmt mich zärtlich und zuckt zurück, als ihre Hände mein offenes Rückgrat unter dem Hemd fühlen.
"Warum läufst du so seltsam", fragt sie, als wir aus dem Flughafen gehen.
"Weil ich meinen Beinen bewusste Befehle geben muss", antworte ich.
Sie versteht es nicht.
Früher gingen ich und Cindy oft an den Strand, wenn ich zuhause war. Diesmal nicht. Cindy will nicht, dass die Leute meinen Rücken sehen, also sind wir die meiste Zeit zuhause.
Sex ist kein schlechter Zeitvertreib, Cindy ist gut im Bett.
Abends gehen wir aus. Sie besteht wie immer darauf, dass ich meine Uniform trage: "Die Leute sollen wissen, dass du ein Pilot bist."
Früher genügte es ihr, wenn ich das Hemd mit dem Abzeichen trug, aber diesmal will sie, dass ich auch die Uniformjacke trage.
"Weil du jetzt ein richtiger Pilot bist", sagt sie. Aber ich weiß, was dahintersteckt.
Bevor wir gehen macht sie mir noch den Kragenknopf zu und bindet mir die Krawatte. Minutenlang prüft sie den Sitz des Knotens, als ob sie Angst hätte er könnte sich öffnen.
"Warum siehst du dich immer um?", fragt sie, als wir unterwegs sind.
"Ich kann nicht sehen, was hinter mir passiert", antworte ich.
"Das kann doch niemand", meint sie.
Sie begreift es nicht.
Als wir durch die Bars ziehen, achtet sie darauf, dass ich mit dem Rücken zur Wand sitze. Sie gibt bei ihren Freundinnen mit mir an. Immer wieder streichelt sie mein Gesicht, um dann den Sitz meiner Krawatte zu prüfen. Sie hat tatsächlich panische Angst davor, ich könnte mein Hemd auf mysteriöse Weise verlieren.
Es ist schon fast komisch.
"Hey, Pilotenjunge, deine Freundin sagt, du wirst mich gleich verprügeln", lallt ein betrunkener Rowdy irgendwann nach Mitternacht.
"Er hat mich beleidigt, und dich auch", weint Cindy.
Der Typ kommt auf mich zu, die Hände zu Fäusten geballt.
Ich spanne meine Muskeln an, strecke die Arme aus, meine Finger zucken. Bereit für den Kampf, versuche ich hinter ihn zu gelangen, aber mein Körper bewegt sich nicht. Sein Schlag trifft mich ins Gesicht.
Vielleicht ist es nicht so schlecht nach einem Volltreffer ohne Abwehr K.O. zu gehen. Es erspart einem weitere Schläge.
Cindy macht mir Vorwürfe. Ich hätte sie verteidigen müssen.
Ich erkläre ihr, ich hätte unbewusst meinem Körper die falschen Befehle gegeben.
Sie begreift es nicht.
Als wir in dieser Nacht Sex haben frage ich mich, ob sie bei meinem nächsten Urlaub noch hier sein wird.
Wahrscheinlich.
Sie wollte schon immer einen Piloten haben.
Nach zwei Wochen kehre ich zur Basis zurück. Das medizinische Team entfernt den hauchdünnen Film von meinem Rückgrat, der es vor Infektionen schützte, und ich setze mich ins Cockpit.
Während die Schnittstellen auf dem Sitz mit meinem Nervensystem verwachsen, fühle ich wie mein Körper wieder vollständig wird.
Obwohl das Cockpit keine Fenster hat, kann ich sehen. In alle Richtungen gleichzeitig. Ich fühle meine Flügel, meine Triebwerke, meine Waffen.
Cindy begreift nicht, was es bedeutet ein Pilot der neuen Generation zu sein.
Wir fliegen die Flugzeuge nicht, wir sind die Flugzeuge.
Wir geben unseren Körper dafür hin. So gründlich, dass wir uns bei der Trennung von unserem Metallkörper erst wieder an den menschlichen gewöhnen müssen.
Sechs Monate werde ich hier drin verbringen.
Die Zeit wird mir wieder zu kurz vorkommen.
Dies ist das Leben dass ich gewählt habe.
Die Verschmelzung ist abgeschlossen. Endlich.
Ich rolle auf die Startbahn für einen Probeflug.
Als ich abhebe, denke ich an Cindy. Sie wird allen erzählen, dass ihr Freund ein Pilot ist und manche werden sie dafür bewundern.
Ich gönne ihr die Freude.
Sie ist verdammt gut im Bett.