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Zerstörerischer Ruhm
Starren Blickes und gleicher Miene schaut der Mann Richtung Fernseher.
Er hat keine Kraft mehr um zutragen seine zerstörte Seele.
Pizzastücke in gelben Zähnen.
Asche in wildem Bart.
Seit 2 Monaten nicht mehr draußen gewesen und all die Zeit glotzen – glotzen – glotzen – glotzen.
Schon früh merkte er, dass der Ruhm sich seiner Seele bemächtigte.
Angst- quälende Angst – vorm Wahnsinn.
Schnell gelebt bis dato, zu schnell für sanfte Seele.
Sex, Drugs and Rock’n Roll.
Alle redeten auf ihn ein, eine Marionette des Kommerzes. Es fehlt die Kunst, die er einst tat.
Frauen, Partys, Nikotin, Alkohol, Koks und Gras – KAPUTT.
Er kann nicht mehr!
Ein lauter Schrei, der Fernseher fliegt gegen die Wand und implodiert lauten Knalles.
Stille, wieder diese schmerzvolle Stille.
Langsam steht der Mann auf, er ist groß und dünn, ein sehr attraktiver Mann.
Jedenfalls wenn er halbwegs gepflegt wäre.
Er geht ins Bad.
Im Vorübergehen nimmt er noch die halbvolle Whiskeyflache und die hochkonzentrierten Tabletten mit.
Nun reist er das Tablettendöschen auf und schüttet sich den Inhalt tief in den Rachen.
Er spült mit Whiskey nach.
Jetzt greift er Richtung Rasierer und schlägt ihn mit einer festen, aber irgendwie elegant erscheinenden Bewegung auf den Waschbeckenrand.
Der Klingenkopf trennt sich vom Griff und fällt zu Boden. Er hebt ihn auf und hebelt so lange mit einer Nagelschere daran herum, bis die einzelnen Klingen herausbrechen. Hierbei zerschneidet er sich die Fingerkuppen.
Er nimmt eine der Klingen zwischen Daumen und Zeigefinger und setzt sie sich an die Augenbrauen.
Er zieht durch.
Blut fließt herab und er ratscht so lange in seinem Gesicht herum, bis dieses total blank, aber auch total blutig ist.
Auf diese Weise rasiert er sich am ganzen Körper – Sein Blick dabei immer noch starr, doch nun trägt er einen Hauch von Schmerz in seinen Augen.
Doch keinen körperlichen Schmerz aufgrund der Rasur, nein. Es ist ein melancholischer, seelischer Schmerz, den er nun nach Außen kehrt.
Jetzt setzt er auf dem Kopf an - Glatze. Blut ist überall, alles ist kahl, alles.
Mittlerweile schwer angeschlagen von den Drogen, torkelt er blutüberströmt in die, bereits gefüllte Badewanne.
Er nimmt einen letzten Schlug Whiskey.
Er lehnt sich zurück, atmet tief ein, schließt die Augen und setzt sich die, immer noch in seiner Hand befindliche, Klinge an die Pulsadern.
Viermal schneidet er sie, der Länge nach auf.
Die Wanne färbt sich rot.
Plötzlich sieht er Licht und spürt eine unglaubliche Wärme.
Was für eine Wohltat.
Noch ein letztes Zusammenzucken und dann schläft er ganz friedlich ein.