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Zerstörerischer Ruhm

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18.04.2004
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Zerstörerischer Ruhm

Starren Blickes und gleicher Miene schaut der Mann Richtung Fernseher.
Er hat keine Kraft mehr um zutragen seine zerstörte Seele.
Pizzastücke in gelben Zähnen.
Asche in wildem Bart.
Seit 2 Monaten nicht mehr draußen gewesen und all die Zeit glotzen – glotzen – glotzen – glotzen.
Schon früh merkte er, dass der Ruhm sich seiner Seele bemächtigte.
Angst- quälende Angst – vorm Wahnsinn.
Schnell gelebt bis dato, zu schnell für sanfte Seele.
Sex, Drugs and Rock’n Roll.

Alle redeten auf ihn ein, eine Marionette des Kommerzes. Es fehlt die Kunst, die er einst tat.
Frauen, Partys, Nikotin, Alkohol, Koks und Gras – KAPUTT.

Er kann nicht mehr!

Ein lauter Schrei, der Fernseher fliegt gegen die Wand und implodiert lauten Knalles.

Stille, wieder diese schmerzvolle Stille.

Langsam steht der Mann auf, er ist groß und dünn, ein sehr attraktiver Mann.
Jedenfalls wenn er halbwegs gepflegt wäre.
Er geht ins Bad.
Im Vorübergehen nimmt er noch die halbvolle Whiskeyflache und die hochkonzentrierten Tabletten mit.
Nun reist er das Tablettendöschen auf und schüttet sich den Inhalt tief in den Rachen.
Er spült mit Whiskey nach.
Jetzt greift er Richtung Rasierer und schlägt ihn mit einer festen, aber irgendwie elegant erscheinenden Bewegung auf den Waschbeckenrand.
Der Klingenkopf trennt sich vom Griff und fällt zu Boden. Er hebt ihn auf und hebelt so lange mit einer Nagelschere daran herum, bis die einzelnen Klingen herausbrechen. Hierbei zerschneidet er sich die Fingerkuppen.
Er nimmt eine der Klingen zwischen Daumen und Zeigefinger und setzt sie sich an die Augenbrauen.
Er zieht durch.
Blut fließt herab und er ratscht so lange in seinem Gesicht herum, bis dieses total blank, aber auch total blutig ist.
Auf diese Weise rasiert er sich am ganzen Körper – Sein Blick dabei immer noch starr, doch nun trägt er einen Hauch von Schmerz in seinen Augen.
Doch keinen körperlichen Schmerz aufgrund der Rasur, nein. Es ist ein melancholischer, seelischer Schmerz, den er nun nach Außen kehrt.
Jetzt setzt er auf dem Kopf an - Glatze. Blut ist überall, alles ist kahl, alles.
Mittlerweile schwer angeschlagen von den Drogen, torkelt er blutüberströmt in die, bereits gefüllte Badewanne.
Er nimmt einen letzten Schlug Whiskey.
Er lehnt sich zurück, atmet tief ein, schließt die Augen und setzt sich die, immer noch in seiner Hand befindliche, Klinge an die Pulsadern.
Viermal schneidet er sie, der Länge nach auf.
Die Wanne färbt sich rot.
Plötzlich sieht er Licht und spürt eine unglaubliche Wärme.
Was für eine Wohltat.
Noch ein letztes Zusammenzucken und dann schläft er ganz friedlich ein.

 

Hallo Commendatore!

Ich kann nicht wirklich sagen, ob ich deine Geschichte als solche gut oder schlecht finde, denn irgendwie scheint für eine Geschichte etwas zu fehlen.
Der erste Abschnitt erinnert mehr an ein Gedicht als an eine Geschichte. Hier solltest du besser ausformulieren als ellipsisch zu schreiben. Inversionen wie "um zutragen seine zerstörte Seele" haben in Kurzgeschichten nichts zu suchen.

Die Hintergrundinformationen, die du gibst sind zu knapp, man weiß praktisch gar nichts über deinen Prot, außer dass er ruhmreich und attraktiv ist.
Darüber kann man ein wenig hinwegsehen, da dein Prot sich vor seinem Suizid einer sehr außergewöhnlichen Prozedur unterzieht, was ihn für den Leser interessanter macht.
Es ist dir gut gelungen den Vorgang des Suizids zu beschreiben, was man mMn vom ersten Teil deiner Geschichte leider nicht behaupten kann.
Der Einstieg ist viel zu plötzlich, deine Geschichte klingt als hättest du zuerst das Ende in Händen gehalten und dir dann noch schnell einen Anfang überlegt -> Hauptteil scheint zu fehlen.
Die Entschiedung des Protagonisten sich umzubringen ist meiner Ansicht nach viel zu wichtig, um mal nebenbei im Einstieg erwähnt zu werden und hätte gut als Hauptteil dienen können.
Fazit: Gut geschriebenes Ende, der (für eine Kg durchaus wichtige) Rest ist weniger gut oder nicht vorhanden. Da hättest du dir ein bisschen mehr Mühe geben können ;-)

lg, Babelfish

 

Danke, Babelfish

Erstmal vielen Dank für deine Kritik. Ich bin wirklich sehr froh, dass überhaupt jemand etwas geschrieben hat. Deswegen bin ich wirklich überglücklich, dass es nicht irgendein Schwachsinn ist, sonndern so eine äußerst konstruktive Kritik. :thumbsup:
Also, die "Geschichte" ist nunmal einfach keine geschlossene Erzählung.
Ich habe hier einfach bewusst den Hauptteil auf den Beschreibung des Suizides gelegt um einfach schonnungslos darzustellen, wie krass, vernichtend die Gesellschaft zu manchen Menschen sein kann.
Es soll bewusst krank, verwirrt, geschrieben, die mitlerweile kranke Seele eines Menschen wiederspiegeln , ganz so als habe er selber sie geschrieben.
Also passt meine Geschichte wohl nicht in die üblichen Normen.
Also ich bin dir wirklich sehr dankbar für die kritik und eines möchte ich noch sagen , denn ich habe die Geschichte eingestellt mit dem gedanken, dass ich wohl kaum verstanden werde ( wohl auch weil es vielleicht nicht so aus meiner Geschichte hervorgeht)
Schöne Grüße
Comendatore

 

Hallo Comendatore,

im Großen und Ganzen möchte ich mich Babelfish anschließen. Den letzte Absatz der Geschichte - den fand ich richtig gut. Der Rest war auch mir zu bruchstückhaft, zu wenig Hintergrund, zu facettenhaft auch die Sätze und die Sprache.
Ein Beispiel:

Er kann nicht mehr!
Hier hätte mich interessiert: Was kann er nicht mehr? Warum nicht mehr? Warum so plötzlich? Wie äußert sich dieses nicht mehr können? In körperlicher Erschöpfung, psychischer Verzweiflung? Ein paar Details mehr, und die Rahmenhandlung wäre da.

Wenn Du sagst, dass der erste Teil ganz bewusst so geschrieben ist - dann empfinde ich allerdings einen bruch in deiner Geschichte, weil du ab der Beschreibung des Selbstmords den Stil änderst und auch sehr ins Detail gehst.

Liebe Grüße
Juschi

 

Erstmal vielen Dank für deine Kritik.
Ich habe diesen Bruch bewusst in diese Geschichte eingeführt.
Der erste Teil soll symolisieren, wie unsicher, wie verwirrt und wie lebensmüde dieser Mensch ist. So dass er nur noch einen Gedanken ganz klar und deutlich fassen kann. Er seht den Suizid herbei. Dies will ich mit dem 2. Teil ausdrücken. Dort wird der Akt des Selbstmordes genau beschrieben und ausgeführt.
Der Aufbau der Geschichte sollte quasi schon ein Einblock in sein Seelenleben geben. Wie gesagt sollte, ist mir vielleicht nicht ganz gelungen :shy:
aber wirklich vielen Dank, dass du dich mit meiner Geschichte auseinander gesetzt hast :thumbsup:

 

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