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Zwischen Vergessen und Sein

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04.09.2001
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Zwischen Vergessen und Sein

Etwas gekränkt aus der Wäsche schauend saß Angy in der Ecke. Er hatte es ihr versprochen... seit einer halben Ewigkeit hatte er mit diesem Abend gelockt. Wunderschön sollte er werden. Angeblich hatte er eine Überraschung. Ja, das sah sie. Die Überraschung saß neben ihm. Und sie verstand sich zusehends besser mit ihrem „Schatz“... Das war jetzt schon das dritte Mal diese Woche, dass wegen ihm ihre Laune im Keller hang, und nicht wiederzubeleben war. Stur starrte sie die Blumen an. Sie würde halt ihrem Mund halten. Selbst wenn er wie sie das befürchtete das überhaupt nicht wahrnehmen würde. Die Minuten vergangen. Langsam senkte sich auch hier im Keller die Dunkelheit nieder. Immer noch saß sie vor der Theke an der Bar, blickte auf die selben Blumen und konnte hindurch die Konturen ihres Mannes erblicken. Der Wein war mit der Zeit geflossen, die beiden zynischer und lauter geworden. Sie lachten. Auch wenn es kein Turteln zu sein schien, was sie extrem beruhigte. Aus irgendeinem ihr unergründlichen Grund schien es ihn überhaupt nicht zu stören, dass seine Frau da bei ihm im Keller saß, während er mit einer fremden Frau Wein in sich schwemmte. Nicht ein einziges Wort hatte er diesen Abend zu ihr gesprochen. Das hier konnte doch alles nicht wahr sein... Das alles verwirrte sie. Das alles hier konnte nicht real sein. Einer dieser Träume, von denen man sich fragt wo der Sinn eigentlich abgeblieben war. Doch anscheinend musste sie diesen Traum noch etwas länger ertragen. Wie spät es jetzt wohl sein mochte? Sie suchte nach der Uhr, die für gewöhnlich über der Tür am Backstein angehängt war. Doch aus welchem Grund auch immer schauten ihr die Steine nur traurig entgegen. Die Wand war kahl, und schien ihr erstaunlich kühl. Begründen konnte sie den Eindruck nicht. Doch sie fühlte sich auf einmal so merkwürdig leer in diesem Raum. Warum konnte sie einfach nicht verstehen. Es wurde alles immer fantastischer. Sie war müde, sie hatte genug. Sie wollte nach oben gehen, sich ins Bett legen, und darauf warten, dass er kam. Sie würde ihn fragen, was das alles sollte. Ob sie ihm etwas getan hatte. Aber wahrscheinlich würde sie eh bald aufwachen... Etwas zittrig stand sie auf. Doch wirklich spüren konnte sie ihren Körper nicht. Merkwürdig... Alles sehr merkwürdig. Sie achtete nicht auf das Gefühl. Ihr Blick traf den ihres Mannes. Er war leer. Das erste Mal an diesem Abend blickte sie wirklich in sein Gesicht. Es war traurig. Wahnsinnig traurig. Entsetzt sah sie ihn an. Fragend kam ihr Gesicht dem seinen näher. Keine Reaktion. „Was... Was ist denn bloß los hier?“ ihre eigene Stimme schien merkwürdig fern, und dünn. Sie hörte sie fast selbst kaum. Keine Reaktion. Panik kam in ihr auf. Irgendetwas sagte ihr dass dies kein Traum war. Etwas sagte ihr, dass das hier alles andere als OK war. Aber es war real. Sie kam um die Couch. Sie war mit samt bezogen. Sie mochte dieses Gefühl, dass sie durchfuhr, wenn sie mit der Hand darüber glitt. Ihre Hand fuhr daran vorbei. Ohne Gefühl... Was war hier los? Sie stand vor ihm. Er schaute durch sie hindurch. Unendlich traurige Augen waren das. Sie konnte es nicht mitansehen. „Weißt du, ich glaube ab und zu ihre Stimme noch hören zu können. Ganz leise, ganz fern. Doch sie ist da. Irgendwo hier. Ich weiß nicht warum, aber ich spüre, sie ist da.“ Er blickte die Frau neben ihm an. Auch sie schien merkwürdig ergriffen. „Ja, natürlich hörst du mich. Ich bin doch hier. Genau hier. Fühlst du denn nicht meine Hand?“ Sie setzte sich neben ihn. Ihre Hand glitt über seinen Arm. Wieder wusste sie nicht so Recht, ob sie wirklich dort war. Sie spürte nichts. Er zuckte leicht zusammen. „Ich spüre praktisch förmlich ihre Hand auf meinem Arm. Ich höre sie sprechen. Werde ich wahnsinnig?“ Spät, doch vollkommen klar fuhr es ihr durch den Kopf. Sie begriff, was hier los war. Etwas war hier falsch gelaufen. Aus irgendeinem Grund war sie tot. „Tot.“ Es hörte sich merkwürdig vertrauenserweckend an. Wie ein weit entfernter Ort, den man ausspricht, und sich insgeheim freut ihn sehen zu können. Sich nach alten Erinnerungen sehnt. Ob sie noch hier war, weil er sie nicht vergessen konnte? Oder konnte sie ihm etwas nicht mehr sagen? Sie wusste es nicht... in diesem Moment war ihr nur eins bewusst: Sie liebte ihn. So sehr wie nie zuvor. Einmal noch wollte sie ihn küssen, wollte ihm sagen wie wahnsinnig sie ihn liebte. Sie wollte sein Lächeln noch einmal sehen. Traurig berührte sich sanft ihre Lippen. Seine Augen schlossen sich. Er schien merkwürdig berührt. Konnte er sie doch noch ansatzweise wahrnehmen? Sie flüsterte in sein Ohr. „Ich liebe dich. Ich werde dich nie vergessen. Vergiss auch mich nicht. Es wird mir gut gehen. Ich bitte dich, lass es auch dir gut gehen.“ Sein Blick füllte sich mit etwas wie Hoffnung. Ein Lächen überraschte für einen Moment sein Gesicht. „Angy? Bist du hier? Bist du wirklich hier?“ Noch einmal küsste sie ihn. „Vergiss mich nicht.“ Er stellte das Glas ab. Nickte kaum vernehmbar mit dem Kopf. Sie wusste, das er sie gehört hatte, dass es das war , was gefehlt hatte. Sie wusste, dies war das letzte was sie von ihm sah. Ein Gefühl des Glücks durchfuhr sie, kroch in jeden Teil ihres Geistes, ihres Wissens, ihrer Seele. Das Zimmer verschwand im Nichts...
Er saß noch lang dort auf der Couch. Traurig, doch im Grunde beruhigt. Er hatte sie noch einmal gehört. Ihren letzten Wunsch würde er nie brechen.

 

Hallo Chaya

"The 6th sense" lässt grüssen.
Du hast das Thema aber schön umgesetzt. Mir gefällt gut, wie du die Verwirrtheit deiner Prot. beschreibst. Auch die (eher im Hintergrund spielende) Traurigkeit des Ehemanns.

Einzig verwirrend für mich als Leser war, am Anfang der Geschichte las ich heraus, dass sie sich in einem Restaurant an der Bar getroffen haben und etwas später will sie zu Bett gehen und da sitzt ihr Mann auf der Couch.
Ich würde dir empfehlen, falls es z.b. zuhause spielt, es etwas klarer auszuarbeiten, denn diese zusätzliche, vielleicht gar nicht geplante Verwirrung des Lesers ist eine zuviel.

Schön geschrieben, guter Fluss!

Lieber Gruss
Muchel

 

Nochmal Hallo Muchel :)

Ich glaub, du hast das falsch verstanden:

Alle drei sitzen im Keller. Dort gibts es auch eine Bar mit einer Theke. Es wird demnach eine Art Partykeller sein, den ja viele Leute im Haus haben. Ein Restaurant wird nirgens erwähnt.

Chaya scheint ebenfalls die Flinte ins Korn geworfen zu haben, nachdem sich fast 2,5 Jahre niemand um sie und ihre Geschichten gekümmert hat. <:(

Traurig

ipy Hagen

 

Hallo Hagen

Vielen Dank für deine Hilfe. Ich weiss das ein Restaurant nirgends genannt wurde, aber da ging ev. meine Fantasie mit mir in die falsche Richtung durch.... ;)

Aber jetzt hats klick gemacht..... :D
(Bin in letzter Zeit halt vielleicht etwas schwer von begriff..... :Pfeif: )

Ja, ich habe kurz Chayas Profil und die letzten Beiträge von ihr angeschaut und habe mir das gleiche gedacht.

Aber die Geschichte find ich halt einfach gut und deshalb habe ich trotzdem meinen Kommentar hingeschrieben..... :shy:

Danke und liebe Grüsse
Muchel

 

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