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Nadjas Dämon

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Monster-WG
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15.07.2004
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Nadjas Dämon

Schon als Nadja mir entgegenläuft, merke ich, dass etwas nicht stimmt.
„Papa!“, ruft sie und ihre Stimme hallt hell von den Wänden der verlassenen Fabrikhalle wider. Nadja klingt schuldbewusst. Sie weiß, dass sie hier nicht spielen darf. Nicht, seitdem diese Sache passiert ist. Dass sie es dennoch tut, erzürnt und enttäuscht mich. Mit zwölf sollte sie alt genug sein, um meine Sorge zu verstehen.
Kurz bevor Nadja mich erreicht, verlangsamt sie ihren Schritt. Ungefähr einen Meter vor mir bleibt sie stehen. Ihr Blick ist gesenkt, die Arme verbirgt sie hinter ihrem Rücken.
„Es ist nicht meine Schuld!“, murmelt sie. „Ich kann nichts dafür!“
Ich sehe ihr an, dass sie Angst hat. Ebenso wie ich. Aber ich bemühe mich, mir nichts anmerken zu lassen.
„Was ist mit deinen Armen, Schätzchen?“
Ich hoffe, dass meine Stimme beruhigend klingt.
Nadja beißt sich auf die Unterlippe und schweigt. Sie wirkt ertappt.
Ich wiederhole meine Frage. Diesmal eine Spur schärfer.
„Was ist mit deinen Armen?“
Endlich blickt sie mich an. Auf ihrer Stirn wölbt sich eine kleine Sorgenfalte. In ihrem jugendlichen Gesicht sieht das übertrieben melodramatisch aus. Fast schon albern. In einer anderen Situation würde ich sicherlich lachen müssen.
Jetzt aber ist mir nicht zum Lachen zumute.
Ich räuspere mich, bevor ich fortfahre.
„Zeig mir deine Arme!“, fordere ich sie auf.
Nadja erstarrt einen Moment. Dann schüttelt sie den Kopf.
„Papi!“
Es klingt wie eine Bitte. Nur nicht weiterbohren.
Aber ich bin nicht in der Stimmung nachzugeben. Nicht in dieser Angelegenheit.
„Du hast gehört, was ich gesagt habe!“
Mein Tonfall macht deutlich, dass ich nicht mit mir handeln lasse.
Nadja fügt sich. Widerwillig streckt sie mir ihre Arme entgegen. Ihre Handgelenke sind blau und dick geschwollen.

Nackte Wut steigt in mir hoch. Einen kurzen Augenblick lang fürchte ich, die Kontrolle zu verlieren. Nur mit äußerster Mühe gelingt es mir, mich zu beherrschen.
Nadja zittert. Sie fährt sich mit den Fingern über ihr Gesicht.
Ich sage kein Wort. Was vermutlich auch besser ist. Ich könnte jetzt sowieso nur brüllen. Aber ich muss die Ruhe bewahren.
Nadja kämpft mit den Tränen. Ein aussichtsloses Unterfangen.
„War er das?“, gelingt es mir endlich zu fragen. Meine Stimme klingt rau und heiser. „Hat er das getan?“
Nadja nickt fast unmerklich.
„Ich habe ihm gesagt, dass er das nicht tun darf“, flüstert sie leise. Ich muss mein Ohr an ihren Mund pressen, damit ich sie verstehen kann. „Aber er hört nicht auf mich! Und er ist viel stärker als ich.“
Endlich erlaubt sie es sich, zu weinen.
Ich kann es kaum ertragen, sie so zu sehen. Ein Häufchen Elend. Verängstigt, verletzt, missbraucht. Gott, wie sehr ich sie liebe!
Eine Weile sehe ich sie einfach stumm an. Ich weiß, dass jede weitere Frage ihre Qual nur noch verschlimmert. Am liebsten würde ich es dabei belassen. Ich fürchte mich vor dem, was jetzt kommt. Aber natürlich muss ich alles wissen. Was bleibt mir in meiner Situation anders übrig? Ich muss einfach!
„Hat er… hat er nur die Arme…?“
Ich bringe es nicht fertig, den Satz zu Ende zu sprechen.
Nadja fehlt die Kraft zum Lügen. Sie seufzt schwer. Schluchzt laut. Schüttelt den Kopf. Schluchzt wieder.
Dann zeigt sie mit zitternden Fingern auf ihren Schoss.
„Dort auch!“, wispert sie.
Ich brülle wie ein wunder Stier. Meine Stimme überschlägt sich. Ich nehme kaum wahr, wie Nadja angstvoll zusammenzuckt.
Hastig knie ich nieder und schiebe ihren Rock nach oben. Ich habe ihr strikt verboten, ihn zu tragen. Manchmal zieht sie ihn dennoch an. Weil er zu schön ist, um nur im Schrank zu hängen.
Ich merke, dass Nadja meine groben Berührungen unangenehm sind. Aber ich kann keine Rücksicht darauf nehmen. Muss alles offen legen.
Meine schlimmen Befürchtungen bewahrheiten sich. Ihre Strumpfhose ist fort. Und zwischen ihren Beinen leuchten weitere Blutergüsse.

In diesem Moment ertönt ein lautes Scheppern. Aus einem hinterem Winkel der Halle. Dort, wo der Schutt am höchsten liegt.
Nadja zuckt merklich zusammen. Ich hingegen kann mein Glück kaum fassen. Mit einem Mal scheint sich alles um mich herum zu drehen.
Das Schwein versteckt sich noch hier!
Meine Wut mischt sich mit freudiger Erregung. Mit geballten Fäusten stehe ich auf.
Bevor ich auch nur einen Schritt machen kann, umfasst Nadja meine Beine.
„Geh nicht!“, fleht sie.
In ihrem Gesicht kann ich deutlich lesen, wie ernst es ihr damit ist.
„Er ist kein Mensch, sondern ein…“ Nadja sucht nach den passenden Worten. Als sie sie endlich findet, klingen sie fast zärtlich. „Er ist ein Dämon!“
Ich verharre einen Augenblick lang. Dann streiche ich mit meinen Fingern gedankenlos durch Nadjas Haar.
„Ein Dämon“, wiederhole ich tonlos. Es ist weder eine Feststellung noch eine Frage.
Nadja nickt eifrig. Mit großen Augen sieht sie mich an. Es wirkt wie ein verzweifelter Versuch, mich zu hypnotisieren.
Ich schenke ihr mein wärmstes Lächeln.
Dann befreie ich mich aus ihrer Umklammerung. Obwohl sie mich mit all ihrer Kraft festhält, ist es ein Kinderspiel. Nadja ist einfach nicht stark genug, um mich zurückzuhalten. Als ich mich von ihr löse, heult sie panisch auf.
„Er hat lange Krallen an den Fingern“, ruft sie beschwörend. „Und seine Zähne. Sie sind alle spitz und scharf. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Wie… wie bei einem Raubtier.“
Ich lächele noch immer, als ich auf den Schutthaufen zugehe. Es war ein Fehler von ihm zu bleiben. Ich fühle mich berauscht. Komme mir vor wie ein Racheengel.
„Papa!“ Nadjas Stimme bebt. „Papa, lass uns gehen! Bitte!“
Ihre Angst ist nun beinahe greifbar.
Ich ignoriere sie. Denke an die Blutergüsse zwischen ihren Beinen. Die Sache muss aus der Welt geschafft werden. Ein für alle Mal. Ich habe gar keine andere Wahl.
„Er wird dich töten, Papa!“, schreit Nadja hysterisch. „Hörst du? ER WIRD DICH TÖTEN!“
Ich zögere kurz, drehe mich dann zu ihr um. Ein Fehler.
Es rumpelt wieder. Aus den Augenwinkeln heraus sehe ich gerade noch einen Gegenstand auf mich zufliegen. Instinktiv ducke ich mich. Keinen Moment zu früh. Das Ding saust knapp an meinem Kopf vorbei. Ich kann sogar einen Luftzug spüren. Laut scheppernd fällt das Wurfgeschoss hinter mir zu Boden.
Erst als ich mich danach bücke, begreife ich, was ich für ein Glück hatte. Es ist eine zirka halbmeterlange Eisenstange. Dick genug, um jemandem damit den Schädel einzuschlagen. Der liebe Gott ist auf meiner Seite.
Als ich den Metallstab umfasse, empfinde ich beinahe so etwas wie Dankbarkeit. Demonstrativ recke ich ihn nach oben, so dass mein Angreifer ihn sehen muss.
Die Dinge wenden sich. Jetzt habe ich eine Waffe.

Aus der dunklen Ecke ertönt ein wütendes Geheul. Klingt so ein Mensch? Nadjas Worte kommen mir wieder in den Sinn. Ein Dämon, hat sie gesagt. Ich spucke geräuschvoll aus. Und wenn es so wäre? Egal! Ich habe meine eigenen Dämonen, denen ich mich stellen muss. Einen weiteren kann ich nicht gebrauchen.
Entschlossen schreite ich auf das Versteck meines Angreifers zu. Schritt für Schritt, unaufhaltsam. Erst als ich den Schuttberg erreiche, zögere ich. Mich schaudert es. Meine Selbstsicherheit ist mit einem Mal wie weggeblasen. Unschlüssig blicke ich auf den unüberschaubaren Haufen aus Geröll, rostigem Metall und losem Gestein. Irgendwo dort in dem Chaos lauert mein Gegner. Die Vorstellung dort hinein zu müssen, erfüllt mich mit Angst. Ich packe die Stange in meiner Hand noch fester.
Dann schreite ich los.
Hinter mir gellt Nadja plötzlich schrill eine Warnung.
„Er kommt!“, schreit sie. Immer wieder. „Er kommt! Er kommt! Er kommt! Er kommt!“
Erschrocken blicke ich mich zu allen Seiten um. Aber ich kann niemanden entdecken. Nadjas Gebrüll verwandelt sich in ein groteskes Gewimmer.
Ich wünschte, sie würde still sein. Es fällt mir schwer, mich so auf meine Aufgabe zu konzentrieren. Am liebsten würde ich Nadja eine runterhauen, damit sie endlich Ruhe gibt.
Sofort bereue ich diesen Gedanken. Schäme mich dafür. Niemals könnte ich Nadja das antun. Jemanden den man so sehr liebt, schlägt man doch nicht. In Stunden der Not kommen einem die seltsamsten Dinge in den Sinn.

Inmitten des hoch aufgetürmten Schutts entdecke ich einen Durchgang. Der Einlass in das Reich meines Feindes ist dunkel und eng. Als ich mich vorsichtig hindurchtaste, verstummt plötzlich das Heulen des Dämons. Ich horche angestrengt, vernehme aber nichts, außer meinem eigenen Atem. Auch von Nadja ist kein Mucks mehr zu hören. Es ist, als sei ich in eine andere Welt eingetaucht. Die Stille ist beklemmend. Angespannt bahne ich mir einen Weg durch das Gerümpel. Nach einigen Schritten gabelt sich der Weg. Ich zögere einige Sekunden, beschließe dann aber links weiter zu gehen.
Plötzlich ein Geräusch. Ich zucke zusammen. Drehe mich so schnell ich kann um die eigene Achse. Zu spät!
Der Angriff überrascht mich. Mit einem Mal ist der Dämon über mir. Er klammert sich an meinem Hals fest, den Schultern, meinem Kopf, den Haaren. Die Eisenstange gleitet mir aus der Hand. Ich versuche meinen Widersacher wegzustoßen, verliere aber das Gleichgewicht.
Noch während ich falle, rammt er mir seine Zähne in die Wange. Der Schmerz lässt mir den Atem stocken. Das sind keine menschlichen Zähne. Sie sind furchtbar spitz. Messerscharf. Die Zähne eines Raubtieres. So wie es Nadja gesagt hat.
Blut läuft mir das Gesicht herunter. Es spritzt an meinen Hals und durchweicht meinen Hemdkragen. Ich brülle wie am Spieß. Der Dämon stößt einen wilden Triumphschrei aus.
Auch Nadja ist wieder zu hören. Sie kann nicht sehen, wer bei dem Kampf die Oberhand behält. Das Gerümpel verdeckt ihr die Sicht.
Ihre Rufe sind laut und hasserfüllt.
Mit einem Mal kommen mir wieder die blauen Flecken zwischen ihren Schenkeln in den Sinn.
„TÖTE IHN!“, geifert sie. Ihre Stimme klingt plötzlich um zehn Jahre gealtert. „TÖTE DAS SCHWEIN! MACH ES ENDLICH TOT!“
Der Dämon schlägt erbarmungslos auf mich ein. Mit seinen langen Krallen zerkratzt er meine Haut. Ich versuche verzweifelt mein Gesicht zu schützen. Plötzlich legt sich eine enge Schlinge um meinen Hals. Panisch versuche ich mich loszureißen. Verzweifelt taste ich nach der Eisenstange. Ich weiß, dass sie irgendwo hier liegen muss. Aber ich greife ins Leere.
Die Schlinge zieht sich immer fester zusammen. Mühsam schnappte ich nach Luft. Mir wird schummrig.
Mit einem Mal ist es unheimlich ruhig. Nur mein lautes Japsen ist noch zu hören.
Es ist Nadja, die die Stille durchbricht.
Ihre Stimme ist wieder normal. Die eines zwölfjährigen Mädchens.
„Papa?“
Es klingt unsicher. Verängstigt. Fragend.
Der Dämon hält einen Augenblick inne. Die Schlinge um meinen Hals lockert sich ein klein wenig.
In diesem Moment erfühlen meine Fingerkuppen die Metallstange. Hastig greife ich zu. Das ist meine Chance. Eine andere werde ich nicht bekommen. Ich bin entschlossen, sie zu nutzen.
Mit aller Wucht schlage ich zu. Ich treffe den Kopf der Kreatur. Es gibt ein hässliches, knirschendes Geräusch. Der Dämon stöhnt auf. Dann sackt er auf mir zusammen. Zitternd löse ich die Schlinge von meinem Hals. Hole keuchend Luft. Jeder Atemzug tut weh, aber der Schmerz macht mich glücklich, weil er mir zeigt, dass ich es überstanden habe. Jetzt erst sehe ich, womit mich mein Feind gewürgt hat. Es sind Mullbinden und die Strumpfhose, sorgsam ineinander zu einem Strick geflochten. Ich schließe die Augen und atme ein letztes Mal tief durch. Dann erst schiebe ich den fremden Körper von mir herunter.

Mein Feind ist noch bei Bewusstsein, aber so benommen, dass er keine Gefahr mehr darstellt. Im schummrigen Licht der Halle blicke ich meinen Widersacher an. Wie konnte ich mich nur vor ihm fürchten? Selbst ein Blinder könnte sehen, dass dies kein Dämon ist. Vor mir liegt ein Junge. Nicht besonders groß, mit pickliger Haut, höchstens achtzehn. Die Haare hat er sich abrasiert. Auf seinem Schädel klafft eine offene Wunde. Die Fingernägel des Jungen sind lang und schwarz lackiert. Seine Zähne hat er sich spitz gefeilt. Es soll wohl unheimlich aussehen, wirkt jetzt nicht mehr gefährlich sondern einfach bloß ungepflegt. Zwei Vorderzähne sind bereits ganz herausgebrochen. Ich mustere ihn abschätzig. Nadjas Dämon ist so erbärmlich, dass ich beinahe Mitleid mit ihm habe.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich den Jungen zu Gesicht bekomme. Man sagt, dass er ein Herumtreiber ist. Niemanden mehr hat. Niemandem vertraut. Vorgestern habe ich ihn zusammen mit Nadja erwischt. Er ging mit ihr die Straße entlang zu den Fabrikhallen. Sie redeten, wirkten beunruhigend vertraut. An diesem Tag hat er auch zum ersten Mal ihre Verbände gelöst.
Schon damals wusste ich, dass ich es beenden muss. Es war ein Fehler, die Sache so lange herauszuzögern.
Der Junge stöhnt und schlägt die Augen auf. Es ist offenkundig, dass er große Schmerzen hat. Unversöhnlich starrt er mich an.
„Ich weiß alles“, zischt er.
Irgendwo hinter der Geröllwand schreit Nadja angstvoll auf.
Ich lächele milde. Der Junge wendet sich ab.
„Keine Angst!“, flüstere ich ihm zu. „Du wirst kaum etwas merken.”
Langsam hebe ich die Stange. Es wird schnell gehen. Ein einziger Schlag – und alles ist vorbei. Ich habe Erfahrung darin. Es ist kaum anders als damals bei unserer Katze Mimi, deren Beine von einem Auto zermatscht worden waren.


Als ich danach wieder zu Nadja trete, ist sie völlig apathisch. Ihr Blick ruht auf den Mullbinden in meinen Händen, die ich von der Strumpfhose gelöst habe. Gleich werde ich ihr damit wieder die Wunden verbinden. So wie ich es immer tue, wenn es passiert ist.
Nadja kennt das. Sie weiß, um meine Sorgen. Wie konnte sie nur zulassen, dass dieser Taugenichts sie abnimmt? Warum hat sie ihn das sehen lassen, was niemand sehen darf? Wieso nur musste sie unser Geheimnis mit ihm teilen?
Nadjas Blick ist völlig ausdruckslos. Mein Zorn auf sie verfliegt. Mit einem Mal überkommt mich eine unglaubliche Sehnsucht nach ihren Berührungen. Nur Gott und Nadja wissen, wie sehr ich sie liebe.
Zuhause werde ich sie in meine starken Arme schließen. Mich an sie schmiegen. Sie zärtlich streicheln und liebkosen. Mit Küssen benetzen.
Und ich werde meine Augen schließen und mir vorstellen, dass Nadja lächelt, wenn ich in sie eindringe.

 

Hi svg,

ich teile dir einfach einmal meinen Eindruck von der Geschichte mit. Sie ist geschickt aufgebaut, hervorragend geschrieben und äußerst spannend. Ich habe sie sehr gerne gelesen.
Ich kann mir vorstellen, dass die "Pointe" für einige Aufregung sorgen wird. Ich halte es für legitim, die Geschichte aus dieser Perspektive zu erzählen und ich habe das Gefühl, dass du auch als Autor genügend Abstand zu deinem Protagonisten hast, auch wenn seine Haltung in der Geschichte selbst nicht kritisch betrachtet wird.

Stilistisch kann ich nur immer wieder betonen, dass du ganz ausgezeichnet schreibst. Bei dieser Geschichte ist es sehr schockierend, wie du den Leser mit in die Sympathie für den Protagonisten nimmst, wie du ihn mit diesem zittern lässt, um ihn am Ende spüren zu lassen, er hätte dem Dämon die Daumen drücken sollen.

Die Hinweise müssten noch um einen dritten ergänzt werden, Am Anfang habe ich mir eine Stelle nicht gleich notiert und sie dann nicht wieder gefunden.

Erst als ich den Schuttberg erreiche, zögere es ich.
häh? ;)
Es ist nicht das erste Mal, dass den Jungen zu Gesicht bekomme.
da fehlt ein "ich"

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi sim,
danke für das prompte Kommentieren. Zunächst einmal: Er freut mich sehr, dass du diese Geschichte "magst". Es ist das erste Mal, dass ich mich an Horror versuche. Insofern war ich ein wenig unsicher, was die Wirkung dieser Story betrifft.

sim schrieb:
ich teile dir einfach einmal meinen Eindruck von der Geschichte mit. Sie ist geschickt aufgebaut, hervorragend geschrieben und äußerst spannend. Ich habe sie sehr gerne gelesen.
Danke für die Blumen. Genau darauf habe ich sie angelegt. :)

sim schrieb:
Ich kann mir vorstellen, dass die "Pointe" für einige Aufregung sorgen wird.
Sogar ich finde die Schlusswendung heftig (und hoffe übrigens, dass man nicht zu schnell dahinter steigt!). Insofern fände ich es nur verständlich, wenn es um das Ende Aufregung gibt. Allerdings ist es gerade diese "Pointe", die den eigentlichen Horror für mich aus macht. Weil es viel realer und schrecklicher ist, als es der Dämon je sein könnte.

sim schrieb:
Ich halte es für legitim, die Geschichte aus dieser Perspektive zu erzählen und ich habe das Gefühl, dass du auch als Autor genügend Abstand zu deinem Protagonisten hast, auch wenn seine Haltung in der Geschichte selbst nicht kritisch betrachtet wird.
Das hoffe ich sehr. Schön, dass du es so empfunden hast. War ein sehr wichtiges Statement für mich. Da sich der Prot selbst nicht kritisch sieht, fehlt das natürlich bewusst im Text. Zudem ich es auf Rücksicht auf den finalen Twist sowieso nicht groß einbauen wollte.

sim schrieb:
Stilistisch kann ich nur immer wieder betonen, dass du ganz ausgezeichnet schreibst. Bei dieser Geschichte ist es sehr schockierend, wie du den Leser mit in die Sympathie für den Protagonisten nimmst, wie du ihn mit diesem zittern lässt, um ihn am Ende spüren zu lassen, er hätte dem Dämon die Daumen drücken sollen.
Ein ganz großes aus meiner Schreiberseele kommendes Danke! Ich fühle mich verstanden!

Die Fehler werden sofort korrigiert.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.
Liebe Grüße svg

 

Hallo, svg!
Tolle Geschichte, hat mir wirklich gefallen. Eigentlich wollte ich ja etwas wie

Allerdings ist es gerade diese "Pointe", die den eigentlichen Horror für mich aus macht. Weil es viel realer und schrecklicher ist, als es der Dämon je sein könnte.
schreiben, aber leider hast du es selbst schon getan.
"Aufregung" um das Ende fände ich eigentlich völlig unangemessen. Das ist ja keine Autobiografie oder so was. Anzunehmen, dass ein Autor immer die Ansichten seiner Protagonisten teilt, ist ja wohl lächerlich.

 

Hallo Woodwose!

Vielen Dank für die gute Kritik. Offenbar habe ich meine erste Horrorgeschichte nicht gänzlich in den sand gesetzt. Welche eine Erleichterung!
Dumm nur, dass ich meinen Lesern jetzt schon die Worte aus dem Mund nehme. ;) Ich bin entschieden zu vorlaut.
Nochmals ganz herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Liebe Grüße
svg

 

Hallo svg,

ich schließe mich den sims an und lobe Dich für diese Geschichte. Gut erzählt, mit einer prima Variante am Ende, insgesamt lesenswert!

Allein mit der Logik habe ich so meine Probleme. Das Mädchen ist zwölf Jahre alt. Weiß sie denn nicht, das ihr Vater ein Kinderschänder ist? Weiß sie nicht, das ihr Dämon nur ein gestylter Tennie aus der Parallelklasse ist? Liebt sie ihren Vater denn tatsächlich mehr als es ein Kind es zut tun pflegt, nämlich körperlich?
Warum werden eigentlich Blutergüsse mit Verbänden bedeckt? Scheint mir nicht plausibel. Wie erklärt man das der Öffentlichkeit, z.B. in der Schule?
Wovor hat der Vater eigentlich plötzlich Angst? Eben war er noch voller Überzeugung auf dem Weg, Nadjas Dämon den Gar aus zu machen, dann fürchtet er sich und ist froh in einer Eisenstange eine Waffe gefunden zu haben...hm.
Derlei Unglaublichkeiten trifft man ständig während man liest, darunter leidet die Geschichte etwas.

Pfüat di,
BrOdIn

Randnotiz:
Ich finde dieses Thema im Übrigen zu kompliziert, um es in das Genre Horror einzuordnen. Ich habe mich auch nicht einen Augenblick gegruselt. Nur weil Gewalt und Blut vorkommen, ist es kein Horror. Der eigentliche Horror ist das Leben von Nadja und ich bin froh, das Du darüber nicht explizit berichtet hast!

 

Hallo Kord Brodin,
danke fürs Lesen und Kommentieren der Geschichte. Und für dein Lob.

Zu deinen Fragen.

Kort Brodin schrieb:
Das Mädchen ist zwölf Jahre alt. Weiß sie denn nicht, das ihr Vater ein Kinderschänder ist?
Natürlich weiß sie das. Angst hat sie nicht vor dem angeglichen Dämon, sondern vor ihrem Vater. Seine Berührungen sind ihr unangenehm. Als er den "Dämon" angreifen will, stößt sie eine Warnung aus. "Er kommt!". Doch nicht der Vater soll gewarnt werden, sondern der "Dämon", der für Nadja ein Verbündeter ist, weil er als einziger das Geheimnis kennt, dass es zwischen ihr und dem Vater gibt.
Wenn Nadja schreit "Töte ihn. Töte das Schwein!", feuert sie ebenfalls den Dämon an. In diesem Moment bricht aller Hass aus ihr heraus, für das, was ihr Vater ihr angetan hat.
Und dennoch: Trotzdem ist Nadja das Schicksal ihres Vaters nicht völlig egal. leider ist es häufig so, dass missbrauchte Kinder, die von den engsten Familenangehörigen missbraucht werden, trotz allem für ihre Peiniger so etwas wie Liebe finden. Bei allem, was Nadjas Vater auch Schlimmes getan hat, er ist doch ihr Vater.
Als Nadja nichts mehr hört außer dem Keuchen ihres Vaters, ist für einen kleinen Moment ihre Angst um ihn größer als ihr Hass auf ihn. Dieser Augenblick lässt den Dämon zögern, und diesen Augenblick kann der Vater für sich nutzen.

Kort Brodin schrieb:
Weiß sie nicht, das ihr Dämon nur ein gestylter Tennie aus der Parallelklasse ist?
Auch das weiß sie natürlich. Sie weiß, dass ihr Verbündeter menschlich ist. Sie hat zu dem Jungen soviel Vertrauen gefasst, dass sie sich ihm offenbart hat. Trotz seines merkwürdigen Aussehens – vielleicht auch gerade deswegen – ist er vertrauenswürdiger als ihr Vater. Dass sie ihn als Dämon bezeichnet, ist nichts weiter als ein verzweifelter Schutz, den Jungen vor dem Vater zu schützen. Sie weiß genau, was ihr Vater mit ihm tun wird als Mitwisser. Wahrscheinlich hat er ihr das oft genug zu verstehen gegeben, was in so einem Fall passiert. Dass sie den Jungen ausgerechnet als Dämonen bezeichnet, liegt bei dessen Aussehen nahe.


Kort Brodin schrieb:
Liebt sie ihren Vater denn tatsächlich mehr als es ein Kind es zut tun pflegt, nämlich körperlich?
Ein klares Nein! sie leidet unter seinen Zugriffen. Dennoch empfindet sie etwas für ihn, so wie eine Tochter nun einmal für ihren Vater empfindet. Kinder hängen an ihren Eltern – selbst bei Misshandlung. Es ist bezeichnend, dass das kleine Mädchen, dass kürzlich in Hamburg verhungert ist (der Fall war ja lange in den Medien), zum Sterben ausgerechnet ins Bett der Mutter gekrochen ist.
Als ihr Vater am Ende des Kampfes als Sieger hervorgeht, ist sie konsterniert, apathisch. Sie weiß, dass ihr Verbündeter tot ist, ihre Hoffnung dahin und der Horror weitergeht.

Kort Brodin schrieb:
Warum werden eigentlich Blutergüsse mit Verbänden bedeckt? Scheint mir nicht plausibel.
Es erschien mir eine schnelle Methode zu sein, um die Blutergüsse zu bedecken. Eventuell würde eine Strumpfhose, die zerrissen ist, sich besser eignen. Darüber werde ich nachdenken. Danke für den Hinweis.
Warum niemand etwas in der Schule merkt? weil sie es niemanden erzählt. weil es ihr größtes und bitterstes Geheimnis ist. Hatte überlegt das zu thematisieren. schien mir aber zu sehr von der Geschichte abzulenken. Wie sie es sonst verbirgt erscheint mir nicht so wichtig, wichtiger ist DAS sie es verbirgt. Ein kleiner Hinweis ist der Rock, den der Vater ihr nicht zu tragen gestattet.


Kort Brodin schrieb:
Wovor hat der Vater eigentlich plötzlich Angst? Eben war er noch voller Überzeugung auf dem Weg, Nadjas Dämon den Gar aus zu machen, dann fürchtet er sich und ist froh in einer Eisenstange eine Waffe gefunden zu haben...hm.
Ich glaube einfach, dass ihm die Situation Angst macht. Natürlich ist er entschlossen zu handeln. Immerhin ist sein Missbrauch entdeckt. Und warum sollte er sich nicht über die Waffe freuen? Er trifft schließlich auf einen Gegner, der ihn zumindest schwer zu verletzten bereit ist. Der Wurf hat ihn ja nur knapp verfehlt. wenn der Vater vor dem unübersichtlichen Schuttberg steht, kann er sich ausmalen, dass sein Widerpart ihn beobachtet. Er selbst sieht seinen Gegner allerdings nicht! Also ich fände das beängstigend.


Kort Brodin schrieb:
Ich finde dieses Thema im Übrigen zu kompliziert, um es in das Genre Horror einzuordnen.
Das ist wohl Ansichtssache. Wie soll ich da widersprechen?

Kort Brodin schrieb:
Der eigentliche Horror ist das Leben von Nadja und ich bin froh, das Du darüber nicht explizit berichtet hast!
Ich auch.

Danke für deinen Kommentar.

Liebe Grüße Sebastian

 

Hallo svg!
Ein bisschen Textkram:

Ihr Blick ist gesengt
Meinst du wirklich, dass ihr Blick angesengt ist wie von Flammen, oder hält sie ihn einfach gesenkt?
strickt
strikt

Ein für alle Mall.
Mal

Mit Küssen benetzten.
benetzen

Ja. Es ist interessant, aber während des Lesens hatte ich ein paar Mal den Gedanken, dass der Vater Nadja missbraucht. An manchen Stellen ist es ganz fein angedeutet. Bei deiner Auflösung war ich dann aber doch überrascht.
Dass sich hinter dem Dämon etwas anderes verbirgt, dass da also noch irgendeine Pointe kommt, war auch ziemlich schnell klar. Aber auch hier hatte ich das Ende dann nicht so erwartet.
Eine klassische Horrorgeschichte mag es zwar nicht sein (auch wenn ich kaum Horror lese), aber ich stimme dir darin zu, dass die „Pointe“ der eigentliche und erschreckend reale Horror ist. Vor allem, weil du die Geschichte aus der Sicht des Vaters erzählst und dem Leser am Ende klar wird, was für eine Perspektive er da die ganze Zeit geteilt hat. Eigentlich ist Nadjas Vater ihr wahrer Dämon. Und das Kranke in seinen Gedanken kommt so, wie du es dargestellt hast, für mein Empfinden sehr gut zum Ausdruck. Da braucht es keine kritische Reflexion durch ihn selbst – das wäre ja auch unrealistisch -: das schafft der Leser selbst.
Was Kort Brodin als unlogisch angemerkt hat, empfand ich übrigens nicht als unklar, sondern verstand es – nach dem zweiten Lesen, also mit dem Wissen um die Auflösung – genau so, wie du es erklärt hast. Es ist überhaupt eine Geschichte, die man zweimal lesen muss. Und für mich kommt auch da ein gewisser „Gruseleffekt“ auf, weil man dann viele Sätze in einem anderen Licht sieht.
Von daher, geschickt und spannend erzählt … und sehr wirkungsvoll. Bei solchen Geschichten ist es immer ungünstig zu sagen ‚hat mir gefallen’, aber du weißt schon, wie ich das meine.
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hallo Malinche!
Auch dir zunächst einmal ein dickes Dankeschön fürs lesen und Kommentieren.

Malinche schrieb:
Von daher, geschickt und spannend erzählt … und sehr wirkungsvoll. Bei solchen Geschichten ist es immer ungünstig zu sagen ‚hat mir gefallen’, aber du weißt schon, wie ich das meine.
Ja. Ich glaube, zu verstehen und danke daher nochmals für dein Lob. Es ist definitiv keine schöne Geschichte, und auch keine die Gefallen soll.

Malinche schrieb:
Ein bisschen Textkram:
Meinst du wirklich, dass ihr Blick angesengt ist wie von Flammen, oder hält sie ihn einfach gesenkt?
:Pfeif: Peinlich! :D
Danke auch für die Hinweise, ändere ich gleich.
Übrigens mir fällt auf, dass du die Texte, die du liest, immer sehr genau und sehr gut korrigierst!!!! Angehende Deutschlehrerin??? ;) Wäre endlich mal eine kompetente.

Malinche schrieb:
Ja. Es ist interessant, aber während des Lesens hatte ich ein paar Mal den Gedanken, dass der Vater Nadja missbraucht. An manchen Stellen ist es ganz fein angedeutet. Bei deiner Auflösung war ich dann aber doch überrascht.
Dass sich hinter dem Dämon etwas anderes verbirgt, dass da also noch irgendeine Pointe kommt, war auch ziemlich schnell klar. Aber auch hier hatte ich das Ende dann nicht so erwartet.
Das freut mich. Schön, dass dir auch die Andeutungen aufgefallen sind. Noch schöner, dass ich dich dennoch ein bisschen überraschen konnte.


Malinche schrieb:
Eine klassische Horrorgeschichte mag es zwar nicht sein (auch wenn ich kaum Horror lese), aber ich stimme dir darin zu, dass die „Pointe“ der eigentliche und erschreckend reale Horror ist. Vor allem, weil du die Geschichte aus der Sicht des Vaters erzählst und dem Leser am Ende klar wird, was für eine Perspektive er da die ganze Zeit geteilt hat. Eigentlich ist Nadjas Vater ihr wahrer Dämon. Und das Kranke in seinen Gedanken kommt so, wie du es dargestellt hast, für mein Empfinden sehr gut zum Ausdruck. Da braucht es keine kritische Reflexion durch ihn selbst – das wäre ja auch unrealistisch -: das schafft der Leser selbst.
Auch das freut mich sehr. Ja, ich empfinde auch Nadjas Vater als ihren eigentlichen Dämon. Ein Grund mehr für den Titel. Prima, dass er bei dir funktioniert.
Ob es nun Horror ist oder nicht – nun ja, dass ich wahrscheinlich Geschmackssache. Es freut mich aber, dass du es als Horrorgeschichte empfindest. (nein, eine klassische Horrorgeschichte ist es wahrscheinlich nicht. Obwohl es mal ganz spannend wäre zu definieren, was eine klassische Horrorgeschichte eigentlich für Kriterien erfüllen muss.)


Malinche schrieb:
Es ist überhaupt eine Geschichte, die man zweimal lesen muss. Und für mich kommt auch da ein gewisser „Gruseleffekt“ auf, weil man dann viele Sätze in einem anderen Licht sieht.
Da stimme ich dir zu. Vielleicht eine schwäche der Geschichte, obgleich ich sie absichtlich so konzipiert habe. Um nur ein Beispiel zu nennen, der Abschnitt

"Dann befreie ich mich aus ihrer Umklammerung. Obwohl sie sich mit all ihrer Kraft festhält, ist es ein Kinderspiel. Nadja ist einfach nicht stark genug, um mich zurückzuhalten."

lässt sich mit dem Wissen der Auflösung auch ganz anders lesen.


Ach, Malinche, fühle mich wunderbar verstanden von dir. ;)

Danke und liebe Grüße
svg

 
Zuletzt bearbeitet:

Es ist überhaupt eine Geschichte, die man zweimal lesen muss. Und für mich kommt auch da ein gewisser „Gruseleffekt“ auf, weil man dann viele Sätze in einem anderen Licht sieht.

Da stimme ich dir zu. Vielleicht eine schwäche der Geschichte, obgleich ich sie absichtlich so konzipiert habe.

Ich glaube nicht, dass Malinche das als Kritik gemeint hat. Ich finde zumindest, dass das keineswegs eine Schwäche der Geschichte ist. Was gibt es Besseres, als wenn man eine Geschichte nach dem ersten Lesen gleich nochmal lesen möchte, um sie mit neuen Informationen noch einmal ganz anders auf einen wirken zu lassen? Natürlich sollte man als Autor damit nicht übertrieben, so dass der Leser beim ersten Versuch nur Bahnhof versteht, aber in deiner Geschichte ist das auch nicht der Fall.

 

Das mit dem zweimaligen Lesen war wirklich positiv gemeint :) .

Angehende Deutschlehrerin???
Nein, ich glaube, das wäre nicht so meins ... aber danke für die Blumen ;)

 

Woodwose schrieb:
Ich glaube nicht, dass Malinche das als Kritik gemeint hat. Ich finde zumindest, dass das keineswegs eine Schwäche der Geschichte ist. Was gibt es Besseres, als wenn man eine Geschichte nach dem ersten Lesen gleich nochmal lesen möchte, um sie mit neuen Informationen noch einmal ganz anders auf einen wirken zu lassen? Natürlich sollte man als Autor damit nicht übertrieben, so dass der Leser beim ersten Versuch nur Bahnhof versteht, aber in deiner Geschichte ist das auch nicht der Fall.

Ich habe Malinche auch nicht so verstanden, dass sie das als Kritik meinte. Was ich eigentlich sagen wollte: Ich kann mir vorstellen, dass es einige als Schwäche sehen, wenn einiges erst beim zweiten Lesen klar wird. Ich hingegen mag so etwas eigentlich sehr gern.
Es ist um so schöner, dass du das anders siehst Woodwose. Freue mich, dass du damit meine Textkonzeption bestätigst. Damit hat sich meine Mühe ja gelohnt.
Ehrlich erfreut grüßt
Sebastian

 

Hallo!
Meine Rezension ist eine zweiteilige:
Da fährst du gutgemachten, aber bösen Stoff auf, und dadurch, dass du ihn sauber und knapp bringst, wird’s noch schlimmer, sozusagen.
Also- nö. Ich habe die Pointe nicht kommen sehen, und ich wünschte, das wäre immer noch so.
Ein Mann, ein Kind, der Dämon, die Lagerhalle. Mehr braucht es nicht; wie gesagt, handwerklich im besten Sinn trocken und auf den Punkt, find ich, obwohl ich die Story jetzt noch mal lesen muss; hab das Gefühl, die Dinge fügen sich irgendwie ein klein wenig „unrund“ zusammen. Täusche mich wahrscheinlich.

Zweitens:
Meine rein persönliche Meinung, die dich nicht n Millimeter berühren oder stören muss, aber loswerden möchte ich sie doch.
Wir Horrorleute können machen was wir wollen, richtig?
Gemetzel, das Unfassbare, Eiterexzesse (ich nehme dieses Beispiel immer-hat sich bewährt), Zombies, körperlich wie geistig verrottende Subjekte, Mord, ob`s regnet oder die Sonne scheint. Anything goes, wie Cole Porter meint.
Aber Kinder?
Sexueller Missbrauch?
Sind alle Stoffe so tot und begraben, dass nun kleine Mädchen, die von ihrem Vater missbraucht werden, als Pointe dienen dürfen? Lieber schnall ich mir den hundertsten Werwolf aufs Kreuz und scheuch ihn durch die Arbeitsagentur in Dortmund Huckarde.
Selbstverständlich hast du mit dieser Story den Grad reiner Unterhaltung überschritten, mehr als das. Selbstverständlich ist sie alles andere als schluderig oder uninspiriert; Die Inspiration an sich macht mir halt Kummer. Ich hab auch schon über tote Kinder und ihre Leiden geschrieben, (Die Geschichte heißt, fällt mir ein, auch INSPIRATION, egal) es aber hundert Jahre früher angesiedelt. Deine Geschichte ist mir zu „nah“, aber das ist nur mein Geschmack.

Sie ist gut, spannend, aber sie unterhält niemanden, der Kinder hat. Wirklich niemanden von denen. Denke ich, aber dabei vertu ich mich häufig.

Fazit: Ich erkenne die Qualität der Geschichte absolut rückhaltlos an.
Schnörkellos schreiben können würd ich auch gern. Ist auf jeden Fall eine Kunst für sich. Aber mich schmerzt die Pointe, aber ich komm drüber weg.
Bis bald

J

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jack,
Erst einmal danke fürs Lesen und Kommentieren. Es freut mich wirklich, dass du als "Etablierter" (du weißt, was ich meine :)) dich mit der Geschichte auseinandergesetzt hast.

JackTorrance schrieb:
Da fährst du gutgemachten, aber bösen Stoff auf, und dadurch, dass du ihn sauber und knapp bringst, wird’s noch schlimmer, sozusagen.
Also- nö. Ich habe die Pointe nicht kommen sehen, und ich wünschte, das wäre immer noch so.
Was das anbelangt, habe ich mein Ziel also erreicht. Wenn's schon bei der ersten Horrorgeschichte so weit kommt, bestätigt mich das natürlich.


JackTorrance schrieb:
Meine rein persönliche Meinung, die dich nicht n Millimeter berühren oder stören muss, aber loswerden möchte ich sie doch.
Wir Horrorleute können machen was wir wollen, richtig?
Gemetzel, das Unfassbare, Eiterexzesse (ich nehme dieses Beispiel immer-hat sich bewährt), Zombies, körperlich wie geistig verrottende Subjekte, Mord, ob`s regnet oder die Sonne scheint. Anything goes, wie Cole Porter meint.
Aber Kinder?
Sexueller Missbrauch?
Sind alle Stoffe so tot und begraben, dass nun kleine Mädchen, die von ihrem Vater missbraucht werden, als Pointe dienen dürfen? Lieber schnall ich mir den hundertsten Werwolf aufs Kreuz und scheuch ihn durch die Arbeitsagentur in Dortmund Huckarde.
Selbstverständlich hast du mit dieser Story den Grad reiner Unterhaltung überschritten, mehr als das. Selbstverständlich ist sie alles andere als schluderig oder uninspiriert; Die Inspiration an sich macht mir halt Kummer. Ich hab auch schon über tote Kinder und ihre Leiden geschrieben, (Die Geschichte heißt, fällt mir ein, auch INSPIRATION, egal) es aber hundert Jahre früher angesiedelt. Deine Geschichte ist mir zu „nah“, aber das ist nur mein Geschmack. Sie ist gut, spannend, aber sie unterhält niemanden, der Kinder hat. Wirklich niemanden von denen. Denke ich, aber dabei vertu ich mich häufig.
Tja, würde jetzt gern widersprechen und mich "verteidigen". Kann ich aber nicht wirklich. Fakt ist, dass ich deinen einwand verstehe. Fakt ist auch, dass ich selbst die Geschichte samt Wendung heftig finde. Fakt ist, dass ich nach dem Fertigstellen zwei Tage überlegt habe, ob ich sie posten soll, will und darf. Gerade, weil der Grad reiner Unterhaltung überschritten ist. Gerade auch deshalb, weil sie nicht gefallen kann. Nicht gefalllen darf.
Um ehrlich zu sein: Ich habe nicht unbedingt nach einem Reißer am Schluss gesucht. Ich wollte einfach mal Horror schreiben, gucken, ob ich was Lesbares in dieser Rubrik zustande bringe. Aufgrund eines persönlichen Erlebnisses (nein, ich bin Gott sei Dank nicht missbraucht worden, aber jemand in meinen entfernteren Umfeld) war und ist der Missbrauch an Kindern, das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann. Realer Horror!
Als ich mir das klargemacht habe, war die Geschichte irgendwie da. Spukte wochenlang in meinem Kopf herum. Wurde dann durch Häferls "der Kinderschänder" noch verstärkt. Und irgendwann WOLLte ich sie dann unbedingt schreiben. Mit diesem Ende, mit einem Knalleffekt!
Zunächst habe ich versucht, die Geschichte aus Sicht des "Dämons" zu erzählen. Klappte nicht! Dann aus Nadjas Sicht! Eine völlige Katastrophe.
Blieb die Sicht des Vaters, und warum auch immer, nach relativ kurzer Zeit war sie fertig.
Warum ich sie trotz Bauchschmerzen poste? Weil ich sie handwerklich gelungen finde. Ein bisschen stolz auf sie bin. Eine gewisse Eitelkeit spielt als mitrein. Außerdem erhoffe, ich mir Reaktionen Und ich war und bin neugieirg, wie weit ich gehen kann. Ich hoffe, jedem ist klar, dass ich den Vater nicht positiv darstellen will. Dennoch ist es natürlich Konzeption, dass der Leser lange mit ihm mitfühlt. Der Held, der sich als Monster entpuppt. Ein schlag ins Gesicht für den Leser. Nicht neu, zugegeben. Nicht innovativ. Aber wirksam!
dennoch möchte ich betonen, nur zum Zweck der Porvokation ist "Nadjas Dämon" nicht geschrieben worden.

JackTorrance schrieb:
Fazit: Ich erkenne die Qualität der Geschichte absolut rückhaltlos an.
Das macht, da es aus deinem Mund kommt, durchaus stolz. Danke schön dafür.

JackTorrance schrieb:
Schnörkellos schreiben können würd ich auch gern. Ist auf jeden Fall eine Kunst für sich.
Schreibe einfach so weiter wie bisher. Alles andere wäre eine Sünde. ;) wer würde nicht gern wie Jack Torrance schreiben können?

JackTorrance schrieb:
Aber mich schmerzt die Pointe, aber ich komm drüber weg.
Wie gesagt, für erstes habe ich Verständnis. Zweiteres hoffe ich doch sehr ;)!

Man liest sich.

Grüße svg

 

Hallo svg!

Ich hab lange überlegt, ob ich eine Kritik zu dieser Geschichte schreibe -und wenn ja- ob ich sie positiv oder negativ werten soll. Gelesen hab ich sie, gleich nachdem du sie gepostet hast.

Realen Horror schreiben ist eine Kunst für sich. Wann übertreibt man es, wann ist es kein "Spaß" mehr? Mir fällt gerade eine Geschichte namens "Einen Schmerz lang glücklich" von Van Horebaeke ein. Das war real, krass, eklig und ... gut geschrieben.

Bei deiner Geschichte gings mir ähnlich, mit dem Unterschied, daß ich keinen "Spaß" beim Lesen hatte. Deine Story hat so einen, wie soll ich's beschreiben, absolut depressivmachenden Touch.

Ich werde mich deswegen nicht betrinken, oder still vor mich hinweinen, denn um ehrlich zu sein, hab ich die Geschichte nach zehn Minuten schon wieder vergessen, aber das Thema widerspricht halt meinem Motto: "unterhalte den Leser".

Natürlich dürfen wir nicht vergessen, daß die Geschichte rein fiktiv ist.

So, genug dazu. Jetzt zum Handwerk und Plot.

Sehr solide und gut erzählt, da gibt's nichts zu meckern. Wo ich aber meckern muss (ich bin ein alter Logik-Fetischist), ist beim Plot. Du schreibst, daß das Mädchen dem Dämon zuruft "Töte das Schwein". Warum versucht sie nicht, einfach von zuhause auszubüchsen, sich Verwandten anzuvertrauen? Dann: der Dämon. Ist es nicht unsinnig, daß der Dämon dem Vater auflauert? Warum handelt er nicht wie ein vernünftiger Mensch und zeigt ihn bei der Polizei an? Was bringt es ihm, den Vater zu töten oder anzugreifen? Würde ihn doch nur selbst in den Knast bringen.

Dann die ganze Sache mit der Fabrikhalle: steht die einfach so offen, oder warum kann man da reinspazieren? Was hat deine Personen überhaupt dahin verschlagen? Folgt der Vater dem Mädchen auf Schritt und Tritt?

Vor zwei Wochen habe ich ihn zusammen mit Nadja erwischt. Er ging mit ihr die Straße entlang zu den Fabrikhallen.

warum ausgerechnet zu den Fabrikhallen? Du siehst, ich reite immer wieder darauf rum, aber als Leser will ich aufgeklärt werden, warum, wieso, weshalb. Zudem habe ich festgestellt (wenn man den Text wiederholt liest), daß der Dämon den Eindruck macht, als würde er selbst sich auch an Nadja vergehen. Führt sie in Fabrikhallen, löst Verbände zwischen ihren Beinen ... du verstehst. Aber eigentlich will er ihr doch helfen, oder? Also würde ich nicht als Michael Jackson darstellen.

Das hört sich jetzt nach viel Meckerei an, soll dich aber nicht weiter kümmern. Waren nur meine Gedanken zum Text und zur Logik ;-)

Gruß
Mike

 

Hi Mike!

Mike1978 schrieb:
Ich hab lange überlegt, ob ich eine Kritik zu dieser Geschichte schreibe -und wenn ja- ob ich sie positiv oder negativ werten soll. Gelesen hab ich sie, gleich nachdem du sie gepostet hast.

Zunächst einmal herzlichen Dank, dass du es getan hast (lesen UND Posten ;)=

Mike1978 schrieb:
. Deine Story hat so einen, wie soll ich's beschreiben, absolut depressivmachenden Touch.
Zustimmung. Das war mir sogar wichtig bei dem Thema!

Mike1978 schrieb:
Aber das Thema widerspricht halt meinem Motto: "unterhalte den Leser".
Ebenfalls Zustimmung. Ist allerdings – wie du dir sicherlich denken kannst – nicht unter diesem Motto geschrieben worden. Wenngleich ich normaler Weise eigentlich auch versuche, nach diesem Motto zu verfahren!

Mike1978 schrieb:
Natürlich dürfen wir nicht vergessen, daß die Geschichte rein fiktiv ist.
Und ein drittes Mal Zustimmung. Da lege ich auch allergrößten wer drauf.
So, genug dazu. Jetzt zum Handwerk und Plot.

Mike1978 schrieb:
Wo ich aber meckern muss (ich bin ein alter Logik-Fetischist), ist beim Plot. Du schreibst, daß das Mädchen dem Dämon zuruft "Töte das Schwein". Warum versucht sie nicht, einfach von zuhause auszubüchsen, sich Verwandten anzuvertrauen?
Ich habe lange überlegt, ob ich den Hintergrund des Mädchens mehr beleuchten soll, mich aber dagegen entschieden und mich bewusst nur auf drei Personen konzentriert: Nadja, ihren Vater, der Dämon.
Zunächst habe ich geschrieben, dass Nadjas Mutter tot ist, habe es im Nachhinein wieder rausgenommen, weil ich fand, dass es zu sehr ablenkt. eigentlich möchte ich, dass der Leser entscheidet, warum sie sich ausgerechnet dem "Dämon" anvertraut. Für mich kann ich sagen; Nadja hat niemanden außer ihrem Vater!
Wie ich oben schon geschrieben habe, habe ich mit der Thematik missbraucht Erfahrungen gemacht, die allerdings nicht mich sondern eine Bekannte betreffen. Obwohl sie jahrelang missbraucht vom eigenen Vater worden ist (übrigens hat niemand etwas bemerkt; weder ihre Mutter, Verwandten, freunde oder die Lehrer in der Schule!) ist sie nicht weggelaufen. Nach ihrer eigenen Aussage vor allem deshalb, um es nicht noch Schlimmer zu machen. Die Mutter sollte nichts erfahren, der Vater hatte gedroht, dass dann was Schlimmes passiert. Zudem kommt noch: Obwohl sie das Opfer ist, fühlt sie sich bis zum heutigen Tage (!) mitschuldig!!! So unfassbar das klingt, offenbar ist Schuld häufig (wohlgemerkt nicht immer) ein Gefühl, dass bei den Missbrauchten mitschwingt.


Mike1978 schrieb:
Dann: der Dämon. Ist es nicht unsinnig, daß der Dämon dem Vater auflauert? Warum handelt er nicht wie ein vernünftiger Mensch und zeigt ihn bei der Polizei an? Was bringt es ihm, den Vater zu töten oder anzugreifen? Würde ihn doch nur selbst in den Knast bringen.
Nadja und ihr Dämon werden vom Vater überrascht. Der "Dämon" kann sich nur noch verstecken. Es ist eigentlich nicht geplant, dass er den Vater umbringen soll. das Geräusch verrät ihn – und Nadja versucht den Vater zum weggehen zu bewegen. Er soll den Dämon nicht finden und– wie sie fürchtet – bestrafen. erst als der Dämon entdeckt ist und sich in die Enge getrieben fühlt, greift er an. Zur Polizei geht er nicht, weil er es Nadja versprochen hat. Zudem scheint er mir nicht als der Typ, der zur Polizei vertrauen fasst. Dass er den Vater töten will, ist die Folge der Zuspitzung der Ereignisse. Die Folge sind ihm von daher in diesem Moment nicht so wichtig.

Mike1978 schrieb:
Dann die ganze Sache mit der Fabrikhalle: steht die einfach so offen, oder warum kann man da reinspazieren? Was hat deine Personen überhaupt dahin verschlagen? Folgt der Vater dem Mädchen auf Schritt und Tritt?
Hast mich ertappt ;). Die Fabrikhalle schien mir einfach ein guter Rahmen zu sein. Warum sie sich gerade da treffen, und ob man da einfach so reinspazieren kann, erschien mir unerheblich. es ist einfach ein "geheimer" Ort, ein gutes Versteck zum Spielen oder eben ungestört sein. Möglich ist sogar, dass der Junge; ein herumtreiber, dort "wohnt". Ich überlasse es dem Leser.

Mike1978 schrieb:
Zudem habe ich festgestellt (wenn man den Text wiederholt liest), daß der Dämon den Eindruck macht, als würde er selbst sich auch an Nadja vergehen. Führt sie in Fabrikhallen, löst Verbände zwischen ihren Beinen ... du verstehst. Aber eigentlich will er ihr doch helfen, oder?
Genau dieser Eindruck soll ja auch entstehen, zumindest beim ersten Lesen. In den Fabrikhallen scheint Nadja in sicherheit, hier kann sie ihm ihr Geheimnis anvertrauen (glaubt sie zumindest). Natürlich übt auch er einen gewissen Druck aus, wenn er die Verbände löst. Er tut es aber aus Empörung, aus dem Gefühl heraus den Missbrauch aufdecken zu müssen. Nadja will das nicht, weil sie befürchtet, dass das Ärger gibt. In seiner Wut scheint der Dämon das nicht zu begreifen.


Mike1978 schrieb:
Also würde ich nicht als Michael Jackson darstellen.
:D Das will ich eigentlich auch nicht. Obgleich Mr. Jackson zumindest optisch einen vortrefflichehn Dämon abgäbe, wenn ich es mir genau überlege

Mike1978 schrieb:
Das hört sich jetzt nach viel Meckerei an, soll dich aber nicht weiter kümmern. Waren nur meine Gedanken zum Text und zur Logik ;-)
Bin dir dankbar, dass du dich mit dem Text so gewissenhaft auseinandergesetzt hast. Danke für das Lob (das angekommen ist und über das ich mich gefreut habe) und die Kritik. Gerade die ist mir bei dem Text auch sehr wichtig.

Grüße Sebastian

 

ne kurze Anmerkung hätte ich dann aber noch:

macht es den "Dämon" zu einem besseren Menschen als den Vater, wenn er zwar vom Missbrauch weiß, aber nichts dagegen unternimmt? Du schreibst, daß er auf keinen Fall zur Polizei gegangen wäre und der Kampf entsteht auch durch Zufall...

Eine zweifelhafte Moral, die der Dämon da vertritt. Oder war das von dir so beabsichtigt?

 
Zuletzt bearbeitet:

Mike1978 schrieb:
ne kurze Anmerkung hätte ich dann aber noch:

macht es den "Dämon" zu einem besseren Menschen als den Vater, wenn er zwar vom Missbrauch weiß, aber nichts dagegen unternimmt? Du schreibst, daß er auf keinen Fall zur Polizei gegangen wäre und der Kampf entsteht auch durch Zufall...

Eine zweifelhafte Moral, die der Dämon da vertritt. Oder war das von dir so beabsichtigt?


Eine interessante Frage. Die Antwort: ein klares Jein. Allerdings wollte ich schon, dass sich der Leser auch damit auseinandersetzt.

Meine Interpretation: Der Dämon versucht Nadja dazu zu bewegen, etwas gegen ihren Vater zu tun, indem er das heimliche Getue, dass ihr von ihrem Vater auferlegt wurde , nicht akzeptiert. An sein Verspechen nichts zu sgaen fühlt er sich gebunden. Also drängt er Nadja, von sich aus den ersten Schritt zur Aufklärung zu tun.
Das Moralverständniss des Dämons stand für mich allerdings ehrlich gesagt eher im Hintergrund.
Ich denke, er ist ein armes Schwein, gesellschaftlich nicht akzeptiert, und mit der Situation überfordert.

Was ich überdenken muss, ist der Satz, den er unmittelbar vor seinem Tod zum Vater sagt. (Wobei ich das "Ich weiß alles" immer noch okay finde, ist und bleibt ein Muss, kritisch ist jedoch der Nachsatz "Genug, um Sie fertig zu machen). Dieser macht alles wahrscheinlich eher missverständlich.

Nochmals danke, Mike!

 

Mike1978 schrieb:
macht es den "Dämon" zu einem besseren Menschen als den Vater, wenn er zwar vom Missbrauch weiß, aber nichts dagegen unternimmt? Du schreibst, daß er auf keinen Fall zur Polizei gegangen wäre und der Kampf entsteht auch durch Zufall...

Eine zweifelhafte Moral, die der Dämon da vertritt. Oder war das von dir so beabsichtigt?


Eindeutig nicht, Mike, so bitter es klingt.
Opfer sexuellen Missbrauchs werden in gewisser Form schon durch die Tat entmündigt. Vertrauen sie sich jemandem an, so ist es zunächst für diesen Menschen wichtig, dass er nichts, aber auch wirklich gar nichts ohne die Zustimmung des Opfers unternimmt. So paradox es klingt, das Vertrauen des Opfers zu dem Menschen, dem er etwas erzählt hat, hängt auch von dessen Stillschweigen ab. Leider verwickelt das Opfer dadurch die Menschen natürlichin Konflikte. Oft wollen sie, dass etwas unternommen wird, haben aber unglaubliche Angst vor den Folgen. Insofern hätte der Dämon nichts unternehmen dürfen, was nicht mit Nadja abgesprochen war.

Lieben Gruß, sim

 

Ja, sim; ebenso habe ich es auch gedacht, als ich den Text geschrieben habe.
Aber wie gesagt, der "Dämon" stand für mich nicht unbedingt im Mittelpunkt meines Denkens.
Wichtig war für mich was vor allem etwas anderes – und ich möchte hier noch einmal sim zitieren – "Nämlich der Hinweis darauf, dass gerade bei Missbrauch immer wieder das Idyll trügen kann, dass sich die nette Seite als Monster offenbart und, dass es lohnt, hinter den Schein zu schauen."
Besser hätte ich es nicht erklären können.
Danke schön!

 

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