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Dateileiche

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15.07.2008
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Dateileiche

Meine Geschichte vom letzten Sonntag verschwand kurz nach ihrer Veröffentlichung. Sie erschien zwar unter der Rubrik ‚Heutige Beiträge’, allerdings nur für wenige Minuten, danach konnte ich sie in der Auswahlliste nicht mehr auffinden. Ohne angezeigten Link kann ein Text von niemand entdeckt und gelesen werden.
Als Computerspezialist und - forensiker ist dieser Zustand für mich nicht akzeptabel. Ich werde in den Server von www.Kurzgeschichten.de einsteigen, der irgendwo da draußen unter der IP-Adresse 81.196.182.237 in der neuen, weiten Welt seine Bits und Bytes versendet. Einsteigen, nicht hacken, ich hoffe, der Unterschied ist klar? Ich selbst, so, wie die Natur mich geschaffen hat, werde der Matrix dieses Rechners einen Besuch abstatten und herausfinden, wer meine kurze Geschichte, die mit Lust und Mühe geschrieben wurde, ungelesen versteckt, verschoben, gelöscht oder geklaut hat. Vielleicht liegt sie irgendwo auf dem Boden einer riesigen Festplatte und wartet verzweifelt auf ihren Autor. Mich erwartet eine gefährliche Mission, der Auftrag lautet: finde die Dateileiche, erwecke sie zum Leben und überführe ihren Mörder.


„Hallo!“
Erstaunen, so also hallt es in einem virtuellen Raum.
„Haaaallo!“
Ich wusste nicht, wie er klingen wird, der gute Ton im weltweiten Netz, um den wir uns doch stets bemühen. Diffuse Vorstellungen hatte ich, ja, sogar Angst, wenn ich ehrlich bin. Angst davor, dass sich die Schallwellen elektronisch verstärken und verzerren. Töne können einen Menschen zum Wahnsinn treiben, bevor die Trommelfelle platzen. Nun, es klingt, wie soll ich sagen, seltsam elektrisch, nach einem menschlich elektronischen Gemisch, fast schon ... psychotronisch, auf jeden Fall fremd. Ich werde mich daran gewöhnen.
„Ich bin’s, der Neue!“
Leider hallt nur meine eigene Stimme.
„Halloooo!“
Nichts. Psychotronische Stille hört sich genauso an wie die Stille in unseren Köpfen in unserer Welt.
„Hallöchen!“ Das klingt albern, ich weiß.
Endlich vernehme ich die ersehnte Antwort: „Jetzt hör doch auf mit dem Gekreische.“
„Hä?“
„Schnauze!“
Kontakt! Ich balle die Faust, der Arm geht nach oben.

***​

Beschreibe eine Lösung für ein kompliziertes Problem und du kannst sagen: So geht das.
Höre in einem virtuellen Raum und du kannst sagen: Hören geht.
Geht aber auch Sehen?
Und wenn Hören und Sehen gegangen sind, wären sie dann weg, und wenn ja, wohin?
Und wie ist das erst, wenn einem Hören und Sehen vergangen sind? Haben sie dann noch eine Zukunft?

***​

Wie ist das also mit dem Sehen?
„Entschuldigen Sie bitte, ich störe Sie ungern, aber doch mit Absicht.“
„Aha.“
Die Stimme kommt von links hinten, ich drehe mich in diese Richtung.
Mit dem Sehen ist es ziemlich trivial. Ich schaue auf einen riesigen Haufen von Nullen und Einsen, alle in ständig zuckender Bewegung. Ich sehe Anderes, als in unserer vertrauten Welt.
Der Haufen blafft mich an: „Ich kenne Sie nicht. Wie kommen Sie hier herein? Sind Sie registriert? Ihr Login bitte.“
Ist das nun der Hausmeister oder nur ein einfacher Wichtigtuer?
„Ähm, ja, nein, nicht so richtig. Das ist nicht so einfach zu erklären.“
„Wieso stehen Ihnen die Haare so ab?“
Er kann mich also sehen. Oder sieht mich eine Sie? Am Klang der Stimme ist das Geschlecht nicht zu erkennen. Es sieht mich, wahrscheinlich genauso scharf wie ich Ihn / Sie sehe, nämlich so gut wie gar nicht, ich habe eine Glatze, keine abstehenden Haare.
„Wissen Sie, ich habe Ihre Firewall überwunden, was, nebenbei bemerkt, nicht allzu schwierig war.“
„Ach so.“
„Ich bin auf der Suche nach einer von mir eingestellten Kurzgeschichte, die nach ihrer Veröffentlichung spurlos verschwunden ist.“
„Davon weiß ich nichts.“
„Ja, schon klar, die meisten wissen von vielem nichts. Und das Viele geschieht trotzdem.“
„Was? Was geschieht?“
Okay. Ich habe vorausschauend einen kleinen, mit anständigem Whisky gefüllten Flachmann bei mir und nehme einen kräftigen Schluck. Ich bin auf dem richtigen Weg, nur am falschen Platz. Also gehe ich weiter. Scheiß auf die Registrierung,

***​

Um nicht mit der Erklärung zu langweilen, wie kompliziert die Orientierung in einem Datensystem zu Fuß ist, bringe ich es gleich auf den Punkt: es ist sehr kompliziert.
Die wesentliche Kunst der elektronischen Ausspähung im laufenden Betrieb durch physischen Einsatz in Echtzeit liegt darin, einen entfernten und stark verlangsamten Blick zu entwickeln. Damit gelingt es mir, erst einzelne Wörter, dann Satzfragmente und endlich ganze Abschnitte aus den fliegenden Datenbeständen zu filtern.
Nur mit gehörigem Abstand verstehen wir die großen Zusammenhänge.
In manchen Worten erkenne ich Namen. Kasimir, die Herrscher von Tschechen, Pommern, Polen, Auschwitz oder Beuthen, uralte, längst abgedankte Seelen grüßen freundlich. Pandora, die erste Frau auf Erden, das schöne Übel, die, mit der Büchse. Rätselhafte Masken wie Katzano, Sim, Abraxas. Weltenrettender Weltenläufer mit Mission Impossible. Ein Schrei Bär wurde gesehen. Und Dreimeier, als würde einer nicht genügen. Dreimeier, wie schmecken Eier aus Dreim? Weiter dreht sich das Karussell: Verrat riechende Ohren fliegen mir entgegen, Bolte’s Suppenhühner mit Fäden. „Dass wir es nicht sehen, bedeutet nicht, dass es nicht da ist.“ Ha, sag ich doch! Sie ist da und ich werde sie finden. „Niemand bleibt hier der, der er war, bevor er kam.“
Eine Drohung oder ein Versprechen?

***​

Achtung, Gefahr, Großalarm, Adrenalin! Grammatikschlingen greifen nach mir! Testosteron tröpfelt. Warum heißt der Apfelwein nicht Äpfelwein. Wie doppelplusquamperfekte ich in der Umgangssprache? Klare Sache, allzu sorglos spazierte ich durch den Datenbestand, zu spät sehe ich die zwei Genitivattribute, die mir den Weg versperren, links ein Genitivus explicutives, rechts ein Vertreter der Gattung Genitivus Qualitatis. Sie verlangen knurrend ihre korrekte Verwendung.
Mein Kaltschweiß gefriert, der Whisky hilft: „Laster der Trunksucht!“, ruf ich dem ersten zu und „Ich bin ein Mensch guten Willens!“, dem zweiten. Treffer! Sie sinken in sich zusammen, verflüssigen sich, zwei Pfützen verlieren ihre Ränder, züngelnde Rinnsale fließen aufeinander zu, chemische Reaktionen erzeugen Blitze und Donner, Nebel steigt auf, verhüllt und entweicht und – ein wunderschöner weiblicher Avatar steht vor mir.
Geigen, vermutlich synthetisch von einem Keyboard erzeugt, erklingen.
„Hi“, sage ich.
Ein magnetisches Spannungsfeld raubt mir die Sinne, knisternde, elektrische Erotik stählt meinen Körper und schwächt meinen Geist.
„Ich bin der Jürgen.“
Nach einem kurzen, eher schlichten Koitus reicht mir die Dame des Linux-Servers einen Apple mit den Worten: „Deine Geschichte wurde von niemandem gelöscht, sie wurde nicht einmal entführt. Sie ist einfach zerflossen. Sie versickerte in den vielen Rubriken, in Science Fiction, in Spannung/Krimi, in Seltsam und Humor, in alltägliche Gesellschaftssatire, in philosophisch erotische Weihnachtsgedanken, sie eignete sich märchenhaft für Kinder und Jugendliche genauso wie für Mundart sprechende Historiker. Sie war - alles. Sie war der komplette Inhalt eines Luftballons. Und der ist einfach geplatzt.“
Quatsch. Nur, weil ich mit ihr geschlafen habe, lasse ich mir nicht so einen Mist erzählen. Hier geht es nicht um Kommentare, um Beiträge, nicht um Diskussionen über Stil oder Grammatik, hier geht es nur um eines: um das Überleben meiner verlorenen Geschichte. Ein Griff zum Flachmann, ein Schluck und weiter geht’s. Alkohol löst keine Probleme, aber er macht Mut, zumindest bis zum nächsten Kater. Ohne Mut erweckt hier niemand seine erste Geschichte zum Leben.

***​

Technische Sperren, Grammatikfallen, Cybersex, was erwartet mich als nächste Prüfung?
Spinnweben.
Klingt blöd, ist aber so. Ich muss mich in einem wenig besuchten Winkel der Dateiablage befinden. Echte Spinnweben, silbrig glänzende, elastisch klebrige Spinnweben vernetzen riesige Flächen zusammenhängender Datenfragmente. Hier wurden augenscheinlich schon seit langer Zeit keine Informationen mehr abgerufen. Ich stehe vor dem Abgrund untergegangener Geschichten, am Ufer des Meeres der Verlorenen und Vergessenen, vor einem digitalen Zentralfriedhof versunkener Wörter, vergeblicher Gedanken.
Vielleicht auch vor einem Hort der böswillig Gelöschten? Liegen hier die Dateileichen? Die elend krepierten magnetischen Produkte menschlicher Schöpfung? Finde ich hier meine verlorene Geschichte? Sollte es einen Täter geben, ich werde ihn finden!

„Erzittere, Leser, wenn Du mehr weißt, als ich. Nutze Deine verbleibende Zeit zur Flucht.“

Der Duft des Schlafes verbreitet sich über diese Plattenzonen, ausgeatmet von Erzählungen, die keiner mehr liest. Über gigantische Giga- und Terrabyte große Speicherbereiche erstrecken sich gasende Mülldeponien, stinkende Kläranlagen, trockene Wüsten, unerforschte Tiefen, glitzernde Perlen.
Sollen die Archäologen der Literatur nach den Schätzen graben, mich interessiert nur eines: wo ist sie, die eine, meine Geschichte? Dass ich sie hier finden werde, ist für mich längst keine Frage mehr; ich fühle es. Nein, ich weiß es.

Geduldig trenne ich mit der Nagelschere Faden um Faden. Schnipp und Schnipp und Schnipp und, wenn es sein muss, auch mit einem Schnapp, so schneidet die Maus den Faden ab. Und wenn es hundert Jahre dauern soll, ich werde weiter schneiden, bis meine Geschichte erwachen wird. Ich sehe sehr wohl, dass sich das Netz hinter mir wieder schließt, was soll’s, ein Zurück kann es eh nicht geben. Zeit spielt keine Rolle. Wenn die Uhr zuviel Minuten zeigt, warte ich ab, bis die Stunde voll ist. Dann beginnt die Zählung wieder bei eins. Die Ungeduld atme ich ein – und wieder aus. Die Spannung ertrage ich. Die düsteren Gedanken leite ich in ein Nichts. Ich schneide und schneide, gehe Schritt für Schritt und schließlich kommt es, wie es nicht anders kommen kann: ich stehe vor ihr! Vor meiner Geschichte. Ich erkenne sie wie eine Mutter ihr Kind, wie der Herr seine Schöpfung.

Doch der zweite Blick erstickt meine Freude: sie liegt im Sterben! Die Symptome sind eindeutig: kaltschweißige Sektoren, nur noch flache, unregelmäßige magnetische Resonanzen, kaum wahrnehmbare Reaktionen auf Lichtimpulse. Das typische Krankheitsbild einer hochgradigen Datasepsis im Endstadium. Meine kleine Geschichte musste sich beim Hochladen auf den Server stark infektiöse Computerviren eingefangen haben. Und so jung und zart wie sie war, so ungelesen und unkommentiert, hatte sie den aggressiven Angreifern nichts entgegen zu setzen. Wie ein bösartiges Krebsgeschwür, das tief in gesundes Gewebe fasert und massiv Metastasen streut, verbreiten sich die fremden Datenstrukturen in meinem geschriebenen Werk.

Eine deprimierende Diagnose, meine Augen brennen, ich schlucke, ich blinzel, jetzt bloß nicht in Tränen ausbrechen, die Gefahr eines Kurzschlusses ist zu groß. Wasser auf Strom und dann geht gar nichts mehr.
Obwohl ..., ein verwegener Gedanke, ein Spiel mit dem Feuer. Wenn es mir gelingen würde, die Stromzufuhr zu unterbrechen und ich so die Festplatten zum Stehen bringen könnte, ohne Strom wäre die Virulenz gleich Null. Ich könnte dann die Datenblöcke mechanisch linear auslesen und die eindeutig identifizierten Bits meiner Geschichte in einen freien Plattenbereich verschieben.

Wenn ich es schaffe, alle Fragmente in die richtige Reihenfolge zu bringen, die Übergänge fehlerfrei zu erstellen und den Eintrag in der Indexdatei auf die neuen Koordinaten umbiegen kann, bevor die Administratoren das System neu starten, dann, und nur dann, gäbe es eine kleine Aussicht auf Erfolg.

Doch was wird sein, wenn der Strom wieder fließt, bevor alle Arbeitsschritte abgeschlossen sind? Vielleicht rette ich das Leben der einen, meiner Geschichte und vernichte die der Anderen? Meide ich das Risiko und sehe tatenlos zu, wie meine ... ? Was kümmern mich die anderen?
„Was kümmern mich eure gesammelten Werke?“
Was nur, was soll ich tun?
Die Spinnweben greifen nach mir.
„Ihr habt fünf Minuten, um eure Daten zu sichern. Sagen wir zehn, nicht länger, ich kann nicht länger warten.“

Noch neun Minuten.
„Bewegt euch.“

Noch acht.
„Macht schon.“

Sieben.
„Versteht ihr nicht? Das ist kein Spiel!“

Sechs.
...

Fünf.
„Sie stirbt.“

Vier.
„Ihr glaubt mir nicht, weil ihr mich hinter diesen Zeilen nicht sehen könnt?“

Drei.
„Sagt mir doch, was ich tun soll ...“

Zwei.
...

Ein ...
e Hand legt sich auf meine Schulter. Hinter mir steht der Webmaster, ein kräftiger Kerl in schwarzen Klamotten, mit kurzen Haaren und freundlichen Augen und einer Flasche Bier in der Hand.
„Brauchst du Hilfe?“
Ob ich Hilfe brauche? Was für eine Frage!
„Sie stirbt“, zische ich und aus meinen Augen lodert ihm Feuer entgegen. Er ist der Verantwortliche!
„Lass mich nach ihr schauen.“ Er umfasst mich sanft, zieht mich nach oben. „So schnell stirbt hier niemand.“
Mein Gefühl sagt mir, dass er mich für einen Hypochonder hält. Gleichzeitig wirkt er aber so souverän und professionell, dass ich beschließe, ihm zu vertrauen. Freundlich, aber bestimmt schiebt er mich aus seinem Server, durch den Hinterausgang am Netzlüfter entlang. Der Wind streicht mir über die Glatze, das Getöse wird immer lauter. Er schreit mir noch etwas ins Ohr, dann kehrt er zurück.

***​

Erschöpft finde ich mich an meinem Schreibtisch wieder, überhitzt, verschwitzt, staubig, voller Spinnweben, aber glücklich. Wegen seinen letzten Worten.
Was er sagte?
Lest selbst:

Dieser Link führt dich zu deiner ersten Geschichte
Dateileiche

 

Hallo und Willkommen bei uns.

Deine Geschichte fand ich insbesondere am Anfang sehr amüsant, ich will fast sagen fesselnd. Locker und spritzig geschrieben, verliert sich aber etwa nach der Hälfte die Frische und es wurde mir fast ein bisschen langweilig. Möglicherweise liegt das an deiner Einleitung, die ich übrigens bis auf eine Kleinigkeit hervorragend fand. Die Kleinigkeit besteht darin, dass du im Grunde die Wiederbelebung deiner Geschichte und die Überführung des Täters ankündigst, sie aber letztlich nicht bringst. Denn nicht beendeten Count-down oder genauer gesagt, den verweigerten Schluss-Knaller (auf den ich genau wegen des Count-downs warte) halte ich allerdings für fatal. Das ist mir persönlich zu billig. nichts gegen einen offenen Schluss, aber hier wirkt das ungefähr so, wie ich es mir bei einem Roman vorstellen würde, dessen letzte 50 Seiten leer sind, der aber trotzdem in den Buchhandlungen steht.

„Hallöchen!“ Das klingt albern, ich weiß.
Endlich vernehme ich die ersehnte Antwort: „Jetzt hör doch auf mit dem Gekreische.“
„Hä?“
„Schnauze!“
Herrlich!

Sprachlich gab es für mich nichts auszusetzen aber ich bin sicherlich nicht gerade die Autorität auf dem Gebiet. Insgesamt gerne gelesen.

Georg

 

Hallo Jürgen Be,

du scheinst dich entweder erstmal ordentlich auf der Seite eingelesen zu haben oder warst schon mal unter anderem Nick registriert.
Leider fehlt mir ein bisschen das Hardwareverständnis, um die fachliche Umsetzung der Geschichte in dieser Hinsicht angemessen zu goutieren, in sprachlicher Hinsicht finde ich sie bis auf die Ausnahmen in den Details recht gelungen und unterhaltsam, auch wenn hier natürlich nie nicht und nimmer Geschichten einfach verschwinden. Inhaltlich muss ich also dementieren. Und wenn sie gelöscht werden, wird man benachrichtigt, landen sie im Korrekturcenter, ebenfalls. Aber wer weiß, wie das bei dem angegebenen Server in Rumänien ist? ;)
Details:

Meine Geschichte vom letzten Sonntag verschwand kurz nach ihrer Veröffentlichung.
Wie hast du zwei Tage bevor du dich registriert hast eine Geschichte hier veröffentlicht? - Ich weiß schon, niemals Autor und Erzähler verwechseln. ;)
Ohne angezeigten Link kann ein Text von niemand entdeckt und gelesen werden
von niemandem
Als Computerspezialist und - forensiker ist dieser Zustand für mich nicht akzeptabel.
Für mich als Computerspezialisten und -forensiker ist dieser Zustand nicht akzeptabel. - Wenn du es so schreibst wie du, ist der Zustand der Computerspezialist. Und meinst du wirklich "Computerforensiker"?
Einsteigen, nicht hacken, ich hoffe, der Unterschied ist klar?
mir leider nicht
Ich selbst, so, wie die Natur mich geschaffen hat, werde der Matrix dieses Rechners einen Besuch abstatten
warum willst du das nackt tun?
wer meine kurze Geschichte, die mit Lust und Mühe geschrieben wurde, ungelesen versteckt, verschoben, gelöscht oder geklaut hat.
Eine geklaute Geschichte wäre ja noch da, sie stünde halt nur zusätzlich noch anderswo, wo sie nicht autorisiert gelandet wäre. Das ist der Unterschied zwischen virtuellem und handgreiflichem Diebstahl.
Und wenn Hören und Sehen gegangen sind, wären sie dann weg, und wenn ja, wohin?
und wie ist das erst, wenn einem Hören und Sehen vergangen sind? Haben sie dann noch eine Zukunft? (Sorry, konnte ich mir nicht verkneifen)
Ich sehe anderes, als in unserer vertrauten Welt.
Anderes
zu spät sehe ich die zwei Genetivattribute
Genitivattribute

Lieben Gruß
sim

 

Wie doppelplusquamperfekte ich in der Umgangssprache? Klare Sache, allzu sorglos spazierte ich durch den Datenbestand, zu spät sehe ich die zwei Genetivattribute, die mir den Weg versperren, links ein Genitivus explicutives, rechts ein Vertreter der Gattung Genitivus Qualitatis. Sie verlangen knurrend ihre korrekte Verwendung.
:bounce: :rotfl:

Salü Jürgen,

Auch wenn ich rein gar nichts vom Computer-Festplatten-Hintergrund mit all seinen Eingeweiden verstanden habe, las ich Deine Geschichte (die zweite, denn die erste ist ja immer noch weg ...) gerne. Lustig und gut zu lesen. Mit einigen, ermüdenden Längen und dem Schluss hab ich allerdings auch Mühe. Da braucht es wohl den Webmaster :)

Lieben Gruss,
Gisanne

 

Den Lesenden und gelesen Habenden einen herzlichen Dank, den Kommentierenden eine zusätzliche Dankerweiterung!

Zur Kritik zum Thema Schlußknall und evtl. Längen werde ich noch nachdenken und andere Reaktionen abwarten. Es ist durchaus vorstellbar, dass am Ende der Geschichte nach der Zwei noch eine Eins kommt. Wenn nicht was wesentlich Härteres, es geht immerhin um die Vernichtung eurer Geschichten.

@sim

oder warst schon mal unter anderem Nick registriert
Nein, no new nick! Isch schwöre, escht.

Ohne angezeigten Link kann ein Text von niemand entdeckt und gelesen werden
du plädierst für "niemanden"; Buch Duden sagt zu niemand: Dativ und Akkusativ können eine Flexionsendung haben, können aber auch endungslos sein. Ich habe mich für Letzteres entschieden

Zum Computerspezialisten: Dein Satz ist der Richtige.

Computerforensiker
Hier ist vermutlich nicht der Kreissaal dieses Wortes:
http://www.software-alarm.de/computerforensic/dieitaufdemseziertisch/index.html,
aber ein Existenznachweis.

mir leider nicht
Nun, der Eine kennt den Unterschied zwischen Einsteigen und Hacken, der Andere den zwischen Genitivus explicutives und Genitivus Qualitatis.

warum willst du das nackt tun?
Es stecken so manche Querverweise auf die verschiedenen Rubriken in dieser Geschichte, als Einstiegsgrüße. Mein natürliches Eindringen zielt auf Romantik/Erotik. (sollte ich jetzt ein Bild einfügen?) Ohne meiner Nacktheit wäre es vermutlich nicht zu dem Quicky mit der Avatarin gekommen.

Eine geklaute Geschichte wäre ja noch da,
Kommt auf die Art des Diebstahls an: Bei einem kopierten Klau hast Du recht, bei einem Diebstahl per "Ausschneiden" ist die Datei tatsächlich weg. Und wenn das für eine Firma was furchtbar Wichtiges war, kommt der Computerforensiker (s.o.) und sucht nach Spuren, die tatsächlich hinterlassen werden.

Und wie ist das erst, wenn einem Hören und Sehen vergangen sind? Haben sie dann noch eine Zukunft?

Eine gute, eine wichtige Frage, an deren Antwort ich auch sehr interessiert bin! Dein Einverständnis vorausgesetzt, habe ich sie dem Text hinzugefügt.

Noch einmal einen herzlichen Dank an euch Drei.

Jürgen

 

Ich habe den Text etwas gestrafft und das offene Ende geschlossen – oder auch nicht. Über die ein oder andere Rückmeldung zu dieser Variante würde ich mich sehr freuen.

Herzlichen Gruß
Jürgen

 

Hallo Jürgen Be,

die Geschichte fand ich super. Einmal schon die Idee über das Forum, das Verlorengehen einer Geschichte so absurd zu schreiben.

Was mir noch aufgefallen ist: Du scheinst wirklich viel Wissen über solche Dinge zu haben. Ich habe zwar oft nichts verstanden, trotzdem ist die Geschichte sehr amüsant, wie du das Forum auf den Arm nimmst, mit Spinnfäden, einem obskuren Webmaster, Namen, Fetzen, Flunker, Plunder.

Den interessanten, amüsanten Ton, der die Geschichte durchzieht, fand ich auch toll.

„Wieso stehen Ihnen die Haare so ab?“
Er kann mich also sehen. Oder sieht mich eine Sie? Am Klang der Stimme ist das Geschlecht nicht zu erkennen. Es sieht mich, wahrscheinlich genauso scharf wie ich Ihn / Sie sehe, nämlich so gut wie gar nicht, ich habe eine Glatze, keine abstehenden Haare.

Wer ist es? Mann oder Frau. Es sieht mich. Ich habe abstehende Haare. Oh. Nein, eine Glatze. sehr amüsant.

Schnipp und Schnipp und Schnipp und, wenn es sein muss, auch mit einem Schnapp, so schneidet die Maus den Faden ab. Und wenn es hundert Jahre dauern soll, ich werde weiter schneiden, bis meine Geschichte erwachen wird.

Schnipp schneidet der Mensch
Schnapp schneidet die Maus,

das wenn es sein muss deutet darauf hin, dass es eher immer Schnipp ist, und ein Mensch schneidet, und man einigermaßen vorankommt, und nicht schnapp machen muss, wie eine Maus, die schlechter vorankommt, oder wie?

tolle Geschichte, die mich in ihren Bann gezogen hat, - man kann viel interpretieren, viele gute Metaphern, auch gut eingebunden.

MfG Mantox

 

Hallo Mantox,
vielen Dank für deine hervorragende Bewertung, sie freut mich wirklich sehr.

Das mit dem Schnipp schnapp, den Spinnweben und den hundert Jahren ist ein Gruß zu Dornröschen und ihrem Prinzen, der nach hundert Jahren endlich kommt und damit ein Gruß zu der Rubrik "Märchen". Ich habe mehrere solcher Querverweise eingebaut, um mit meiner ersten Geschichte die vielen Anderen zu grüßen.

Also noch einmal: Herzlichen Dank
Jürgen

 

Hallo Jürgen Be,

diese Geschichte ist wirklich klasse. Verdammt originelle Idee, und nebenbei beweist du noch, dass du dich im Gegensatz zu vielen anderen neuen Usern hier ein bisschen eingelesen hast, bevor du das erste mal gepostet hast :)
Und super geschrieben ist sie auch noch.

Klare Sache, allzu sorglos spazierte ich durch den Datenbestand, zu spät sehe ich die zwei Genitivattribute, die mir den Weg versperren, links ein Genitivus explicutives, rechts ein Vertreter der Gattung Genitivus Qualitatis. Sie verlangen knurrend ihre korrekte Verwendung.
Mein Kaltschweiß gefriert, der Whisky hilft: „Laster der Trunksucht!“, ruf ich dem ersten zu und „Ich bin ein Mensch guten Willens!“, dem zweiten. Treffer!

Spitze! Das ist meine Lieblingsstelle. :thumbsup:

Ich weiß nur nicht, ob du dir mit der Wahl des Forums "Spannung/Krimi" einen Gefallen getan hast. Einerseits ist hier nach meinem Eindruck ziemlich wenig los im Vergleich zu anderen Rubriken (ich gucke hier auch nur selten rein, darum bin ich auch erst jetzt auf deine Geschichte gestoßen). Andererseit ist es auch nicht das, was man traditionellerweise in dieser Rubrik erwartet. Woanders wäre dieser kleinen Perle vielleicht mehr verdiente Aufmerksamkeit zuteil geworden :)

Grüße von Perdita

 

Hi Jürgen Be,

das ist doch mal ein Einstand.

Da ist wirklich jeder Schuss ein Treffer, es sitzt alles da wo es hingehört.
Es gab schon einige sogenannte Satiren auf dieses Forum, aber dein Werk ist wirklich mit Abstand das beste, was ich in die Richtung hier bislang gelesen habe, weil es mehr ist.
Wie du Gegen Ende das Tempo erhöhst und die Panik deines Protagonisten beschreibst ist meisterhaft.

Sehr schöne Sprache, gutes Tempo, tolle Pointe und der Rubrik entsprechend sogar wirklich Spannung.

Das ist für mich ein Grund mal wieder auf die virtuelle Empfehlungstaste zu drücken um die Massen in diese wirklich wenig frequentierte Rubrik zu locken.

Doch was wird sein, wenn der Strom wieder fließt, bevor alle Arbeitsschritte abgeschlossen sind? Vielleicht rette ich das Leben der einen, meiner Geschichte und vernichte die der Anderen?
:lol: das ist die Krönung

ein kräftiger Kerl in schwarzen Klamotten mit kurzen Haaren
hehehe, die Szene kenne ich.


Sehr schön :thumbsup:

Besten Gruß
krilliam Bolderson

 

Hallo Jürgen,
wahrlich spannende, amüsante, gekonnt geschriebene Geschichte. Schade, dass sie doch an diesem Kontext hier gebunden ist, und durch die Links am Medium Internet. Andererseits … egal! :)

Stilistisch hat mich nur die Schnappmaus gestört, irgendwie passt sie nicht zum Rest. Ist ja auch nicht von dir. :D Übrigens das hat was, den Text als dynamisches Gebilde zu halten und die Bemerkungen der Kritiker einzubeziehen. Solltest dich nur rechtlich absichern. ;)

Und wie ist das erst, wenn einem Hören und Sehen vergangen sind? Haben sie dann noch eine Zukunft?
Genial! Ha, ich sehe, das ist von sim! :D

Um nicht mit der Erklärung zu langweilen, wie kompliziert die Orientierung in einem Datensystem zu Fuß ist, bringe ich es gleich auf den Punkt: es ist sehr kompliziert.
Flach und gut!


Achtung, Gefahr, Großalarm, Adrenalin! Grammatikschlingen greifen nach mir! Testosteron tröpfelt. Warum heißt der Apfelwein nicht Äpfelwein. Wie doppelplusquamperfekte ich in der Umgangssprache?
Klare Sache, allzu sorglos spazierte ich durch den Datenbestand, zu spät sehe ich die zwei Genitivattribute, die mir den Weg versperren, links ein Genitivus explicutives, rechts ein Vertreter der Gattung Genitivus Qualitatis. Sie verlangen knurrend ihre korrekte Verwendung.
Ja! :D


„Deine Geschichte wurde von niemandem gelöscht, sie wurde nicht einmal entführt. Sie ist einfach zerflossen. Sie versickerte in den vielen Rubriken, in Science Fiction, in Spannung/Krimi, in Seltsam und Humor, in alltägliche Gesellschaftssatire, in philosophisch erotische Weihnachtsgedanken, sie eignete sich märchenhaft für Kinder und Jugendliche genauso wie für Mundart sprechende Historiker. Sie war - alles. Sie war der komplette Inhalt eines Luftballons. Und der ist einfach geplatzt.“
Das ist unter vielen anderen, ein spannendes und kritisches Bild.

Quatsch. Nur, weil ich mit ihr geschlafen habe, lasse ich mir nicht so einen Mist erzählen.
:D

Ich stehe vor dem Abgrund untergegangener Geschichten, am Ufer des Meeres der Verlorenen und Vergessenen, vor einem digitalen Zentralfriedhof versunkener Wörter, vergeblicher Gedanken.
Gutes Bild! Die Vorstellung des Datenfriedhofs ist, glaub ich, nicht neu, aber hier kommt die Metapher nicht abgegriffen rüber!

„Was kümmern mich eure gesammelten Werke?“
Yeah! :D

ein kräftiger Kerl in schwarzen Klamotten mit kurzen Haaren und freundlichen Augen und einer Flasche Bier in der Hand.
Ein Komma nach Klamotten, sonst haben sie Haare, Augen und trinken Bier.

Hat Spaß gemacht!

Gruß
Kasimir

 

Hallo,

ist erstaunlich, mir gibt die Geschichte irgendwie gar nichts. Ich kann dir zwar auch so ein kopfnickendes flüssig geschrieben zu werfen, aber mehr nicht. Ich glaub, ich kann einfach mit dieser Art zu erzählen nichts anfangen, so eine komplett konturenlose Figur, die mal so, mal so ist, wie es die Pointe erfordert, und dann leutselig dahererzählt in einer Welt, wo sich der Pointe gemäß verhalten wird und alles passieren kann. Und auch die Sprache ist mir dann schon zu sehr heischend, die Funktion tritt dann über den Inhalt. Zuerst die Pointe, dann die Geschichte; zuerst der Gag, dann die Figur; zuerst ein wohlklingender Satz, dann der Sinnzusammenhang. Nix gegen Pointen, Gags und wohlklingende Sätze, aber die richtig einzubinden ist halt das Schwierige.

So finde ich das weder unterhaltsam noch irgendwie anregend. Aber ist eine reine Geschmacksfrage, wie du an den anderen Kommentaren siehst.

Gruß
Quinn

 

Hallo Juergen,

nachdem ich mich aus unerfindlichen Gruenden seit Laengerem gegen das Lesen dieser Geschichte gestraeubt habe - woertlich genommene Metaphern machen mir manchmal Angst - habe ich sie nun endlich doch gelesen und bin sehr froh darum. Das koennte quasi der Gallionstext von kg.de sein. Besonders die Darstellung des unmenschlich-Zwischenmenschlichen hat mir gefallen. Dazu ist es durchgehend nicht nur solide sondern auch intelligent beschrieben, was mir immer besondere Freude bereitet. Mir war auch der Held nicht nur Stichwortgeber fuer die Pointen, sondern gutmuetig-besorgter und glatzkoepfiger Geschichtenvater.
So wollte ich nur eben kurz und undifferenziert mein Wohlfallen bekunden und mich bei Autor und Empfehler bedanken.

lg
feirefiz

 

Ich höre ABS Bluescast über Internetradio,
trinke einen (nicht virtuellen) Whisky,
weiß meine geliebte Frau zufrieden
auf der Dachterasse liegen,
und lese eure Kommentare.
Was soll ich schreiben?
Besser gehts nicht?
Ich freu mich?
Danke?

Gerne:
Ich danke euch.
Und freue mich sehr.
Ein KG-Beginner schreibt
Und KG-Schreiber lesen es gern.
Der Mond liegt schräg und gelb am Himmel.
Und einen besonders dicken Kuss - keine Gegenwehr!
meine Lippen sind schneller - an dich, krilliam Bolderson

für dein lobendes Urteil.

@Quinn
Ich denke, ich verstehe, was du meinst. Für diese erste Geschichte habe ich mich für ein kleines Feuerwerk entschieden und denke, das ist legitim. Besser so, als mit hängenden Schultern einen Raum zu betreten mit den Worten: "Du, ich hab da mal einen Charakter."
Vielleicht magst du meine andere Geschichte lesen in "Alltag": Annemarie und Hermann Hunold. Sie ist anders und ich würde sehr gerne deine Meinung dazu hören.

Herzlichen Dank an ALLE
Jürgen

 

Hallo Jürgen,

normalerweise mag ich Meta-Geschichten nicht. Weil die Motivation häufig zweifelhaft ist und analoges für den Stil zu vermerken ist.
Diese hier mag ich und die Empfehlung kam ein bisken früh (so ist sie nämlich in S/K eine Empfehlung, obwohl sie in Satire deutlich mehr Leser finden würde), sonst wäre von mir eine gekommen, so unterschreibe ich einfach mal die von krill (übrigens: statt den armen Kerl zu knutschen, er hat eine andere Meta-Geschichte, die ebenfalls spassig zu lesen und grandios ist, zu verantworten : Kaffekranz)

Was soll ich also noch groß schreiben, ich mag Deinen Einstand und habe sehr gelacht, bei jedem Lesen erneut. Well done !

Danke,
C. Seltsem

 

Hallo C. Seltsem,

in aller Kürze: Herzlichen Dank für Deine wohlwollende und motivierende Kritik! Dass das S/K eine weniger frequentierte Rubrik ist, erstaunt mich, hätte ich nicht gedacht. Liegt das am Genre, an der Qualität der Geschichten, daran, dass sie in der Liste so weit unten erscheint, ...? Merkwürdig.
Verzeih meine schnellen Worte, aber ich muss weiter, eine empfohlene Kaffeerunde wartet auf mich, ich bin etwas spät dran ...

Vielen Dank und lieben Gruß
Jürgen

 

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