Das ist pfiffig, zumindest hintenrum betrachtet. Wenn ich auf die Seiten blicke und denke: Och nee, das gefällt mir nicht, langweilig, Kommafehler, Held doof, da mag ich nicht weiter drauf blicken, dann bedeutet das: Mein Herz ist nicht rein. Des Kaisers neues Buch sozusagen!
Ich finde immer noch diesen ersten Satz toll:
Elias Canetti, “Die Stimmen von Marrakesch”
Hat alles, was ich von einem ersten Satz erwarte: Macht neugierig, ist ungewöhnlich, exotisch und es kommen Kamele drin vor. Ein Satz, zum neidisch werden.
Sein erklärter Fetisch dreht sich ja um den letzten Satz, aber John Irving hat auch ein paar tolle erste hingekriegt:
Owen Meany
Das Hotel New Hampshire
Die vierte Hand
Gottes Werk und Teufels Beitrag
Zirkuskind
Witwe für ein Jahr
(Hier braucht es zwei: )
Laßt die Bären los!
Das halte ich wegen des Adjektivs „leidenschaftlichem“ für keinen guten Satz.
Das haut aber inhaltlich schön rein. Und wenn ich mich anhand der ersten Sätze entscheiden müsste, welchen Roman ich lesen wollte, dann wären das Witwe für ein Jahr und New Hampshire.
Ich hab von Irving nur Gottes Werk und Teufels Beitrag gelesen, das Buch fand ich toll, den ersten Satz weniger erwähnenswert. 
edit:
Damit's nicht bei einer Nörgelei bleibt, hier mein Beitrag dazu 
"Heute ist Mama gestorben. Vielleicht auch gestern, ich weiß es nicht."
Albert Camus, Der Fremde.
Das rockt. 
Ja? Eine vierjährige weiß, was Leidenschaft bzw. „leidenschaftliches Stöhnen“ ist? Und selbst wenn sie das wüsste: Sagt das Adjektiv dem Leser mehr als wenn es fehlte?
Es geht um den ganzen Satz, den finde ich inhaltlich richtig gut. Ob der Satz durch das Wort "leidenschaftlich" schlechter ist? Man könnte es mit Sicherheit weglassen, aber dieses Überladene ist, denke ich, typisch für Irving. Und höchstwahrscheinlich ist das wieder ein allwissender Erzähler und der wertet eben.
Ich hätte es auch wahrscheinlich weggelassen, weil das "leidenschaftlich" eine viel zu positive Wertung rein bringt, die schon fast kitschig ist.
Liebe Wortkrieger,
als ich diesen Thread im Dezember 2009 ins Leben rief, hatte ich nicht erwartet, dass so viele gelungene Anfangssätze von Romanen zusammen kommen würden. DANKE für eure rege Beteiligung, die allerdings seit rund 2 1/2 Jahren erstorben ist, vermutlich, weil dieser Thread in die Versenkung gerutscht ist.
Ich möchte ihn wieder beleben.
Nochmals die Regeln:
1.) Der ausschließlich ERSTE Satz eines Romans wird hier gepostet und bitte, weil nicht alle Wortkrieger wissen können, welcher Autor in welchem Roman diesen Satz geschrieben hat, noch Angaben dazu.
2.) Es darf gern kommentiert werden, was genau man an diesem Satz so gelungen bzw. misslungen findet.
3.) Bitte keine darüber hinausgehenden Kommentare über die Qualitäten des Autoren und seine sonstigen Werke, denn dieser Thread soll bitte möglichst nicht zum Kaffeekranz missbraucht werden, sondern soll uns allen helfen, ebenfalls gelungene Anfangssätze zu erschaffen.
Viel Spaß !
"Komm, lass uns ein letztes Mal 'Die kleine Maräne' spielen- unser altes Spiel vom Weltende!", sagte Mariola, als sie um Mitternacht splitternackt und nur mit einem Regenschirm gerüstet das Zimmer des Toten betrat.
aus: Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang von Artur Becker
"Mein Bruder Ward war einmal berühmt."
Pete Dexter, Paperboy.
"Mit sieben Jahren wusste ich ganz genau, wer ich war: ein durch und durch amerikanisches Mädchen, was Hautfarbe, Umgangsformen und Sprache anging, und meine Mutter Lulu Minturn war die einzige weiße Betreiberin eines Kurtisanenhauses erster Klasse in Shanghai.
aus: Das Kurtisanenhaus von Amy Tan
