Was ist neu

Love to go

Mitglied
Beitritt
22.01.2013
Beiträge
448
Zuletzt bearbeitet:

Love to go

Um ein gemeinsames Frühstück zu vermeiden, hatte ich mich an diesem Morgen schon viel zu früh auf den Weg zur Arbeit gemacht. Das Beste an Simon war, dass er öfter mal auf Geschäftsreise ging und so würde ich ihm auch heute Abend nicht begegnen. Ohne Eile schlenderte ich dahin und betrachtete dabei in den Schaufenstern das Spiegelbild einer unzufriedenen, mageren Frau. Sie hatte, ich hatte den Gesichtsausdruck einer überforderten Lateinlehrerin.
Versunken in diese etwas trübsinnigen Gedanken, wurde ich von der Veränderung des Ladens an der Ecke überrascht. Er liegt ganz in der Nähe meiner Wohnung und bot seit Monaten ein Bild stetigen Verfalls.

Jetzt aber: Die zerborstenen Fensterscheiben waren ersetzt und die Schmierereien an der Fassade übertüncht worden. Ein Schild verkündete in großen Lettern: Kommenden Samstag Neueröffnung: „Alles rund um Liebe und Liebelei“.
‚Ach ne‘, dachte ich, ‚muss das sein, ein Sexshop hier um die Ecke? Da hab ich ja nichts davon, schon allein wegen der Nachbarn. Wäre echt peinlich, wenn die mich da reingehen sehen.'
Trotzdem schlenderte ich am Samstag wie zufällig an dem Lädchen vorbei und staunte nicht schlecht: Im Schaufenster wurde nicht etwa für irgendwelche Pornos geworben und es lagen auch keine der anderen von mir erwarteten Utensilien in der Auslage. Auf dunkelblauem Samt sorgfältig arrangiert befanden sich vielmehr handgeschriebene Gedichte, CDs mit romantischer Musik und Zärtlichkeit verströmende Zeichnungen. Außerdem kleine Hinweistafeln mit Aufschriften wie: Nachmittagsliebelei, Wahre Liebe (auf eigene Gefahr!), Spezialität des Hauses: Erste Liebe und so fort.
Ins Auge aber sprang mir:
Unser Angebot der Woche: Love to go.
Das klang ein bisschen nach meinem Lieblingskaffee, den ich mir ab und zu morgens vor der Arbeit gönne. Neugierig trat ich ein. Beim Öffnen der Tür begannen Glöckchen melodisch zu klingeln und gleich darauf fand ich mich in einer Mischung aus Café, Buchladen und Apotheke wieder. Um runde Tische herum standen samtweiche, tiefe Sessel. Hohe Regale waren mit bunten Dosen und kunstvoll eingebundenen Büchern versehen. Daneben eine Ecke, die von einem großen Spiegel eingenommen wurde. Der zarte Duft von Orangenblüten streifte mich, irgendwoher kam leise, anrührende Musik und ein Holzofen verbreitete wohlige Wärme. Gerade richtig für diesen kalten Februartag.

Eine junge Frau kam auf mich zu. Obwohl der Laden so klein war, hatte ich sie bisher nicht bemerkt. Sie mochte etwa halb so alt sein wie ich und ihre Kleidung sah ein wenig nach ‚Bezaubernde Jeannie‘ aus. Irgendwie aus der Zeit gefallen. Arm- und Fußkettchen klimperten bei jeder ihrer Bewegungen so melodisch wie zuvor die Eingangstür, dunkle Locken fielen ihr in die Stirn. Ich hatte sie sofort gern. Das lag weniger an ihrem Aussehen als an ihrer sonnigen Ausstrahlung. Sie brachte in diesen schummrigen Raum so etwas Helles, Warmes … keine Ahnung, wie sie das anstellte.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie.
„Vielleicht. Mich interessieren Ihre Werbesprüche aus dem Schaufenster.“
"Das sind keine Sprüche, sondern Versprechen. Lassen Sie mich nachdenken … in Ihrem Fall wäre die Erste Liebe wohl nicht das Richtige? Wobei, das Alter sagt da nicht viel.“

Lief da irgendwo die Versteckte Kamera? Denn was sie behauptete, war selbstverständlich völlig absurd! Leider. Aber - ich brachte es nicht über mich, ihr das in ihr freundliches Gesicht zu sagen. So vertraute ich ihr stattdessen an:
„Die wahre Liebe hatte ich schon. Vielleicht sollte man ihr mal begegnet sein, möglich, aber das reicht dann auch für ein Leben!“
„Die wahre Liebe ist ohnehin mit Abstand das Schwierigste, schon bei der Verabreichung. Wie wäre es dann mit etwas Einfacherem, zumindest für den Anfang? Wir haben Love to go im Angebot.“
„Das wäre ...?“
„Ich fülle hier in diesen Becher …“, dabei hielt sie mir eine große Porzellantasse entgegen, „ … eine nach Karamell schmeckende Flüssigkeit. Die trinken Sie in möglichst kleinen Schlucken, die Tasse können Sie sich dafür gerne ausleihen.“
„Und dann?“
„Das ist mit Worten schwer zu beschreiben. Nur soviel: Es öffnet die Augen - für sich selbst und für andere. In diesem Fall auf leichte und nicht unbedingt dauerhafte Weise. Nehmen Sie doch einfach mal einen ersten Schluck und sehen Sie in den Spiegel.“
Genau das tat ich und sah eine ziemlich schlanke Frau mit dem Gesichtsausdruck einer nur minimal überforderten Sportlehrerin.
Ein paar Minuten später stand ich leicht verwirrt wieder auf der Straße. Mir wurde kalt, die angenehme Wärme des Holzofens fehlte mir ebenso wie das sonnige Mädchen. Aber gehorsam leerte ich Schluck für Schluck den ganzen Becher.
Und ich fühlte mich besser, viel besser sogar! Es war wie ein inneres Auftauen, erst erreichte die Wärme meinen Bauch, dann mein Herz und schließlich fühlte ich mich ganz und gar leicht und wohl temperiert. Leise begann ich zu singen, das erste Mal seit sehr vielen Jahren. Simon hatte mir dieses peinliche Verhalten so gründlich abgewöhnt, dass mir meine eigene Stimme dabei ganz fremd vorkam.

„So fröhlich heute Morgen? Wie schön!“ Erschrocken drehte ich mich um. „Nein, bitte nicht aufhören!“
Den Gefallen konnte ich ihm nicht tun, jetzt, wo ich bemerkt hatte, dass er neben mir stand. Aber ich freute mich über Pauls Bemerkung. Paul, mit dem ich schon die Schulbank gedrückt hatte. Der Paul, der mir in meinen Zwanzigern bei jedem Umzug, den eine gescheiterte Liebe mit sich gebracht hatte, geholfen hatte. Der ewige Paul, dessen Haare grauer und weniger geworden waren mit den Jahren, dessen Lachen aber offen und echt geblieben war. Und seine Augen … meine Güte, das war mir in all den Jahren gar nicht aufgefallen, was für liebe Augen er hatte!

Ich lud ihn auf einen Kaffee ein, dann verbrachten wir wie selbstverständlich den Rest des Wochenendes miteinander. Wir erzählten uns verrückte Geschichten, gestanden uns die schrägsten Phantasien, liebten uns schließlich, erst scheu, dann atemlos – 35 Jahre nach unserer ersten Begegnung in der 7. Klasse! Und lagen uns danach lachend in den Armen.
Am Montagmorgen frühstückten wir noch zusammen, dann ging er fort. Verlegen. Unsicher fragend: „Wir sind jetzt aber noch Freunde, oder? Das haben wir uns jetzt nicht kaputt gemacht, versprich mir das!“
Und war verschwunden.

Am Abend kam Simon von seiner Geschäftsreise zurück.
Ich schaffte es nicht, Paul anzurufen. Er meldete sich auch nicht. Was hätten wir uns auch sagen sollen? Zum Glück begannen sich meine Gefühle nach zwei Tagen allmählich zu beruhigen.
Zumindest dachte ich das, bis ich nachts aufwachte, weil ich Pauls Namen murmelte. Auch Simon wurde davon wach. Als ob er auf diesen Moment schon länger gewartet hätte, packte er seine Sachen, legte den Haustürschlüssel auf den Küchentisch und verschwand nach 12 Jahren fast spurlos aus meinem Leben.

Und einen Tag später stand ich, die geliehene Tasse in der Hand, wieder vor dem Laden. Das übliche Zögern, dann trat ich ein. „Oh, wie schön, da sind Sie ja!“, die junge Frau sah mich strahlend an, „und Sie möchten nicht nur den Becher zurückgeben?“
„Stimmt, ich würde es gerne doch mit der wahren Liebe versuchen.“
„Sie kennen die Risiken? Man vergisst leicht, auf sich selbst aufzupassen.“
„Ich weiß.“
„Dann setzen Sie sich bitte einen Moment, ich bereite Ihre Mischung vor. Zu Anfang müssen Sie ein paar bittere Pillen schlucken, aber besser, man gewöhnt sich gleich daran.“
Trotz ihrer Jugend war sie ein kluges Mädchen!

Nach einer Stunde stand ich wieder auf der Straße. In meinem Kopf noch das unglaubliche Spiegelbild von eben. Erwartungsvoll schaute ich mich um, doch Paul war nicht zu sehen. Trotzdem war ich in gehobener Stimmung, vermutlich wegen der verschiedenen bunten Pillen und Kräutermischungen, die sie mir verabreicht hatte - und die hoffentlich alle legal waren.

Pfeifend lief ich in Richtung Supermarkt, als ein Arm sich um meine Schulter legte.
„Na du? Wie ich höre, ist Simon ausgezogen?“ Mein Herz machte einen kleinen Sprung, als ich mich zu Paul umdrehte.
„Da hast du richtig gehört.“
„Und dir geht's trotzdem so gut? Fein. Komm, wir gehen ein Stück. Wenn du magst, können wir uns nachher zusammen meine neue CD anhören. Die habe ich gestern in diesem Laden an der Ecke gekauft, vielleicht ist der dir schon aufgefallen?“

Doch, konnte man so sagen.

 

Hallo Evaluisegroh,

Ach ja, solche Läden müssten überall auf der Welt stehen ;)
Habe überlegt, ob ich hierzu einen Kommentar schreibe, oder ob ich es sein lasse. Aber da ich schon beim Lesen einige Sachen rausgepickt habe, dachte ich, was solls, bekommt sie halt die volle Dröhnung :D
Nein, im Ernst, hier muss man schon beide Augen zuklimpern, um den angebotenen Zucker als verdauliche Unterhaltung mitzunehmen. Also meine bescheidene Lesermeinung findet das jetzt insgesamt zu ... öhm, um beim Bild des Zuckers zu bleben - klebrig? :shy:
Das geht alles so Hand in Hand bis Happy end. Ein bisschen bleibt auch die Frage im Raum, was eigentlich mit der Geschichte erzählt werden sollte. Joa was eigentlich? Und wer ist eigentlich die Protagonistin. Ich habe kein Bild von ihr. Da bräuchte es einen Hauch von einer Meta-Ebene, vielleicht nur ein Funken des Aufbegehrens, der Iniative seitens der Prot, irgendwas, das mal aus diesem naiven ausschert. Aber daran wird festgehalten bis zum Schluss. Den Laden gibt es wirklich, die Tränke sind unbestritten, ich sehe keine Zeichen dafür, es auch anders interpretieren zu können. Nun gut, es gibt sicherlich Menschen, die genau dieses verklärte Weltbild vorgesetzt bekommen wollen, für mich ist das zu einfach gestrickt. Wobei ich noch mal ausdrücklich betonen möchte, dass ich nichts gegen Happy Ends habe, ich finde, es sollte viel mehr davon geben. Aber ein Happy End muss sich eben auch verdient werden, ich will mich am Ende der Geschichte für die Figuren freuen, ihnen zujubeln, denken, dass sie es verdienen - und nicht einfach *hexhex* fertig angerührt vorgesetzt bekommen.

Bissl Kleinkram:

Es war gegen Ende des Winters.
Von solchen Einleitungen würde ich wirklich abraten. Das klingt so spannend, als würde man eben über das Wetter reden, oder darüber, wie man aufsteht. Dran denken - ist eine kg, kein Roman. UNd ob es Winter ist oder nciht, spielt für deine Geschichteeh keine Rolle. Der erste Satz muss knallen!
Um ein gemeinsames Frühstück zu vermeiden, hatte ich mich schon viel zu früh auf den Weg zur Arbeit gemacht.
Das wäre dein erster Satz. Wioe stark ist das denn, da will jemand ein Frühstück vermeiden. Das macht neugierig. Mit Frühstück verbindet man doch was gemütliches, was einladendes, warum soll es vermieden werden?
ls ich von der Verwandlung des kleinen Ladens an der Ecke überrascht wurde.
da habe ich einen Prozess vor Augen, das hat mich verwirrt, ich denke, das ist nicht das richtige Wort, generell eine schiefe Formulierung für das, was du sagen möchtest.
Er liegt ganz in der Nähe meiner Wohnung und bot seit Monaten ein trostloses Bild stetigen Verfalls.
das ist redundant. Stetiger Verfall ist doch schon trostlos. UNd wenn trostlos, dann braucht es das stetig nicht
‚Ach ne‘, dachte ich, ‚muss das sein, ein Sexshop hier um die Ecke? Da hab‘ ich ja nichts davon, schon allein wegen der Nachbarn …‘ .
? Dachte, da käme noch eine Erklärung, vll irgendwas in die sexuelle Richtung, aber nein, das steht hier so für sich. Für was?
Lief da irgendwo die ‚Versteckte Kamera‘? Denn was sie behauptete, war selbstverständlich völlig absurd! Absoluter Blödsinn! Gigantischer Nonsens! Weder die erste noch irgendeine andere Liebe kann man sich schließlich im Laden um die Ecke besorgen. Leider.
also der kursive Teil ist wirklich der Gipfel. Willst du damit zeigen wie naiv deine Figur ist, oder traust du dem Leser diesen Gedankengang nicht zu? Dringendst muss das raus!
Nun, ‚wahre Liebe‘ ist ohnehin mit Abstand das Schwierigste,
ich begreife nicht, wie immer wieder auf ,diese`Betonungsversuche zurückgegriffen wird. Gerade in dem Satz, den ich rausgepickt habe, da muss einen das doch ins Auge stechen, wie furchtbar ungelenk das aussieht. Das beißt in jede Lesegewohnheit und kollidiert mit dem Komma. Was spricht denn gegen ein klares kursiv?
„Das ist mit Worten schwer zu beschreiben, das müssen Sie selbst erleben. Da uns eine langfristige Kundenbindung am Herzen liegt, ist das ‚Angebot der Woche‘ aber völlig kostenlos und damit für Sie ohne finanzielles Risiko!“
hier machst du es dir aber sehr einfach ;)

Nun ja, viel Gutes habe ich an dem Text nicht gelassen, am besten erstmal sacken lassen und dann später drauf eingehen. Ändern musst du wegen mir gar nichts an dem Text (außer das kursive :baddevil: ), ich bin ganz sicher die falsche Zielgruppe hierfür. Aber vielleicht kannst du ja trotzdem etwas für zukünftige Schreibprojekte mitnehmen. :)

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber weltenläufer,

danke für dein Feed-back!
Ja, dass das 'ne zuckersüße Sache ist weiß ich. Hab' ich aber irgendwie gebraucht und deshalb so happy-naiv geschrieben. Mit den Anführungszeichen - das ist jetzt etwas peinlich - ich weiß nicht, wie man das Kursive hinkriegt :-( ,oben in der Leiste meines Computer seh ich dazu nix. Na, wie mein Sohn sagt, ich bin halt kein Internet-Native :-).
Doch, der Laden bräuchte ohne Winterkälte keinen Ofen, und den möchte ich gerne dazu denken. Aber ich überlege trotzdem 'ne Verbesserung des Anfangs.
Danke nochmal, dass du mir die volle Ladung gegönnt hast, nur so kann ich was lernen!

LG

Eva

 

ich weiß nicht, wie man das Kursive hinkrieg

Mitnehmen
aus deinem Schreibprogramm kannst du solche Formatierungen wie kursiv etc nicht, aber :

Wenn du die Geschichte in den kg.de Editor tippst, dann hast du doch links oben das Menu mit dem B I U

Doppelklicke auf das Wort im text, das kursiv gesetzt werden soll. Es sollte jetzt blau unterlegt sein. Dann klicke auf das I. Nun sollte das Wort in eckigen Klammern stehen, in denen jeweils ein I gefangen ist ;) Das ist der Code für kursiv. Wenn du später auf antworten drückst, sind die Klammern verschwunden, das Wort steht in kursiv da. Gilt natürlich auch für fette Schrift (B) und unterstreichen (U).


grüßlichst
weltenläufer

 

Lieber weltenläufer,

thanks, hat geklappt!
Und auch ein paar andere Anmerkungen von dir habe ich beherzigt. Was die Geschichte sagen soll? Nun, die Protagonistin kriegt - in diesem Fall aus dem Laden, könnte aber auch eine gute Freunding oder so sein - den Impuls, sich in sich selbst wohl zu fühlen, und der Rest ergibt sich daraus :-). Mal sehen, wie ich das noch klarer kriege.

Ciao,

Eva

 

Liebe Eva,

fangen wir unvermittelt an:

Wäre echt peinlich, wenn die mich da reingehen sehen. Als Vorsitzende des Kirchenvorstands …‘ .
Am Ende fehlt ein Leerzeichen. Außerdem wirkt mir ihr Beruf wie ein Fremdkörper. weltenläufer hat die mangelnde Beschreibung der Protagonistin bereits angesprochen. Eines der wenigen Dinge, die wir erfahren, ist, dass sie Vorsitzende des Kirchenvorstandes ist. Mir will das nicht passen. Es gibt zahlreiche andere Berufe, die mit einem Besuch im Sexshop nicht bedenkenlos vereinbar sind.

Insgesamt ist dein Stil unspektakulär, was ihn nicht automatisch schlecht macht. Bei den Dialogen kann ich dir den Tipp geben, sie laut vorzulesen, wenn das nicht ohne Stolpern funktioniert, würde ich etwas umstellen. Vielleicht hast du im Kopf eine Melodie, wie man gewisse Sätze sagen soll, aber du musst dir immer vor Augen führen, dass (fast) kein Leser deinen Text mit der Melodie in deinem Kopf lesen wird. Manchmal schafft man es, durch Satzkürze und Satzlänge, geschickte Kommasetzung, dem Leser einen Rhythmus zu geben. Nun ein Beispiel aus deinem Text:

„Hm, ich sehe schon, gebranntes Kind. Nun, ‚wahre Liebe‘ ist ohnehin mit Abstand das Schwierigste, schon bei der Verabreichung. Gut, wie wäre es dann mit etwas Einfacherem, zumindest für den Anfang? Wir haben ‚Love to go‘ im Angebot.“
Momente, wie "Hm", "Nun," "Gut", "Nun gut" sind dem Text selten zuträglich.

„Das ist mit Worten schwer zu beschreiben, das müssen Sie selbst erleben. Da uns eine langfristige Kundenbindung am Herzen liegt, ist das ‚Angebot der Woche‘ aber völlig kostenlos und damit für Sie ohne finanzielles Risiko!“
Ohne finanzielles Risiko - an dieser Stelle verstehe ich den Zusammenhang nicht? Freilich macht sie ihm Love to go schmackhaft, indem sie ihm mitteilt, dass das kostenlos ist, aber: finanzielles Risiko, das hört sich ja so an, als müsse er da einen Kredit aufnehmen und sich in Schulden stürzen.

Ich mochte den Ansatz, dass man sich Liebe kaufen kann. Aber das kommt so sanft daher und kann mich nicht wirklich berühren. Einerseits sind einem die Figuren sehr egal. Du hättest dich mit Fragen auseinandersetzen müssen, wie: Warum sucht die Protagonistin diesen Liebesladen auf? Ist Simon ein Arsch? Ist der Sex mit ihm schlecht oder einfach nicht abwechslungsreich? Er hat weder Gesicht noch Herz in der Geschichte, wenn er das tatsächlich nicht hat, solltest du das irgendwie in die Erzählung miteinbauen. Anscheinend ist sie nicht verliebt und der Grund, warum die Beziehung zu Simon scheiterte oder überhaupt das Scheitern der Beziehung wäre ein schönes Motiv für ihren Hang zu Liebesprodukten. Solche Dinge machen eine Geschichte stimmig und in sich schlüssig. Das ist hier bei dir nicht der Fall. Dann vermisse ich die Wirkung dieses LOVE TO GO, man erfährt als Leser nur die Auswirkungen, die natürlich interessant sind, fast schon beneidenswert, aber was das Zeugs mit dem Körper anstellt, da ist bei dir bloß ein leises Vorsichhinpfeifen. Die nächste Baustelle ist die Nacht, als sie laut PAUL schreit und Simon aus ihrem Leben verschwindet, wortlos. Ich mag solche Szenen, weil sie so schön surreal sind, aber hier - ich weiß nicht, recht. Vermutlich könnte man das so stehen lassen, wenn der Rest anders wäre, aber so denke ich mir einfach, da hast du es dir selbst leicht gemacht. Auch, dass die wahre Liebe dann Paul ist und nicht irgendein fremder Penner, vielleicht sogar eine alte Frau, die am Straßenrand bettelt. Man muss ja davon ausgehen, dass die Liebe zunächst einseitig ist. Und die Vorstellung, man schüttet sich da irgendein Zeugs hinter und verliebt sich unsterblich in jemanden, der vor sich einen Becher stehen hat und zurücklächelt - ohne Zähne. Deine Geschichte endet zwar mit einem Happy End, aber ich sehe in dieser Versuchsanordnung ein sehr tristes Ende. Irgendwann wird die Wirkung des Mittels nachlassen und man wird sich neu eindecken müssen, man wird süchtig danach, man verschuldet sich, vergisst alles andere in seinem Leben, denkt nur noch an die Liebe, und irgendwann schließt der Laden und man sitzt nebeneinander, schaut sich an und liebt sich nicht.

Siehst du? Da steckt sehr viel Potential in der Geschichte. Ich glaube, die Chronologie deiner Erzählung kannst du beibehalten, es ja auch ein Spannungsbogen darin und du hast es geschafft, eine Idee literarisch zu verarbeiten, nur eben viel zu wenig, viel zu oberflächlich handelst du das ab. Dieses Thema schreit nach Tiefe und könnte eine herrliche oder schreckliche Parabel zur Liebe sein.

Beste Grüße
markus.

 

Lieber markus,

das ist nett, dass du dir so ausführliche Gedanken zu meiner Geschichte machst. Und du hast da ein paar wirklich gute Ideen, die ich versuchen werde einzubauen. Mal sehen, ob und wie mir das gelingt. Womöglich habe ich mich in meinem Bedürnis nach einer Happy-plätscher-Geschichte doch ein wenig verhoben? Auf alle Fälle werde ich dran arbeiten,

viele Grüße,

Eva

 

thanks, hat geklappt!
Naja, nur bedingt ;)
Ich seh da noch ne Menge, was raus müsste
Aufschriften wie: ‚Nachmittagsliebelei‘ ‚‘Wahre Liebe (auf eigene Gefahr!)‘, ‚Spezialität des Hauses: Erste Liebe‘ und so fort.

So und dann hast du 1x was Fettes reingesetzt. Davon Rate ich dir dringend ab. Das geht dann so in die Comic-Richtung und wirkt einfach unbeholfen.

Und noch ein Tipp. Wenn du bei Worten den schwa-Laut killst, dann brauchst du keinen Apostroph verwenden. Zudem sieht mir das bei dir eher nach einem Akzent aus. ;) Den A. findest du über der #.
(Bsp: hab‘ ) da kriegt man ja Augenkrebs bei den ganzen Akzenten ;)

Ach ja, und mach beim Sprecherwechsel einen Absatz!

Da du beim Umgang mit allen Belangen der Formatierung noch sehr unsicher zu sein scheinst, Rate ich dir, deinen Text in der finalen Version mal auszudrucken. Auf Papier sieht man solche unästhetischen Stolperfallen schneller.

den Impuls, sich in sich selbst wohl zu fühlen
Das habe ich dann wohl überlesen :peitsch: ;)

Jetzt gebe ich aber Ruhe

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hallo Eva

Sie hatte, ich hatte den Gesichtsausdruck einer überforderten Lateinlehrerin, obwohl ich in zwei Stunde[n] dynamisch und eloquent für unsere Sportwagenkampagne werben sollte.

Hier musste ich zweimal lesen, dass Sie hatte, ich hatte kam mir im Lesefluss derart in die Quere, dass ich in Gedanken stolperte. Aber es ist schon korrekt, wie ich anhand der Spiegelung dann im vorgehenden Satz erkannte. Doch fragte ich mich sodann, wie sich die Mimik einer überforderten Lateinlehrerin zeigt? Ihr Leidensweg, die alte Sprache in die Köpfe von Schülern einzubläuen ist zwar nachvollziehbar, muss Latein doch mühsam auswendig gelernt werden. Aber woran unterscheidet sich ihr Gesichtsausdruck von dem einer ihrer Kolleginnen spezifisch, die etwa Mathematik unterrichtet? Solche Weissagungen von Physiognomen, ich denke da etwa an Lavater, erschlossen sich mir nie ganz. ;)

„Kann ich Ihnen helfen?“ fragte sie freundlich. „Vielleicht. Was genau kann ich denn bei Ihnen erwerben? Aus Ihren Werbesprüchen werde ich nicht recht schlau.“

Warum machst du keine Zeilenschaltung beim Sprecherwechsel? Im ganzen Absatz und auch bei nachfolgenden Dialogen musste ich als Leser aufpassen, wer jetzt was sagt.

Wieder zögerte ich: „Wie habe ich mir das vorzustellen?“

Das Thema, welches du wähltest, ist auf seine Art ja anspruchsvoll, wie verhält sich jemand in einem solchen Laden. Dennoch, trotz der Unsicherheit der Protagonistin, kommen mir solche Sätze etwas geziert vor. Wenn sie verklemmt wäre, hätte sie den Laden doch gar nicht betreten. Der kleine innere Schubs, die Dinge direkter zu hinterfragen, sollte ihr da also nicht schwerfallen.

Auch Simon wurde wach. Ohne mich anzusehen[,] packte er seine Sachen, legte den Haustürschlüssel auf den Küchentisch und verschwand nach 12 Jahren spurlos aus meinem Leben.

Das ist jetzt aber doch etwas melodramatisch überspitzt, eines im Schlaf gesprochenen Namens wegen. Die Dinge dürfen in einer Kurzgeschichte ja schon zugespitzt sein, doch so knapp gehalten, fehlt mir dann doch einiges.

Ich fand es insgesamt amüsant, doch beinah etwas zu stark darauf zugeschnitten, dass sie solche Aphrodisiaka benötigt, um sich einer neuen Beziehung zuzuwenden. Simon kommt dabei recht mickrig weg und es ging alles etwas schnell. Wäre es rein um einen Seitensprung von … - meine Güte, jetzt erinnere ich mich nicht mal an ihren Namen - gegangen, wäre seine reduzierte Rolle mir glaubwürdiger gewesen.

Die andern Kommentare habe ich noch nicht gelesen, falls ich also etwas wiederhole, einfach wegdenken. ;)

Dennoch mit einem Lächeln gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Eva Luise,

dass Liebe sich einfach so im Laden kaufen lässt, ist ein hübscher Gedanke - zumal niemand haargenau weiß, was sie ist: Geschenk des Schicksals, Tätigkeit, Trick der Natur, Glück oder Qual. Das Zauberhafte, dieses sinnliche Wohlfühlelement, das die Sinne umschmeichelt wie eine Tasse Kakao und ein heißer Kachelofen - das mochte ich sehr:

Neugierig trat ich ein. Beim Öffnen der Tür begannen Glöckchen melodisch zu klingeln und gleich darauf fand ich mich in einer Mischung aus Café, Buchladen und Apotheke wieder. Um runde Tische herum standen samtweiche, tiefe Sessel. Hohe Regale waren mit bunten Dosen und kunstvoll eingebundenen Büchern versehen. Daneben eine Ecke, die von einem großen Spiegel eingenommen wurde. Der zarte Duft von Orangenblüten streifte mich, irgendwoher kam leise, anrührende Musik und ein Holzofen verbreitete wohlige Wärme. Gerade richtig für diesen kalten Februartag.

Der Text enthält eine Reihe von Eigenheiten, die nach "Anfänger" aussehen. Etwa im folgenden Satz geht die Freundlichkeit (normalerweise) schon aus dem Inhalt der Frage hervor.
„Kann ich Ihnen helfen?“ fragte sie freundlich.

Um diesen Text zu einer richtig guten Geschichte zu machen, läuft alles zu glatt und un-raffiniert ab. Siehe die folgenden drei Absätze:

Am Montagmorgen frühstückten wir noch zusammen, dann ging er fort. Verlegen. Unsicher fragend: „Wir sind jetzt aber noch Freunde, oder? Das haben wir uns jetzt nicht kaputt gemacht, versprich mir das!“
Und war verschwunden.

Am Abend kam Simon von seiner Geschäftsreise zurück.
Ich schaffte es nicht, Paul anzurufen. Er meldete sich auch nicht. Was hätten wir uns auch sagen sollen? Zum Glück begann sich mein Gefühlschaos nach zwei Tagen allmählich zu beruhigen.

Zumindest dachte ich das, bis ich nachts davon aufwachte, dass ich seinen Namen murmelte. Auch Simon wurde wach. Ohne mich anzusehen packte er seine Sachen, legte den Haustürschlüssel auf den Küchentisch und verschwand nach 12 Jahren spurlos aus meinem Leben.


Ist eine tiefe Freundschaft zwischen einem Mann und einer Frau, die durch Sex kaputtgehen könnte, im richtigen Leben je vorgekommen, oder handelt es sich da um ein Märchen, das Abfuhren mit ein paar tröstlichen Worten begleiten soll?

Simon spielt in dieser Geschichte eine sehr undankbare Rolle. Er hat keinerlei Eigenschaften. Wir erfahren nur über ihn, dass er oft nicht da ist und dass die Protagonistin ihn nicht um sich haben will. Sie murmelt im Schlaf einen anderen Namen und plötzlich - hokuspokus - ist er auch schon wieder weg. Er erfüllt in der Geschichte die Aufgabe, die Protagonistin sich mies fühlen zu lassen. Anscheinend mit wenig Begeisterung, da ein im Schlaf geflüstertes Wort ihn schon die Flinte ins Korn werfen lässt. Sicherlich ist die Protagonistin am Scheitern dieser Beziehung völlig unbeteiligt und ihr Unglück hat gar nichts mit ihr zu tun, sondern nur mit Simon. ;)

Ich finde, mehr Konflikt könnte die Geschichte spannender machen: Paul gegen Simon. Oder Love to Go könnte kein Getränk, sondern ein Rezept sein: Sei nett zu einem Mann! Unterstütze ihn! Bewundere ihn!

Fazit: In dieser Form wirkt die Geschichte auf mich zu glatt und stellenweise unnatürlich. Trotzdem gern gelesen.

Berg

 

Hi weltenläufer,

du gibst dir ja echt Mühe mit mir! Hoffentlich habe ich jetzt alle Klöpse getilgt, versucht habe ich es jedenfalls :-). Nochmals danke,

ciao,

Eva


Lieber Anakreon,

den Tipp mit dem Zeilenwechsel von dir und weltenläufer habe ich beherzigt. Tja, mit Simon mag ich mich nicht recht befassen, wegen der sonst nötigen Länge des Textes. ich glaube, der ist halt einfach vom Lover zum WG-Partner mutiert in den Jahren und spürt das längst schon selbst. Deshalb ergreift er die Chance, schnell zu verschwinden und auch für sich was Passenderes zu finden (oder hat es schon?).
Danke für's Lesen und Kommentieren! Eine gute Zeit in der Schweiz,

liebe Grüße,

Eva


Hallo Berg,

erwischt!
Das sieht nicht nur nach Anfänger aus, das ist auch so. Echt schön, dass du mir beim Ausmerzen von sowas hilfst! Weniger glatt kriege ich diese Geschichte wohl nicht mehr hin, da sie auch meiner eigenen Erholung diente. Aber ich merke es mir trotzdem - für das nächste Mal.

Vielen Dank und viele Grüße,

Eva

 

Hallo eva
Das "Love to go" hat mich verführt. Doch einige Formulierungen und Ausführungen stoppten meinen Lesefluss und die Annäherung an die Figur, weil sie für mich doch wenig dazu beitragen, die Handlung voran zu treiben.

Ohne Eile schlenderte ich dahin und betrachtete dabei in den Schaufenstern das Spiegelbild einer unzufriedenen, mageren Frau. Sie hatte, ich hatte den Gesichtsausdruck einer überforderten Lateinlehrerin, obwohl ich in zwei Stunden dynamisch und eloquent für unsere Sportwagenkampagne werben sollte. Das konnte ja was werden!

Das Fett gedruckte soll wohl offenbaren, was die Erzählerin von sich hält und wie sie aussieht.
Mich bringt das raus. Eine überforderte Lateinlehrerin kann ich mir nicht vorstellen und das Wort eloquent ist wie auch die dazugehörige Sportwagenkampagne für mich ein eingestreutes, zufälliges und beliebiges Detail, weil es die Figur nur an der Oberfläche beleuchtet.

Da finde ich den Einstieg

Um ein gemeinsames Frühstück zu vermeiden, hatte ich mich an diesem Morgen schon viel zu früh auf den Weg zur Arbeit gemacht. Das Beste an Simon war, dass er öfter mal auf Geschäftreise ging und so würde ich ihm auch heute Abend nicht begegnen.

schon knackiger. Mit zwei Sätzen wird auf den Punkt gebracht, dass es hier um eine Beziehung geht. Diese Beziehung läuft nicht gut. Die Protagonistin vermeidet die offene Auseinandersetzung mit einem Konflikt.

Mein Vorschlag in der Art was ich meine wäre
Ohne Eile schlenderte ich dahin und betrachtete dabei in den Schaufenstern das Spiegelbild einer mageren Frau. Sie lief gekrümmt und mit hängenden Schultern. Das Gesicht war ein fahles Oval im grauen Winterlicht. In zwei Stunden sollte sie mit breitem Lächeln für eine Sportwagenkampagne werben müssen. Ich trat näher an die Scheibe heran,´ich muss mir dringend noch die Lippen nachziehen und Rouge auflegen! Sonst wird das heute nichts.` und betrachtete die Auslagen. Ins Auge aber sprang mir:
Unser Angebot der Woche: Love to go.

Wie du sicher bemerkt hast, habe ich mit diesem Vorschlag einiges "an Geschichte" weggelassen.

Persönlich halte ich die Fahne für "kurze" Geschichten hoch. Doch was ich für künstlich aufgebläht halte, mag ein anderer für wichtig erachten.

Mein Tipp an dich. Überlege, wo man den Text vielleicht straffen könnte, damit er knackiger wird.

Das Ende war mir zu beliebig. ZU Happy. Und irgendwie auch trivial. Nach dem Motto: Mit Simon ist es scheiße, Frau kneift, eine Entscheidung zu treffen, tausche einfach nur den Partner und der Konflikt löst sich in Luft auf.

LG, GD

 

Servus Eva,

Verkneif dir einen Kommentar, offshore, dachte ich vorgestern nach dem ersten Lesen, du gehörst definitiv nicht zur Zielgruppe, lass es bleiben.
Abends dann sah ich, dass es weltenläufer ähnlich gegangen war, er sich aber nicht hatte abhalten lassen, sich zur Geschichte zu äußern. Und weil er, und dann auch Markus, einiges kritisierten, das auch mich störte, konnte ich mich sozusagen entspannt zurücklehnen und den Knüppel im Sack lassen.
Nachdem nun aber die weiteren Kommentare eher wohlwollend ausfielen, und in keinem die in meinen Augen größte Schwachstelle des Textes beanstandet wurde, will ich jetzt doch noch ein Korrektiv dazu setzen und ein wenig lästern.
(Und ja, stünde die Geschichte in der Abteilung Fantasy & Märchen, würde ich mich wohl kaum dazu äußern, weil ich sie dort wahrscheinlich gar nicht gelesen hätte …)

An sich hast du ein interessantes Thema. Es kann durchaus spannend und erzählenswert sein, wenn sich eine über viele Jahre bewährte Freundschaft plötzlich und unerwartet in eine Liebesbeziehung verwandelt. Dieses Wunder, das sich Neuentdecken zweier Menschen, die sich zu kennen meinten, und die Unsicherheiten und Irritationen, die sich für die beiden daraus ergeben, wären allemal Stoff für eine interessante, romantische Geschichte. So gesehen ist sie in dieser Rubrik hier natürlich richtig.

Aber für mein Gefühl machst du es dir etwas gar zu leicht: Anstatt dir realistische, glaubwürdige Konflikte und Geschehnisse einfallen zu lassen, erfindest du diesen ominösen Zaubertrank.
Und das finde ich ehrlich gesagt nicht nur ausgesprochen albern, sondern auch schade, weil du die Möglichkeit verschenkst, eine Geschichte zu erzählen, die Hand und Fuß hat.
Vielleicht stelle ich die falschen Ansprüche, aber in dieser Rubrik will ich von, meinetwegen unwahrscheinlichen, aber doch glaubhaft möglichen Geschehnissen lesen, und nicht von Zaubertränken, Feen und ähnlichem Hokuspokus.
Die wahre Liebe als eine Art Wunder zu begreifen, ist eine Sache, aber sie einfach herbeizuzaubern, ist mir dann doch ein bisschen zu billig.

Dass ich nach der wochenlangen Beschäftigung mit dem „Witwer“ momentan etwas kitschallergisch bin, ist natürlich nicht deine Schuld, insofern brauchst du mein hartes Urteil nicht allzu ernst zu nehmen.

Aber vielleicht bietest du mir ja bald wieder etwas weniger „Paranormales“, mit dem ich mehr anfangen kann. Das würde mich freuen.

offshore

 

Hallo Goldene Dame,

vielen Dank für deine Anmerkungen. Und schön, dass dir was gefallen hat an der Geschichte. Momentan bin ich krank, sobald es besser geht werde ich mich bemühen, etwas von deinen Anregungen einzuarbeiten.

Viele Grüße,
Eva


Hi offshore,

das ist gut, dass du doch noch deine Kritik an die Frau gebracht hast!
Ja, für mein eigenes Wohlbefinden habe ich die Magie der Liebe tatsächlich in wunderwirksame Kräuter gepackt - das muss man nicht mögen und ich selbst mag sowas nur ab und zu. In diesem Fall war das eine Art Selbstmedikation.

In die märchenhafte Ecke habe ich es nicht gestellt, weil mir der Zauber nur als eine Nebensache erschien - das hätte auch ein das Selbstbewusstsein aufbauendes Erlebnis ganz realistischer Art sein können. Oder die richtigen Impulse einer guten Freundin. Sei's drum, Phantasterei (im Sinne von Fantasy) wird bei mir die Ausnahme bleiben. Hier xe ich sie aber nicht weg.
Danke nochmal,

Beste Grüße,

Eva

 

Servus Eva

Evaluisegroh schrieb:
weil mir der Zauber nur als eine Nebensache erschien …

Nebensache? Na ich weiß nicht recht. Diese Nebensache ist ja das eigentliche Gerüst, an dem du die Geschichte hochziehst, der Kern sozusagen, aus dem die Handlung dann keimt, und für mich war sie der ausschließliche Grund, die Geschichte einfach nicht ernst nehmen zu können.

... das hätte auch ein das Selbstbewusstsein aufbauendes Erlebnis ganz realistischer Art sein können. Oder die richtigen Impulse einer guten Freundin.

Genau. So hätte es eventuell auch für mich einen Fuß machen können.

Na ja, beim nächsten Mal dann, okay?

offshore

 

Hey Eva,

ach ja, so rosa-Geschichten. Ganz wie der Kaffee im Pappbecher, nehme ich die ab und an auch schon mal mit. Es gibt aber jede Menge Frauen, die mögen das, wenn die sich vielleicht auch weniger auf dieser Seite finden, aber sie ermöglichen vielen Verlagen das Überleben ;).

Ich finde den Laden toll. Ich fand Love to go toll, weil Simon dann auch geht. Also, der Wortwitz darin gefällt mir. Am Ende hätte ich es allerdings irgendwie witzig gefunden, wenn sie da auf Paul, die wahre Liebe wartet, und statt dessen kommt Simon wieder :). Aber da hätte man noch eine menge zu den beiden erzählen müssen, um den Bogen dann auch sauber zu spannen.

Zwei Sachen möchte ich Dir gern für die Geschichte und das Schreiben allgemein mitgeben.

1. Deine Dialoge klingen sehr künstlich. Jetzt ist Dialog aber auch etwas, was nicht jedermanns Sache ist und die auch wirklich schwer sind. Also, mal was übers Dialoge schreiben im Internet suchen, sich selber zuhören, die mal durchquatschen vor dem aufschreiben, hier, wenn Du eine Geschichte findest, in der die für dich gut funktionieren, analysieren. Wiewiel Beitext, was für ein Beitext. Wie reden die? Lange Sätze, kurze Sätze? Woran unterscheiden die beiden Sprecher sich - sprachlich.
Das ist viel Übung mit Dialogen, und wie gesagt, gute Dialoge sind sehr schwierig. Da muss man viel üben.

2. Adjektive/Füllwörter
Prüfe bei jedem Adjektiv, ob du das wirklich benötigst. Funktioniert der Satz auf gleiche Weise auch ohne das? Die Frage sollte man sich immer stellen, ist Fleißarbeit, hilft dem Text aber.

Textkram:

Das Beste an Simon war, dass er öfter mal auf Geschäft(s)reise ging

da fehlt das -s-

Sie hatte, ich hatte den Gesichtsausdruck einer überforderten Lateinlehrerin, obwohl ich in zwei Stunden (dynamisch und eloquent) für unsere Sportwagenkampagne werben sollte. (Das konnte ja was werden!)

die überforderte Latainlehrerin - tolles Bild - kurz, knapp, präzise
alles was in Klammer steht, liest der Leser im Unterbewussten mit, weil werben schon dynamisch und eloquent als solches fordert und der letzte Satz ist wertend, der fasst ihr Gefühl nur zusammen und schreibt den in roten Leuchtbuchtaben noch mal hin. Solche Sätze lesen sich dann auch wie in roten Leuchtbuchstaben.

Versunken in (diese etwas trübsinnigen) GedankenKOMMA wurde ich von der Veränderung des (kleinen) Ladens an der Ecke überrascht.

Jetzt aber: Die zerborstenen Fensterscheiben waren ersetzt und die Schmierereien an der Fassade sorgfältig übertüncht worden. Ein glänzendes Schild verkündete in großen Lettern: Kommenden Samstag Neueröffnung: „Alles rund um Liebe und Liebelei“.

Die zerborstenen Fensterscheiben waren ersetzt und die Schmierereien an der Fassade übertüncht worden. Ein Schild verkündete: Kommenden Samstag Neueröffnung: Alles rund um Liebe und Liebelei.

Und so weiter. Da fehlt ab und an noch ein Komma bei der wörtlichen Rede, aber die findest Du.

Also, ich fands nett. Ich mag den Laden!
Beste Grüße, Fliege

 

Hi lieber offshore und liebe Fliege,

momentan bin ich krank und kann kaum aus den Augen gucken. Deshalb antworte ich erst später. Bis dahin euch eine gute Zeit!

Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo offshore,

ja, so unwichtig ist der Laden für die Geschichte doch nicht, da hast du Recht. Realistischeres liefere ich demnächst einmal, allerdings kam ich durch Bemerkungen von M.Glass auf Ideen zu einer dunkleren Variante dieser Geschichte - und die muss ich zuvor noch loswerden. Also, dann bis zum übernächsten Mal,

viele Grüße,

Eva


Ciao Fliege,

vielen Dank für deine guten Tipps, ich habe versucht, sie einzuarbeiten. Und Dialoge lerne ich auch noch :-)! Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat,

beste Grüße,

Eva

 

Hallo Eva,

hat mir gut gefallen, deine Geschichte! Nun gut, etwas vorhersehbar, der Auszug von Simon auch etwas unglaubwürdig, aber alles mit Selbstironie durchbrochen, das mag ich.

‚Ach ne‘, dachte ich, ‚muss das sein, ein Sexshop hier um die Ecke? Da hab ich ja nichts davon, schon allein wegen der Nachbarn. Wäre echt peinlich, wenn die mich da reingehen sehen.'
hehe

Auch der Running Gag mit den Spiegelbildern hat mich erheitert.

Trotzdem war ich in gehobener Stimmung, vermutlich wegen der verschiedenen bunten Pillen und Kräutermischungen, die sie mir verabreicht hatte (und die hoffentlich alle legal waren!).
finde ich auch witzig, nur die Klammer stört mich. Vllt eher so:
Trotzdem war ich in gehobener Stimmung, vermutlich wegen der verschiedenen bunten Pillen und Kräutermischungen, die sie mir verabreicht hatte - und die hoffentlich alle legal waren.

Schön finde ich den Anflug des Märchenhaften, der dann wieder durchbrochen wird in der Form der bezaubernden Jeannie, die aber dunkle Haare hat. Das gefällt mir besser als das "Wahrheit statt Werbung". Insgesamt fand ich das aber nicht zu aufdringlich.

Gruß, Elisha

 

Liebe Elisha,

das freut mich, dass dir die Geschichte Spaß gemacht hat! Danke für deine Gedanken und Vorschläge, bei Simon deute ich jetzt an, dass er auf eine Möglichkeit zu gehen schon gewartet hat. Ob's dadurch realistischer wird?

Diese Geschichte ist auch die 'eigentliche', die Variation gibt's, eben weil hier alles so glatt läuft und vorhersehbar. Nachdem du mich, nicht als erste, darauf aufmerksam gemacht hast, habe ich wirklich darüber gegrübelt, wie der Plot überraschender werden könnte. Leider, bisher fiel mir noch nichts dazu ein - vielleicht, weil sie eine Erholungsstory für mich selbst werden sollte. Aber ich denke noch weiter drüber nach.
Nochmals danke für dein Lesen und Kommentieren;

beste Grüße,

Eva

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom