»Alles im Griff«, eine Business Soap von Martin Suter
In seinem jüngsten Werk legte Martin Suter erneut eine Geschichte vor, die sich brillant einfach und zugleich raffiniert verschlungen in den Etagen der Business Class etabliert. Die Hemmungen, Vorurteile und Ängste, welche einem neuen Kadermitarbeiter in der Firma beim ersten Rundgang begleiten, wird dem karrierebedachten Mittelklasseaufsteiger zum ernüchternden Einstieg, und enthemmen sich bald. Die Bandagen von Unfairness und Hinterlist entfalten ihr Intrigenspiel. Plausibel und der Geschichte förderlich ist, dass es bei diesem Machtkampf nicht auf gleicher Hierarchieebene bleibt, sondern von der Empfangsdame über den Sicherheitsbeauftragten bis zum CEO alle ihren Instinkten, die die erfahrene Sozialisation vertuscht, gehorchen, Vorteile für sich erstrebend. Dabei zeigt der Autor mit sicherem Gespür und psychologischem Feinsinn, wie simpel Extreme sich durch einen Willen zur Macht ausbilden und den Menschen beherrschen können. Die Entwicklungen in der Geschichte fügen sich nahtlos und führen den Leser in dieser vorgeblich sehr trockenen Materie, mit faszinierendem Amüsement bis zum bitteren Ende.
Im Erzählstil ist die Geschichte wie bei Suter üblich, mit einer sehr angenehmen Vortragsweise dargelegt. Dass er dabei ironisch dieser Umgebung Rechnung trägt, nicht nur Titel, sondern auch manch kurzen Gedanken dem Geschäftsleben angepasst überspitzend als Anglizismen einbringt, unterstreicht für den Leser die fiktiv fühlbare Erfahrung dieser sich selbst hochstilisierenden Klasse.
[Martin Suter, Alles im Griff, Diogenes Verlag Zürich]