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30 Grad im Schatten

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09.06.2015
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30 Grad im Schatten

Der Getränkeautomat streikt wieder einmal. Roman bearbeitet ihn kräftig mit den Fäusten. Eine Getränkedose landet schließlich mit Gepolter im Ausgabefach. Als er sich umdreht, sieht er mich.

Ich mag diesen jungen Mann, dem ich seit einigen Wochen in regelmäßigen Abständen begegne. Das Gelände der Universität ist weitverzweigt, die Hörsäle auf unterschiedlichen Etagen verstreut. Es ist schon fast ein Wunder, dass Roman nun mit einer Dose Coca Cola vor mir steht und mich anlacht.

Heute ist einer dieser unerträglich heißen Tage, an denen die Kleider am Leib kleben und man drei Mal unter der kalten Dusche steht. Im Hörsaal dämmerten die Studenten dahin, während der Dozent lustlos sein Pensum absolvierte. Ich hatte große Mühe der bleiernen Müdigkeit Herr zu werden, die mich ohne Gnade zu überfallen drohte.

Jetzt, wo ich zuschaue, wie Roman die Dose schlürfend an seinen Mund hält, werde ich wieder munter.
"Roman, was machst du heute Nachmittag?" frage ich, bemüht recht harmlos zu klingen.
Roman wischt sich die Feuchtigkeit mit dem Handrücken vom Mund ab und diese dann an seine Bermudas.
"Hab mir darüber noch keine Gedanken gemacht." sagt er.
Dabei sehe ich diesen winzigen, klitzekleinen Funken in seinen Augen blitzen.
Jetzt wage ich den direkten Angriff.
"Schwimmen gehen, wäre schön. Oder nicht ?"
Mein süßestes Lächeln verströmend hoffe ich, dass er anbeißt.
Roman erwidert nicht gleich etwas. Er scheint nachzudenken.
" Warum nicht? ", sagt er schließlich.
Jetzt bewegt er sich einen Schritt auf mich zu. Ja warum nicht, das frage ich mich auch.
" Du meinst wir beide?", jetzt grinst er.
Mein Herz schlägt etwas schneller. Nervös streiche ich eine vorwitzige Locke aus der Stirn.
"Ja, Roman, so hab ich mir das vorgestellt. Du kannst doch schwimmen?"
Jetzt lacht er. "Natürlich nicht, Biggi, so heißt du doch? Ich denke, du wirst mich retten."
Gemeinsam schlendern wir zum Parkplatz. Roman zu seinem Motorrad, ich zu meinem Mini.
"Also dann um Drei im Waldschwimmbad !"

Die zwei Stunden, die dazwischen liegen, verbringe ich in einer Boutique, um mir einen neuen Bikini zu kaufen. Ich finde einen gelben mit weißen Punkten. Er sitzt ziemlich knapp. Roman wird er gefallen, denke ich.
Anschließend kaufe ich mir ein Eis und spaziere durch den Park.

Zurück in meiner Studentenbude packe ich Handtücher,
Getränke und Sonnenmilch in eine Tasche, dann ist es auch schon Zeit, mich auf den Weg zum Schwimmbad zu machen.

Als ich, genau um fünf Minuten nach drei Uhr mit meinem roten Mini auf dem Parkplatz des Waldschwimmbades ankomme, sehe ich ihn schon stehen. Roman läuft mir entgegen und zeigt mir eine freie Parknische. Er begrüßt mich mit einer leichten Umarmung.
Der Duft seines Rasierwassers schmeichelt meiner Nase. Herb und frisch. Es gefällt mir.
In dem weißen T-Shirt und den nackten Füßen in den Sandalen sieht er zum Knuddeln aus. Der Fahrtwind hat sein Haar zerzaust, zu gerne würde ich mit zehn Fingern hineinfahren.
Roman schultert eine große Badetasche und klemmt sich die Wolldecke unter den Arm.

Das Geschrei der Badegäste weist uns den sicheren Weg zum Eingang. Im Schwimmbecken tummeln sich Hunderte von Menschen. Aus dem Wasser steigt Chlorgeruch, der sich mit Sonnenmilch vermischt. Wir steigen über Decken, Beine und Kinderspielzeug, bis wir ganz hinten am Zaun einen freien Platz unter den Bäumen finden.
“Hier ist es schön!”, erklärt Roman und breitet die Decke aus.
Er setzt sich hin und zieht sein T-Shirt und seine Bermudas aus.
“ Mach schnell, Biggi!”
Etwas umständlich versuche ich unter meinem Sommerkleid in den Bikini zu schlüpfen. Ich weiß, dass er mir gut steht, zu meiner braunen Haut. Als ich es endlich geschafft habe, lege ich mich bäuchlings neben Roman. Lange liegen wir regungslos nebeneinander.
“Du bist süß, Biggi”, flüstert er in mein Ohr.
Ich drehe mich ihm zu und lächle. Sein Gesicht ist jetzt so nah, dass ich seinen warmen Atem an meinem Hals fühlen kann. Roman schaut mir tief in die Augen. Als er meine Hand berührt durchzuckt es mich wie ein Blitz. Er hat einen schönen, sinnlichen Mund.
Wir liegen auf der Decke, mitten unter all den Menschen und plötzlich habe ich den Wunsch, diesen Mund zu küssen. Roman betrachtet mich ernst. Bemerkt er das leise Zittern meiner Lippen?
Sachte zeichnet er mit seinem Zeigefinger die Konturen meines Mundes nach. Lässt ihn über meinen Hals hinunter gleiten zu dem kleinen Grübchen, in dem sein Finger Kreise zieht.
Roman flüstert meinen Namen, als sei er in seinen Klang verliebt. Unsere Körper drängen sich aneinander. Wir fangen an, uns zu küssen, falls man so leicht gehauchte Berührungen als Küsse bezeichnen kann.

Längst hat sich der Himmel über uns verdunkelt, ohne dass wir es merkten. Innerhalb weniger Minuten verändert sich die Situation schlagartig. Eine tiefschwarze Wetterwand zieht am Horizont auf. Das Grollen eines nahenden Gewitters vertreibt die letzten Badegäste. Plötzlich sind wir ganz allein auf der Wiese, ganz hinten am Zaun.
Als seine Hand mich berührt, durchfährt es meinen Körper wie die Entladung der Elektrizität am Himmel.
Ich schließe die Arme eng um ihn und genieße die Wärme und Festigkeit seines Körpers. Ein heftiger Windstoß fährt über uns hinweg. Ich spüre den Funken der Wollust in mir aufsteigen. Unsere Lippen verschmelzen miteinander. Unser Atem geht schneller. Nach Luft ringend öffne ich die Augen. Er schaut mich an und lächelt.

Wir raffen unsere Sachen zusammen und fangen zu rennen an. In meinem Mini finden wir Schutz vor dem heftigen Regen, der sich über der Stadt entlädt.

 

Hallo Amelie,

das ist eine nette romantische Geschichte, allerdings fehlt mir hier der Konflikt. Es ist fast schon eine alltägliche Erzählung. Da fehlt einfach ein wenig die Spannung.


Viele Grüße

Saana

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Saana, ein Konflikt war nicht geplant und spannend sollte es auch nicht sein. Bitte betrachte die Story als Schreibübung bei 30 Grad im Schatten.:D

Herzlichen Dank dass du die Geschichte an Land gezogen und sie vor dem Untergang bewahrt hast. Ich freue mich!

Ein kaltes Glas Prosecco schicke ich dir!
Amelie

 

Nun ja, deine Geschichte erinnert an schöne, leichte Sommertage. *träum*

Bei dem Wetter hätte ich gerne ein ganzes Fass kalten Prosecco :D

 

Roman, ich grüße dich und bedanke mich für deinen witzigen Kommentar. Alles was ich dazu schreiben könnte würde deinen Text verwässern. Es ist alles gesagt, du hast alles auf den Punkt gebracht ---- und mich zum lachen. :lol: Danke!


Einen sonnigen Sonntag!
Amelie

 

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